Dienstag, 16. Oktober 2012

Xzibit - Napalm (Review)


Sicherlich, die großen Tage des Mr. X-To-The-Z sind vorbei, keiner erwartet mehr einen Überhit, geschweige denn ein Überalbum. Dennoch umgibt ein neues Xzibit-Album stets etwas Besonderes, das geradezu dazu zwingt, rein zu hören. Sein neuestes Werk, „Napalm“, bildet da keine Ausnahme und startet zumindest unerwartet gut mit einem böse stampfenden Instrumental, auf dem die markante Stimme des designierten Auto-Aufpimpers in gewohnter Manier marschiert und sich ihren Weg bahnt. Ebenfalls sehr positiv das persönlich gehaltene „1983“ inklusive Mama-Feature, sowie der halbwegs ambitionierte Versuch, mit „Meaning Of Life“ in die ernstere Ecke zu zielen.

Am Besten gefällt X dennoch noch immer auf klassischen Brettern, wenn Medizinmann Dre den Beat schraubt und King T mitsamt den Alkaholiks auf ein paar Verse vorbei schauen und das offensichtliche Highlight des Albums, „Louis XIII“ auf die Beine stellen. Oder die Großkollabo „Movies“, dessen Beat, von Akon geschustert, zunächst gewöhnungsbedürftig scheint, spätestens mit Xzibits Part, der sich aus einer Aneinanderreihung von Filmtiteln zusammensetzt, die sicheren Pluspunkte einheimst. Dann fühlt man sich zurückversetzt in die Zeit, als Xzibit noch mehr als Rapper denn als Schauspieler/Moderator/Unterhalter wahrgenommen wurde.

Leider wird man im Laufe der Spielzeit nur allzu oft daran erinnert, dass dies doch etwas weiter zurückliegt. Zwar weiß X noch immer, wie man Reime aneinanderreiht, doch hilft dies nur bedingt weiter, wenn über ein frei von Inspirationen entstandenen Klimper-Piano-Instrumental gereitet wird. Wenn mit „Stand Tall“ der Versuch unternommen wird, unter die Haut zu gehen und bereits im Ansatz scheitert. Wenn aus der Zusammenarbeit mit E-40 kaum mehr herauskommt, als ein leicht modifiziertes „Whoop That Trick“. Oder wenn sich der Titeltrack als ein biederes Spiel zwischen Rock und Rap entpuppt, das man so a) schon besser gesehen hat und b) keiner mehr so wirklich gebrauchen kann.

Erfreulicherweise endet das Album jedoch nicht, ohne noch zwei durchaus schöne Tracks raus zu hauen. Das gelungene „I Came To Kill“ mit dem dafür geradezu prädestinierten RBX und das darauf aufbauende „Killer’s Remorse“ mit B-Real, Bishop Lamont und Demrick. So darf der Name Xzibit weiterleben, als ein noch nicht vollends vergangener Künstler, der vielleicht nicht mehr den Hunger von einst in seinen Liedern verkörpert, für den ein oder anderen amtlichen Song aber noch immer zu haben ist.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Massiv - Solange mein Herz schlägt (Review)


Massiv, das ist für viele noch immer der Inbegriff von Fremdscham. Gestartet mit grammatikalisch fragwürdigen Gangsterrap-Tracks, fanden nach und nach auch melancholische Stücke Einzug ins Repertoire des stämmigen Kerls und bildeten seither zumindest ein wenig Abwechslung vom lyrischen Leben eines Kriminellen. Mit „Solange mein Herz schlägt“ geht es nun in das komplette Gegenmaß. Fünfzehn Stücke und kaum eines bietet die Härte der Straße, vielmehr ist es nun bis ins Kitsch gehender Schmalz, der aus den Boxen tropft und das Album füllt. Ganz zu schweigen von den erneut zweifelhaften Aussagen Massivs. So finden sich bereits im Opener „Träume“ quasi alle Kritikpunkte wieder, die man nach dem kompletten Hörgang auf dem Zettel haben wird. Nicht nur wirkt es vom Start weg an auf Teufel komm raus auf Melancholie und Pathos getrimmt und greift sämtlichen Kitsch auf, der einem bezüglich in sich kehrender Rapper in den Sinn kommen. Zusätzlich kommen Zeilen wie „Ich hatte früher mal Träume, wär gerne Feuerwehrmann“, die nicht unter die Haut gehen, sondern ins Lächerliche gleiten. Doch es geht noch deutlich unpassender: „Höher als der Rest der Welt“ ist ein deplatziert wirkender Beat, auf welchem Massiv sich mal eben mit Ghandi, Mandela oder Martin Luther King vergleicht und dabei sämtlichen Bezug zur Realität verliert. Davon zeugt auch „Erinner dich“, welches Massivs Einfluss zum Thema hat und, fast schon erwartet, ein gutes Stück übers Ziel hinaus schießt.

Etwas besser wird es in der zweiten Hälfte. „Wir sind keine Engel“ besitzt durchaus großes Potential, wenn man nicht allzu genau zugehört (Zitat: „Gratis gibt’s hier nichts, weil der Sauerstoff bald ausgeht / Genießen kannst du nur, wenn du dein Körper auf dem Laub legst“). „Du nennst dich Bruder?“ erzählt einigermaßen glaubhaft von falschen Freundschaften und für „Hassan vs. Teufel“ wagt sich Massiv gar mal ans Storytelling, um nur ein paar Stücke später mit Beirut und Granit auf „Al Massiva Beutejagd“ zu gehen. Dann dröhnt für den Moment etwas Gangsterrap aus der Anlage, nicht innovativ, doch angesichts der Übermacht an Schnulzen durchaus abwechslungsreich. So werden einige Wogen geglättet, der Eindruck von „Solange mein Herz schlägt“ etwas gebessert. Umso unverständlicher die Entscheidung, mit „Setz deine Sonnenbrille auf Bro“ zu guter Letzt noch mal ein richtig peinliches Ding raus zu hauen („Zieh deine Cappie an und Chucks auch / dreh die Box auf / oh mein Gott, sehn wir gut aus“). Da ist es also wieder, dieses bekannte Gefühl – Fremdscham.

Trey Songz - Chapter V (Review)


Sich als R&B-Künstler einen Namen zu machen, das ist alles andere als einfach. Zu viele adäquate Stimmen gibt es hier wie dort, die inhaltlich den immer gleichen Stoff wiedergeben und dabei die zumeist eintönig-seichten Instrumentale berieseln. Trey Songz bildet hier keine 100%ige Ausnahme, zwar ist der Name durchaus geläufig, so ein richtig detailliertes Bild hat man aber nicht vor Augen, geschweige denn eine einprägsame Stimme mit hohem Wiedererkennungswert. Daran wird auch „Chapter V“ wenig ändern, das mittlerweile fünfte Soloalbum des Grammy-nominierten Sängers, welches kaum mehr bietet, als der gängige Einheitsbrei. Natürlich ist „Dive In“ ein durchaus brauchbares Stück Musik für die letzten schönen Tage im Jahr, das zugleich die Damenwelt anspricht, die vereinzelten Rap-Einlagen eines „Playin Hard“ gut gemeint und „2 Reasons“ mit T.I. ein tanzbarer, gut nach vorne gehender Track über die Ausgehgründe schlechthin; Frauen und Alkohol. Doch so wirklich neu, innovativ oder besonders ist dies alles nicht.

Demnach bleibt nach einem ersten Hörgang nicht so wirklich viel hängen. Das arg auf Single getrimmte „Heart Attack“, „Hail Mary“, wenngleich weniger aufgrund der Darbietungen selbst, als vielmehr da die Kombi aus Young Jeezy und Lil Wayne beeindruckt. Sowie das Gastspiel vom umtriebigen Rick Ross, den es auf „Don’t Be Scared“ auf ein interessantes Beatgerüst verschlägt. Und sonst? Eine Hand voll ordentliche Beats, die üblichen Nassmacher für die Damen,…man weiß Bescheid. Während sich Trey Songz also fragen muss, ob und was er noch Neues zu sagen habe, muss sich der Hörer indes wohl überlegen, weshalb er gerade diese Platte kaufen sollte und nicht eine x-beliebige andere Scheibe. Denn „Songs im Spannungsfeld zwischen R&B und Hip-Hop“, wie es im Pressetext heißt, gibt es zu genüge in der großen, weiten Musikwelt. Ist es da noch wunderlich, wenn einem während dieser achtzehn Stücke der Eindruck entsteht, Trey selbst wisse nicht so recht, was seine Musik besonders mache? Nicht falsch verstehen, „Chapter 5“ ist kein schlechtes Album. Aber zu simpel, um wirklich zu überzeugen. So brauch niemand auf ein weiteres Kapitel warten.