Teil 5: Heidelberg
Wir verlassen den Norden Deutschlands und reisen im fünften Teil unserer Reihe in Richtung Süden, nach Baden-Württemberg. Doch nicht etwa in die Landeshauptstadt Stuttgart, diese wird voraussichtlich erst im nächsten Teil behandelt, sondern nach Heidelberg, der Heimat einer Rap-Gruppe, die innerhalb der Szene schon einen Pionierstatus inne hat: Advanced Chemistry, kurz AC.
Advanced Chemistry, namentlich Gee-One, DJ Mike DJ, Linguist, Toni L und Torch, wurde bereits Ende der Achtziger gegründet und gilt neben den Fantastischen Vier als Urgruppe des deutschen Rap. Doch während es den Jungs aus Stuttgart immer ein Wenig an Akzeptanz von Seiten der Szene fehlte, da ihre Texte häufig als Spaß-Rap betitelt wurden, bekamen AC stets Rückhalt und wurden auf Anhieb akzeptiert, später regelrecht verehrt.
Ihren Durchbruch verdankten die Heidelberger vor allem ihrer Single „Fremd im eigenen Land“, die 1992 erschien und eindrucksvoll schilderte, wie man sich als Deutscher mit ausländischer Herkunft fühlt. Dabei konnten die Protagonisten ihre eigenen Erfahrungen einbringen, so besitzt beispielsweise Toni L italienische Wurzeln und Torch bezeichnete sich selbst gerne als „Heidelberger Haitianer“.
Der Song konnte nicht nur die damals noch sehr überschaubare Rap-Szene begeistern, sondern schaffte es auch, außerhalb der Szene auf sich aufmerksam zu machen. Und ist heute Rap im Fernsehen eine Normalität, so war es damals eine Leistung, die abgesehen von den bereits erwähnten Fantatischen Vier niemand sonst fertig brachte. Nicht umsonst wurde AC offiziell als Mitglied der von HipHop-Urvater Afrika Bambaataa ins Leben gerufenen Zulu Nation aufgenommen.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Mitglieder von Advanced Chemistry bis heute von der Szene mit Respekt und Anerkennung überhäuft werden. Besonders Torch, der den Titel „Erfinder des deutschen Rap“ trägt, wird nach wie vor für seine Arbeit gelobt. Selbst die aktuelle Generation von Rappern zollt Torch Respekt, war er es doch, der den Weg ebnete für den riesigen Erfolg, den deutscher Rap heute hat.
Genau so wenig verwundert es, dass der erste politisch und intellektuell angehauchte Rap-Act aus Heidelberg stammt, der Stadt, die für ihre Bildungseinrichtungen (u. a. die älteste Universität Deutschlands) in ganz Deutschland bekannt ist. Und auch wenn Torch mittlerweile nicht mehr in Heidelberg lebt und sein bis dato einzigste Solo-Album „Blauer Samt“ bereits 8 Jahre zurückliegt, hat Heidelberg nach wie vor seinen Status als bedeutende Stadt für den deutschen Rap inne. Das beweist nicht nur Toni L, der immer noch musikalisch aktiv ist und letzt 2007 das Album „Funkanimal“ in Zusammenarbeit mit der Funk-Band Safarisounds einspielte und veröffentlichte, sondern auch Kool Savas, der Inbegriff des Berliner Raps, der mittlerweile in Heidelberg wohnhaft ist.
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