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Montag, 3. August 2009
Grand Puba - RetroActive
Muss man noch groß Worte verlieren über den Werdegang von jemanden wie Grand Puba, dessen Anfänge bis in die späten Achtziger zurückreichen und der sowohl im Alleingang als auch als Teil von Brand Nubian seither seinen Part zum großen Ganzen, das wir alle als HipHop anerkennen, leistet? Eigentlich nicht, schon gar nicht, wenn eben dieser auch 2009 noch aktiv ist und Hörer weltweit mit seiner Musik erfreut. Jüngst geschah dies mit seinem vierten Soloalbum „RetroActive“, welches das inzwischen zur Mode gewordene „retro“ im Titel enthält und sich von der optischen Aufmachung her auch schwer auf das Jahr 2009 als Erscheinungsjahr datieren lässt.
Den Ton gibt jedoch immer noch die Musik selbst an, die hier vertreten durch dreizehn Anspielpunkte für ein kurzes, aber gelungenes Hörvergnügen sorgen soll. Und wenn das warm aus den Boxen kommende „I See Dead People“ erklingt, den Startschuss freigibt, Rell die gefühlvolle Hook besorgt und Puba mit Lord Jamar das Mic teilt, dann sieht alles so aus, als stünde einem hier eine relaxte Angelegenheit bevor. Also husch den Plastikschmuck in der Schatulle verstauen und statt der 3XL-Baggy doch mal in die locker sitzenden Badeshorts schlüpfen und der markanten Stimme Grand Pubas lauschen, wenn dieser „Hunny“ für die Ladies zum Besten gibt.
Was folgt sind entspannte, warme Stücke, deren Hören Spaß vermittelt, wodurch das positive Gefühl, das in dieser Platte steckt, nochmals unterstrichen wird. Eine Tiffini Davis als Feature auf „It Is What It Is“ braucht man dabei zwar eigentlich nicht wirklich, aber man nimmt es wie es kommt und hört unbekümmert weg, wenn diese zu ihrem schwach gesungenem Refrain bzw. Part anstimmt. Ähnliches wird sich wohl auch Grand Puba selbst gedacht haben und geht für „Get That Money“ und „How Long?“ ganz dem Motto „selbst ist der Mann“ nach und verzichtet auf jegliche Beihilfe.
Das war es dann aber auch schon mit der Solofahrt, jetzt folgen nur noch Tracks mit einem „feat.“ hinter dem Namen der Stücke. Diese leisten dann aber wenigstens ordentliche (Q-Tip auf „Good To Go“) bis sehr gute (Khadija Mohammad – „Cold Cold World“) Arbeit ab, wenngleich mir komplett unverständlich ist, wieso man „Same Old Drama“, welches Large Professor, der hier auch vokale Präsenz zeigt, tadellos produzierte, nach gerade einmal 90 Sekunden verstummt.
Fragende Gesichter wird es ebenfalls bei „Reality Check“ geben, bei dem es Spoken Word auf die Ohren gibt, aber nicht etwa von Grand Puba, der sich hier komplett still verhält, sondern von Sarah Martinez. Schlecht ist das Ganze zwar nicht, zumal die Instrumentalisierung durchaus gefällt, aber man vermisst dennoch Grand Puba und sein raues Stimmorgan. Sei es drum, das gelungene „Cold Cold World“ leitet dann das nahende Outro ein und nach einem Remix zum partytauglichen „This Joint Right Here“ mit der einstigen DJ-Ikone Kid Capri und den Brand Nubian-Kollegen Sadat X und Lord Jamar wird es still – „RetroActive“ ist durch und wartet darauf erneut gehört zu werden.
„RetroActive“ ist genau das Richtige für einen mauen Sommer, wie man ihn anno 2009 bislang erlebt, nimmt einen mit in die sonnigen Zeiten der goldenen Ära und setzt dabei auf Rap mit Herz. Innovation sucht man hier zwar naturgemäß vergebens, aber für eine nette, kurze Sommer-Platte reicht es dann doch. Abzüge gibt es von meiner Seite lediglich, wie in letzter Zeit (leider) so oft, aufgrund der Vielzahl an Features und der mageren Ausbeute an reinen Soloauftritten. Sonst passt hier soweit alles angenehm locker, daher: gut.
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Review ebenfalls zu finden auf RapSpot
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