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Donnerstag, 12. November 2009
Gris - Schwarzweiss in Farbe
Wer sich mit deutschem Rap auseinandersetzt, dem wird das Label Edit Entertainment mit ziemlicher Sicherheit ein Begriff sein, das mit erfrischend anders klingenden Künstlern auf entsprechend Trend-resistenten Beats für wohlwollende Akzente setzt. Neben Amewu aka Halbgott und dem hin und hergerissenem Chefket beherbergt das Label mit Gris einen Reimkünstler, der sich auch wirklich als solcher versteht. Rap als eine Form von Kunst wenn man so will. Klingt nach einer der zahlreichen Floskeln, die sich über jedes noch so langweilige Album übergießen und versuchen aus dem Dorfstotterer von Nebenan einen zweiten Kool Savas zu machen. Da es sich bei Gris jedoch beim besten Willen nicht um einen Neuling handelt und mit seinen bisherigen Veröffentlichungen einiges an Lob einheimsen konnte, wird jedoch ohne zu zögern hingehört.
„Schwarzweiss in Farbe“ also und schon der Titel des achtzehn Stücke umfassenden Albums lässt erahnen, dass die Themen Farbe und Malerei im Leben des Künstlers eine tragende Rolle spielen und sich auch im Namen wiederfinden (gris lässt sich aus dem Spanischen mit „grau“ übersetzen). Zeit also, auch die Mitmenschen mit ordentlich Farbe zu versorgen und so dem kalten, tristen Alltag etwas Positives entgegen zu setzen. Somit scheint der Zeitpunkt der Veröffentlichung gut gewählt, bietet der Blick nach Draußen dieser Tage kaum mehr als Nässe, gefühlte Minusgrade und allzu früh einsetzende Dunkelheit.
Los geht es also und wer gegen derart deprimierende Wetterverhältnisse ankämpfen will, der sollte natürlich gleich von vorne weg ordentlich Alarm machen. Dachte sich auch Gris und schusterte mit „G.R.I.S.“ gleich mal ein ordentliches Brett mit Bounce im Gesäß. Laune gehoben, Aufmerksamkeit des Hörers auf sich gezogen, jetzt folgt das Gegenprogramm in Form des ruhigeren „Tuschkasten“, welches dennoch zum Soundtrack gegen trübselige Stimmung gehört. Grimmig dreinblicken brauch von hier an eigentlich niemand mehr, höchsten die ganz harte Gangsterfraktion deiner Stadt, denen Gris einen „Opferboogie“ spendiert. Dass er damit auf intelligente Art und Weise selbige veräppelt, wird vielen dabei auf Ewig ein Geheimnis bleiben.
Alles gut bislang, die Welt sieht schon ein bisschen bunter aus, doch die Songliste ist noch lang und der Veranstalter des Spektakels legt nach mit klasse Beats („Dulcimer“) und netten Ideen, etwa auf „Danke“ mit Kommilitone und Labelkollege Chefket und „Schall und Rauch“, für das er Namedropping der anderen Sorte vom Stapel lässt. Gemeinsam mit Wakka werden Freundschaften wertgeschätzt („Ein Freund“) und das grandiose „Artcore“ ist ein toller Beweis für das Talent von Gris gelingt es ihm doch tatsächlich mit Worten Bilder zu zeichnen, eine Fähigkeit, zu der nun wahrlich nicht jeder x-beliebige Artist in der Lage ist.
Wer dies fertig bringt, der darf sich dann am Bonus Track noch einmal richtig austoben und ein Snippet zusammenbasteln, mit dem sich der Maler aus Leidenschaft fürs Erste verabschiedet und einen mehr als gelungenen Eindruck hinterlässt, womit er seinen Kollegen Amewu und Chefket mit Sicherheit in Sachen Qualität in nichts nachsteht. Musik um durch die kalte Jahreszeit zu kommen, mit einer fein dosierten Mischung aus Anspruch, Humor und Können.
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