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Dienstag, 23. Juni 2009
SoulStice & SBe - Beyond Borders
Das der regionale Markt für Rap mehr und mehr einem einzig großen, globalen Pool weicht, der über jegliche Grenzen hinaus Menschen zusammenführt, ist kein wirkliches Geheimnis mehr. Schon gar nicht in Zeiten, in denen das weltweite auf Tour sein mit eine der wichtigsten Einnahmequellen für bekannte wie unbekannte Künstler darstellt. Wer sich hierbei schlau anstellt, der macht, während er die Welt bereist und mit seiner Musik erfreut, gleich auch noch die Bekanntschaft mit lokal ansässigen Künstlern und erweitert so seinen Horizont um ein Vielfaches.
SoulStice, ein aus Chicago stammender MC, der schon für seine vorherigen Werke – allen voran das viel gelobte letzte Solo-Album „Dead Letter Perfect“ – haufenweise gute Kritiken einheimsen konnte, war ganz offensichtlich einer dieser schlauen Köpfe. So scheint es zumindest, wenn man sein neues Album „Beyond Borders“ (zu Deutsch etwa: Jenseits aller Grenzen) näher betrachtet. Dort versammelt er internationale Gäste aus Nordamerika, Europa, Afrika und Asien, um mit ihnen ein rundes Album aufzunehmen, welches das Niveau der vorausgegangen Veröffentlichungen über das von SoulStice gegründete Label Wandering Soul mindestens halten, wenn nicht gar noch steigern soll.
Unterstützung erhält er dabei von SBe, einem aus Belgien stammenden Produzenten, der für „Beyond Borders“ 14 wunderbare Instrumentale zimmerte, die geradezu perfekt zu SoulStice passen. Wer also schon auf „Dead Letter Perfect“ den geschmackvollen Mix aus Chicago Funk und klassischem Ostküsten BoomBap mochte, wird auch hier nicht enttäuscht sein, während neue Hörer sicher schnell vom entspannten Flair der Produktionen schwärmen.
Raptechnisch brauchte man dem Mann aus Chicago, der mittlerweile in Washington D.C. beheimatet ist, noch nie etwas vormachen, so auch dieses Mal nicht. Wenn auf dem Opener „Speed Of Sound“ die ersten Reime ertönen, dann klingt das auf Anhieb so, wie guter Rap aus den Staaten eben klingen sollte und nicht anders. Selbiges lässt sich auch über die Gäste sagen, die man entweder vom letzten Album her noch kennt (Haysoos, Oddisee), schon diverse Male gehört hat (Supastition, Kev Brown, Wordsmith, GLC), oder auf Beyond Borders neu kennen lernt.
Etwa den Niederländer Brainpower, der auf „To The Limit“ eine mehr als amtliche Figur abgibt und das, obwohl er seinen Part nicht etwa auf Niederländisch, sondern auf nahezu akzentfreiem Englisch vorträgt. Oder etwa die Sängerin/Rapperin Angelina, die für Russland und das Vereinigte Königreich antritt und mit ihrem Gesang neben SoulStice und Supastition auf dem Titelstück „Beyond Borders“ für Abwechslung sorgt. Zwar entpuppt sich hier die von SoulStice inszenierte, leicht erzwungen wirkende Hook als kleines Manko, ansonsten leitet der vielleicht beste Beat des Albums den großartigen Mittelteil ein, bei dem auch Deutschland in Form von Nico Suave ein Wörtchen mitreden darf.
Zunächst richtet man seine Aufmerksamkeit jedoch auf das bezaubernde „Bird’s Eye View“ bei dem Kev Brown ein paar Zielen beisteuert. Dann heißt es Vorhang auf, Bühne frei und alle Augen auf Nico Suave. Gerade als Deutscher ist man natürlich gespannt, wird aber nach dem Hören von „Chicago To Germany“ ein kleines bisschen enttäuscht sein, da sich das Ganze als kleine, zum Glück einzige Mogelpackung des Albums herausstellt. Zwar bekommt man einen gut aufgelegten Suave zu hören, der den Beat reitet wie nichts Gutes, aber wer auf den Einsatz des Gastgebers wartet, der wartet vergebens und so lässt sich nach gerade einmal 50 Sekunden Ernüchterung in den Gesichtern der (deutschen) Hörer ablesen, dann nämlich endet der Ausflug nach Deutschland auch schon wieder - ohne SoulStice-Part.
Die kanadische Eternia, der Franzose Kohndo sowie Isabel Novela (Mosambik bzw. Niderlande) und Zap Mama (Demokratische Republik Kongo respektive Belgien) können dann zwar noch einmal die Laune anheben, wodurch das gelungene Album ein würdiges Ende findet, aber so richtig abfinden mag man sich mit dem kürzesten aller Beiträge, richtig, Nico Suave bzw. Deutschland ist gemeint, dann immer noch nicht. Abgesehen davon aber ein durchweg gelungenes Album, dass zu Recht den Aufdruck Wandering Soul trägt.
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Von mir geschrieben und auf Resurrection of Rap UND RapSpot veröffentlicht.
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