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Donnerstag, 22. Oktober 2009
Vega - Lieber bleib ich broke
Dieses Album ist eine Ausgeburt der Hölle. Das sagt nicht etwa ein maßlos enttäuschter Rezensent, sondern Vega selbst und zwar bereits auf dem Intro seines langersehnten Solodebüts „Lieber bleib ich broke“. Ob solch eine Aussage nun für oder gegen das Album spricht, darf jeder selbst entscheiden. Fakt ist jedoch, dass mit Vega endlich jemand seine Solokarriere auf den nächsten Level heben möchte. Dass ihm das durchaus gelingen könnte, bescheinigt nicht zuletzt auch das Interesse vom King of Rap aka Kool Savas Höchstselbst am Frankfurter Rapper, der neben Savas auch Ercandize, Moe Mitchell und Face als Feature gewinnen konnte. Amtlich, bedenkt man, dass das Ganze über Butterfly Music erscheint, Vegas eigenes Label.
Mehr als ein Grund also, wieso „Lieber bleib ich broke“ sehnsüchtiger herbeigesehnt wurde als das Debüt eines durchschnittlichen Künstlers. Zumal man sich von Vegas unüberhörbaren Qualitäten schon auf dem gemeinsam mit Separate aufgenommenem Album „Deutsche Probleme“ und der frei downloadbaren „Adlerjunge“-EP überzeugen konnte. Regierte damals noch der Punchline-Wahnsinn, den der bekennende Eintracht-Ultra auf beachtlichem Niveau vollführte, hat nun jedoch die inhaltliche Tiefe die Hosen an. Den Flow jedoch behielt der gute Mann bei und so scheint es, als bediene „Lieber bleib ich broke“ spielend einfach sowohl technisch verwöhnte als auch Inhaltlich anspruchsvolle Hörer.
Womit wir auch gleich voll einsteigen ins Album und das große Aushängeschild erwähnen, die ehrliche, tiefgehende Stimmung, welche durch Tracks wie das von der JUICE-CD bekannte „Die Jungs von der Bushalte“ oder „Als der Rest der Welt schlief“ geschaffen wird. Da erscheint es nur sinnvoll, das Ganze durch Atmosphäre schaffende Filmzitate zu ergänzen wie auf dem schweren, eiskalten „Winter“ für das man sich beim prominent besetzten George Jung-Film „Blow“ bediente. Derselbe Film, der auch das von melancholischen Streichern untermalte „Goldene Flügel“ einleitet und sich schlüssig in die Songstruktur einfügt.
Imagefreie und reif gibt er sich auf dem ergreifenden „Für Immer Pt. I“, geschult und selbstbewusst auf „König ohne Krone“, für welches man sich Nessbeals „Roi sans couronne“-Instrumental annahm und gar auch den Titel lediglich ins Deutsche übersetzte. Nie gehört? Kein Problem, denn auch das französische Original ist an sich nicht unähnlich zum „Nie ein Rapper“-Beat, welcher dank Bushido jedem etwas sagen dürfte. Die Tatsache, dass Vega hierauf eine tadellose Figur abgibt, die nichts vermissen lässt, darf daher als kleine Bewährungsprobe angesehen werden, die ohne Mühen bestanden wurde.
Groß ist freilich auch der „Abturn“, auf welchem Ercandize, Moe Mitchell und Savas Schützenhilfe leisten und ein gelungenes Instrumental bereiten, das als Beispiel für die durchweg gediegenen Beats gesehen werden kann, welche ihren Teil zur Stimmung beitragen. Da darf dann auch mal ein „Maria Magdalena“, welches 1985 von Sandra gesungen wurde, umgekrempelt werden, so dass es am Ende doch wieder passt und gewohnt gut ins Ohr des Hörers geht.
Gesamt betrachtet also ein beeindruckendes Debüt, das nach wie vor auch Punchlines beinhaltet (bspw. „Inferno“, „Ich bin“), sich aber vor allem durch das Storytelling und die Grund auf unpeinlichen „Momente“ auszeichnet. Man könnte zwar ankreiden, dass viele der Stücke etwas kurz sind, aber das wäre Mäkeln auf äußerst hohem Niveau. Ergo ein Beweis für die respektable, nicht widerlegbare Entwicklung von Vega, der die Szene hoffentlich noch öfters mit solch Qualitätswerken bereichert. Beide Daumen hoch und eine höchstverdiente Wertung.
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