Ein Blog für alle, die sich leidenschaftlich und ernsthaft mit Hip Hop im Allgemeinen und Rap im Speziellen auseinandersetzen.
Freitag, 28. September 2012
Xavas - Gespaltene Persönlichkeit (Review)
Rap und Soul – zwei Musikrichtungen, die viel gemeinsam haben und dennoch in der allgemeinen Wahrnehmung häufig getrennt voneinander betrachtet werden. Daran konnten auch diverse Gastspiele von Sängern auf Rapalben bzw. Rap-Parts auf Soulalben nichts Wesentliches ändern. Und während mittlerweile so mancher Rapper meint, das Singen gar selbst in die Hand zu nehmen und damit nicht selten sein eigentliches Talent, nämlich das fürs Rappen, hervorhebt, hat sich Kool Savas lieber anderweitig weitergeholfen. Gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Xavier Naidoo schloss er sich ein und bündelte die kreativen Gedanken zu einem fünfzehn Stücke umfassenden Album, welches nun unter dem Namen Xavas erschienen ist. Wer nun beide Charaktere für sich betrachtet, der weiß um Savas’ Ruf als nationaler King of Rap, wie auch Naidoos Fähigkeiten und außerordentliche Erfolge im sonst eher kargen Soul-Deutschand. Die hieraus entstehende Schlussfolgerung, „Gespaltene Persönlichkeit“ müsse ein wahres Meisterwerk der neuzeitlichen Musik werden, scheint also in der Theorie gar nicht so abwegig.
Auch in der Praxis fungiert das außergewöhnliche Duo nahezu perfekt und ergänzt sich zu einer wunderbar funktionierenden Erscheinung, die man so wohl bis dato noch nicht auf die Ohren bekam. Angefangen bei den melodischen, vielfältigen und mit vielen liebevollen Details versehenen Instrumentalen (u.a. von Melbeatz, Beathoavenz und Sleepwalker), über die wie immer großartig funktionierende Reim-Fabrik eines Kool Savas, der keine Sekunde auslässt, um sein breites Spektrum an Fähigkeiten voll auszuleben. Bis hin zu Xavier Naidoo, der den Casting-Jungs zeigt, wie sehr eine Stimme voller Soul auf einem eher auf Rap getrimmten Beat aufgehen kann. Womit man auch zum wohl wichtigsten Grund kommt, weshalb dieses Album eine Klasse für sich ist: es eint das Beste zweier Welten, zwei einflussreiche Künstler, die gemeinsam auf eine musikalische Reise gehen, auf der keiner von beiden zu kurz kommt oder gar ins Hintertreffen gerät. Hier ein Highlight zu finden, das scheint kaum möglich, angesichts der harmonischen, ausgewogenen Abmischung. Was also ist „Gespaltene Persönlichkeit“ denn nun? Ein Rap-Album für Soul-Freunde? Ein Soul-Album für Rap-Jünger? Weder noch, es ist die ausgereifteste und nur schwer zu übertreffende Zusammenarbeit von zwei Künstlern, die ihr Handwerk verstehen. Großartig.
Dienstag, 18. September 2012
257ers - HRNSHN (Review)
Über Geschmack lässt sich bekanntlich hervorragend streiten und wenn ein munterer Trupp wie die 257ers ihr Selfmade-Debüt „HRNSHN“ raus hauen, dann ist eine ordentliche Packung Meinungsverschiedenheit vorprogrammiert. Denn wer die Jungs aus Essen bereits verfolgte, der weiß, was er zu erwarten hat: ausartende Synthie-Beats, rasant vorgetragene, sinnfreie und komödienhafte Reime und dazu mit Jewlz eine Art Uncle Howie auf Deutsch. Abdrehn also, statt schwerwiegende Thementracks – ja, so einfach ist die Welt der 257ers gestrickt. Jede Menge Lines über die eigene Penisgröße, ein flacher Witz hier, eine kleine Beleidigung da und fertig ist das lyrische Spektrum der insgesamt achtzehn Anspielpunkte. Wirklich aufregend ist das Ganze nicht, zumal auch von instrumentaler Seite weniger auf eindringliche, kreative Elemente gesetzt wurde als vielmehr auf lautes, einfaches Haudrauf, das sich stellenweise auch mal dem gerade in den Mainstream vordringenden Dubstep bedient („Spinat“).
Weshalb man den 257ers dennoch eine Chance geben sollte? Zum einen wird selbst voreingenommenen Hörern schnell bewusst, dass Keule, Shneezin und Mike ihr Handwerk durchaus verstehen und selbst im rasanten Tempo nicht aus der Ruhe kommen. Zum anderen besitzen nahezu alle Tracks zwar eine recht simple bis nervende Hook, die hier und da jedoch etwas Charme versprüht und aufgrund der Einfachheit zum Mitgröhlen einlädt und auf Live-Auftritte abzuzielen scheint („Go Ninja!“, die DMX-Huldigung „Red nicht mit mir“). Ergänzt um zwei gute Favorite-Features (die einerseits aufzeigen, wie ´verwandt` Fav und die 257ers stilistisch sind, andererseits den Jungs noch aufzeigt, wie man das Gemachte noch besser machen kann), sowie eines von Alligatoah und zwei, drei wirklich interessante Songs, die auch hinsichtlich der Beats für etwas Abwechslung sorgen, gibt das in der Summe ein Album, für das der Hörer offen sein muss. Denn bei aller künstlerischen Freiheit, so wirklich effektvoll und abwechslungsreich ist das Ganze leider nicht, auf Dauer gar auch mal ein wenig ermüdend. Fans werde es dafür lieben, alle anderen sollten vor einem möglichen Kauf rein hören, um etwaige Enttäuschungen gleich im Vorfeld auszuschließen. Nicht für Jedermann geeignet und daher nur bedingt zu empfehlen.
Donnerstag, 13. September 2012
Exklusiv: Resurrection of Rap - The EP (DOWNLOAD)
Entstanden sind so zum Teil exklusive Stücke (Ensilence, Meni & Deve), Remixe (Architekt) und rare Sounddiamanten (Fage MC, JR & PH7). Ladet sie euch runter, gebt euer Feedback ab, teilt den Link und helft dabei mit, dass dies nicht die letzte Veröffentlichung dieser Art sein wird.
RESURRECTION OF RAP - THE EP (DOWNLOAD)
Tracklist:
01. Meni und Deve - Angst (Prod. by Dexter)
02. Architekt - Wie ich bin (TaifunBeatsRemix)
03. 64 StudiOz - Bottom To Top (ft. Fage MC & SX)
04. JR & PH7 - Time Well Spent (ft. Trek Life & Audio Live)
05. Ensilence- Perhaps Tomorrow (ft. Idasa Tariq) (Prod. by J Theory)
Freunde von Niemand - Willkommen im Niemandsland (Review)
Freunde von Niemand, das ist das derzeit vielleicht interessanteste Label des Deutschrap-Zirkus. Dabei zählt das Label bereits eine beachtliche Anzahl an treuen Anhängern, so dass man längst nicht mehr von niemandem reden kann. Tatsächlich ist es gar so, dass das noch vergleichsweise junge Label mit die besten Zukunftsaussichten hat, denn seit dem Bruch von Aggro Berlin und der einstigen Hochphase von Selfmade Records hat kein Label mehr ein ähnlich ansehnliches Künstlerprogramm auf die Beine gestellt. Vega als Führungsperson mit bestens bekannten Qualitäten, nicht minder talentierte Rapper wie Bosca und Bizzy Montana – da schien es nur ein Frage der Zeit, ehe der erste Sampler an den Start geht. Mit „Willkommen im Niemandsland“ packen nun alle an und liefern sechzehn Tracks, die einen schönen Überblick über den Stand der Dinge bei FvN erlauben.
Im Mittelpunkt stehen dabei weniger die Themen, als vielmehr die Künstler. Es ist beeindruckend, welche Eigenständigkeit ein Bosca auf „Feinde von Jedem“ oder Bizzy mit Vega und Timeless auf dem Titeltrack. Stylischtisch bewegt man sich dabei zumeist auf einem melancholischen Grundton, der nicht aufgesetzt wirkt, zu den Künstlern passt und diese letztlich zu Höchstleistungen motiviert (siehe „Foto an der Wand“). Ergänzt wird der eher düstere Charme durch energische Parts, die vor allem Timeless außerordentlich tief in das Gedächtnis des Hörers brennt („Meine Musik“). Einzig Johnny Pepp wirkt auf „3 Uhr Nachts“ etwas beliebig, liefert als Produzent jedoch, wie der gesamte Rest der Produzentenbelegschaft, erstklassige Instrumentale, die wesentlich zum überaus positiven Gesamteindruck beitragen. Ein wirklich gelungener Sampler, der sämtliche Stärken von Freunde von Niemand beleuchtet und Lust auf mehr macht.
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