Montag, 26. November 2012

Wu-Tang Clan & D-Block - Wu Block (Review)


Der Wu-Tang Clan trifft auf den D-Block und die Anspannung steigt. Werden die freudigen Erwartungen mit hinreißendem, geradlinigem Rap belohnt, wie man ihn angesichts musikalischer Auswüchse a la Techno-Rap lange nicht mehr serviert bekam? Nun, wenn zwei von N.Y.s ehrwürdigsten Gruppen aufeinander treffen, scheint diese Vorstellung zumindest nicht ganz abwegig. Klar ist bereits im Vorfeld, dass bei einem solchen Projekt nicht jeder in selben Maße präsent sein kann und so sind es vor allem Ghostface Killah auf der einen und Sheek Louch auf der anderen Seite, die dem Album ihren Stempel aufdrücken und keine Gelegenheit auslassen, ein paar Zeilen in die Booth zu hauen.

Bereits der Beginn ist ein kleines Schmankerl, wenn auf dem trocken produzierten "Crack Spot Stories" Zuhören dank Ghostface, Rae, Jada und Sheek zur Pflicht wird und nur wenig später auch Method Man auf dem düster gehaltenen "Pull Tha Cars Out" ins Geschehen mit eingreift. Womit man auch gleich zum wohl größten Plus von "Wu Block" kommt, der Atmosphäre. Sei es ein "Guns For Life", ein bedrohlich arrangiertes "Comin For Ya Head" oder auch einfach nur ein komplett laid back gehaltenes "Drivin Round" mit der bezaubernden Erykah Badu und einem gewohnt konsequenten GZA - stets ist der Moment wunderbar eingefangen und das Hörerlebnis geradezu greifbar. Eine klasse Leistung, da konnten in der jüngeren Vergangenheit nicht viele Veröffentlichungen mithalten.

Natürlich erfindet die Symbiose aus W und D das Rad nicht neu. Thematisch wandern beide Parteien auf den sicheren Pfaden des Street-Raps, sprich eine Hand voll Coka hier, die ein oder andere Lady dort und das übergroße Ego, wie man es von Rappern klassischerem Schlages erwartet. So fühlt sich "Wu Block" weniger modern an, als es ist und setzt ganz gewollt zurück in eine andere Zeit. Wir sprechen hier nicht zwingend  von den frühen Neunzigern, wohl aber die frühen 2000er, die angesichts heutiger Zustände bereits unglaublich weit weg zu sein scheinen. Das hier ist kein Rap, der sich des House bedienen muss. Das hier sind keine Rapper, die Masken als Gimmick nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. Das hier ist geradliniger, simpler und konsequent umgesetzter Straßenrap aus den Straßen New Yorks, trocken wie ein Martini und immer wieder belebend wie ein Spaziergang durch den Central Park. Herrlich.

Sonntag, 25. November 2012

Danger - Classic N.Y. Hip Hop Anthems (Review)


Sampler rufen fast immer zunächst unschöne Gedanken an fragwürdige Bravo Black Hits hervor, nur selten denkt man dabei an gelungene Zusammenstellungen wie vorliegendes Beispiel, das achtzehn Stücke klassischer New Yorker Machart zusammenführt. Besonders gut gefällt dabei, dass nicht ausschließlich auf die großen Namen gesetzt wurde, die ohnehin jedermann bereits kennt, sondern auch weniger bekannte Namen des großen Apfels ihre Tracks präsentieren dürfen. So finden sich neben Busta Rhymes, Gang Starr, Naughty By Nature oder dem Wu-Tang Clan auch Screwball, Blahzay Blahzay, The Artifacts oder Mad Skillz auf der CD. Zwar werden alteingesessene Hörer, wie das bei Samplern in aller Regel der Fall ist, den Großteil der Songs bereits ihr Eigen nennen und so keinen Kaufgrund erkennen können. Wer jedoch gerade erst dazu gestoßen ist, findet hier eine angenehm gelungene Auswahl an Eastcoast-Sounds, die damals wie heute zu überzeugen wissen.


Donnerstag, 22. November 2012

Pitbull - Global Warming (Review)



Pitbull hat es geschafft. Vom Spanisch rappenden Gimmick, hat er sich dank Dauerpräsenz auf so ziemlich jedem Pop-Album zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Künstler der Jetzt-Zeit gemausert. Eine Entwicklung, die Spuren hinterlassen hat und neben vielen Vorteilen für den Künstler auch so Nachteile mit sich brachte. Nahm man Pitbull zunächst noch als mehr oder weniger ernstzunehmenden Künstler wahr, ist er heute kaum mehr als eine Marionette des Pop-Marktes, die jeden Trend mitnimmt, jährlich Alben raus haut und dabei immer weniger Rap im eigentlichen Sinne verkörpert. Dies gipfelt nun in „Global Warming“ – zwölf Stücke kurz (16 auf der Deluxe Edition), zeigt es, wie es um den einstigen Rapper heute steht. Gerade einmal zwei Tracks ohne Feature lassen darauf schließen, dass ihm schlicht die Inspiration und der Mut fehlen, es alleine anzugehen. Stattdessen gibt es Gastauftritte von Christina Aguilera, Chris Brown, Usher und Enrique Iglesias und ein buntes Allerlei von all dem, was derzeit trendig ist und sich gut vermarkten wie verkaufen lässt.
Alles beim Alten möchte man meinen und nimmt mit gedämpften Erwartungen nervige Hooks („Don’t Stop The Party“), dumpfe Features („Feel This Moment“ mit Xtina) und das verwursten bekannter Melodien zur Kenntnis. Tatsächlich ist das titelgebende Intro, eineinhalb Minuten kurz, mit seinem Macarena-Beat noch das beste Stück Musik auf dem Album. Ordentlich nach vorne gehend, macht es fast schon Lust auf sinnfreie, krachende Gute-Laune-Party. Leider legt es damit jedoch nur noch deutlicher offen, wie schlicht und öde die übrigen Stücke sind. Besonders vorhersehbar sind die biederen Pop-House-Hybriden „Party Ain’t Over“ und „Last Night“, die nüchtern betrachtete ein und derselbe Song sind, einmal mit männlichem (Usher) und einmal mit weiblichen Gast-Part. Getoppt wird dies nur noch vom hingeklatschten „Tchu Tchu Tcha“, wenn mit Iglesias auf der Michel Telo/Gustavo Lima-Welle geritten wird und dem komplett niveaulosen „Everybody Fucks“ mit Akon auf der Deluxe Edition. Fazit: eintönig, unecht und in jeder Hinsicht austauschbar.

Donnerstag, 1. November 2012

Homeboy Sandman - First Of A Living Breed (Review)



Wenn man als Rapper als Queens, New York, kommt, dann hat man es nicht leicht. Die Konkurrenz ist groß wie auch die Geschichte von Queens. Umso erstaunlicher ist es also, wenn es ein nach heutigen Maßstäben alter Recke schafft, aus der Masse an Untergrundhelden in die elitäre Liga der MCees aufzusteigen. Homeboy Sandman hat es geschafft. Einem größeren Publikum erst Mitte 2010 durch das Album „The Good Sun“ bekannt geworden, gelang im letzten Jahr der Sprung zu den renommierten Steinewerfern um Peanut Butter Wolf, über dessen Label jüngst „First Of A Living Breed“ erschien. Vierzehn Stücke stark, knüpft es dort an, wo Sandman zuletzt aufgehört hat und setzt dabei wieder auf alte Bekannte an den Reglern, die für ein zumeist illustres Hörerlebnis sorgen, bei dem Homeboys Stimme stets die Hauptrolle spielt. Wer sich nun die Frage stellt, weshalb es dem guten Mann noch nicht gelungen ist, in die ganz großen Fußstapfen zu treten, dem sei vorausgesagt, dass Sandmans Art zu reimen – oftmals sehr schnell – nur allzu oft für eine regelrechte Reizüberflutung sorgt, insbesondere dann, wenn auf einem nicht minder beanspruchendem Instrumental aus den Händen Oddisees gerappt wird („Watchu‘ Want From Me?“). Gerade zart besaitete Hörer, die eingängige Hooks und geradlinig vorgetragene Lines lieben, dürften hiermit überfordert sein.
Wer damit kein Problem hat, dem eröffnet sich erneut eine wunderbar verspielte Welt, voll mit sphärischen Klängen („Rain“), einem an die Jüngsten gerichteten Track mit Kreativ-Beat sondergleichen („For The Kids“) und Oh No, der für den Titeltrack wieder einmal einen seiner besseren Instrumentale zum Besten gibt, welches lediglich in der Hook regelrecht versaut wird. Überhaupt sind es allenfalls die Kleinigkeiten, die Punkte kosten. Wenn es auf „Sputnik“ zu verquer vorangeht, so dass sich Künstler wie Hörer im Konstrukt verliert oder auf „Eclipsed“ die Nerven ein wenig zu sehr strapaziert werden. Dass man ihm ein „Not Really“, auf dem er davon erzählt, dass sich nichts Wesentliches verändert hat, dennoch abkauft, liegt daran, dass eben dieser Eindruck dem Hörer erfolgreich vermittelt wird. Ganz in Ordnung.