Dienstag, 24. November 2009

Massiv - Der Ghettotraum In Handarbeit




Es gibt viele Meinungen über den Wahlberliner Massiv und dessen musikalische Ergüsse. Die einen lieben was er tut, die anderen lächeln müde über die grammatikalischen Fehler und schenken dem Muskelprotz keinerlei Beachtung. Ganz gleich welche Meinung man vertritt, Massiv hat es geschafft. Vom ersten Demo hin zum ersten (Indie-)Label und Deal beim Plattenriesen Sony BMG vergingen nur Wimpernschläge und auch in der öffentlichen Wahrnehmung gab und gibt es nur wenige ähnlich beachtete Künstler. Daran konnte auch das Verlassen von Sony Music hin zu Fight4Music wenig ändern. Im Gegenteil, groß angekündigt machte man sich Hoffnungen auf einen brauchbaren Release – inklusive einiger, eher personeller, Überraschungen.

„Der Ghettotraum in Handarbeit“ also, ein Titel, der für nicht wenige bereits zu viel des Guten sein dürfte. Hinzu kommt ein Cover, dass wohl selbst hartgesottenen Massiv-Freunden ein Schmunzeln auf die Lippen zaubert. Sich hiervon nicht beeinflussen zu lassen und voreilige Schlüsse auf die hier enthaltene Musik zu ziehen, fällt nicht unbedingt einfach. Doch genug der Äußerlichkeiten, Zeit sich mit dem in kürzester Zeit entstandenem Album und den insgesamt 17 Tracks auseinander zu setzen.

Und schon beim einleitenden „Intro (Sony Rechtsabteilung)“ wird man positiv überrascht. Böse und von Hass geprägt gibt Massiv eine ansprechende Figur ab, schießt munter gegen seine einstige Major-Heimat und macht fürs Erste alles richtig. Im Anschluss folgt mit „Welcome To The Ghetto“ ein unschön betitelter Synthie-Brecher-Beat, der mit großkalibrigen Straßenraps bestückt wird. Das versprüht zwar nicht den Hauch von Weiterentwicklung, ist jedoch allemal willkommener als ein „MAS Techno“. Eine Rückkehr zu den Wurzeln stellt dann das Feature des einstigen Wegbereiters Basstard dar, mit dessen Hilfe „Eiszeit“ ordentlich pusht und nach Vorne geht, inklusive Seitenhieb an Oli.P.

Soweit ganz gut, kommt nun etwas Langeweile auf. Ob „Original Massiv“, „Gangster-Rap Tag Team“, „NaNaNaNa“ (Liedtitel des Jahres 09, irgendwer?) oder „Oberarme angespannt“, inhaltlich verpasst man hier wenig bis gar nichts. Da hilft dann auch ein Kollegah-Feature kaum weiter. Allenfalls den Instrumentalen kann man ein kleines Lob abgewinnen, wobei man Abaz‘ Produktionen besonders herausheben möchte. Das war es dann fürs Erste mit der alten Härte, nun folgt der softe Mittelteil des Albums, der zwischen Melancholie und Kitsch balanciert, aber dennoch für Abwechslung sorgt. Zumal mit sido auch namhafte Prominenz auf den Feature-Rängen vertreten ist.

Kaum der Rede wert sind dann noch Anspielstationen wie „Wir sind Fleischfresser“, welches die Serie der melancholischen Reime beendet und den durchgemischten Schlussteil einleitet. Dieser beherbergt ein Gastspiel von Senna, manchem bekannt durch die Popstars-Gruppe Monrose und „My Life“, ein Track, der richtig gut einfährt. Massiv darf sich hier ein weiteres Mal bei Abaz bedanken, der ein vom Pathos geschwängertes Instrumental schneiderte, das noch so große textliche Fehltritte vom Rapper vergessen lassen würde.

Letztlich wurde „Der Ghettotraum in Handarbeit“ ein durchschnittliches Album, das keine 180°-Wende im Stile des Massivs darstellt - eine leicht positive Tendenz möchte man dennoch ausmachen. Lediglich das Werben von „Blut gegen Blut 2“, das nächste bereits in Arbeit befindliche Album Massivs, im Innerteil des Albums hinterlässt einen faden Beigeschmack.
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