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Mittwoch, 18. November 2009
Fat Joe - J.O.S.E. 2
Und wieder eine Fortsetzung. Nachdem Raekwon vor gar nicht allzu langer Zeit seinen zweiten Teil von „Only Built For Cuban Linx“ an den Start brachte, zieht nun das Schwergewicht aus der Bronx nach. Acht Jahren nach dem ersten „Jealous Ones Still Envy“, kurz „J.O.S.E.“ und einen doch fragwürdigen Albumtitel („The Elephant In The Room“) später geht es in die zweite Runde. Dieses Mal mit an Bord: Zwölf Stücke, die mit Gastbeiträgen von Lil Wayne, Swiss Beatz, angesprochenem Raekwon, Lil Kim sowie den beiden Erfolgsgaranten Akon und T-Pain allerhand Namhaftes für die Hörer bereithalten.
Liest sich amtlich und wie ein Wer ist Wer der jüngeren Erfolgsgeschichte von Rap, markiert aber für die ohnehin schon voreingenommenen Gegner des beleibten Joes den ersten Kritikpunkt. Denn wirklich mutig, experimentierfreudig oder neuartig präsentiert sich das alles nicht. Viel mehr wirkt dies wie ein von vorne bis hinten durchkalkulierter Plan, möglichst große Erfolge zu erzielen. Riskant, bedenkt man, dass der Mann damit die bedeutsame Vergangenheit aufs Spiel setzt, die ihm nicht wenige noch anrechnen, aller Chartanvisierungen zum Trotz. Was aus Joey Crack geworden ist und was die Neider aus ihm gemacht haben, zeigt letztlich aber nur der aufmerksame Ausflug hinein ins Album.
Den Anfang beschreitet „Winding On Me“, ein von Ron Browz gezimmertes Stück Musik, das mit Feature von Lil Wayne auf Auto-Tune nicht nur einige Wochen zu spät kommt, sondern genau so klingt, wie es sich liest, nämlich etwas unspektakulär. Ein kleines Kompliment möchte man allenfalls Ron Browz machen, der ein angenehm bedrohliches Instrumental ins Spiel bringt, das war es dann aber auch schon. Aber jetzt genug gemeckert, weiter gehts und es wird, so viel sei schon mal verraten, besser, wenngleich der erste Eindruck leicht misslungen ist.
„Joey Don’t Do It“ macht da schon so manches besser, erinnert ein wenig an Nas‘ „Thieves Theme“ und weckt in weniger als Zweieinhalb Minuten wieder Hoffnungen auf weiteres brauchbares Material aus dem Hause Fat Joes. Zwar folgen nun drei Tracks, davon je einen mit Akon und einen mit T-Pain als Gast, die auf den ersten Blick für Missmut sorgen, aber alles in allem doch in Ordnung gehen. Sicher keine Ohrwurm-Gefahr wie einst mit Ashanti, aber innerhalb seiner selbst geschaffenen Möglichkeiten holt Herr Cartagena raus was geht. Kann man sich das ein oder andere Mal durchaus geben.
Nun wird es richtig hart für alteingesessene Freunde des Dicken. „Congratulations“ ist, sprechen wir es ruhig offen und ehrlich aus, Musik, wie man sie sich wohl nicht einmal für Lau von den Blogs dieser Welt beziehen würde und wenn sich „Porn Star“ Lil Kim ganz dem Auto-Tune hergibt, dann geht das weit über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus. Als wäre es Teil des Konzepts, geht das Kontrastprogramm munter weiter und zieht den Hörspaß mit „Ice Cream“ nach oben. Dabei werden vergleichsweise trockene, wesentlich ruffere Seiten angeschlagen (andernfalls häte sich Raekwon sicher nicht zu einem Gastspiel hinreißen lassen), bevor das Album mit den übrigen drei Tracks ein ordentliches Ende findet.
Was spricht die Bilanz am Ende des Tages also: zwei Totalausfälle, wenig Neues, viel Berechenbares, aber auch gut ein halbes Album voll mit Stücken, die den Qualitätsstandart aktueller Blogosphären-Tracks mitgehen können. Ob das einen nun anspricht oder kalt und regnungslos lässt, ist eine Frage des Geschmacks, erwartet hatte ich, man möchte es mir in diesem Moment vielleicht nicht glauben, Schlimmeres.
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