Sonntag, 9. August 2009

Samy Deluxe - Dis Wo Ich Herkomm




Als das dritte Soloalbum des Hamburger Elite-Reimers dieses Jahr auf den Markt gekommen ist, hat es Diskussionen mit sich gebracht, die man sonst selten führt, zumindest wenn man sich über Deutschrap unterhält. Alleine die vielen unterschiedlichen Meinungen, die auch in zahlreichen Rezensionen zum Vorschein kamen, ließen hellhörig bzw. in meinem Falle neugierig werden, denn gehört hatte ich das Album und die Singles, man mag es kaum glauben, bis heute nicht. Inzwischen wurde das Album von der allgemeinen Hörerschaft verdaut und entweder akzeptiert oder kategorisch aus der persönlichen CD-Sammlung verbannt. Genau der richtige Zeitpunkt also, um sich nun mit „Dis Wo Ich Herkomm“ zu beschäftigen.

Zunächst sollte erwähnt werden, dass ich ein großer Freund vom letzten Dynamite Deluxe-Album „TNT“ war bzw. noch immer bin und auch das was Samy Deluxe solo unter das Volk gebracht hat, kam bei mir fast durchweg gut an. Zu mehr als einem durchschnittlichen Deluxe-Hörer reichte es bei mir aber bis heute dennoch nie. Vermutlich, da einem die schiere Masse an Neuveröffentlichungen und neuen Namen im Spiel kaum mehr die Gelegenheit gibt, sich ausgiebig mit einem Künstler zu befassen, ohne nicht gleich als ‚hinterm Mond lebend’ abgestempelt zu werden. Sei es drum, jetzt erreichte endlich auch mich das Album und, so viel sei schon mal verraten, zumindest meine Meinung darüber ist klar und gefestigt.

Die Kritikpunkte, die sich dabei in den etlichen Besprechungen dazu lesen ließen, behielt ich dabei von Beginn an im vorderen Teil meines Gedächtnisses. Zu wenig Rap, zu viel Sing-Sang und Reggae, zu wenig Samy Deluxe und zu viele fragwürdige, gar peinliche Inhalte in dessen Liedern, allen voran etwa der „Oma Song“. Davon beeinflussen ließ ich mich jedoch nicht und das ist auch gut so, denn schon das „Intro“ zeigt auf meiner Skala auf eher auf ‚geschmackssicher“ denn auf ‚verhunzt“. Dies hat nicht zuletzt damit zutun, dass bereits hier die ein oder andere Zeile auf den Hörer wartet, die vielleicht mehr Gewicht hat, als so manches andere Album und damit so gar nicht zu sonst recht belanglosen Intros passen möchte.

Was im Anschluss daran folgt ist dann mit das Beste, was ich mir von einem derart bekannten und erfolgreichen Künstler wie Samy Deluxe hätte wünschen können. Alleine der Titeltrack, der super produziert einen merklich gereiften Menschen hervorbringt, der nicht mehr gegen sondern für Deutschland steht, ohne dabei auf kritische Töne zu verzichten, ist aller erste Güteklasse. „Bis die Sonne rauskommt“ beherbergt dann zum ersten Mal deutlich hörbare Reggaeeinflüsse, die aber nicht etwa stören, sondern insgesamt vielmehr gute Stimmung verbreiten und gegen die im Text erwähnte graue Flaute im Land ankämpfen.

Kommen wir zum bereits erwähnten „Oma Song“, der zugegebenermaßen alleine schon vom Titel her den eigenen Geschmack hart auf die Probe stellt, aber im Endeffekt nicht weniger ist als ein Respekt zollender Track an die Großmutter, der viel Liebe übrig hat. Eigentlich nur folgerichtig nach unzähligen Liedern für die eigene Mutter auch mal der Person zu huldigen, die der Mama einst das Leben schenkte. Rührend auch das seinem Sohn gewidmete „Superheld“, das alles andere als peinlich um die Ecke kommt.

„Musik um durch den Tag zu komm“ fungiert (und funktioniert) als einwandfreie Motivation für den Alltag, „Sowieso schwer“ nimmt sich abermals erfolgreich dem Reggae an und auf „Blick nach vorn“ gesteht Samy Deluxe, dass er selbst keine Ahnung habe, was das für Musik sei, aber es fühle sich gut an. Damit liefert er selbst vielleicht die treffendste Aussage, die man über „Dis Wo Ich Herkomm“ verlauten lassen kann.

Es steht somit außer Frage, dass das Album keinesfalls als reines Rapalbum gewertet werden darf, weshalb man auch keine Vergleiche zu vorherigen Alben starten sollte. Was aber ohne jeden Zweifel ebenso vermerkt werden kann, ist die Tatsache, das „Dis Wo Ich Herkomm“ reifer ist als alles, was man bis dato von Samy Sorge hören durfte. Bis oben hin gefüllt mit Inhalt und tadellos produziert, ist es damit gelungen, sechzehn Stücke aneinander zu reihen, bei denen jeder gewichtig ist (aber freilich nicht in einer einzigen Review erwähnt werden kann) und auf die Samy Deluxe stolz sein kann.

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