Donnerstag, 22. August 2013

Separate - El Mariachi (Review)


Lange war es still um Separate, dessen letztes Studioalbum „Ein guter Tag zum Sterben“ anno 2007 erschien und das Ende der musikalischen Karriere des Mainzers andeutete. Tatsächlich jedoch konnte er sich nicht von der Musik loseisen und arbeitete 2009 schon wieder mit Monroe mehrere Tracks, bis schließlich „El Mariachi“ angekündigt wurde. Vierzehn neue Tracks,  die an „Zahltag“ anknüpfen sollen, welches inzwischen fast schon so etwas wie ein vergessener Klassiker der jüngeren Deutschrap-Geschichte verkörpert. Während der Beginn mit „Allein gegen die Welt“ noch etwas verhalten ausfällt, was aber mehr an der wenig ausgereift wirkenden Hook liegt, gibt es mit „Goons“ wieder klassischen Buckwheats-Sound auf die Ohren. Soll heißen; ein leicht cheesy wirkenden Sample und unangestrengte Reime, die gefallen. Noch besser wird’s, wenn Lakmann und Abroo auf ein paar Zeilen vorbeischauen und einen simplen Piano-Beat veredeln.
Ebenfalls eine positive Erwähnung wert ist „Sommer“ mit einem gut aufgelegten DLG, die Dead Prez-Reminiszenz „Hip Hop“ mit Eko Fresh und Freestyler Gregpipe und „Krank“ mit Ercandize ist gar das absolute Highlight der Platte. Ein Brett von einem Beat, Cuts und rohe Lines versüßen den Hörgenuss und lassen Freude aufkommen. Leider verschenkt „El Mariachi“ jedoch auch einige Sympathiepunkte. Das etwas eintönig gehaltene „Bilder“ überzeugt nur auf halber Strecke, „Ein Brief“ lässt viel Potential liegen und „Deutscher Traum“ ist zwar überaus hörenswert, aber leider zu kurz geraten. Dennoch, „El Mariachi“ ist keine Enttäuschung und zählt trotz offensichtlicher Mängel zu den besseren Alben dieses Jahrgangs. Es scheitert allenfalls an den immens hohen Erwartungen, die eine solch lange Schaffensphase mit sich bringen und in den seltensten Fällen erfüllt werden können.

Donnerstag, 1. August 2013

Genetikk - D.N.A. (Review)


Saarbrücken war bisweilen alles andere als ein Mekka für Deutschrap-Fetischisten und vielleicht war es demnach nur eine Frage der Zeit, bis etwas Großes daraus entspringen sollte. Genetikk sahen ihre Chance und nutzen sie eiskalt aus. Und was in Form von „König der Lügner“ als temporäres Highlight begann, wird mit Album Nummer 3, „D.N.A.“ konsequent fortgesetzt. Noch immer liefert Karuzo die Reime, während Sikk die gediegenen Instrumentale beisteuert und was dabei entsteht ist einfach wie effektiv und damit eine willkommene Abwechslung zu all den künstlich auf kreativ getrimmten Werken einiger Kollegen. Ebenfalls positiv erwähnt werden sollte das nach heutigen Maßstäben äußerst umfangreiche Booklet, das mit den Lyrics der Tracks daherkommt. Derart gut gerüstet darf sich Karuzo gerne auch als Superman des Rap betiteln, wenn er auf dem sehr gut in Szene gesetzten „Spezies“ den Startschuss gibt für ein kleines Deutschrap-Feuerwerk der gehobenen Art.
Von Beginn Art dringt dabei der bodenständige Kern von Genetikk durch. Ein simpel aufgebauter, aber umso wirkungsvoller Beat, der die Gehörgänge behämmert. Ein Rapper, der neben einer wiedererkennbaren Stimme auf klassische Punchlines und Wortspiele setzt. Und fertig ist ein Album frei von Kompromissen, geradlinig wie nur wenig anderes. Ob „Yes Sir“, das RZA-Feature auf „Packets in den Boots“, „Gift“ oder „Liebs oder lass es“ mit sido, thematisch wagt man sich nicht übermäßig weit aus dem Fenster, konzentriert sich auf das Essentielle und trifft damit exakt den Nerv der Zeit. Dazu noch ein wenig Kritik am Status Quo auf „Plastik“, ein brachiales Stück Kopfnickertum a la „Alles möglich“ und fertig ist eines der unterhaltsamten, bedingungslosesten und besten Deutschrap-Alben, die es dieses Jahr bis dato auf die Ohren gab.

Butch - Halftime (Review)


Anfang Mai wurde über ein neues Signing auf Kurdos Label „Beefhaus“ berichtet. Es ging um einen bis dahin weitestgehend unbekannten Rapper namens Butch, der sein Debüt Ende Juni in Form von „Halftime“ vorlegte und damit nicht mehr Zeit als nötig verstreichen ließ, um ein musikalisches Ausrufezeichen zu setzen. Mit vierzehn Stücken genau zwischen kompakt und langatmig angesiedelt, droppt Butch die Reime, Rocko liefert die Beats und das war es dann auch schon. Er hat es eben gerne einfach und dies spiegelt sich auch in Butch‘ Musik wieder. Keine explosiven Instrumentale, keine Kommerzialisierung seines Selbst, nur Deutschrap. Das ist alles schön und gut so, strahlt durchaus Sympathie aus und macht neugierig auf das, was da so kommt. Entgegen großer Erwartungen findet man sich jedoch schnell in leicht ernüchterndem Zustand vor.
Im Detail liest sich das dann in etwa wie folgt: Songs wie das relaxt-entspannte „H&W“, das melancholische „Keine Zeit zu Leben“ als Remix und „Sometimes“ mit seiner verträumten Grundstimmung gefallen, auch weil Butch sein Handwerk zu verstehen scheint. Selbst geschmacklich fragwürdige Ausflüge ins stimmenverzerrende Autotune-Land bei den Hooks von „Nachtschicht“ und „Ende“ kann man verzeihen und würden zu einem überaus positiven Resümee führen. Der große Nachteil, der „Halftime“ letztlich zum eher durchschnittlichen Album macht, das es ist, ist der allgegenwärtige Eindruck des Austauschbaren. Schlecht ist auf „Halftime“ nahezu nichts. Nur ebenso wenig finden sich Höhepunkte wieder. Butch‘ Stimme ist angenehm, aber ohne große Wiedererkennung, die Beats gut, aber nicht überragend und alles in allem fällt das Endurteil vielleicht drastischer aus, als es das Hören bisweilen widerspiegelt. Ohne Höhen und Tiefen siedelt es sich damit im breiten Mittelfeld an.