Mittwoch, 22. Mai 2013

Kool DJ GQ - 1210 (Review)


Es gibt Alben, die reißen einen zunächst vom Hocker und spätesten beim dritten Durchlauf verblasst die anfängliche Begeisterung. Es gibt Alben, die wirken zunächst bieder und wenig gelungen, entwickeln sich mit der Zeit jedoch zum Dauerbrenner. Und es gibt Alben wie „1210“ von Kool DJ GQ. Überschaubar im Umfang (10 Tracks + 3 Remixe), besticht es durch heute längst nicht mehr alltägliche Qualität, die sich in nahezu jedem Track wiederfindet. Statt einzelner Highlights wird auf einen runden Eindruck gesetzt, der grobe Schnitzer kategorisch ausschließt. Dazu gesellen sich Qualitätsprüfer wie Dendemann, Olli Banjo, Plan B, Tone und die Inflabluntahz, die hörbar Freude dabei hatten, die stets sehr entspannten, aber niemals langweiligen Instrumentale zu bearbeiten. Das geschmackvolle „State Of Mind“ mit Frankstas Stimmorgan, das geradezu wunderbare „93’Till Endemann“, Soul-Brother Flo Mega mit Altmeister Aphroe schreiben ein „Gedicht in T9“ und greifen das gern genommene Thema Internetliebe auf und mit Lorro One samt Jakebeatz gibt es feinsten Mundart-Rap aus der Schweiz.

Klingt reichlich famos, hört sich auch so an und versprüht dabei einen Hauch von Zeitlosigkeit, wie man ihn gerade bei älteren Veröffentlichungen noch gelegentlich wiederfand. Was soll man also groß Negatives über „1210“ sagen? Nun, die drei Remixe am Ende des Albums versäumen es, den Originalen etwas abzugreifen, kommen in keiner Weise an GQs Produktionen heran und trüben den sonst tadellosen Eindruck etwas. Vielleicht mag man dem Album noch fehlenden Pepp vorwerfen, der jedoch wurde hier – man möchte behaupten ganz bewusst – gegen feinfühligen Umgang mit Worten und Tönen getauscht. Und wer dicke Synthie-Bretter sucht, der fand diese bei GQ seit jeher vergeblich. Rap für die alte Garde und Liebhaber. Groß.


Dienstag, 14. Mai 2013

Alpa Gun - Alles Kommt Zurück (Review)



Wer Rappen als seine Berufung sieht, aber aus Berlin kommt, der hat es nicht einfach. Als gäbe es nicht genug Vorurteile, die an Rappern haften, sieht man in den Hauptstädtlern geradezu so etwas wie den Genre-Primus, Aggro sei Dank. Alpa Gun jedoch ist es über die Jahre gelungen, einen durchaus als ausgeglichen zu bezeichnenden Ruf aufzubauen. Mal der harte Knochen von der Straße, der dir über das Mundwerk fährt, mal der charakterstarke Typ Mensch, mit dem nötigen Quäntchen Reife, die man oftmals vergeben sucht. Mit „Alles Kommt Zurück“ liefert der Berliner sein neuestes Werk ab, welches in der Premium Edition ganze 24 Anspielpunkte aufweist. Beginnend mit einem obligatorischem Rückblick samt energischem Beat („Das ist Alpa“), rappt sich Alpa durch sein gesamtes Repertoire und beweist damit erneut seine Vielseitigkeit sowie guten Geschmack, wenn es um satte, gut ins Ohr gehende Instrumentale geht.

Während er auf „Al/Pa“ mit PA Sports fast schon unbedeutend ins Mikrofon spuckt, gibt er auf „Grüner Schein“ Texte aus der Sicht der Banknote zum Besten, zeigt Rap-Deutschland wie das Thema Liebe frei von Kitsch transportiert werden kann („Karma“) und greift für „Zehn harte Rapper“ gar auf Kinderlieder zurück. Ergänzt um Persönliches („Halim“) und ein Gastspiel vom türkischen Reime-Meister Ceza liefert Alpa Gun ein außerordentlich rundes Album ab, verschenkt nur wenig Potential. Kritik gibt es allenfalls für die hin und wieder verbesserungswürdigen Hooks (selbst Moe Mitchells Part auf „Angst“ enttäuscht) und die Langatmigkeit, die im Zuge fortlaufender Spielzeit entsteht. Kleinigkeiten, die eine Bestnote verhindern, nicht aber darüber hinwegtäuschen, dass „Alles Kommt Zurück“ ein gut produziertes, ansprechendes und unterhaltsames Album ist, das seine Zuhörer finden wird.



Donnerstag, 9. Mai 2013

Fler - Blaues Blut (Review)



Aggro Berlin liegt lange hinter uns und nicht wenige sahen im Untergang des Labels auch das Ende der betroffenen Künstler. Fler konterte derlei Aussagen schnell mit jede Menge Veröffentlichungen und haut seither Langspieler im Jahresrhythmus raus. Fans freut diese vorbildliche Arbeitsmoral, während unparteiische Gelegenheitshörer nach Aussage und Notwendigkeit neuer Werke fragen. Solche Diskussionen werden auch mit „Blaus Blut“ erneut aufkommen, denn auf 16 bzw. 20 Stücke auf der Blue-Magic-Edition gibt es strenggenommen nichts, was es so nicht schon einmal gab. Nicht selten sogar ein gutes Stück besser. Kann man den Stücken „Produkt der Umgebung“ und „Meine Farbe“ noch ein klein wenig abgewinnen und diese als halbwegs brauchbar betiteln, scheint dies beim Großteil des Rests schlicht nicht möglich. Inhaltlich festgefahrenen im tiefsten Straßenrap-Szenario um Ghetto, Geld und überlebensgroße Egos, gibt es einfallslose Reime auf Synthie-Beats, die allenfalls Mittelmäßigkeit zum Ausdruck bringen.

Das wesentlich schwerwiegendere Problem von „Blaues Blut“ ist jedoch die Art und Weise, wie Fler seine Texte zum Besten gibt. Technisch nie einer der Besten gewesen, präsentiert er sich erschreckend ausdruckslos und vermittelt den Eindruck, auf allen Stücken stets dasselbe zu sagen. Untermauert wird dies durch Gast-Spitter Animus, der beim selben Themenspektrum immerhin einen Hauch von Wortwitz miteinbringt. So gibt man sich mit einfacher Kost wie einem knallenden Beat auf „Mut Zur Hässlichkeit“, das in Richtung JBGler geht, bereits zufrieden und attestiert dem Album einen insgesamt sehr belanglosen Charakter, der allenfalls treuen Anhängern ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Der übrige Rest hat sich sattgehört und sieht in „Blaues Blut“ denn künstlerischen Stillstand Flers.


Sonntag, 5. Mai 2013

Tyga - Hotel California (Review)



Was gibt es groß über Tyga zu sagen? Aus Compton kommend, gelang ihm 2007 der Sprung ins Young Money-Camp, wo er nicht nur am Label-Sampler beteiligt war, sondern auch Solo sein Glück versuchte. Zwei Alben und eine Top10-Positionierung in den Billboard-Charts sprechen dabei durchaus von Erfolg und so überrascht es nicht, dass nur ein Jahr nach seinem letzten Werk mit „Hotel California“ nun bereits Langspieler Nr. 3 das Licht der Welt erblickte. Mit stilistisch fragwürdigem Cover und einer kleinen aber feinen Reminiszenz an die weitreichende Vergangenheit des Label-Chefs zeigt uns Tyga auch bereits gleich zu Beginn, dass er nicht frei von Talent ist. In der Folge gibt es einige wirklich gelungene Stücke, darunter das bedrohlich ins Ohr gehende „Dope“ mit Flauschbart Rick Ross, „Get Rich“ und „It Neva Rains“ mit Albert Hammond-Sample. Selbst ein abschreckend betitelter „Diss Song“ entpuppt sich als gut produziertes Stück Musik.

Im Laufe der Spielzeit schleichen sich dann jedoch mehr und mehr Schnitzer ein, die den ungestörten Hörgenuss trüben. „Hit’Em Up“ mit Jadakiss verschenkt etwa jede Menge Potential an das äußerst armselige Piano-Klimpern und auch ein „Get Loose“ oder die Chris Brown-Collabo „For The Road“ zünden nicht wie erhofft und verpuffen im Mittelmaß. Dies wiederum lenkt die volle Aufmerksamkeit des Hörers auf das eigentliche Zugpferd von“ Hotel California“: „Molly“ mit einem gut aufgelegten Wiz Khalifa und einem Soundkonstrukt, welches sich vom ersten Hören an fest in den Ohrmuscheln festsetzt und nicht mehr ablässt. Schade, mit einer Hand voll mehr solcher Tracks hätte vorliegendes Album richtig einschlagen können. So bleibt nicht viel mehr, als ein ausgesprochen durchschnittliches Album mit Höhen, Tiefen und einem klar gesetzten Highlight.



Freitag, 3. Mai 2013

will.i.am - #willpower (Review)



Lange galt es als schier unmöglich, als gestandene Rap-Größe auch im Bereich der Pop-Musik Fuß zu fassen, ohne dabei jedwede Glaubwürdigkeit zu verlieren. Dann kam Timbaland und hat dies eindrucksvoll vorgemacht. Seit einiger Zeit versucht dies auch Black Eyed Peas’ler will.i.am, wenngleich dieser seinen großen Durchbruch erst in der Post-Rap-Era hatte und demnach im Allgemeinwissen eher unter Pop abgeheftet wird. Entsprechend poppig kommt sein neuestes Album daher, allen voran die zugkräftige Single „Scream & Shout“ mit der auf bitchy getrimmten Hupfdohle Britney. Wer dennoch musikalische Großtaten von „#willpower“ erwartet, der wird als bald eines besseren belehrt. Auf 15 Stücke kommen 4 Solo-Nummern, der übrige Rest ist ein buntes Treiben aus mehr oder weniger bekannten Gästen, das dem Gesamtwerk noch vor dem ersten Hören einen gewissen Sampler-Charakter aufdrückt. Nicht weiter tragisch, sofern die vorherrschende Qualität für Laune sorgt.

Doch bereits die ersten Klänge sorgen mehr für Enttäuschung denn Begeisterung. „Hello“ wirkt unkoordiniert und geradezu Hook-fixiert, „Let’s Go“ mit Chris Brown kommt schlicht billig arrangiert daher und „Geekin‘“ soll wohl Kreativität ausstrahlen, erinnert dabei aber mehr an missbrauchte Spielautomaten. OK, bei derart deutlichen Worten darf auch festgehalten werden, dass ein „This Is Love“ oder ein „Gettin‘ Dumb“, welches geradezu für Nicki Minaj prädestiniert wäre, noch in Ordnung gehen und „#thatpower“ zumindest Beat-technisch ordentlich stramm ins Ohr geht. Selbst das entschuldigt jedoch nicht die allgegenwärtige Planlosigkeit dieses Albums, die ihre Krönung im von billigen Reimen wimmelnden „Freshy“ (mit Juicy J!) findet. Wie man es auch dreht, „#willpower“ wirkt erzwungen, langweilig und zu keinem Zeitpunkt zwingend.