Montag, 27. April 2009

Hilltop Hoods - City Of Light DVD



Über die beiden Erfolgsalben „The Hard Road“ und „The Hard Road Restrung“ wurde auf diesem Blog ja schon zu genüge berichtet. Nun erschien im Jahre 2007 jedoch eine dazu passende DVD, die den Titel „City Of Light“ trägt. Auf dieser werden dabei in rund 100 Minuten unter anderem die Entstehungsgeschichten der beiden Alben erläutert. Zusätzliche Extras sorgen dann noch dafür, dass die gesamte Laufzeit auf über 2 Stunden angehoben wird.

Nun bieten DVDs dieser Art, wie sie zur Zeit ja relativ häufig erscheinen, ein relativ großes Potenzial, nichts weiter zu sein, als eine Zusammenhäufung uninteressanter Interviews, sinnfreies Hinter den Kulissen-Material, sowie bestenfalls noch ein paar Live-Ausschnitte. Dazu noch miserable Kameraführung, erbärmliche Tonqualität und ein Bild, das selbst einer Handykamera gegenüber noch schlecht wirkt und schnell kommt der Gedanke auf, dass man nichts weiter damit erreichen wollte, als ein paar zusätzliche Scheine aufs Konto zu bringen.

Diesbezüglich kann man bei dieser qualitativ hochwertigen DVD jedoch ruhigen Gewissens Entwarnung geben, denn hier wurde wirklich darauf geachtet, dass der Käufer etwas von seinem in dieses Produkt investiertes Geld hat. Immerhin vertritt solch eine DVD den Namen einer Marke, in diesem Falle der Marke „Hilltop Hoods“, einer der einflussreichsten und bekanntesten Rap-Erscheinungen Australiens. Da ist man natürlich darauf bedacht, etwas abzuliefern, was keine Käufer verärgert, sondern im Besten Falle noch weitere Käufer für sich dazu gewinnt.

So finden sich auf dieser DVD viele Informationen, die nicht nur den aller härtesten Hilltop-Head interessieren, sondern durchaus auch jene ansprechen, die sich sonst wenig bis gar nicht mit Rap aus Australien beschäftigen. Wenn etwa Suffa MC vorführt, auf welches Sample ein Beat zurück geht und wie letztlich alles entstanden ist, dann ist man durchaus fasziniert und interessiert gleichermaßen.

Darüber hinaus erfährt man näheres über die Idee und Umsetzung des Artwork, einen Einblick in die X-Bred Studios, sowie der Aufnahmen und ist dabei, wenn die einzelnen Videos zu den Single-Auskopplungen gedreht werden. Ganz besonders interessant wird es dann, wenn es ans „Restrung“-Projekt geht und man sehen kann, wie viel Aufwand letztlich dahinter steckt, wenn man versucht, seine Musik neu zu präsentieren – mit Hilfe des Adelaide Symphony Orchester. Von der Idee und dem Versuch mit einem Streicher-Quartett aufzutreten, bis zum Höhepunkt, dem großen Konzert im Adelaide Entertainment Center, alles bekommt man mit.

In der Bonussektion finden sich dann noch Outtakes, Interviews, die erwähnten Musikvideos und als besonderes Schmankerl das eben erwähnte Konzert in voller Länge! Das Ganze in bester Ton- und Bildqualität, was den Spaß an dieser DVD nicht nur aufrechterhält, sondern ihn sogar noch steigert. In jedem Falle eine der besseren DVDs dieser Machart und durchaus für viele interessant – nur des Englischen sollte man mächtig sein.

Samstag, 25. April 2009

Straight From Down Under: Hilltop Hoods - The Hard Road: Restrung



Über „The Hard Road“ wurde ja bereits geschrieben, nun folgt die ein Jahr später veröffentlichte Neubearbeitung des als Klassiker betitelten Albums. Und statt sich mit Neuinterpretationen der alten Songs durch ein paar fremde Produzenten zufrieden zu geben, hat man sich für „Restrung“ etwas ganz anderes und weitaus aufwändigeres einfallen lassen. Wieso nicht einfach mal alle Songs mit Hilfe eines ganzen Orchesters einspielen? Nachdem die anfänglichen Versuche mit einem Quartett erfolgreich verliefen, beschloss man also ein ganzes Orchester ins Soundgefüge mit aufzunehmen.

Das Ganze war natürlich mit ungeheurem Arbeitsaufwand verbunden, wie man sich gewiss denken kann. So konnte man niemand geringeres als das renommierte Adelaide Symphony Orechestra für das Mammut-Projekt gewinnen. Das Resultat ist schlicht und einfach grandios und somit haben sich die Anstrengungen mehr als gelohnt. Auch wenn es zunächst etwas fragwürdigt klingen mag, die Gleichung Hilltop Hoods und Orchester geht auf und klingt vor allem großartig.

Streicher, Blasinstrumente, Schlaginstrumente, durch den gezielten und gekonnten Einsatz des Orchesters konnte man den bereits bekannten Stücken so viele neue Facetten hinzufügen, dass die Lieder wieder so frisch klingen wie zum Release von „The Hard Road“. Dabei schaffte man es trotzdem den Kern der Songs zu behalten, so dass man sich stets bewusst ist, dass hier Hilltop Hoods zu Gange sind.

Wer schon immer mal wissen wollte, wie die Symbiose von Rap und klassischer Musik wohl klingen mag, der wird hier nicht um eine Hörprobe herum kommen. Und mit großer Sicherheit wird man gefallen finden an den liebevoll neu interpretierten Songs. Hier wurde kein Aufwand gescheut um etwas Frisches, Neues auf die Hörer loszulassen, gleichzeitig viel riskiert, denn so ein Schuss kann auch mal nach hinten losgehen, doch wenn eines sicher ist, dann das „The Hard Road Restrung“ auf seine Art einzigartig ist. Und das verdient nicht nur Erfolg, sondern vor allem auch tiefste Anerkennung.

Freitag, 24. April 2009

Straight From Down Under: Hilltop Hoods - The Hard Road



Suffa MC, Pressure und DJ Debris sind Hilltop Hoods und damit die Giganten im Aussie Rap. Im Jahre 1991 in Adelaide gegründet, führt heute kaum ein Weg an ihnen vorbei, beschäftigt man sich mit Rap aus Australien. Sie gewinnen einen Award nach dem anderen und auch ihre CDs gehen weg wie warme Semmel. Ihr 2006 erschienenes Album „The Hard Road“ konnte, wie schon „The Calling“ drei Jahre zuvor, Platin einheimsen, der Erfolg lässt sich also nicht abstreiten. Doch wie sieht es mit der Qualität der Musik aus?

Um es vorweg zu nehmen, bei Hilltop Hoods stimmt die Qualität von vorne bis hinten. Satte Beats, die selten um ein Sample verlegen sind, geben den perfekten Soundtrack zum Kopfnicken, Debris steuert die Cuts bei und Pressure und Suffa untermalen das Ganze mit gekonnt vorgetragenen, stets unterhaltsamen, teils nachdenklichen Reimen über die unterschiedlichsten Themen. Letzterer zeichnet sich dabei auch für den Großteil der Produktionen aus und kann durchaus als Multitalent durchgehen, denn sowohl beim Rappen, als auch beim Beat basteln macht Suffa eine außerordentliche gute Figur.

Der Opener „Recapturing The Vibe“ und das drauf folgende „Clown Prince“ legen dabei einen ordentlichen Einstand hin und sprühen nur so vor Energie. Gleiches lässt sich auch von den restlichen Stücken des Albums sagen, wobei besonders „Conversations From Speakeasy (ft. Omni)“ hervorzuheben ist. Hier geht es mit ordentlich Jazz ans Werk und der Brite Omni sorgt mit seiner extrem relaxten Stimme für Entspannung. Diese währt jedoch nicht lange, denn das darauf folgende „What A Great Night“ ist dann wieder eine schnelle Nummer, die den Hörer aufweckt und besonders live sicher übermäßig gut funktioniert. Jedoch auch in der heimischen Anlage ein sehr schöner Song, der insgesamt als einer der besten Songs des Albums gewertet werden kann.

Nach weiteren grandiosen Songs, unter anderem „City Of Light“, einem Song, der geradezu prädestiniert ist für Fahrten im Auto/Bus/Zug, der Aussie-Hymne „The Blue Blooded“, auf der sich einige große Namen der australischen Rap-Szene zusammentaten und das nachdenkliche „An Audience With The Devil“, ist dann nach 15 Anspielpunkten Schluss.

Ein großes Album, das zu Recht unglaubliche Erfolge feiern konnte und besonders durch das angenehme Gleichgewicht zwischen schnellen, harten Nummer und langsamen, zurückhaltenden Stücken überzeugen kann.

Donnerstag, 23. April 2009

Alec, Scotch & Smart - Kein Schmerz - Kein Ruhm



01. Intro
02. Kein Schmerz – Kein Ruhm
03. Der Winter Kann Kommen
04. Leise Weht Der Wind
05. Kinder Der Wende
06. Schmerzfabrik
07. Jede Nacht (ft. Courage)
08. Eigentlich Schön (ft. Udo Lindenberg)
09. Ihr Habt Bezahlt
10. Wir Haben Nur Uns
11. Endlich Daheim
12. Alki
13. Wir Kriegen Euch Alle
14. Metro, Metro (ft. Jay Nine)
15. Mama (Haus Am See)
16. Hart Aber Fair
17. Outro

Neues aus dem Hause New Def! Auf dem Dresdner Label, dass mit Courage, Dra-Q und T.Wonder hier bereits drei seiner Künstler in Form von Reviews unterbringen konnte, erschien vor kurzem mit „Kein Schmerz – Kein Ruhm“ das Album der drei Dresdner Jungs Alec, Scotch und Smart. Das zentrale Thema und damit der rote Faden des Albums ist dabei, wie unschwer zu erraten sein dürfte, Schmerz.

Schon ein Blick auf die Gestaltung der CD verrät, dass es hier nicht in Rosa Brille-Manier zur Sache geht. Schwarz und Grau sind die dominierenden Farben und neben Stacheldraht finden sich auch einige Krähen am düster zugezogenen Himmel. Ideale Voraussetzungen also für atmosphärisch stimmige Stücke, 15 an der Zahl (plus Intro und Outro), die dem Schmerz frönen, ohne dabei in weinerliches Gejammer zu verfallen.

Der auf das Intro folgende Titeltrack dient hierbei gleich als Beispiel. Die drei Jungs reimen in angenehmer Art über die Notwendigkeit von Schmerz, der einem nicht selten als Bestätigung dient, dass man aller gelegentliche Zweifel zum Trotz immer noch am Leben ist, das Herz weiter schlägt. Das Ganze wird untermalt durch einen vom Piano getragenen Instrumental, das mit wohl überlegten Bläser-Einsätzen zu gefallen weiß und von Labelkollegen T.Wonder stammt, der auch den Großteil der übrigen Stücke des Albums produziert hat.

Womit wir auch schon bei einem ganz großen Plus des Albums wären, die Produktionen. Neben T.Wonder, der sich auf „Kein Schmerz – Kein Ruhm“ ausschließlich als Produzent präsentiert, konnten auch Da Ridla (4 mal) und Nekst (2 mal) Beats auf dem Album unterbringen und müssen somit ebenfalls für ihre doch sehr gelungene Arbeit gelobt werden. Ob melancholisch mit Streichern („Leise Weht Der Wind“), kraftvoll mit Synthie-Einsatz („Kinder der Wende“) oder mit spartanischem Kriegsgeschrei („Wir Kriegen Euch Alle“) - hier passt alles.

Bei den Features beschloss man auf Klasse statt Masse zu setzen, bringen die drei doch so schon genügend Facetten mit, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Und so finden sich lediglich drei Gastbeiträge auf. Jay Nine auf dem vom Synthie durchtränkten „Metro, Metro“, New Def-Kompagnon Courage bei „Jede Nacht“ und zu guter letzt wohl das spektakulärste Feature auf „Eigentlich Schön“: Niemand geringeres als Udo Lindenberg himself!

Kommen wir also nach 17 Anspielpunkten zum Gesamteindruck. „Kein Schmerz – Kein Ruhm“ hält weitaus mehr für den Hörer bereit, als es der Titel womöglich auf den ersten Blick hin vermuten lässt. Die charismatische Stimmen von Scotch, Smart und ganz besonders Alec, gut arrangierte Instrumentale, die sich alles andere als verstecken müssen sowie Udo Lindenberg als Ehrengast sorgen für ein durchweg unterhaltsames Hörerlebnis, das seine Freunde finden dürfte.

Sonntag, 19. April 2009

Selfmade Records - Chronik II



01. Casper, Favorite & Kollegah – Mittelfinger Hoch
02. Kollegah – Halbautomatik
03. Casper – Elefant (Ich Bleib Stehen)
04. Favorite – Krieg (ft. Olli Banjo)
05. Kollegah & Favorite – Westdeutschlands Kings (ft. Farid Bang)
06. Shiml – Unter Null
07. Favorite – Superman
08. Skit
09. Slick One – Bruderkrieg (ft. Edo Maajka)
10. Casper & Favorite – 2x Mehr Wie Du
11. Kollegah – G’s Sterben Jung (ft. Sundiego)
12. Shiml – Er & Ich 2009 (ft. MontanaMax)
13. Favorite – Lebenswerk
14. Casper – Vatertag
15. Shiml – Mit Jedem Atemzug
16. Kollegah & Favorite – Jebiga
17. Casper – Rock ´N´ Roll (ft. Marteria)
18. Casper, Favorite, Kollegah & Shiml – Dampfwalze

Nachdem Shiml mit „Im Alleingang“ das Jahr 2009 für die Düsseldorfer von Selfmade Records eingeläutet hat und damit gleich für einen der ersten besseren Veröffentlichungen in 09 sorgte, kommt nun mit der „Chronik II“ der zweite Label-Sampler um die Ecke. Mit dabei ist dieses Mal, neben Favorite, Kollegah und bereits erwähntem Shiml, auch der erst kürzlich zum Label zugestoßene Bielefelder Casper, der mit seiner markanten Stimme das Camp sinnvoll erweitert. Ob und wenn ja wie sich Caspers Einfluss dabei bemerkbar machen wird, zeigt ein genauerer Blick auf den Sampler.

Doch fangen wir von vorne an und präsentieren die Fakten: Casper, Favorite, Kollegah, Shiml und Slick One in der Selfmade-Startaufstellung, Gastbeiträge von Olli Banjo, Farid Bang, Edo Maajka, Sundiego, MontanaMax und Marteria, sowie Produktionen von Gordon Shumway, Bjet, Hardkore Rap Beats, Tikay One, B-Ca$e, Awe, Alper, Vizir, sowie Heim und Hof-Produzent Rizbo, der sich für 6 der insgesamt 18 Anspielpunkte verantwortlich zeichnet und unterm Strich auch die meisten Glanzlichter zusammenschusterte.

Eines jener Glanzlichter Rizbos ist der Opener „Mittelfinger Hoch“, zu welchem es auch bereits ein passendes Video zu sehen gab. Ein epochales Beatgerüst mit wunderbar gesetzten Streichen, das geradezu zum Kopfnicken einlädt und zu überzeugen weiß. Dazu Caspers Reibeisenstimme, ein verrückt Sprüche klopfender Favorite und natürlich der Boss der Bosse, Kollegah himself – sitzt, passt und macht Spaß.

Auch die folgenden Stücke „Halbautomatik“, „Elefant“ und „Krieg“ gehen in ähnlicher Art und Weise vor und bieten gute Unterhaltung, wobei besonders „Krieg“ im Ohr hängen bleibt, nicht zuletzt dank Olli Banjo, der den Track einfach mal eben für „Detox“-tauglich erklärt. Technisch einwandfrei geht es dann mit „Westdeutschlands Kings“ weiter, Kollegah, Favorite und Farid Bang im Einzelnen – talentloses Gestotter sucht man hier ohne Zweifel vergeblich.

Eine kleine Überraschung ist der Song „Bruderkrieg“, der einzige Auftritt von Slick One, welcher sich für den ernsten Songinhalt niemand geringeren als Bosniens Vorzeigerapper Edo Maajka an Bord holte. Ein klasse Stück, das schon nach dem ersten Hören überzeugt und auf die insgesamt doch eher ruhiger gestimmten Lieder einstimmt, welche im hinteren Teil der „Chronik II“ auf den Hörer warten (z. B. „Vatertag“, „Mit Jedem Atemzug“), bevor zum Ende hin noch einmal einen Gang höher geschaltet wird und mit „Dampfwalze“ der zweite Sampler zu Ende geht.

Als Fazit lässt sich sagen, dass man es mit „Chronik II“ geschafft hat, das Label und die darauf erscheinenden Künstler und Charaktere positiv zu präsentieren. Und auch mit Casper wurde eine weitere Persönlichkeit unter Vertrag genommen, so dass man auch in näherer Zukunft nicht um das Düsseldorfer Label herumkommen wird. Dass der Chronik dazu noch eine zweistündige DVD namens „Selfmade Vol. 1“ beiliegt, ist dann auch nur noch ein weiterer Grund, sich diesen Sampler schleunigst zu kaufen.

Mittwoch, 15. April 2009

Graf Fidi - Grafische Darstellung




Körperliche Behinderungen und Rap - bis dato waren das zwei Begriffe, die nur mäßig zueinander passten. Nur allzu gerne bezeichnet man unsympathische Menschen daher als behindert und beschränkt. Und auch Rapper mit körperlichen Beeinträchtigungen gibt es wenige, doch es gibt sie. Einer von ihnen ist der im Rollstuhl sitzende Graf Fidi, der vor kurzem sein neues Album „Grafische Darstellung" veröffentlichte und damit klarstellen möchte, dass eine Behinderung kein Grund sein muss, eine Laufbahn als Rapper zu verwerfen.

So rappt sich Graf Fidi auf seinem mittlerweile dritten Album auf insgesamt 18 Stücken durch die deutsche Raplandschaft, ausgestattet mit jeder Menge Eloquenz, schicken Beats (von u. a. Querformat, Bogabeat und Dualizm) und einem hörbaren Talent für das musikalische Umsetzen von Themen. Mal spaßig aufgelegt mit rotzig-frecher Attitüde, mal ernsthaft und gefasst, aber niemals darum verlegen, auf seine Behinderung aufmerksam zu machen - immerhin laut eigener Aussage sein Markenzeichen.

Dass er dabei nicht auf die Mitleidstour ankommt, beweist er dabei gekonnt auf den Tracks „Verarscht" und „Ihr seid behindert". Auf ersterem Track gibt Graf Fidi mit einer guten Portion Humor den Simulanten, der seine Behinderung nur vorgespielt hat, um die Leute hinter das Licht zu führen. Bei „Ihr seid behindert" wird dann, wieder mit ordentlich Schuss Humor, lyrisch ansprechend umgesetzt, dass eine Behinderung kein Hindernis darstellen muss.

Ernster wird es dann auf „Hallo Hip Hop", ein Song über den teils doch arg in Mitleidenschaft gezogenen Sprechgesang der vergangenen Jahre, der für Graf Fidis Geschmack zu oft ohne gepflegten Umgang mit der deutschen Sprache um die Ecke kam und so kaum mehr Platz bot für lyrisch auf den Punkt kommende Rapper, wie es eben der Graf ist. Hörenswert auch „Lyrischer Werdegang", welches das Schaffen des Künstlers von Anfang an schildert und somit auch seine Liebe zum Rap deutlich wird.

Nach dem ersten Album „Aller Anfang ist schwer" und dem Nachfolger „Alle Jahre wider" ist „Grafische Darstellung" ein durchaus hörenswertes Album geworden, welches hörbar Ambitionen mitbringt und eine konsequente Weiterentwicklung in der Karriere des Graf Fidi darstellt und alles andere als behindert klingt.

-

Um den Artikel auch auf Rappers-Guide zu betrachten, klicke hier.

Neu: Resurrection of Rap meets Rappers-Guide

Wer sich regelmäßig auf gängigen Seiten im Netz herumtreibt, der wird bestimmt schon einmal von Rappers-Guide gehört haben, eine der etabliertesten Plattformen für News, Reviews, Interviews und vieles mehr im deutschrapchigen Netz.

Seit kurzem finden sich dort auch zwei Artikel, die aus meiner Hand bzw. meiner Tastatur stammen und wer weiß, vielleicht werden noch einige folgen, die Zeit wird es zeigen. So lange darf ich euch allerdings auf die Reviews zu den beiden Alben:

Meni und Deve - Was Größeres


und

Graf Fidi - Grafische Darstellung

hinweisen.

Natürlich werdet ihr die Artikel alle auch auf Resurrection of Rap zu lesen bekommen, jedoch immer erst nach der Veröffentlichung auf Rappers-Guide. So macht Graf Fidis "Grafische Darstellung" den Anfang. In Kürze wird auch "Was Größeres" von Meni und Deve online gehen, zeitgleich mit einem dazugehörigen Interview. Freut euch also auf alles, was da noch so kommt.

Samstag, 11. April 2009

Die RAPublik - ein Überblick über Rap-Deutschland

Teil 5: Heidelberg

Wir verlassen den Norden Deutschlands und reisen im fünften Teil unserer Reihe in Richtung Süden, nach Baden-Württemberg. Doch nicht etwa in die Landeshauptstadt Stuttgart, diese wird voraussichtlich erst im nächsten Teil behandelt, sondern nach Heidelberg, der Heimat einer Rap-Gruppe, die innerhalb der Szene schon einen Pionierstatus inne hat: Advanced Chemistry, kurz AC.

Advanced Chemistry, namentlich Gee-One, DJ Mike DJ, Linguist, Toni L und Torch, wurde bereits Ende der Achtziger gegründet und gilt neben den Fantastischen Vier als Urgruppe des deutschen Rap. Doch während es den Jungs aus Stuttgart immer ein Wenig an Akzeptanz von Seiten der Szene fehlte, da ihre Texte häufig als Spaß-Rap betitelt wurden, bekamen AC stets Rückhalt und wurden auf Anhieb akzeptiert, später regelrecht verehrt.

Ihren Durchbruch verdankten die Heidelberger vor allem ihrer Single „Fremd im eigenen Land“, die 1992 erschien und eindrucksvoll schilderte, wie man sich als Deutscher mit ausländischer Herkunft fühlt. Dabei konnten die Protagonisten ihre eigenen Erfahrungen einbringen, so besitzt beispielsweise Toni L italienische Wurzeln und Torch bezeichnete sich selbst gerne als „Heidelberger Haitianer“.

Der Song konnte nicht nur die damals noch sehr überschaubare Rap-Szene begeistern, sondern schaffte es auch, außerhalb der Szene auf sich aufmerksam zu machen. Und ist heute Rap im Fernsehen eine Normalität, so war es damals eine Leistung, die abgesehen von den bereits erwähnten Fantatischen Vier niemand sonst fertig brachte. Nicht umsonst wurde AC offiziell als Mitglied der von HipHop-Urvater Afrika Bambaataa ins Leben gerufenen Zulu Nation aufgenommen.

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Mitglieder von Advanced Chemistry bis heute von der Szene mit Respekt und Anerkennung überhäuft werden. Besonders Torch, der den Titel „Erfinder des deutschen Rap“ trägt, wird nach wie vor für seine Arbeit gelobt. Selbst die aktuelle Generation von Rappern zollt Torch Respekt, war er es doch, der den Weg ebnete für den riesigen Erfolg, den deutscher Rap heute hat.

Genau so wenig verwundert es, dass der erste politisch und intellektuell angehauchte Rap-Act aus Heidelberg stammt, der Stadt, die für ihre Bildungseinrichtungen (u. a. die älteste Universität Deutschlands) in ganz Deutschland bekannt ist. Und auch wenn Torch mittlerweile nicht mehr in Heidelberg lebt und sein bis dato einzigste Solo-Album „Blauer Samt“ bereits 8 Jahre zurückliegt, hat Heidelberg nach wie vor seinen Status als bedeutende Stadt für den deutschen Rap inne. Das beweist nicht nur Toni L, der immer noch musikalisch aktiv ist und letzt 2007 das Album „Funkanimal“ in Zusammenarbeit mit der Funk-Band Safarisounds einspielte und veröffentlichte, sondern auch Kool Savas, der Inbegriff des Berliner Raps, der mittlerweile in Heidelberg wohnhaft ist.

Donnerstag, 9. April 2009

Azad - Blockschrift



Das bis dato letzte Album (das Streetalbum „Azphalt Inferno“ nicht mitgezählt) vom Frankfurter Bozz, „Blockschrift“, erschien 2007 und konnte vor allem durch die prägnanten Singleauskopplungen, allen voran natürlich die unglaublich erfolgreiche „Prison Break Anthem“ mit Adel Tawil, seines Zeichens Sänger des Pop-Duos Ich + Ich, die sich bis auf Platz 1 der Charts vorkämpfen konnte – eine Leistung, die bis dahin nur zwei weiteren Rap-Acts, die Fantastischen Vier und Sabrina Setlur, gelungen war.

Nun könnte man das Album leicht auf eben diesen einen Song reduzieren, der es sogar zu Gold-Status schaffte, doch würde man damit dem Album alles andere als gerecht werden. Denn auch die anderen 14 Stücke des Albums sind es wert gehört zu werden und kommen weit weniger poppig daher, als die „Prison Break Anthem“, die manch einem zu sehr auf die breite Masse zugeschnitten klang.

Sicher, „Blockschrift“ beinhaltet in der Summe viele nachdenklich und melancholisch ins Ohr gehende Stücke, die in Sachen Härte einige Gänge runterschalten, aber zum einen ist das nur zu begrüßen und bei Azad längst nichts Neues, gab es zuvor doch schon Stücke wie „Kopf Hoch“ oder „Eines Tages. Zum anderen findet sich auch der ein oder andere härtere Track auf „Blockschrift“, zum Beispiel etwa das wummernde „Ghettobass“ oder „TNT“.

Für die ruhigere Seite des Albums können vor allem die Stücke „Ich Bete Zu Dir“, „Tage Des Regens“ oder „Du Fehlst Mir“ gerade stehen, die schon im Titel erahnen lassen in welche Richtung es geht und einen nachdenklichen, hier und da vom Schmerz geplagten Azad in Szene setzten, der einfach ein Händchen für unpeinliche, ehrliche Stücke hat, die, im richtigen Moment gehört, einfach unter die Haut gehen.

Auch in Sachen Features wird Abwechslung geboten. Gentleman, der auf der zweiten Single „Zeit Zu Verstehen (This Can’t Be Everything“)“ zu hören ist, Joy Denalane, die mit ihrem Stimmorgan „Ich Geh Für Dich“ veredelt, bereits erwähnter Adel Tawil sowie Jonesmann und J-Luv, mit denen Azad schon in der Vergangenheit zusammenarbeitete, so dass etwaige Bedenken in Sachen Feature-Auswahl unbegründet sind.

Zieht man Bilanz, so muss man eingestehen, dass Azad es trotz des Charterfolgs vermieden hat, ein durch und durch berechenbares, inhaltsloses und blutleeres Album auf den Markt zu werfen, welches lediglich um „die eine Single“ herum aufgenommen wurde. Stattdessen gibt’s einen gewohnt guten Azad, der hier viel wert auf Inhalt legte und sich die rohen, vor Energie berstenden Tracks für das 2009er Streetalbum „Azphalt Inferno“ aufsparte.

Dienstag, 7. April 2009

Video: Kero One - Welcome To The Bay / When The Sunshine Comes

Passend zum immer näherrückenden Release-Date von "Early Believers", das zweite Album von Kero One, hier noch einmal zwei sehenswerte Videos, die euch einen Vorgeschmack auf das Album geben. Gerade "When The Sunshine Comes" passt mit seinem Titel zu den letzten Tagen, die viel Sonne für die durch Regenwetter geplagten Seelen.

Kero One - Welcome To The Bay



Kero One - When The Sunshine Comes


Tone - Phantom



Tracklist:

01. Aus Dem Dunkeln Ins Licht
02. Bös
03. Leg Das Mic Weg
04. Du Lässt Mich Nicht Los (ft. Julian Williams)
05. Weit Gekommen
06. Skalpell
07. Durch Den Regen
08. Unser Weg (ft. Jeyz)
09. Wahnsinns Flows
10. Mörder Rap
11. Mein Traum (ft. Xavier Naidoo)
12. Dein Tag Wird Kommen
13. Lieb Von Dir (ft. Harris)
14. Du Hast Recht (ft. Kool Savas)
15. Gorillas (ft. Magic & Adem)
16. Sie Leiden (ft. Cassandra Steen)
17. Special
18. Zu Weit Voraus

Das Frankfurter Urgestein Tone, Wegbereiter für harte Battle-Raps auf Deutsch, ist zurück und das, obwohl Tone eigentlich nie richtig weg war. Dennoch sind seit seinem letzten Langspieler „Zukunftsmusik“ ganze vier Jahre vergangen. Vier Jahre, in denen es ruhig war um Tone, der nur für einige erlesene Features von sich hören ließ, welche dann allerdings nicht selten wahre Stürme an positiven Worten nach sich zogen und so zurecht die Forderung nach einem weiteren Tone-Album aufkam. 2009 macht sich bereit für einen der Wegweiser der Deutschen Szene, Tone ergreift das Mic.

„Phantom“ also, so der Name des neuen Albums, ein Titel, der wohl kaum passender hätte ausfallen können und so gewollt auf die oben erwähnten Jahre zwischen dem Kritikerliebling „Zukunftsmusik“ und „Phantom“ anspielt. Achtzehn Stücke lang geht es „aus dem Dunkeln ins Licht“, achtzehn Mal gibt es Tones „Mörder Rap“ und „Wahnsinns Flows“ zu hören.

Den Anfang macht „Aus Dem Dunkeln Ins Licht“, ein großartiger Beat vom ebenfalls aus Frankfurt stammenden Brian Uzna, der auch schon Gregpipes „El Mágico“ mit seinen Produktionen veredelte und auch auf „Phantom“ einen Großteil der Produktionen besorgt. So auch dieses Intro, das einen Tone ins Bestform aufwartet und gekonnt auf darauf folgende Großtaten einstimmt, neugierig macht.

Etwa das anschließende „Bös“, für welches Lex Barkley ein elektrisierendes Instrumental beisteuerte. Wer hier allerdings von Trend reden mag, der liegt falsch, so bewies Tone doch bereits auf „Zukunftsmusik“ ein Faible für Kraftwerk (die Single „Reimroboter“ baute auf ein Kraftwerk-Sample auf) und war somit seiner Zeit wieder mal einige Jahre voraus. Wunderbar auch das herrliche „Durch Den Regen“, bei dem Tone wieder einmal beweist, dass er mehr zu bieten hat als bloße Reim-Tiraden, die so manchen sonst versierten Rapper alt aussehen lassen.

Beispiele gefällig für Tones Reim-Qualitäten? „Wahnsinns Flows“, ein bedrohlich-böses Instrumental von Brian Uzna und Tone spuckt die Reime punktgenau und messerscharf ins Mikrophon, dass man der Meinung sein könnte, Tone habe die Lungen eines Tiefseetauchers. Dieser Eindruck wird auch durch „Du Hast Recht“ verstärkt, auf welchem Tone und Kool Savas feuerheiße Zeilen zum Besten geben – eine Kollabo, die in vielerlei Augen längst überfällig war und nun endlich zustande kam.

Dazu noch zwei gefühlvoll in Szene gesetzte Stücke mit zwei Goldkelchen der deutschen Musikszenerie, Xavier Naidoo (auf „Mein Traum“) und Cassandra Steen („Sie Leiden“), die fesseln, unter die Haut gehen und mit humorvollen „Lieb Von Dir“ einen Gegenpol finden, auf dem Tone mit dem Spezializt Harris für reichlich Lacher sorgt.

Mit „Phantom“ hat Tone es nach „Zukunftsmusik“ erneut geschafft, ein qualitativ absolut hochwertiges Album einzuspielen, welches man nicht ohne Grund schon vor offiziellem Release in voller Länge auf MySpace hören konnte – wer die Lieder hört wird sie feiern und wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht um einen Kauf dieses wunderbaren Albums herumkommen.

Montag, 6. April 2009

Snaga & Fard - Talion



01. Intro
02. Talion, Talion
03. Sehnsucht Nach Mehr
04. Wir Sind Eine Macht
05. Du Hast Recht
06. Hand Aufs Herz (Fard Solo)
07. Tanz Mit Dem Teufel
08. Ich Vergesse Nicht
09. Illegal
10. Biatch
11. Yallaaah
12. Good Morning Vietnam (Snaga Solo)
13. Ihr Geheimnis
14. Das Letzte Mal

Erst Olli Banjo und Jonesmann, die mit „4 Fäuste Für Ein Halleluja“ eine musikalische Symbiose zweier großartiger Reim-Athleten auf den Markt brachten und nun Talion, namentlich Snaga und Fard, zwei Edelspitter aller erster Güte, die sich zusammenfanden um Deutschland wachzurütteln. Bühne frei für die rappende Stimme Deutschlands.

Dabei ist es gerade erst ein paar Wochen her, als offiziell bekannt wurde, dass die beiden Ruhrpottler zusammen unter dem Namen Talion ein Album veröffentlichen werden und so ziemlich jeder Rap-Freund dieses Landes hellhörig wurde. Nun steht es bereits in den Läden und schon folgt die nächste Überraschung. Denn wo man auf den ersten Blick hin brutale Punchline-Gewitter erwartet, gibt es vor allem eines, nachdenkliche Töne.

Einen Vorgeschmack dessen konnte man bereits durch die vorab veröffentliche Videosingle „Sehnsucht Nach Mehr“ eindrucksvoll hören. Und wem dieses melancholisch von Streichern begleitete Stück gefallen hat, der wird mit Sicherheit auch nicht um den Kauf des Albums herumkommen und am Ende sicherlich alles andere als enttäuscht sein über das 14 Stück umfassende „Talion“.

Denn das Album macht genau dort weiter, wo die Single aufgehört hat. Ansprechende Beats, die nicht, wie sonst üblich, von den großen Namen, sondern weitgehend unbekannten, dafür aber ambitionierten Beatbastlern inszeniert wurden und Vers um Vers ehrlich vorgetragene Texte, die technisch einwandfrei vorgetragen werden und dabei kein Blatt vor den Mund nehmen, nichts beschönigen, sondern so darstellen wie es ist.

Überzeugen können dabei eigentlich alle Tracks, wobei man neben der grandiosen Single „Sehnsucht Nach Mehr“ vor allem Fards Solo „Hand Aufs Herz“, „Tanz Mit dem Teufel“, „Ich Vergesse Nicht“ und das abschließende „Das Letzte Mal“, das mit seinem ruhigen Instrumental einen gelungen Abschluss darbietet, unter die Haut geht und den durch und durch positiven Eindruck von „Talion“ bestärkt.

Straight From Down Under: Downsyde - All City



Eine weitere Rap-Formation aus Down Under ist Downsyde. Sie besteht aus den drei MCs Optamus, Dazastah und Dyna-Mikes, dem Plattendreher DJ Armee, sowie Cheeky (Bass- Gitarre, Keyboard) und Hi-Hat (Drums, Percussions) und kann bereits auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurückblicken. Mit „All City“ erschien 2008 dabei das bis dato letzte Album der Jungs aus Perth und konnte unter anderem mit einem Gastbeitrag vom New Yorker Gifted Unlimited Rhymes Universal, kurz Guru (jawohl, die Stimme von Gang Starr), aufwarten.

Nach ihrem letzten Album „When The Dust Settles“, welches noch auf Obese, dem größten indie-Label Australiens erschien, entschied man sich, für „All City“ ein neues Label aufzusuchen, wobei die Wahl, wenig überraschend, auf Illusive fiel. Was gleich blieb ist der charakteristische Sound von Downsyde, der vor allem dadurch zustande kommt, dass man hier zwei „richtige“ Musiker im Team hat, die dem Sound eine angenehm bodenständige Note verleihen.

Demnach finden sich auf „All City“ auch selbst eingespielte Drums, die die perfekte Voraussetzung darstellen für kompromisslose Instrumentale, die durchaus einen Hauch New York in sich tragen, ohne dabei aber wie ein billiger Abklatsch des Big Apple Sounds daher zu kommen. Diese werden fachgerecht von den drei MCs geritten und lassen ein durchweg zeitloses Klangwerk entstehen, so dass es schwer fällt anhand des Hörens auf ein Entstehungsjahr zu schließen.

Gastbeiträge gibt es nicht viele auf dem 13 Lieder umfassenden Album, wobei die drei MCs von Downsyde ohnehin schon genug Abwechslung bieten, so dass Features nicht zwingend von Nöten sind. Neben bereits erwähntem Guru, der auf „Watucamehere 4“ seiner smoothen Stimme freien Lauf lässt und einen wirklich guten Part bringt, gibt es noch Beiträge vom englischen Drum & Bass Urgestein Stamina MC, sowie Howling John Stone.

Wenn dann zum Ende hin mit „Unstoppable“ noch einmal das bereits durch zahllose andere Verwertungen (u. a. RZA) bekannte „Message From A Black Man“ von den Spinners gesampelt wird, dann ist das zwar nicht unbedingt Innovation in seiner reinsten Form, aber trotzdem gut gemacht und qualitativ hochwertig. Lediglich das Inlay bietet aufgrund mangelhafter Informationen einen kleinen Grund zur Kritik, ansonsten kann man mit „All City“ nicht viel falsch machen.

Mittwoch, 1. April 2009

DJ Revolution - King Of The Decks



DJ Revolution ist DJ und das mit Leib und Seele, mit ganzem Herzen und vollem Einsatz. Dies weiß man nicht erst seit kurzem, sondern man erfährt es stets aufs Neue, wenn er mit Sway und King Tech die am längsten laufende Hip Hop-Show im amerikanischen Radio, die „World Famous Wake Up Show“ präsentiert. Einen weiteren Beleg dafür stellt sein Album „King Of The Decks“ dar, welches vor allem eines möchte: der Welt klar und deutlich aufzeigen, was sich hinter einem DJ wirklich verbirgt, nachdem der DJ lange Zeit ein nur wenig beachtetes Nebendasein an der Seite der Rapper darstellte.

Für sein auf Duck Down erschienenes Album hat er sich also mal eben einige der besten Reimeschreiber überhaupt mit an Bord geholt und mit diesen 24 Anspielpunkte geschaffen, die die Mission des Albums erfolgreich in die Welt hinaustragen sollen. Mit von der Partie sind Namen wie Sean Price, KRS-One, Guilty Simpson, Royce Da 5‘9‘‘, Bishop Lamont, Joell Ortiz, Termanology, Evidence und natürlich Sway und King Tech.

Schon hierbei wird eine große Stärke des Albums deutlich, die Vielfalt der Künstler. Auf „King Of The Decks“ konnte Rev sowohl aufstrebende Jünglinge platzieren (etwa Termanology, Bishop Lamont,…), als auch renommierte Künstler, die ihre Anfangstage schon seit etlichen Zeiten hinter sich haben (KRS-One beispielsweise).

Nach einem kurzen Intro, in welchem Jazzy Jeff erklärt, was es bedarf, um sich „King Of The Decks“ nennen zu dürfen und dem Titeltrack mit Sean Price und Tash, gibt es mit „The DJ“ einen bereits bekannten Track, der das Thema des Albums wohl auf den Punkt bringt wie kein anderer, nicht zuletzt auch dank dem Lehrmeister KRS, der hier fleißig auf dem Beat mit Worten jongliert und den Song damit zur letztlichen Größe verhilft.

„Funky Piano“ mit Bishop Lamont, Crooked I und Styliztik Jones dürfte ebenfalls hier und dort bereits gelaufen sein, kann aber nach wie vor begeistern und zeigt die Klasse von Lamont und Crooked I, welche diese hoffentlich mit ihren Solowürfen erneut unter Beweis stellen werden. Auch sehr hörenswert ist „EY“, ein böser Beat auf dem Joell Ortiz und Termanology um die Wette spucken, wie es sich für zwei Rapper ihres Kalibers gehört.

Mit „Spit Ridiculous“ versetzt uns dann Defari zurück in eine Zeit, als Auto-Tune noch kein Thema war und es als Rapper vor allem um die Aussage in den Texten und das Können hinter dem Mikrophon ging und nicht um möglichst pompöses, unnahbares Verhalten. Das Ende setzt mit „Raided R“ ein, worauf Revolution zusammen mit DJ Raid ein paar DJ-Künste zum Besten gibt und das Album damit sehr passend abschließt.

Decon Presents - Fresh Rhymes And Videotape



Anlässlich der ersten „Fresh Rhymes & Videotape“-Tour der Decon-Künstler Dilated Peoples, The Alchemist, Aceyalone und 88-Keys, welche mit satten 19 Tour-Dates aufwarten konnte, erschien Ende letzten Jahres dieses wunderbare Set aus DVD und CD und liefert damit alles, was sich der geneigte Fan so alles von seinem Lieblingslabel wünscht: gute Unterhaltung in all seinen Formen.

Die DVD beinhaltet eine Mini-Doku von niemand geringerem als Jason Goldwatch, der bereits als Video-Direktor von zahlreichen Musikvideos tätig war. So gehen unter anderem Ludacris‘ „Red Light District“, „One Loaf Of Bread“ von Damian Marley und „The Release Party“ von den Dilated Peoples auf die Kappe von Goldwatch, der hier nun in gut 12 Minuten einige Impressionen der Decon-Charaktere zusammenfasst.

Daneben gibt es eine gute Drejavascript:void(0)iviertelstunde Live-Performances der Künstler, was vor allem für Fans interessant sein dürfte, die bis dato keine Gelegenheit hatten, Künstler wie Aceyalone, Evidence oder 88-Keys hautnah und live zu erleben. Und spätestens wenn zum Ende hin mit „Worst Comes To Worst“ der ganz große Song der Dilated Peoples ertönt und es niemand mehr auf den Sitzen aushält, ist man derart Feuer und Flamme, dass der nächste Gig von einem Decon-Künstler fett und rot im Kalender markiert ist.

Zusätzlich zur DVD gibt es da noch bereits erwähnte CD, welche mit 6 neuen Tracks daherkommt und damit auch neues Futter für den iPod bereithält. Hier findet sich unter anderem auch die „Fresh Rhymes And Videotape Anthem“, eingerappt von Evidence, The Alchemist, Aceyalone, Rakaa und 88-Keys, der hier auch den Beat beisteuerte. Zu diesem Song findet sich dann auf der DVD auch noch ein kleines Musikvideo.

Ein nettes Paket also für alle, die nicht genug bekommen können von den Charakterköpfen bei Decon und mit diesem Multimedia-Package einen besseren Einblick in die nicht immer ganz klar ersichtliche Welt von Decon und seinen Künstlern gewinnen möchten.

88-Keys - The Death Of Adam



Ein Konzeptalbum ist stets eine nicht ganz einfache Angelegenheit, der schmale Grad zwischen Begeisterung und Langeweile ist allgegenwärtig und lässt das Konzeptalbum zu einer echten Herausforderung werden, an die sich heutzutage nur noch wenige Künstler wagen. Einer dieser wenigen, mutigen Künstler ist der Produzent und Rapper 88-Keys, der mit „The Death Of Adam“ ein Debütalbum auf den Markt geworfen hat, das von vorne bis hinten einem bestimmten Konzept folgt.

Das Konzept ist dabei einfach wie simple und bietet trotzdem reichlich Stoff für unterhaltsame Geschichten: die Beziehung zwischen Männern und Frauen. In Form von Adam, welcher einem spätesten beim Blick aufs Cover (Stichwort: Apfel) bekannt vorkommen könnte, bekommt der Hörer einen Einblick in den Tagesablauf des Adam, wird mitgenommen auf die Suche nach dem weiblichen Geschlecht und erlebt zum Ende dann den titelgebenden Tod von Adam.

Nachdem 88-Keys bereits als Produzent für zahlreiche bekannte Namen (u. a. Mos Def, Macy Gray, Beanie Sigel, Foxy Brown) seinen Namen verbreiten konnte, möchte er mit seinem Erstlingswerk nun auch als Rapper und Sänger in Erscheinung treten. Damit lag der alleinige Fokus nun nicht mehr nur aufs Produzieren und so klingelte 88-Keys mal eben bei seinem Langzeit-Kumpel Kanye West durch, welcher daraufhin als Executive Producer für das Album gewonnen werden konnte.

Nun besteht nach wie vor die Gefahr, mit einem Konzeptalbum auf die Nase zu fallen, doch 88-Keys hat es geschafft, diese auf ein Minimum zu reduzieren und sorgt auf den 14 miteinander verknüpften Stücken für beste Unterhaltung. Dafür sorgen nicht nur die illustren Gäste, wie beispielsweise Phonte (Little Brother) und Redman, sondern auch Keys selbst, der darauf verzichtet hat, ausschließlich aus ernster Sicht den Beziehungsratgeber zu mimen und stattdessen lieber auch mal eine ordentliche Prise Humor in die Lieder einbaut, was bereits auf dem ersten Stück „Morning Wood“ deutlich wird.

Facettenreich wie Beziehungen zwischen Mann und Frau nun mal sein können, präsentieren sich auch die Songs. Ob ruhig und entspannt wie beispielsweise auf „Dirty Peaches“ mit J*DaVey, mit Akustikgitarre und diversen Elektroklängen im Anschlag bei „The Friends Zone“, oder direkt nach vorne pumpend wie das Redman-Feature „The Burning Bush“, es macht Spaß sich durch Adams Tag zu hören.

So ist man nach „Another Victim“ irgendwie betroffen vom Tod der Hauptfigur, aber irgendwo auch froh, solch ein wunderbar funktionierendes Album in den Händen zu halten und Adams Tag noch etliche mal von Neuem mitzuerleben zu können.