Das Jahr 2010 fiel in vielerlei Hinsicht überraschend positiv aus. Besonders was die Veröffentlichungen angeht, wurde jede Menge hochwertige Musik veröffentlicht, die ihren Preis in allen Belangen wert war/ist. Darunter internationale Größen (Kanye West), nationale Helden (Kool Savas, Olli Banjo), aber auch (bis dato) weniger bekannte Namen wie die Inflabluntahz, Negundo oder Boshi San.
Wie fiel das (bald) hinter uns liegende Jahr für euch aus? Was waren eure Highlights und Pflichtkäufe? Gab es Veröffentlichungen, die euch - positiv wie negativ - besonders überrascht haben? Erwartungen, die ihr an Alben hattet, die bitter enttäuscht wurden? Und natürlich nicht zuletzt die Frage, ob es bereits Ankündigungen für 2011 gibt, auf die ihr schon jetzt gespannt seid?
Abschließend möchte ich mich bei allen Partner, Unterstützern und Lesern recht herzlich für das Jahr 2010 bedanken. Nur mit eurer Hilfe ist es mir möglich, den Blog am Leben zu halten und ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr zur selben Zeit noch immer hier schreiben werde. Kommt gut ins neue Jahr und wir lesen uns in alter Frische im Januar wieder - mit weiteren Reviews und mehr, versprochen.
One,
Jai
Ein Blog für alle, die sich leidenschaftlich und ernsthaft mit Hip Hop im Allgemeinen und Rap im Speziellen auseinandersetzen.
Donnerstag, 30. Dezember 2010
Donnerstag, 9. Dezember 2010
Cres - Hip Hop Changed My Life
Denkt man an Spanien, so kommt nicht wenigen Deutschen zunächst Mallorca in den Sinn. Lockere Urlaubsatmosphäre, jede Menge Alkohol aus Eimern konsumiert und eine ganze Flut an simplen Mitsing-Liedern, die dort die Discotheken beschallen. Spanischer Rap ist hingegen nur wenigen geläufig und das, obwohl es mehr als nur eine Hand voll hochgradig talentierter Rapper gibt. Einer der vielleicht interessantesten Akteure ist der aus der Hafenstadt Alicante kommende Rapper Cres, der mit „Hip Hop Changed My Life“ dieses Jahr ein Album an den Start brachte, das wertvoller wohl kaum sein könnte. Und somit durchaus als Vorzeigeexempel für handwerklich tadellosen Rap stehen kann, an dem auch Menschen gefallen finden können, die der spanischen Sprache nicht oder nur bedingt mächtig sind.
Nun, was macht diesen Cres so einzigartig? Die Antwort ist ebenso vielsagend wie einfach, er denkt international und beschränkt sich nicht einzig auf die nationale Rapszene. Zwar ist auch er ein spanischer MC wie er leibt und lebt, verschließt sich jedoch nicht vor weiteren Einflüssen, vorzugsweise natürlich aus dem Mutterland des Rap, den Vereinigten Staaten. Belege hierfür sind unter anderem Gastspiele von Mykill Miers, Kev Brown und Termanology, sowie Produktionen von M-Phazes, Illmind und Symbolyc One. Ergänzt durch spanische Features und einige auf englische gerappte Strophen von Cres, die bisweilen nahtlos in seine spanischen Lyrics, die man zum Teil im Booklet nachlesen kann, übergehen.
Vom Klangbild her, lässt sich „Hip Hop Changed My Mind“ bereits mit Hilfe des Intros umschreiben: ein reduziertes Instrumental, wie es zeitloser wohl kaum sein könnte, ergänzt durch Cres’ feine Zeilen, die seine Liebe zur Kultur deutlich zum Ausdruck bringen. Wird hier das Genick noch vergleichsweise verhalten eingeführt, folgt der erste Belastungstest sodann mit dem von Illmind produzierten „Restless“. Ein Brett vor dem Herrn, verziert durch erlesene Cuts und um einen gut aufgelegten Termanology, bietet alles, was man sich von internationalen Kollabos wünschen kann.
Im Verlaufe des Albums erkennt man immer wieder den ein oder anderen Einfluss und lernt Cres und seine Musik kennen und lieben. „Mi Habitáculo Sobre Ruedas“ ist laut Credits etwa von Neo produziert, könnte jedoch ebenso gut von Erick Sermon stammen, während „Dispersos En El Kaos“ mit treibendem Instrumental zu Werke geht, gefolgt vom positiven Vibe eines „I Love My Life“ mit Thesis, deren Stimme zu gefallen weiß. Die transatlantische Großkollabo mit Mykill Miers, Kev Brown und Elphomega wird zum rohen Stück Rap und endgültig Feierabend ist dann, wenn einer der größten spanischen Rap-Persönlichkeiten auf ein Gastspiel vorbeischaut: Toteking, mit dem ein echtes Kopfnicker-Geschoss vom Feinsten realisiert wurde, welches ein weiteres Mal den Produzentenskills von Symbolyc One geschuldet ist.
Kurz zusammengefasst, lässt sich über „Hip Hop Changed My Life“ nur Positives sagen. Musikalisch in einem kohärenten Rahmen gehalten, gibt es spanischen Rap, der gewürzt wird mit einer Portion amerikanischen Einflusses und ein Album, welches schlicht und einfach Spaß macht. Gerade wer noch nicht allzu viel von spanischem Rap mitbekommen hat, kann dies als Gelegenheit nutzen, um vorsichtig einen Einblick zu erhalten, zumal hier auch hartgesottene Ostküsten-Freunde auf ihre Kosten kommen. Rein hören lohnt sich also unbedingt.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de
Telly Tellz - Mischlingskind
Nachdem Labelkollege Nate57 in diesem Jahr bereits beachtliche Lorbeeren für sich und das noch vergleichsweise junge Label Rattos Locos einheimsen konnte, folgt mit Telly Tellz und dessen Mixtape „Mischlingskind“ der nächste Release. Dass der gute Mann alles andere als untalentiert ist, bewies er so unter anderem bereits auf Nates Album und legt nun mit fünfzehn Tracks ein ambitioniertes Mixtape vor, dass seinen Namen in die Welt hinaus tragen soll. Mit dabei sind gute Bekannte wie Reeperbahn Kareem, Boz, Babacan und natürlich Nate57. Kommen wir also ohne große Umwege zur Sache, der Musik.
Schon kurz nach dem ersten Einlegen wird man mit an britischen Grime erinnernden Beats konfrontiert, die im vorliegenden Falle jedoch alles andere als unpassend wirken. Es erweckt viel mehr den Eindruck, als habe Telly Tellz nie etwas anderes gemacht, als Beats wie „Countdown“ bzw. „Hamburg“ zu berappen. Tatsächlich ist die Palette von Tellys Repertoire weit abwechslungsreicher. Schon „Drehn Ab“ mit Nate57 ist ein als klassisch einzuordnender Track, während „Dinge Ändern Sich“ nicht nur vom Titelnamen her an Bushidos filmisches Debüt erinnert, sondern zunächst auch vom Beat her an den prominenten Berliner erinnert, was in diesem Falle jedoch positiv zu verstehen ist.
Ein echtes Highlight ist „Die Wahrheit Tut Weh“ mit Boz, das durch seine Kompromisslosigkeit mit beachtlicher Konsequenz ins Ohr geht und die große Stärke von Telly Tellz hervorhebt: das glaubhafte Schildern vom Leben in seiner Gegend plus eine gesunde Portion Straßenkredibilität ohne übermäßiges Übertreiben. Gepaart mit den drückenden Instrumentalen ist in der Regel schon nach der ersten Strophe alles klar. Oben drauf gibt es Songs wie „Mischlingskind“ und „Seh Zu Wo Ich Bleib“, die durch ihre besonnenen Texte angenehm abheben und für etwas Abwechslung sorgen.
Zwar ist „Mischlingskind“ lediglich ein Mixtape und als solches nicht überzubewerten, doch erreicht es sein Ziel und macht Lust auf mehr Material von Telly, dem man ein Talent zum Reimen definitiv nicht absprechen kann. Während sich im selben Moment Rattos Locos weiter zu einem der interessantesten Labels der Jetzt.-Zeit mausert. Somit hält man ein überdurchschnittliches Mixtape in den Händen, das seinen Preis wert ist und einen Rapper zeigt, der in der Lage ist, künftig noch so manches zu bewegen. Alleine aus diesem Grunde schon sollte man sich „Mischlingskind“ einmal zu Gemüte führen.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de
Samstag, 4. Dezember 2010
David Asphalt - Eine Maschine
David Asphalt kennt man oder eben auch nicht – noch nicht. Als Teil der Asphaltliteraten konnte sich der gute Mann bereits in das Blickfeld einiger rappen und hat Anfang Oktober mit „Eine Maschine“ sein erstes Soloalbum an den Start gebracht, das mit ganzen 21 Stücken äußerst umfassend daher kommt und mit Chakuza auch gleich einen äußerst namhafen Gast vorweisen kann. Ein großes Feature reicht aber natürlich bei weitem nicht, um ein gut hörbares Album abzuliefern und so darf man gespannt sein, wie sich David Asphalt auf seinem Erstlingswerk so schlägt.
Den Anfang macht „Ground Zero“ mit Chakuza im Schlepptau, ein angenehmer, wenn auch nicht herausragender Track, auf dem „Das Gleiche Spiel“ folgt. Dieses macht besonders von instrumentaler Seite aus betrachtet durchaus Spaß und beschert einem vier angenehme Minuten, die gekennzeichnet sind durch ein wohlbekanntes Sample aus Sam Cookes ‘Wonderful World’. Ansonsten gibt es in der Anfangsphase nur wenig Hervorhebbares. Die Beats sind in Ordnung, aber selten spektakulär oder einprägsam und David Asphalt reimt sich tapfer durch die Tracks, wirkt aber oft genug noch zu steif was das Reimen angeht und sorgt so auch für einen etwas monotonen Fortlauf des Albums.
Zur Mitte nimmt es dann wieder mehr an Fahrt auf und überzeugt wahlweise durch gelungene Instrumentalisierung („Blauer Stahl“) oder aber textliche Abwechslung wie auf „Schnaps“, in welchem David über Schnaps spricht, derart lobend und verliebt, dass man zunächst den Eindruck gewinnen könnte, der Text sei einer Frau gewidmet und somit ein herkömmlicher Track für die Herzdame. Nun überzeugt „Eine Maschine“ immer mehr und erreicht im hervorragenden „Der Rasenmähermann“ seinen absoluten Höhepunkt, der im Ohr hängen bleibt und schon beim ersten Hören voll und ganz zu überzeugen weiß. Und mit „Wie Die zeit So Schnell Vergeht“ und „Wenn Ich Schreib“ finden sich dann noch zwei Tracks, die textlich wie musikalisch eine durchaus gute Note verdient haben.
Alles in allem ist „Eine Maschine“ ein annehmbares Album, mit dem man zufrieden, wenn auch nicht vollends, sein kann. Es finden sich Representer, positiv gestimmte Songs und Tracks, bei denen das bewusste Zuhören nicht nur Sinn, sondern Spaß macht. Dass David Asphalt dabei als Rapper allenfalls eine durchschnittliche Figur abgibt, ist angesichts eines Solodebüts zu verschmerzen und lässt auf eine fortschreitende, positive Entwicklung hoffen. Denn das hier Gehörte birgt durchaus Potenzial und noch etwas Luft nach oben. Solide.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de
Freitag, 3. Dezember 2010
Inflabluntahz - Von Heute Auf Morgen (ft. Endaz)
Mittlerweile weiß wohl jeder halbwegs informierte Rap-Konsument über die außergewöhnliche Qualität von Nicoist und Franksta Bescheid. Andernfalls sollte man sich noch einmal die Reviews zu ihren Alben, zu finden hier auf 'Resurrection of Rap', zu Gemüte führen. Oder auf die 2011 erscheinende Vinyl warten, die noch einmal ein Best Of der beiden auffährt.
Um zur Abwechslung wieder etwas Hörbares zu bieten, habe ich mich dazu entschieden, dieses wunderbare Stück Musik über die Ungewissheit des Lebens zu posten. Der Beat, die Lyrics, alles versprüht einen Hauch von melancholisch bis ins depressive gehende Magie.
Um zur Abwechslung wieder etwas Hörbares zu bieten, habe ich mich dazu entschieden, dieses wunderbare Stück Musik über die Ungewissheit des Lebens zu posten. Der Beat, die Lyrics, alles versprüht einen Hauch von melancholisch bis ins depressive gehende Magie.
Mittwoch, 1. Dezember 2010
Pyro One - Die Mond Miniatur EP (Free Download)
Vor fast genau einem Jahr las man an selbiger Stelle eine Rezension zu "Tränen eines Harlekins" von Pyro One. Dieser wird in naher Zukunft seine neue LP "Irrlicht" an den Markt bringen, haut zuvor aber erst einmal noch eine 5 Tracks umfassende "Mond Miniatur EP" raus. Grund genug, sich damit die Wartezeit aufs nächste Album zu verkürzen, nicht zuletzt, da Pyro One in aller Regel gut ins Ohr gehende Musik veröffentlicht und die gute Sookee, hier als Teil von Deine Elstern, auf der Gästeliste steht.
Prinzipiell umsonst, kann man wahlweise auch einen kleinen (oder natürlich großen) Betrag bezahlen und so Pyro One und seine Musik zu unterstützen.
Hier geht es zum Download:
Pyro One - Die Mond Miniatur EP
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