Samstag, 14. September 2013

Derbst One - Chaos (Review)


Wer sich auf „Chaos“ einlässt, der hat keine Vorurteile und lässt sich nicht so einfach von etwas abschrecken. Das erschreckend nüchterne wie kreativlose Cover, frei von künstlerischer Liebe. Der darauf abgebildete Interpret, der auf den ersten Blick ein wenig an eine weiterentwickelte Version eines Pop-Rap-Bubis a la Ochsenknecht erinnert und mit Derbst One auch noch einen reichlich – man möge es mir verzeihen – bescheuerten Künstlernamen gewählt hat. Der durchweg billige Eindruck der CD, wenn man sie denn in den Händen hält. Viel spricht gegen ein Hören, doch bei all dem Gemecker sollte man die Augen nicht völlig verschließen. Zum einen, da das Ganze auf Ruhrpott Illegal-Label erscheint, das mit Snaga & Pillath sowie Fard schon das ein oder andere taugliche Album veröffentlicht hat. Zum anderen hat „Chaos“ selbst bei genauerem Hinhören durchaus ein paar Momente, die ein zumindest kurzes Reinhören rechtfertigen können.
Stimmlich zwar eher im weniger einprägsamen Sektor zu Hause, weiß Derbst One nämlich durchaus, wie man Reime aneinander reiht und daraus einen gut hörbaren Song macht. Möge es ihm auch noch an der nötigen Abgeklärtheit und Erfahrung fehlen, sein „Angriff“ zeigt zumindest Potential und ringt dem Hörer schon heute ein gut gemeintes ‚OK‘ ab. Nicht minderwertiger auch die Zusammenarbeit mit Joka, der mit leiser Kritik versehene Track „Sache der Betrachtung“ oder der noch etwas halbgare, aber gut gemeinte Storyteller-Versuch „Zaid“. „Ruhrpott Inferno“ mit Fard fällt dagegen eher unscheinbar aus, markiert hier gar das Ende vom zwölfteiligen „Chaos“. Soll man das hier zu hörende nun also lieben oder hassen? Weder noch, müsste die Antwort lauten. Man sollte es nehmen als das was es ist, ein erster Versuch, der in die richtige Richtung geht und hoffen lässt.

Samstag, 7. September 2013

Wax - Continue... (Review)


Was der US-Amerikaner Wax mit „Rosana“ geschaffen hat, ist nicht weniger als ein waschechter Hit, der sich auch zu Recht so nennen darf. Anzüglich und mit Ohrwurm-Qualitäten gesegnet, bildete es den vorläufigen Höhepunkt in der Karriere des Musikers, der sich nicht auf den Begriff Rapper reduzieren lassen möchte. Wie das mit derart erfolgreichen Songs nun mal so ist, hinter denen ein bis dahin weitestgehend unbekannter Interpret steckt, umgibt auch Wax zunächst die ‚One-Hit-Wonder-Aura‘ und es liegt an ihm bzw. seinem achtzehn Stücke auffahrendem Album „Continue…“, dies richtig zu stellen. Was gibt es also neben dem großen Hit noch so auf die Ohren? Da wäre der zurückgelehnte Titeltrack, das leicht rockige „Get It In“ oder das kernige „Straight To Paradise“. Mit „I Shoulda Tried Harder“ gibt’s sogar einen weiteren Hit, der mindestens so gut ins Ohr geht, wie das allgegenwärtige und in der Tracklist direkt vorausgehende „Rosana“.
Liest sich bis hierhin alles recht ordentlich, weshalb wir nun zum weniger ansprechenden Teil von „Continue…“ kommen. Da wäre das deutlich zu eintönig geratene „Stupefied“, der an einen Werbejingle erinnernde Track „Toothbrush“ und nicht zuletzt die fast ausnahmslos herrschende Abstinenz von etwas zwingendem. „Outta My Mind“ oder „What’s Your Vice?“ sind melodisch und durchaus OK, taugen als Kaufargument jedoch nicht so wirklich. Tatsächlich ist man bis zuletzt recht erfolglos auf der Suche nach triftigen Gründen, findet bis auf eine Hand voll gelungener, aber nicht atemberaubender Tracks nicht mehr viel, was für den Langspieler spricht. Weshalb es am Ende wahrscheinlich wieder der markant rot gefärbte Hinweis auf dem Cover ist, dass das allseits bekannte „Rosana“ mit an Bord ist. Was ein One-Hit-Wonder also? Gemessen am heutigen Stand; ja.

Montag, 2. September 2013

Jai spricht: Der Laden & das Leid

Wenn Opa von seiner Kindheit erzählt und was sich seither alles verändert hat, dann schmunzelt man. Und doch ertappt man sich selbst immer wieder dabei, wie man, obwohl vom Rentenalter noch Dekaden entfernt, ähnliche Gedanken produziert. Mir ging es erst kürzlich so, beim Besuch des örtlichen Multimedia-Marktes, wo ich seit langem mal wieder die CD-Abteilung aufsuchte und Erschreckendes feststellen musste.

Beim Anblick der äußerst happigen CD-Auswahl kamen mir fast schon die Tränen. Wild durcheinander, ohne Struktur und in der Anzahl nicht einmal die Hälfte meiner Sammlung, was schon etwas heißen mag. Reduziert man nun noch alles auf Rap, kommt man auf eine Hand voll CDs, die dann auch noch horrend teuer sind. Mir sind zwei Alben aufgefallen, die sich prinzipiell gut in meiner Sammlung machen würden. Aber 18,99 € für ein Album? Natürlich, ist ja schließlich die Premium/Deluxe/Limited Edition. Klar, der Preis muss etwas höher liegen als bei einer weniger umfangreichen Standard-Edition, doch bald 20 Euro ist definitiv zu viel. Noch schlimmer sind nur die derzeit modischen Fan-Boxen mit T-Shirt in S/M, Autogrammkarte und jedweden sonstigen Stuss, den man braucht oder auch nicht und für den man offenbar gerne schnell das doppelte einer normalen CD bezahlt.

Ich verstehe nur allzu gut, dass die Auswahl geschrumpft ist, CDs nur noch sehr sporadisch im Laden gekauft werden, digital Musik erworben wird oder physisch gekauft wird - aber übers Internet. Die Preise sind schlicht zu billig. Ohne genaue Zahlen vorliegen zu haben, möchte ich meinen, dass mindestens 5 Euro Differenz zwischen Internet und Laden um die Ecke liegen. Und dennoch trauere ich um dieses eine schöne Gefühl. Das Betreten des Ladens, das feste Ziel, eine bestimmte CD zu kaufen. Nach Hause zu kommen, sie einzulegen, das Booklet zu studieren und die Musik zu genießen. Sich ärgern, wenn die CD den eigenen Erwartungen nicht gerecht wird. Sich freuen, wenn sie jeden Cent wert war. Das stolze Gefühl, wieder eine neue Platte zu haben. Ganz ehrlich, wenn ich mir eine CD übers Internet bestelle und diese dann Tage später in den Briefkasten trudelt, dann ist das gewiss auch sehr schön. Es kommt aber in keinster Weise an die besonderen Momente heran, die beim regulären Kauf zu Stande kommen.

Nun will ich freilich weder ermahnen, mehr CDs im Laden zu kaufen, noch will ich nörgeln. Ich selbst weiche seit langer Zeit schon auf Internetversandhäuser zurück, halte im Laden allenfalls nach Schnäppchen aus. Jedoch mache ich das nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil ich mir die Ladenpreise schlicht nicht leisten kann. So wird mir bewusst, dass es immer weniger dieser Momente geben wird, wenn man mit einer kleinen Plastiktüte voller Melodien den Laden verlässt.

Donnerstag, 22. August 2013

Separate - El Mariachi (Review)


Lange war es still um Separate, dessen letztes Studioalbum „Ein guter Tag zum Sterben“ anno 2007 erschien und das Ende der musikalischen Karriere des Mainzers andeutete. Tatsächlich jedoch konnte er sich nicht von der Musik loseisen und arbeitete 2009 schon wieder mit Monroe mehrere Tracks, bis schließlich „El Mariachi“ angekündigt wurde. Vierzehn neue Tracks,  die an „Zahltag“ anknüpfen sollen, welches inzwischen fast schon so etwas wie ein vergessener Klassiker der jüngeren Deutschrap-Geschichte verkörpert. Während der Beginn mit „Allein gegen die Welt“ noch etwas verhalten ausfällt, was aber mehr an der wenig ausgereift wirkenden Hook liegt, gibt es mit „Goons“ wieder klassischen Buckwheats-Sound auf die Ohren. Soll heißen; ein leicht cheesy wirkenden Sample und unangestrengte Reime, die gefallen. Noch besser wird’s, wenn Lakmann und Abroo auf ein paar Zeilen vorbeischauen und einen simplen Piano-Beat veredeln.
Ebenfalls eine positive Erwähnung wert ist „Sommer“ mit einem gut aufgelegten DLG, die Dead Prez-Reminiszenz „Hip Hop“ mit Eko Fresh und Freestyler Gregpipe und „Krank“ mit Ercandize ist gar das absolute Highlight der Platte. Ein Brett von einem Beat, Cuts und rohe Lines versüßen den Hörgenuss und lassen Freude aufkommen. Leider verschenkt „El Mariachi“ jedoch auch einige Sympathiepunkte. Das etwas eintönig gehaltene „Bilder“ überzeugt nur auf halber Strecke, „Ein Brief“ lässt viel Potential liegen und „Deutscher Traum“ ist zwar überaus hörenswert, aber leider zu kurz geraten. Dennoch, „El Mariachi“ ist keine Enttäuschung und zählt trotz offensichtlicher Mängel zu den besseren Alben dieses Jahrgangs. Es scheitert allenfalls an den immens hohen Erwartungen, die eine solch lange Schaffensphase mit sich bringen und in den seltensten Fällen erfüllt werden können.

Donnerstag, 1. August 2013

Genetikk - D.N.A. (Review)


Saarbrücken war bisweilen alles andere als ein Mekka für Deutschrap-Fetischisten und vielleicht war es demnach nur eine Frage der Zeit, bis etwas Großes daraus entspringen sollte. Genetikk sahen ihre Chance und nutzen sie eiskalt aus. Und was in Form von „König der Lügner“ als temporäres Highlight begann, wird mit Album Nummer 3, „D.N.A.“ konsequent fortgesetzt. Noch immer liefert Karuzo die Reime, während Sikk die gediegenen Instrumentale beisteuert und was dabei entsteht ist einfach wie effektiv und damit eine willkommene Abwechslung zu all den künstlich auf kreativ getrimmten Werken einiger Kollegen. Ebenfalls positiv erwähnt werden sollte das nach heutigen Maßstäben äußerst umfangreiche Booklet, das mit den Lyrics der Tracks daherkommt. Derart gut gerüstet darf sich Karuzo gerne auch als Superman des Rap betiteln, wenn er auf dem sehr gut in Szene gesetzten „Spezies“ den Startschuss gibt für ein kleines Deutschrap-Feuerwerk der gehobenen Art.
Von Beginn Art dringt dabei der bodenständige Kern von Genetikk durch. Ein simpel aufgebauter, aber umso wirkungsvoller Beat, der die Gehörgänge behämmert. Ein Rapper, der neben einer wiedererkennbaren Stimme auf klassische Punchlines und Wortspiele setzt. Und fertig ist ein Album frei von Kompromissen, geradlinig wie nur wenig anderes. Ob „Yes Sir“, das RZA-Feature auf „Packets in den Boots“, „Gift“ oder „Liebs oder lass es“ mit sido, thematisch wagt man sich nicht übermäßig weit aus dem Fenster, konzentriert sich auf das Essentielle und trifft damit exakt den Nerv der Zeit. Dazu noch ein wenig Kritik am Status Quo auf „Plastik“, ein brachiales Stück Kopfnickertum a la „Alles möglich“ und fertig ist eines der unterhaltsamten, bedingungslosesten und besten Deutschrap-Alben, die es dieses Jahr bis dato auf die Ohren gab.

Butch - Halftime (Review)


Anfang Mai wurde über ein neues Signing auf Kurdos Label „Beefhaus“ berichtet. Es ging um einen bis dahin weitestgehend unbekannten Rapper namens Butch, der sein Debüt Ende Juni in Form von „Halftime“ vorlegte und damit nicht mehr Zeit als nötig verstreichen ließ, um ein musikalisches Ausrufezeichen zu setzen. Mit vierzehn Stücken genau zwischen kompakt und langatmig angesiedelt, droppt Butch die Reime, Rocko liefert die Beats und das war es dann auch schon. Er hat es eben gerne einfach und dies spiegelt sich auch in Butch‘ Musik wieder. Keine explosiven Instrumentale, keine Kommerzialisierung seines Selbst, nur Deutschrap. Das ist alles schön und gut so, strahlt durchaus Sympathie aus und macht neugierig auf das, was da so kommt. Entgegen großer Erwartungen findet man sich jedoch schnell in leicht ernüchterndem Zustand vor.
Im Detail liest sich das dann in etwa wie folgt: Songs wie das relaxt-entspannte „H&W“, das melancholische „Keine Zeit zu Leben“ als Remix und „Sometimes“ mit seiner verträumten Grundstimmung gefallen, auch weil Butch sein Handwerk zu verstehen scheint. Selbst geschmacklich fragwürdige Ausflüge ins stimmenverzerrende Autotune-Land bei den Hooks von „Nachtschicht“ und „Ende“ kann man verzeihen und würden zu einem überaus positiven Resümee führen. Der große Nachteil, der „Halftime“ letztlich zum eher durchschnittlichen Album macht, das es ist, ist der allgegenwärtige Eindruck des Austauschbaren. Schlecht ist auf „Halftime“ nahezu nichts. Nur ebenso wenig finden sich Höhepunkte wieder. Butch‘ Stimme ist angenehm, aber ohne große Wiedererkennung, die Beats gut, aber nicht überragend und alles in allem fällt das Endurteil vielleicht drastischer aus, als es das Hören bisweilen widerspiegelt. Ohne Höhen und Tiefen siedelt es sich damit im breiten Mittelfeld an.

Dienstag, 16. Juli 2013

Eve - Lip Lock (Review)


Einst war sie die First Lady der Ruff Ryders und damit eine der Frontfiguren im noch immer unterbesiedelten Sektor von Rapperinnen. Dann folgte der fast schon obligatorische Abstecher ins Film-Business und musikalisch blieb es eher ruhig. So liegt Eves letztes Studioalbum ganze 12 Jahre zurück und umso erfreulicher ist es nun, „Lip Lock“, so der Titel ihres neuen Albums, in den Händen zu halten. Und wenn das Cover auch ein wenig an Rihannas Langspieler erinnern mag, schon mit dem sich selbst zelebrierenden „Eve“ wird jedwede Ähnlichkeit gekonnt niedergemäht, dank eines astreinen Alarmmachers mit reichlich Potential. Und auch wenn es mit Nummern wie „Make It Out This Town“ hörbar in Richtung unbeschwerter Pop-Rap geht, man sie auf „Zero Below“ teils kaum mehr erkennen mag – schlecht macht sie ihre Sache auch nach jahrelanger Pause nicht, nur eben anders als noch vor zehn Jahren.
Hinzu kommen Gast-Parts von Missy Elliott auf dem in Richtung böse gehenden „Wanna Be“, Snoop Dogg auf dem durchaus gelungenen „Mama In The Kitchen“ und Juicy J mit Pusha T, die „She Bad Bad“ einen kleinen Remix spendieren, der ähnlich aggressiv an die Subwoofer geht, wie das Original, im Hook dafür aber ebenso ausbaufähig ist. Überhaupt wirkt alles noch ein wenig unrund, gerade bei aufmerksamem Hören fallen immer wieder kleine Ausreißer auf. Nichts bösartig gravierendes, aber genug, um den Gesamteindruck von „Lip Lock“, mit insgesamt nur 12 Tracks eher kurz gehalten, zu trüben. In der Schule gäbe es hierfür ein Befriedigend und auch hier reicht es nur zu einem leicht überdurchschnittlichen Album, welches aber zumindest zeigt, dass Frauenrap nach wie vor Potential beherbergt und Eve noch immer den Spagat zwischen Pop und Rap beherrscht, wie einst zu „Who’s That Girl“-Zeiten.

Alicia Keys - VH1 Storytellers (Review)


Live-Alben sind nicht selten ein vermeidbares Übel. Wenn der Künstler schon in der heimischen Booth und mit fleißiger Unterstützung von aufwändigen Instrumentalen kaum aus den Puschen kommt. Dann kann man sich durchaus Angenehmeres vorstellen, als ein Album mit minimalistischer Untermalung, bei dem der Künstler ohne Stimm-Korrekturen zu Werke geht. Bei Alicia Keys sieht es da erfreulicherweise ganz anders aus. Stimmlich auf sehr hohem Niveau, braucht sich Frau Keys zu keiner Zeit hinter Instrumentalen verstecken und legt die volle Aufmerksamkeit auf sich. Dabei ist es wirklich beeindruckend, wie gut Hits wie „No One“, „Fallin‘“ oder „Empire State Of Mind (Part II)“ auch mit reduzierter Begleitung funktionieren. Da verschmerzt man auch die überschaubare Playlist von gerade mal 11 Stücken, die dafür aber umso liebevoller inszeniert wurden.
Natürlich bekommt auch das Auge etwas geboten, wenn die beiliegende DVD hinzugezogen wird. Zwar spielt auch hier die Musik die Hauptrolle und ein Ersatz für Konzertbesuche ist das alles keinesfalls. Aber als netter Zeitvertreib oder als Einstimmung auf den nächsten Konzertbesuch überzeugen die „VH1 Storytellers“ definitiv. Das Ganze wird serviert im form- wie farbschönen Digipack, das sich wirklich schick macht in der heimischen CD-Sammlung. Wermutstropfen? Nun, die Lieder selbst sind nichts Neues und wer bislang mit Alicia Keys wenig anfangen konnte, der findet sicherlich in ihren Studioalben eher einen Einstieg. Für Liebhaber und Fans ist das hier dennoch großes Kino und eine eindrucksvolle Zurschaustellung einer Frau, die Ihren Weg ging und weiter gehen wird. Großen Respekt dafür und Danke für dieses wirklich gelungene Live-Album.

V.A. - The Great Gatsby (Review)


„Der große Gatsby“, eines der bedeutendsten literarischen Werke Moderne, wird verfilmt und mit Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire starbesetzt. Da wirkt es nur schlüssig, für den zugehörigen Soundtrack ebenfalls größere Kaliber aufzufahren, in diesem Falle Jay-Z, der nach eigener Aussage ganze 2 Jahre Arbeit investierte, um mit Baz Luhrmann ein kleines Spektakel zu kreieren. Tatsächlich verspricht schon der Beginn einiges, wenn Jay selbst die Zügel in die Hand nimmt und auf „100$ Bill“ über einen effektvollen wie ehrfürchtigen Beat zu Werke geht. Ihm folgt will.i.am, der sich auf „Bang Bang“ mal so richtig schön austoben darf und Gattin Beyonce widmet sich mit Andre 3000 „Back to Black“, wobei im Vergleich zum Winehouse’schen Original jede Hektik konsequent rausgefiltert wurde. Ebenfalls neuninterpretiert wird „Crazy in Love“, welches von Emeli Sandé und dem Bryan Ferry Orchester in vom Swing beherrschte Gefilde verlagert wurde. Fehlt noch die wie immer wunderbar melancholische Lana Del Rey, deren „Young and Beautiful“ unter die Haut geht und zum emotionalen Höhepunkt der Platte wird.
Leider finden sich auch ein paar weniger berauschende Erlebnisse auf dem Soundtrack wieder. Während die Auftritte von The XX oder Gotye noch unter die Rubrik ‚unauffällig‘ fallen, fällt die Enttäuschung bei „A Little Party Never Killed Nobody“ doch etwas größer aus. Insbesondere da die Kombination aus Fergie, Q-Tip und Goonrock durchaus Hoffnungen auf Großes macht. Leider wirkt die hier gezeigte Vorstellung derart gekünstelt (vorallem bei Fergie) und getrimmt, so dass wenig Freude aufkommt und nur noch vom zu überzogenen „Love Is Blindness“ von Jack White überboten wird. Sieht man davon ab, ist der Soundtrack zum Film durchaus gelungen und überzeugt mit reichlich Schwere in den Liedern.

Puppetmastaz - Revolve ANd Step Up! (Review)


Als die Puppetmastaz vor 10 Jahren ihr erstes Album, „Creature Funk“, veröffentlichten, waren sie nicht nur die erste ernstzunehmende ‚Toy-Group‘, sondern brachten im selben Zuge auch eine willkommene Brise frischen Wind ins Geschehen. Der Sound war unterhaltsam, die Reime humorvoll und es schien, als haben sich die richtigen Handpuppen gefunden. Doch was folgte, war ein steiler Absturz, denn während mit jedem neuen Eintrag in die Discographie höhere Erwartungen gesetzt werden, bauten die Berliner kontinuierlich ab. Folglich fiel es selbst Sympathisanten der abgedrehten Jungs weniger schwer, den 2009 in Albumlänge betitelten „Break-Up“, die Auflösung der Band, bekanntzugeben. Die einstige Kreativität war hinüber, der Spaß wurde nicht mehr zum Hörer transportiert und es entwickelte sich ein schwarzes Loch, dass das musikalische Schaffen ins Irrelevante zog.
Umso überraschter war man, als bekannt wurde, dass die Handpuppen vom Vorruhestand zurücktreten und es noch einmal wissen wollen. „Revolve And Step Up!“ lautet der Name des Langspielers und 25 Anspielpunkte versprechen zumindest kein kurzatmiges Album. Leider jedoch verpassen es die Puppetmastaz, sich wieder auf alte Stärken zu besinnen und fallen ins alte Schema zurück. „Full Bashment“ oder „Dschinni Of Glass“ sind, gelinde ausgedrückt, elektrischer Blödsinn mit Rap-Anleihen, „Fresh Day“ ist hektisch wie inhaltlich flach und wenn man auf der Suche nach erwähnenswerten Pluspunkten ist, stößt man bestenfalls auf „Mr. Doubt“, das durch seinen Mundharmonika-Flair gerade noch so durchgeht. Sieht man es nicht ganz so streng, könnte man sagen, die Puppetmastaz wurden im Vergleich zu Anfangstagen immer eigener und erschufen sich ihr eigenes Reich, übertrieben es dann jedoch im Detail zu sehr und verblassen allmählich.

Montag, 17. Juni 2013

R.A. The Rugged Man - Legends Never Die (Review)


Sucht man nach durchgeknallten Persönlichkeiten im Rap-Game, braucht man nicht allzu lange und man stößt auf den Namen R.A. The Rugged Man. Psychisch wahrscheinlich nicht ganz rund laufenden, springt der gute Mann seit den Neunzigern in die Booth und beglückt das Hörer-Herz mit einer Lawine an Flows, scharfzüngigen Reimen und dem gewissen Etwas, das so vielen anderen zu fehlen scheint. Unvergessen sein biographischer Part auf Jedi Mind Tricks‘ „Uncommon Valor“, wo er die Geschichte seines in Vietnam gedienten Vaters erzählte, welchem er nun sein neuestes Album widmet. Erfrischend anders geht es gewohnt herzhaft zur Sache. Apathy packt die instrumentale Kriegskeule aus, R.A. spurtet lyrisch davon und dem Zuhörer wird’s wohlig warm im Brustbereich – „The People’s Champ“? Gut möglich. Fein auch die Zusammenarbeiten mit Talib Kweli auf „Learn Truth“ und „Holla-Loo-Yuh“ mit Tech N9ne und Krizz Kaliko.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Vielseitigkeit des Rugged Man. Eben noch auf „Media Midgets“ ordentlich Kritik am medialen Zirkus ausüben, wenig später mit Brother Ali und Masta Ace die „Dangerouse Three“ bilden und zu guter Letzt noch mit Hopsin Mozarts ‚Eine kleine Nachtmusik‘ neuinterpretieren („Underground Hits“). Kurzum; schön ausproduzierte Instrumentale treffen auf einen meisterlichen Charakter mit Hang zum verbalen Stelldichein und Gäste, die sich nicht nur optisch ansprechend auf der Tracklist machen, sondern, so wie es eigentlich sein soll, etwas mehr Abwechslung ins Geschehen bringen, ohne den Hauptprotagonisten ins Abseits zu stellen. Wem dies immer noch zu verschachtelt formuliert ist: „Legends Never Die“ ist ein starkes Stück Rapmusik, das sich kaum Fehltritte leistet und klasse ins Ohr geht.

Mittwoch, 22. Mai 2013

Kool DJ GQ - 1210 (Review)


Es gibt Alben, die reißen einen zunächst vom Hocker und spätesten beim dritten Durchlauf verblasst die anfängliche Begeisterung. Es gibt Alben, die wirken zunächst bieder und wenig gelungen, entwickeln sich mit der Zeit jedoch zum Dauerbrenner. Und es gibt Alben wie „1210“ von Kool DJ GQ. Überschaubar im Umfang (10 Tracks + 3 Remixe), besticht es durch heute längst nicht mehr alltägliche Qualität, die sich in nahezu jedem Track wiederfindet. Statt einzelner Highlights wird auf einen runden Eindruck gesetzt, der grobe Schnitzer kategorisch ausschließt. Dazu gesellen sich Qualitätsprüfer wie Dendemann, Olli Banjo, Plan B, Tone und die Inflabluntahz, die hörbar Freude dabei hatten, die stets sehr entspannten, aber niemals langweiligen Instrumentale zu bearbeiten. Das geschmackvolle „State Of Mind“ mit Frankstas Stimmorgan, das geradezu wunderbare „93’Till Endemann“, Soul-Brother Flo Mega mit Altmeister Aphroe schreiben ein „Gedicht in T9“ und greifen das gern genommene Thema Internetliebe auf und mit Lorro One samt Jakebeatz gibt es feinsten Mundart-Rap aus der Schweiz.

Klingt reichlich famos, hört sich auch so an und versprüht dabei einen Hauch von Zeitlosigkeit, wie man ihn gerade bei älteren Veröffentlichungen noch gelegentlich wiederfand. Was soll man also groß Negatives über „1210“ sagen? Nun, die drei Remixe am Ende des Albums versäumen es, den Originalen etwas abzugreifen, kommen in keiner Weise an GQs Produktionen heran und trüben den sonst tadellosen Eindruck etwas. Vielleicht mag man dem Album noch fehlenden Pepp vorwerfen, der jedoch wurde hier – man möchte behaupten ganz bewusst – gegen feinfühligen Umgang mit Worten und Tönen getauscht. Und wer dicke Synthie-Bretter sucht, der fand diese bei GQ seit jeher vergeblich. Rap für die alte Garde und Liebhaber. Groß.


Dienstag, 14. Mai 2013

Alpa Gun - Alles Kommt Zurück (Review)



Wer Rappen als seine Berufung sieht, aber aus Berlin kommt, der hat es nicht einfach. Als gäbe es nicht genug Vorurteile, die an Rappern haften, sieht man in den Hauptstädtlern geradezu so etwas wie den Genre-Primus, Aggro sei Dank. Alpa Gun jedoch ist es über die Jahre gelungen, einen durchaus als ausgeglichen zu bezeichnenden Ruf aufzubauen. Mal der harte Knochen von der Straße, der dir über das Mundwerk fährt, mal der charakterstarke Typ Mensch, mit dem nötigen Quäntchen Reife, die man oftmals vergeben sucht. Mit „Alles Kommt Zurück“ liefert der Berliner sein neuestes Werk ab, welches in der Premium Edition ganze 24 Anspielpunkte aufweist. Beginnend mit einem obligatorischem Rückblick samt energischem Beat („Das ist Alpa“), rappt sich Alpa durch sein gesamtes Repertoire und beweist damit erneut seine Vielseitigkeit sowie guten Geschmack, wenn es um satte, gut ins Ohr gehende Instrumentale geht.

Während er auf „Al/Pa“ mit PA Sports fast schon unbedeutend ins Mikrofon spuckt, gibt er auf „Grüner Schein“ Texte aus der Sicht der Banknote zum Besten, zeigt Rap-Deutschland wie das Thema Liebe frei von Kitsch transportiert werden kann („Karma“) und greift für „Zehn harte Rapper“ gar auf Kinderlieder zurück. Ergänzt um Persönliches („Halim“) und ein Gastspiel vom türkischen Reime-Meister Ceza liefert Alpa Gun ein außerordentlich rundes Album ab, verschenkt nur wenig Potential. Kritik gibt es allenfalls für die hin und wieder verbesserungswürdigen Hooks (selbst Moe Mitchells Part auf „Angst“ enttäuscht) und die Langatmigkeit, die im Zuge fortlaufender Spielzeit entsteht. Kleinigkeiten, die eine Bestnote verhindern, nicht aber darüber hinwegtäuschen, dass „Alles Kommt Zurück“ ein gut produziertes, ansprechendes und unterhaltsames Album ist, das seine Zuhörer finden wird.



Donnerstag, 9. Mai 2013

Fler - Blaues Blut (Review)



Aggro Berlin liegt lange hinter uns und nicht wenige sahen im Untergang des Labels auch das Ende der betroffenen Künstler. Fler konterte derlei Aussagen schnell mit jede Menge Veröffentlichungen und haut seither Langspieler im Jahresrhythmus raus. Fans freut diese vorbildliche Arbeitsmoral, während unparteiische Gelegenheitshörer nach Aussage und Notwendigkeit neuer Werke fragen. Solche Diskussionen werden auch mit „Blaus Blut“ erneut aufkommen, denn auf 16 bzw. 20 Stücke auf der Blue-Magic-Edition gibt es strenggenommen nichts, was es so nicht schon einmal gab. Nicht selten sogar ein gutes Stück besser. Kann man den Stücken „Produkt der Umgebung“ und „Meine Farbe“ noch ein klein wenig abgewinnen und diese als halbwegs brauchbar betiteln, scheint dies beim Großteil des Rests schlicht nicht möglich. Inhaltlich festgefahrenen im tiefsten Straßenrap-Szenario um Ghetto, Geld und überlebensgroße Egos, gibt es einfallslose Reime auf Synthie-Beats, die allenfalls Mittelmäßigkeit zum Ausdruck bringen.

Das wesentlich schwerwiegendere Problem von „Blaues Blut“ ist jedoch die Art und Weise, wie Fler seine Texte zum Besten gibt. Technisch nie einer der Besten gewesen, präsentiert er sich erschreckend ausdruckslos und vermittelt den Eindruck, auf allen Stücken stets dasselbe zu sagen. Untermauert wird dies durch Gast-Spitter Animus, der beim selben Themenspektrum immerhin einen Hauch von Wortwitz miteinbringt. So gibt man sich mit einfacher Kost wie einem knallenden Beat auf „Mut Zur Hässlichkeit“, das in Richtung JBGler geht, bereits zufrieden und attestiert dem Album einen insgesamt sehr belanglosen Charakter, der allenfalls treuen Anhängern ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Der übrige Rest hat sich sattgehört und sieht in „Blaues Blut“ denn künstlerischen Stillstand Flers.


Sonntag, 5. Mai 2013

Tyga - Hotel California (Review)



Was gibt es groß über Tyga zu sagen? Aus Compton kommend, gelang ihm 2007 der Sprung ins Young Money-Camp, wo er nicht nur am Label-Sampler beteiligt war, sondern auch Solo sein Glück versuchte. Zwei Alben und eine Top10-Positionierung in den Billboard-Charts sprechen dabei durchaus von Erfolg und so überrascht es nicht, dass nur ein Jahr nach seinem letzten Werk mit „Hotel California“ nun bereits Langspieler Nr. 3 das Licht der Welt erblickte. Mit stilistisch fragwürdigem Cover und einer kleinen aber feinen Reminiszenz an die weitreichende Vergangenheit des Label-Chefs zeigt uns Tyga auch bereits gleich zu Beginn, dass er nicht frei von Talent ist. In der Folge gibt es einige wirklich gelungene Stücke, darunter das bedrohlich ins Ohr gehende „Dope“ mit Flauschbart Rick Ross, „Get Rich“ und „It Neva Rains“ mit Albert Hammond-Sample. Selbst ein abschreckend betitelter „Diss Song“ entpuppt sich als gut produziertes Stück Musik.

Im Laufe der Spielzeit schleichen sich dann jedoch mehr und mehr Schnitzer ein, die den ungestörten Hörgenuss trüben. „Hit’Em Up“ mit Jadakiss verschenkt etwa jede Menge Potential an das äußerst armselige Piano-Klimpern und auch ein „Get Loose“ oder die Chris Brown-Collabo „For The Road“ zünden nicht wie erhofft und verpuffen im Mittelmaß. Dies wiederum lenkt die volle Aufmerksamkeit des Hörers auf das eigentliche Zugpferd von“ Hotel California“: „Molly“ mit einem gut aufgelegten Wiz Khalifa und einem Soundkonstrukt, welches sich vom ersten Hören an fest in den Ohrmuscheln festsetzt und nicht mehr ablässt. Schade, mit einer Hand voll mehr solcher Tracks hätte vorliegendes Album richtig einschlagen können. So bleibt nicht viel mehr, als ein ausgesprochen durchschnittliches Album mit Höhen, Tiefen und einem klar gesetzten Highlight.



Freitag, 3. Mai 2013

will.i.am - #willpower (Review)



Lange galt es als schier unmöglich, als gestandene Rap-Größe auch im Bereich der Pop-Musik Fuß zu fassen, ohne dabei jedwede Glaubwürdigkeit zu verlieren. Dann kam Timbaland und hat dies eindrucksvoll vorgemacht. Seit einiger Zeit versucht dies auch Black Eyed Peas’ler will.i.am, wenngleich dieser seinen großen Durchbruch erst in der Post-Rap-Era hatte und demnach im Allgemeinwissen eher unter Pop abgeheftet wird. Entsprechend poppig kommt sein neuestes Album daher, allen voran die zugkräftige Single „Scream & Shout“ mit der auf bitchy getrimmten Hupfdohle Britney. Wer dennoch musikalische Großtaten von „#willpower“ erwartet, der wird als bald eines besseren belehrt. Auf 15 Stücke kommen 4 Solo-Nummern, der übrige Rest ist ein buntes Treiben aus mehr oder weniger bekannten Gästen, das dem Gesamtwerk noch vor dem ersten Hören einen gewissen Sampler-Charakter aufdrückt. Nicht weiter tragisch, sofern die vorherrschende Qualität für Laune sorgt.

Doch bereits die ersten Klänge sorgen mehr für Enttäuschung denn Begeisterung. „Hello“ wirkt unkoordiniert und geradezu Hook-fixiert, „Let’s Go“ mit Chris Brown kommt schlicht billig arrangiert daher und „Geekin‘“ soll wohl Kreativität ausstrahlen, erinnert dabei aber mehr an missbrauchte Spielautomaten. OK, bei derart deutlichen Worten darf auch festgehalten werden, dass ein „This Is Love“ oder ein „Gettin‘ Dumb“, welches geradezu für Nicki Minaj prädestiniert wäre, noch in Ordnung gehen und „#thatpower“ zumindest Beat-technisch ordentlich stramm ins Ohr geht. Selbst das entschuldigt jedoch nicht die allgegenwärtige Planlosigkeit dieses Albums, die ihre Krönung im von billigen Reimen wimmelnden „Freshy“ (mit Juicy J!) findet. Wie man es auch dreht, „#willpower“ wirkt erzwungen, langweilig und zu keinem Zeitpunkt zwingend.


Samstag, 20. April 2013

Talib Kweli - Prisoner Of Conscious (Review)



Wenn Talib Kweli sich ins Studio einschließt, um an neuen Songs zu arbeiten, dann sind die Erwartungen vieler bereits vor der ersten Aufnahme über alle Maßen hoch und ein wirklich objektiver Blick auf das ohne Frage herausragende Schaffen des aus Brooklyn stammenden MCs nicht immer möglich. Fakt ist, er steht fast ausnahmslos für gehaltvollen Rap, der sich fernab jedweder musikalischen Trends bewegt, und der damit seine tiefgehende Liebe zur Musik zum Ausdruck bringt. Fakt ist, dass er damit für nicht viele zu einem Vorreiter des Conscious-Rap wurde. Und Fakt ist, dass dieser sich seiner Rolle durchaus bewusst ist, sein neuestes Album nicht ohne Grund „Prisoner Of Conscious“ betitelt. Fühlt sich da etwa jemand in seiner selbst erschaffenen Nische unwohl und plant den musikalischen Ausbruch durch Stilbrüche samt Experimente mit anderen Genres? Mitnichten.
Fünfzehn Stücke lang gibt’s den gewohnt Flow-sicheren Talib Kweli, wie man ihn kennt und schätzt auf sauber ausproduzierten Instrumentalen, die vielleicht nicht unbedingt aus dem Sessel hauen, zumindest aber auch keine Schnitzer begehen und somit dem MC stets den Rücken stärken. In der Summe macht das ein Album voller munterer Tracks, die zu Gefallen wissen, ohne den Hörer dabei wirklich zu beanspruchen. Eine Überraschung dürfte das von RZA produzierte und Bus-A-Bus featurende „Rocket Ships“ sein, das überzeugt. Und „Upper Echelon“, ein nicht wirklich zu Kweli passender Track, auf dem dieser sich, bildlich gesprochen, in einen Schuh zwingt, der ihm zu keinem Zeitpunkt so recht passen mag. Enttäuscht ist man von „Prisoner Of Conscious“ dennoch nicht, hat das Album mit „Before He Walked“ eine echte Granate in Petto, samt Nelly-Feat. Unaufgeregt, geschmackssicher, in weiten Teilen vorhersehbar. Das ist Talib Kweli. Auch dieses Mal.


Mittwoch, 17. April 2013

LL Cool J - Authentic (Review)



Dieser Mann ist einer der ganz Großen. Eine Rap-Karriere, die bereits begann, als die meisten seiner heutigen Kollegen noch nicht einmal zur Schule gingen, gespickt mit heutigen Klassikern. Dazu kommt eine durchaus respektable Laufbahn als ernstzunehmender Schauspieler und das große Vergnügen, als Moderator der Grammys zu fungieren. Mit „Autehntic“ erscheint nun Album Nummer 14, und das soll auf kompakten zwölf Tracks deutlich machen, dass LL noch immer nicht zum alten Eisen gehört und die Ladys ihn noch immer lieben. Tatsächlich legt der inzwischen 45-Jährige los wie die Feuerwehr und geht mit „Bath Salt“, „Not Leaving You Tonight“ und dem munter swingenden „New Love“ samt Charlie Wilson steil. Beeindruckend und eine Erleichterung für alle, die einen rapiden Sturz von LL befürchteten. So viel das erste Viertel jedoch verspricht – was danach folgt, ist alles andere als State Of The Art.
Gut, den etwas holprigen Old School-Versuch mit Snoop Dogg und der Lärmbelästigung auf zwei Beinen in Form von Fatman Scoop kann man gerade noch so durchwinken, „Give Me Love“ mit Klum-Ex Seal ohne Umwege in die Abteilung Kitsch verfrachten und „Closer“ mit Monica sowie „Live For You“ als kalkulierbare Lady-Tracks abstempeln. Aber ein „Between The Sheetz“ ist dann nun wirklich nicht mehr anders zu betiteln als schlecht. Ideenlos, müde und alles andere als frisch, eine verhunzte Hook – hier passt wirklich überhaupt nichts zusammen. „Whaddup“ wiederrum ist per se kein schlechtes Ding, wirkt mit seinem omnipräsenten Chuck D jedoch in keiner Sekunde wie LL, sondern wie Public Enemy mit LL-Gastpart und damit, entgegen dem Albumtitel, alles andere als authentisch. Und wenn von nur zwölf Stücken lediglich drei gut und der Rest bestenfalls Mittelmaß ist, bleibt nicht mehr, als ein durchschnittliches Resümee.


Freitag, 12. April 2013

Antihelden - Piratensender (Review)



Konzeptalben bieten stets einen ganz besonderen Reiz. Nicht nur heben sich diese durch ihre interessante Umsetzung vom regulären Einheitsbrei ab, sie bieten den Künstlern zugleich die Möglichkeit, ihre ganze Kreativität voll auszuleben. Insofern spricht der Punkt Vorfreude schon einmal für die Antihelden, die ihren „Piratensender“ auf Platte bannen und dabei eine ganze Horde an Gästen mit ins Boot holen. Darunter deutsche Kollegen wie Mortis One, Morlockk Dilemma und JAW, sowie US-Rapper wie Rasco, R.A. the Rugged Man und Kool G Rap. Liest sich auf dem Papier sehr gut und macht ordentliche Laune auf die Musik selbst. Das Ergebnis selbst fällt jedoch weit weniger spektakulär aus, doch dazu später noch mehr. Zunächst befassen wir uns mit den wirklich hörenswerten Sendeminuten, beginnend mit dem trocken auf Brett getrimmten „WTF“ mit Headtrick und Mortis One, das gar das zuvor gehörte Feature vom Louieville Sluggah vergessen lässt, was nicht zuletzt einem grandios auftrumpfenden Abroo geschuldet ist.
Sehr unterhaltsam auch das Gäste-Trio aus Dilemma, JAW und R.A., welches dem Track hörbar gut tut. Unbestreitbares Highlight ist jedoch der „Tag der Veteranen“ mit Kool G Rap und feinen Cuts, die die Halbzeit besiegeln. In der Folge reißen die Höhepunkte etwas ab, die Stücke werden beliebiger und, obwohl grundsätzlich solide, austauschbarer. Selbst die Snowgoons enttäuschen mit ihrer Produktion auf „Das neue Anders“, so dass es erneut Antiheld Abroo ist, der mit seinem Solo-Joint „Die letzten unserer Art“ noch ein abschließendes Ausrufezeichen setzt. Was ist aber das Problem von „Piratensender“? Zum einen wurde das Konzept hinter dem Album nicht voll ausgereizt. Zum anderen zu viel auf Gäste gesetzt. Es geht auch ohne, siehe „Hände“ mit Shuko-Beat. Für Zwischendurch.


Dienstag, 9. April 2013

Nelly - Hey Porsche (Video) / Eine traurige Erkenntnis

Als Nelly seine Karriere begann und alle Welt mit seinem Country Grammar infizierte, war ich begeistert. Dieser eher ländlich geprägte Stil, den man so nicht unbedingt an jeder Straßenecke fand und ausnahmsweise einmal nicht versuchte, Großstadt-Szenarien zu kreieren. Das hatte was. Und auch wenn nur wenig später kaum mehr etwas von dieser eigenständigen Art übrig blieb, so muss ich gestehen, blieb ich immer ein großer Nelly-Sympathisant und akzeptierte dabei auch eher poppigere Nummern / Alben, die kaum mehr noch etwas mit ernsthaftem Rap zutun haben, geschweige denn als gute Musik durchgehen.

Heute kam ich nun in den fragwürdigen Genuss von Nellys neuestem Streich "Hey Porsche". Ich sehe normal keine Musiksender im Fernsehen und war daher umso erstaunter, dass statt Werbung ein Musikvideo lief. Nur wenig später war ich jedoch aufs Tiefste verstört. Nein, nicht das Video selbst, mit Nelly als Reifenschubser, missfiel mir. Es ist der Song selbst, der nun wirklich überhaupt nichts mehr mit Nelly eins hat. Jedweder Bezug zu Rap ging verloren und was bleibt, ist eine biedere Annäherung an heute erfolgreiche Pop-Tracks mit Lala-Hook, die einprägsam ins Gehör der Zuhörer gehämmert werden soll, auf dass die Verkaufszahlen in neue Höhen schießen werden.



Ich bin nun wahrlich kein Unmensch und kann auch poppiger Musik etwas abgewinnen, wenn diese einigermaßen gut produziert ist und ins Ohr geht. Keine Frage. Aber warum brauch es zu den bereits existierenden Pop-Sternchen immer noch bereits etablierte Künstler, die nichts besseres im Sinn haben, als ihre Wurzeln zu vergessen und auf die aktuellen Trends aufzuspringen? Was will Nelly mit einer solchen Single bezwecken? One Direction ein paar Fans entreißen? Zurück an die Spitze der Verkaufszahlen (zumindest das scheint mit dieser Single halbwegs zu funktionieren)? Die vielleicht angenehmste Vorstellung wäre der klassische Weg, über eine poppige / erfolgreiche Single aufs ansonsten sehr geradlinige Album hinzuweisen. Aber auch da mache ich mir inzwischen keine Hoffnungen mehr. Schade Nelly, aber so nicht.

Montag, 8. April 2013

Damion Davis - Querfeldein (Review)



Ein Rapper, der spielerisch mit den Worten jongliert, über den musikalischen Tellerrand von Rap hinaus blickt und auch als Gesangsstimme in der Hook eine gute Figur macht. Das klingt nach einem Idealpaket, wie man es nur selten findet. Damion Davis vereint all jene Eigenschaften und möchte diese auf seinem neuen Langspieler „Querfeldein“ erneut zur Schau stellen. Siebzehn Stücke lang Zeit gibt er sich, um sein ganzes Können zu offenbaren. Dabei gibt er sich dieses Mal nochmals deutlich reifer als auf vorherigen Releases, bringt Themen wie das voranschreitende „Alter“ , den Nachwuchs, das Leben und Berlin zur Sprache und gibt sich damit deutlich anspruchsvoller, als eine Vielzahl seiner städtischen Kollegen. Erwartet man so von Damion Davis aber auch nicht anders und freut sich erneut über einen unterhaltsamen Mix aus klassischen Rap-Elementen und weitgehend gelungenen Rock-Elementen, die sich stimmig ins Soundgefüge eingliedern.
Besonders gut gefiel und gefällt Davis, wenn er sich in einen fast schon rebellischen Rausch reimt und damit entfernt an einen deutschen KRS-One erinnert, ohne den Bogen zu überspannen („S.O.T.P.“) Hinzu kommen bildliche Reime auf „Nicht ohne meinen Sohn“ und schwärmerische Zeilen über die heißgeliebten „Kopfhörer“, ein persönlicher Rundgang durch Berlin („Immer unterwegs“) und ein ins Trip-Hop gehender Nachtspaziergang, der durchaus zu gefallen weiß („Hellwach“). Zwischen solchen Highlights findet man jedoch auch einige weniger einprägsame Stücke. „Das Portrait“ birgt Potential, verschenkt dies aber an einen insgesamt halbgaren Eindruck, „Gentrifiziert“ ist hörbar zu viel des Guten und manche Hook wirkt holprig und unausgereift. Dennoch ein angenehmes Album mit dem gewohnten Schuss Melancholie in der Stimme.