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Montag, 10. August 2009
Straight From Down Under: Hilltop Hoods - State Of The Art
HipHop und Australien, zwei Begriffe, die der durchschnittlich informierte Rap-Hörer vielleicht nicht sofort miteinander in Verbindung bringen dürfte. Denn obwohl dort unlängst haufenweise interessante Künstler ihr Glück mit Musik versuchen, liegt der australische Markt gemessen an der Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird, zumindest im europäischen Raum immer noch deutlich hinter Frankreich, Großbritannien, Deutschland und natürlich den Staaten. Eine Gruppe, die sich dennoch ins Bewusstsein so mancher Hörer rappen konnte, sind die Hilltop Hoods, drei Herren aus einem Vorort von Adelaide, die seit ihrer ersten Veröffentlichung vor gut 10 Jahren mächtig Wind erzeugen konnten.
Egal ob es um Verkaufszahlen, Auszeichnungen, Accessoires wie einen eigenen Schuh oder Mut zur Innovation geht, spricht man über australischen Rap, so führt kein Weg an Suffa, Pressure und DJ Debris vorbei. Hinzu kommt ein reichlich voller Tour-Terminkalender, der die Jungs als Support von US-Acts wie Atmosphere selbst nach Deutschland führte und sie selbst vorm diesjährigen Splash-Publikum auftreten ließ. Und dann wäre da natürlich noch „State Of The Art“, das mittlerweile fünfte Album des Kollektivs, welches Anfang Juli auf den Markt losgelassen wurde.
Seit dem letzten Release „The Hard Road Restrung”, für das man Stücke des 2006er Albums „The Hard Road“ mit Hilfe des Adelaide Symphony Orchesters neu einspielte, sind immerhin zwei Jahre vergangen, in denen sich so manches geändert hat. Unter anderem verließ man mit Obese Records die langjährige Labelheimat und gründete mit Golden Era Records etwas Eigenes. Grund genug mit etwas Skepsis die neue CD in die Anlage zu legen, sollte sich etwa der gewohnte Hilltop Hoods-Sound verändert haben?
Nicht doch. Schon das erste der insgesamt zwölf Stücke „The Return“ bringt Suffa und Pressure eindrucksvoll zurück auf die Bühne und gibt Entwarnung – hier wurde nichts am Konzept geändert. Nach wie vor produziert Suffa den Löwenanteil des Albums und zusammen mit Pressure gibt es technisch einwandfrei vorgetragene Reime, während DJ Debris das Ganze mit seinen Fähigkeiten am Plattendreher veredelt. Das Ergebnis sind Kopfnicker-Melodien und jede Menge klasse Tracks von Kerlen, die HipHop noch immer als Kunstform begreifen.
Man nehme ein Sample aus „Pass The Word (Love’s The Word)“ von den Mad Lads, kombiniere das Ganze mit hübschen Streichern, füge dem noch ein Piano bei und schon ist die stimmige Unterlage für die Single „Chase That Feeling“ geschaffen. Oder man benutzt die schon von Common benutze „Sie“-Metapher und schustert mal eben ein opulent ins Ohr gehendes Stück namens „She’s Ugly“. Alles nicht wirklich revolutionär, klingt aber aus den Mündern von Suffa und Pressure derart gelungen, dass man sich gar nichts mehr weiter wünscht für den musikalischen Seelenfrieden.
Wie schon bei vorherigen Veröffentlichungen üblich, darf natürlich auch dieses Mal wieder ein internationales Feature nicht fehlen. Dieses Mal entschied man sich auf „Classic Example“ für niemand geringeren als Pharoahe Monch aus Queens, New York, der sowohl solo als auch als Teil von Organized Konfusion auf sich aufmerksam machen konnte und wohl jedem anständigen Rap-Hörer etwas sagen dürfte. Abgesehen davon gibt es noch „Parade Of The Dead“, das mit der kontinuierlich erklingenden E-Gitarre irgendwie ein wenig an „Hotel California“ von den Eagles erinnert und ein zurückgelehntes, nur von Pressure eingerapptess, „Last Confession“, das im Chorus ungeahnte Energien freisetzt und den Hörer ebenso überrascht wie begeistert.
So versucht man bereits während des durchaus gelungenem „Hillatoppa“ ein erstes Fazit vom Album zu erstellen, immerhin steht dem Ende mit „Fifty In Five“ nur noch ein Stück entgegen, wird dann aber komplett von den Füßen geholt. Denn was Suffa hier in Eigenregie auf die Beine stellte, lässt sich ohne Übertreibung als Fünfeinhalb großartige Minuten umschreiben, bei denen Suffa ganz auf Refrain oder ähnliches verzichtet und sich ganz dem Rappen hingibt, während das Instrumental unter die Haut geht. Ein großartiges Ende und vielleicht der beste Song des gesamten Werkes.
Wie schlägt sich also „State Of The Art“ als Gesamtwerk betrachtet? Ist es besser oder schlecht als „The Hard Road“? Nun, es ist anders. Gab es auf „The Hard Road“ noch offensichtliche Höhepunkte, die folgerichtig auch als Singles veröffentlicht wurden, sucht man diese hier zumeist vergebens. Stattdessen gibt es ein in sich geschlossenes, kohärentes Album, das keine wirklichen Fehltritte vorzuweisen hat und daher wohl zu Recht erneut mit allerlei Auszeichnen und Preisen überschüttet wird. Stark.
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