Freitag, 31. Juli 2009

Soul Assassins - Intermission




Fleißig, kontaktfreudig und unlängst etabliert – so könnte man DJ Muggs wohl in aller kürze beschreiben. Alleine sein Schaffen für „Cypress Hill“ dürfte mehr als klare Worte sprechen und dennoch teilte er seine musikalischen Ideen und verbrüderte sich unter anderem mit Planet Asia, GZA oder Sick Jacken, mit welchen er in den letzten Jahren Projekte in Angriff nahm und diese veröffentlichte. Nun steht mit „Intermission“ nach 1997 und 2000 ein erneutes Lebenszeichen von dessen Soul Assassins-Künstlervereinigung auf dem Terminkalender und wieder fand sich allerlei Prominenz in der Booth zusammen.

Muggs selbst verriet in einem Interview, dass es sich bei „Intermission“ jedoch lediglich um einen Brückenschlag zwischen dem zweiten Teil aus dem Jahre 2000 und dem fast fertigen dritten Teil handle. Stören lassen lässt sich der geneigter Hörer davon freilich nicht und liest die Gästeliste runter wie die Speisekarte eines Spitzenrestaurants: die noch lebende Hälfte von UGK namens Bun B, Dead Prez-1/2 M1, Evidence von den Dilated Peoples, La Coka Nostra, Reef The Lost Cause, Outerspace, Planet Asia, B-Real, Prodigy.

Bad to the bone sind dann auch Stücke wie „Gangsta Shit“ mit Bun B und M1, das bedrohlich produziert den jüngst des Öfteren gewagten Kompromiss aus radiotauglichem Material und rohem Rap vermissen lässt und klipp und klar auf Radio-Airplay verzichtet. Ebenso wohl „Gunshots“, bei dem Chace Infinite und Alchemist die Featureliste bereichern, bevor die Coka Nostra das Mic, von Pauken und Trompeten begeleitet, ergreift und den Hörer hellhörig werden lässt auf das bevorstehende Album „A Brand You Can Trust“.

Mit „Good Morning LA“ wird dann wieder in bekannter Rock-Schiene am Instrumental gezimmert, das Self Scientific sehr schön mit seinen Reimen zum Vorschein bringt, bis es als einer der besten der insgesamt 14 Tracks gewertet wird. Gleich wie die eindrucksvolle Großkollabo „Intermission“ von RZA, Rev. William Burk, B-Real und Planet Asia. Letztgenannter darf dann ohnehin noch einmal auf „Like That Y’All“ das Mic in die Hand nehmen.

Viel gute Musik also, die längst nicht mehr so innovativ daher kommt wie einst, doch wer will es DJ Muggs verdenken, schließlich kann man nicht kontinuierlich das nächste neue, große Ding aus dem Hut zaubern. Zur Überbrückung der Wartezeit auf „Soul Assassins 3“ darf „Intermission“ jedoch eingelegt werden, denn schlecht ist auch diese Veröffentlich nicht, nur eben nicht zwingend.

Freitag, 24. Juli 2009

Pan & Artist - Machen Etwas Kaputt & Bauen Etwas Auf




Guter Rap muss längst nicht immer von den ganz großen Namen im Spiel kommen, das haben schon zu genüge Künstler und Gruppen wie Meni & Deve, um ein konkretes Beispiel zu nennen, bewiesen. Ein weiterer gelungener Release darf man nun von Pan & Artist erwarten, die mit ihrem Album, das aller Voraussicht nach Anfang August die Läden beglückt (07.08.), erst etwas kaputt machen, um anschließend darauf neu aufzubauen. Klingt schon mal recht spannend, also wird ohne Umwege gleich mal reingehört.

Gänzlich neu sind die beiden Rapper, die aus dem Wuppertal bzw. dem Ruhrgebiet kommen, dabei eigentlich nicht und könnten geschulten Deutschrap-Hörern etwas sagen. Gerade Artist, der schon so manchen Erfolg bei den renommierten 1ON1 Freestylebattles erringen konnte und auch Auftritte bei „Feuer über Deutschland“ hatte, dürften bereits so manche auf ihren Zetteln stehen haben. In Pan fand sich dann ein passender Kompagnon und so lag es natürlich nahe, ein gemeinsames Album aufzunehmen, welches nun mit schicken Cover und rotem Farbton um die Ecke kommt. Übrigens ein besonders schöner Kontrast zum knallgelben „Yellow Album“ von Blumio – macht sich super im CD-Regal. ;)

Fünfzehn Stücke also, die zum Großteil von Jay Baez produziert wurden, zusätzlich gibt es Produktionen von BeatSpencer, Larsson, Doctor Do, 12bitphil und dem Frankfurter Brian Uzna. Rap möchte man dabei nicht neu erfinden, stattdessen einfach neu aufbauen auf einem starken, sicheren und originalen Fundament, wie man es 2009 offenbar nicht vorfand, weshalb Pan und Artist erst saubere Abrissarbeit leisten müssen. Liest sich jetzt alles reichlich seltsam, klingt aber im Endeffekt weitaus einfacher, als man denken mag.

Im Grunde erwartet den Hörer genehmer Rap mit guten Texten, die tiefer gehen als ein Griff ins ach so prall gefüllte Portemonnaie, der Luxus-Sportwagen darf in der Garage stehen bleiben und auch die weiblichen Fans behalten ihre Klamotten ausnahmsweise mal an – zumindest für die 15 Anspielpunkte. Dazu kommen gut ausproduzierte Instrumentale, die die Stimmen der beiden Rapper, die sich übrigens sehr gut ergänzen, umgarnen und ihre Arbeit tun, ohne sich in den Vordergrund zu stellen und den Stimmorganen die Show zu stehlen.

Dass Beide richtig guten Reimer sind, beweisen sie dann auf Tracks wie dem überaus gelungenen und von BeatSpencer arrangierten „Mein Leben“, für das auch Jay Baez ein paar Cuts beisteuert und wo neben der Mundharmonika auch die sprachgewandte Seite von Artist bzw. Pan voll zur Geltung kommt. Soziale Beobachtungen werden in „Nacht“ in Texte gefasst und für „Freiheit“ darf dann auch Bruno Betti, ebenfalls durch „Feuer über Deutschland“ einer größeren Masse bekannt, in Form eines Feature-Beitrages ran.

Ich verlor bereits viele Worte über das Album und will es nun kurz machen. Sehr solide Reime, inhaltlich durchaus prall gefüllt, dazu Instrumentale, die nicht übertrieben oder überladen um die Ecke kommen, nicht zu sehr nach 1999 klingen und schlicht und ergreifend passen. Da brauch man wahrlich „Keine Zweifel“ haben, das Album wird mit Sicherheit seine Hörerschaft finden, wenngleich es die oberflächliche Fraktion, die vor lauter Plastik-Schmuck kaum mehr gehen kann schlicht verschlafen wird. Aber das ist eben der „Lauf Der Dinge“. Gefällt.

Mittwoch, 22. Juli 2009

The Jacka - Tear Gas




Man hat es nicht immer leicht als Künstler. Hin und wieder kommt es vor, dass Alben angekündigt werden, ihr Veröffentlichungsdatum erhalten und dann einfach nicht erscheinen, aus welchen Gründen auch immer. So erging es auch The Jacka, dessen Album „Tear Gas“ mehrmals verschoben wurde und Mitte Juni dann aber endlich das Licht der Welt erblickte. Inzwischen hatten sich enorme Erwartungen angestaut, an denen ein Album eigentlich nur scheitern kann, ganz gleich wie gut es letztlich wird. Kein Grund, sich nicht mit „Tear Gas“ näher auseinanderzusetzen und die Frage zu klären: Hat sich das lange Warten gelohnt?

Zunächst gilt jedoch zu klären, um wen es sich bei The Jacka genau handelt. Aus Pittsburgh, Kalifornien, kommend, wurde er als Teil der fünfköpfigen Mob Figaz durch C-Bo entdeckt, der großes Potenzial in den damals noch zur High School gehenden Jungs sah. Um sich ganz der Musik zu widmen, schmiss Jacka die Schule daraufhin, ohne zu ahnen, dass diverse Probleme, allem voran Gefängnisaufenthalte, die Gruppe nach und nach auseinander trieben. The Jacka schlug den Soloweg ein und kann mit dem neunzehn Stücke starken „Tear Gas“ mittlerweile sein viertes Album vorweisen.

Den Anfang macht „Summer“, welches zusammen mit den unmittelbar darauf folgenden Tracks „Just A Celebrity“ und „Glamorous Lifestyle“ einen eher durchschnittlichen ersten Eindruck hinterlässt. Zwar wird die Skip-Taste nicht in Gebrauch genommen, doch alles in allem vermittelt der Beginn einen zu seichten Eindruck, bei dem auch Traxamillion an den Reglern („Glamorous Lifestyle“ mit Andre Nickatina) nichts Wesentliches zur Besserung beitragen kann.

Aufwärts geht es dann erst mit dem sehr soliden „Greatest Alive“, bei dem der kreative Wortschöpfer E-40, Michty Slick und Jynx ihren Senf dazu geben dürfen. Als hätte sich Jacka nun warm gereimt, steigt die Kurve dank des gelungenen Freeway-Feature „They Dont Know“ weiter nach oben und tröstet über den kraftlosen Anfang hinweg. „Wont Be Right“ geht ebenfalls klar und wenn Devin The Dude für „Keep Callin“ ins Boot geholt wird, darf schon mal ein Platz in der persönlichen Playlist freigemacht werden.

Es folgt ein durchaus starker Mittelteil, der namentlich aus „Callin My Name“, „Dopest Forreal“, „Whats Your Zodiac“ und „Scared Money“ besteht, wobei man letztgenanntem Track eine in meinen Ohren komplett versaute Hook zusprechen muss, auf die man getrost hätte verzichten können und die auch beim mehrmaligen Hören noch unangenehm aufzufallen weiß. Zum Ende hin wird dann auch noch das bekannte „Riders On The Storm“ von The Doors neu interpretiert mit tatkräftiger Beihilfe von Cormega. Das darauf entstandenen „Storm“ ist ein entspannt eingehender Track, der selbstverständlich keineswegs ans Original herankommt, aber dennoch den letzten Höhepunkt markiert, ehe das Album mit „All Over Me“ sein Ende findet.

Fassen wir zusammen: eine ganze Hand voll gelungener Tracks, dazwischen viel durchschnittliches Material, das weder miss- noch übermäßig gefällt. Und dann wären da noch die etlichen Features auf dem Album, die mit ihren Beiträgen zwar für Abwechslung sorgen ohne den Hausherren übermäßig zu untergraben, aber lediglich drei reine Soloauftritte bei neunzehn Akten ist für ein Soloalbum dann doch etwas mager, zumal The Jacka mit „Dopest Forreal“ beweist, dass er keineswegs auf die Mithilfe von Namen wie Planet Asia, Paul Wall und wie sie alle heißen angewiesen ist. Leicht überdurchschnittlich, würde ich mal behaupten, angesichts der langen Wartezeit aber etwas zu unspektakulär.
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Review ebenfalls zu lesen auf RapSpot.de

Dienstag, 21. Juli 2009

Poison Pen - The Money Shot




Direkt aus Brooklyn, New York, kommend, haut uns Poison Pen sein Album „The Money Shot“ vor den Latz. Mit erfreutem Lächeln und einem Gläschen Alkoholisches in der Hand begrüßt er den Hörer angenehm gewaltfrei, während sich im Hintergrund die Spirituosen türmen. Zusammen mit den 16 Stücken, die auf dem Silberling enthalten sind, spricht damit alles für eine feucht-fröhliche Angelegenheit. Es wird Zeit, sich ein Gläschen Gutes zu genehmigen, also dann mal prost.

Den Gift-Stift könnte man dabei bereits kennen, zum Beispiel gab es da vor etwa zwei Jahren „Pick Your Poison: The Mark Of The East“, bei dem ein gewisser Immortal Technique mit seinem Namen für den Jungen aus BK warb, ihn präsentierte. Darauf enthalten war unter anderem „Cash Or Pain“, das meinen Gehörgang fortan für lange Zeit besetzte und gar nicht verschwinden wollte. Und nun also „The Money Shot“, ohne „Immortal Technique presents“, aber mit IT als Featuregast neben M.O.P., Silkk Da Shocker, Gillie Da Kid und Swave Sevah.

Wie das Cover bereits verrät, wird hier unter anderem dem Alkohol gezollt und auf grimmiges Getue soweit verzichtet. Nun kann man von Promille und Co. halten was man will, aber ein Album in den Händen zu halten, das gut unterhält ohne lyrische Massenmorde zu begehen, tut zur Abwechslung durchaus gut. Fast schon selbstverständlich parodiert Poison Pen sich daher selbst auf „Bk’s Fat Boy“, ganz im Sinne von „Drunk And Don’t Care“, einem weiteren Song des Albums.

Er lädt zur „Brooklyn Party“, schickt die Kollegen Billy Danze und Lil’ Fame mit auf „Magnifique“, welches hart rumpelnd und mit Lowrider-Hydraulik im Beatgerüst gefällt. Gelungen auch „The 2nd Ammendment“ mit Großmeister Immortal Technique, bei dem ein klassisches Piano im Instrumental keines Falls fehlen darf. Eine kleine Überraschung ist dann „Facebreaker“, für das die Orgel ordentlich in die Mangel genommen wird und Swave Sevah ein paar Verse zum Besten gibt.

„The Money Shot“ ist beim besten Willen kein Klassiker, keiner der Tracks offenbart ernsthaftes Langzeit-Potenzial um dauerhaft in der Playlist zu überleben. Aber wenn es um unterhaltsames Entertainment geht, dann kann das Album durchaus ein paar Punkte sammeln. Wie sich das Ganze unter Promille-Einfluss gibt, muss sich dagegen erst noch zeigen.

Samstag, 18. Juli 2009

Snowgoons - German Snow




Die Snowgoons sind wohl ohne großen Zweifel die Exportschlager aus Deutschland, denn wie sie auf ihren bisherigen Veröffentlichungen stets eine beachtliche Anzahl an US-Rappern auf ihren satten Instrumentalen platzieren konnten, dass sucht hier immer noch seines Gleichen. Mit „German Snow“ erschien nun die Symbiose aus den beiden Alben „German Lugers“ und „Black Snow“, bei dem bereits bekannte Songs um deutsche Parts erweitert wurden bzw. auch die Instrumentale überholt und rundum erneuert wurden.

An der Front finden sich auf Übersee-Seite Namen wie Reef The Lost Cauze, Slaine, Apathy, Defari, Sick Jacken, Jus Allah, Ill Bill, Eternia, KRS-One und ein ganzen Haufen mehr. Für Deutschland treten unter anderem in die Booth: Torch, Abroo, Pal One, Aphroe, Curse, Nico Suave, Retrogott, Morlockk Dilemma und Dra-Q. Mehr als genug Zutaten also für allerlei interessante Kollaborationen, wie etwa Sean Price und Jus Allah mit Dra-Q oder Slaine, Lord Lhus und Pal One auf einem Track.

Die Schwierigkeiten lagen da wohl vielmehr dabei, die richtigen Personen zueinander zu führen, denn Stimmlage und Art zu rappen sollten irgendwo ja doch halbwegs zusammen passen und sich nicht beißen. Da es sich bei den Snowgoons jedoch mittlerweile um erfahrene Recken handelt, wurde zusammengebracht, was zusammen passt, während des Hörens stößt einem keine Kollabo unangenehm auf.

Auch die bereits bekannten Tracks überzeugen auf „German Snow“ aufs Neue und bieten mit den deutschen Parts interessante, neue Facetten, was im Idealfalle dann klingt wie das wunderbare „Starlight“ mit Viro The Virus und Aphroe, den man noch von der Ruhrpott AG, kurz RAG, her kennen dürfte oder vielmehr sollte. Auch der Titel gebende Track des letzten Albums „Black Snow“ überzeugt mit Ill Bill, Apathy und Simon Says am Mic. Morlockk Dilemma und Ill Bill übernehmen für „Enemy“, Edo G und Kritikerliebling Retrogott von Huss & Hodn besorgen „Nuthing You Say“ und Pacewon mit Raki, BoRisk und Nervous Wreck auf einem guten Streicher-Beat zu hören tut einfach nur gut, vor allem wenn man an Pacewons letztes Album denkt, das unter der schwankenden Aufnahmequalität litt.

Eine Kollabo auf die ich mich persönlich sehr freute war Outerspace, Black Market und Suspee auf „Who“, welches zwar das Ende des Albums markiert, aber keines Falles das qualitative Schlusslicht von „German Snow“ darstellt. Nur wenige Tracks klingen vergleichsweise durchschnittlich bzw. haben bei der direkten Gegenüberstellung mit den originalen Stücken das Nachsehen. Einer jener Tracks ist leider „No Guts No Glory“, welches einen, wenn nicht gar den prominentesten Deutschen bereithält, Curse. War der Track im Original einer meiner absoluten Lieblingstracks, wirkt er mit neuem Beatgewand einfach nur noch öde und kann sich nicht einmal mehr um die vorderen Plätze von „German Snow“ behaupten, geht es um die Höhepunkte des Albums. Sehr schade.

Solche Erlebnisse kann man natürlich potenziell hinter jedem der 22 Anspielpunkte finden, gerade wenn der persönliche Favorit vergangener Alben in der Tracklist vorkommt. Wer das Risiko aber in Kauf nimmt, der bekommt eine gute Handvoll neu interpretierter Stücke auf die Ohren, die ebenfalls überzeugen können. Und die, die verschlimmbessert wurden, hört man sich einfach auf „German Lugers“ bzw. „Black Snow“ wieder an. Nett.

Freitag, 17. Juli 2009

Straight From Down Under: Paris Wells - Keep it




01. Shake
02. Lonely
03. Dat Du Dat
04. She Won’t Say Much
05. Being Your Woman
06. Mercy Train
07. Firetruck Man (Double Entendre Remix)
08. Rest Up On Me
09. When It’s Time
10. Fuck Your Soul
11. Tender
12. Grace Baby

Da ist sie wieder, die Dame, die die Australien-Reihe einst mit ihrer Mum Hasn’t Slept Yet-EP einläutet und auf Anhieb mit ihrer musikalischen Offenheit überzeugen konnte. „Keep It“ also, so der Name ihres 2008’er Albums, welches mit zwölf Stücken daher kommt, wovon zwei Tracks bereits so oder so ähnlich bereits auf der erwähnten EP zu hören waren: den Ohrwurm „Grace Baby“ und „Fire Truck Man“, welches hier jedoch im Double Entendre Remix daherkommt.

Ihre musikalische Vielfalt beweist Fräulein Wells bereits mit dem einläutenden „Shake“, welches mit rockigen Gitarrenriffen Akzente setzt und in den gut 105 Sekunden schon ordentlich Energie transportiert. Diese Energie findet sich auch in den folgenden Stücken wieder, womit man quasi den roten Faden des Albums gefunden hätte. Nur selten gibt es Ruhepausen, die zum kurzen Luftschnappen einladen, meist geht die Musik direkt vom Gehörgang direkt in Mark und Bein.

Elektrische Gefilde betritt „She Won’t Say Much“, bei dem einmal mehr die grandiose Stimme der aus Melbourne stammenden Künstlerin voll zur Geltung kommt. Und auch der Remix des bereits bekannten „Fire Truck Man“ (hier nun übrigens, im Gegensatz zur EP zusammengeschrieben, also „Firetruck Man“) kommt wesentlich elektrischer daher, als das Original. Dadurch wird die Nummer noch einmal tanzbarer gemacht, verliert aber minimal an Charme, so dass es letztlich unter die Rubrik „Geschmackssache“ fällt.

„Rest Up On Me“ ist eine der oben erwähnten Ruhepausen und gefällt mit zurückhaltender Instrumentalisierung und lässt den Hörer zurückgelehnt in den Sessel fallen. Auch das vorletzte Stück „Tender“ schlägt in diese Kerbe und bietet 5 Minuten köstlichsten Musikgenuss, der auch anspruchsvollen Gemütern schmeckt.

Erst ganz am Ende, an zwölfter und somit letzter Stelle, findet sich der offensichtliche Hit der Platte: „Grace Baby“. Statt den Song in die Mitte des Albums zu pressen und somit ein Album um das Stück entstehen zu lassen, wie es heute ja durchaus gerne gemacht wird, entschied man sich für die mutige Variante und platzierte das Schmuckstück an den Schluss. Doch auch dort kann es nach wie vor glänzen und spielt sich in die Playlisten der Hörer.

Was die EP bereits in kürzerer Form darbot, setzt das Album nun in gekonnter Art und Weise fort. Und auch wenn sich unter den 12 Stücken auch Anspielpunkte finden, die nicht so markant im Ohr hängen bleiben, wie es den vier EP-Tracks noch der Fall war, muss man doch den Hut vor Paris Wells ziehen. Eine echte Offenbarung für alle, die von den peinlichen Eskapaden einer Amy Winehouse genug haben und stattdessen wieder gute Musik hören wollen.

Straight From Down Under: Illusive – Illustrations Vol. 2




Illusive Sounds ist neben Obese Records zweifelsohne das interessanteste und erfolgreichste Independent-Label Australiens wenn es um Rap geht. Ein Blick in den Katalog des Labels genügt und man wird auf so bekannte Namen wie Bliss N Eso oder Downsyde stoßen, die zu der Speerspitze Australischen Sprechgesanges gehören und derzeit enorme Erfolge in ihrer Heimat feiern, ganz besonders Bliss N Eso, die mit „Flying Colours“ und der dazugehörigen Tour Zulauf fanden, wie ihn sich so mancher deutsche Rap-Act wünschen würde.

Vorliegende CD liefert einen groben Überblick über die auf Illusive erscheinenden Künstler, namentlich sind das: True Live, Bliss N Eso, Lowrider, Paris Wells, Downsyde und X & Hell. Jeder dieser Acts steuert zwei Stücke zur CD bei, was in der Summe 12 Stücke ergibt und für einen ersten Eindruck der Künstler durchaus taugt.

Den Anfang machen True Live, die mit ihrem geschmackvollen Mix aus klassisch arrangierter Musik und zeitgemäß vorgetragenen Rap-Parts gleich mal in Form von „Somewhere I Can Go“ ein kleines Bömbchen zünden. Das folgende „Damn Right“, welches mit ordentlicher Energie daherkommt, kann dieses Niveau zwar nicht ganz mitgehen, überzeugt aber und hinterlässt einen sehr guten Eindruck vom so genannten „Orchestral Hip Hop“.

Bliss N Eso übernehmen mit „Zion Bash“, einem der besseren Tracks ihres Erfolgalbums „Flyling Colours“, der gleich klar macht, wieso sich das Album so gut verkaufte. Auch „Lonely Streets“ entspringt dem 2008er Album, war dort allerdings als auf der beiliegenden Bonus-CD enthalten, was den Song jedoch keinesfalls schlechter macht.

Gepflegt musikalisch geht es weiter mit den Jungs von Lowrider, die, hier vertreten durch „What Are You Looking For“ und „Faded Dreams“, die Flagge hoch halten für einfache, aber gute Musik, die vom Soul und Funk geleitet, für Abwechslung sorgen. Paris Wells singt „Being Your Woman“, einen gefühlvollen Song mit kraftvollem Refrain und gibt nach ihrem zweiten Song „When It’s Time“ weiter an die Jungs von Downsyde, die mit dem Piano-Brett „Every City“ und dem lateinamerikanisch angehauchten „Takin’ It Over“ wieder in gewohnte Rap-Gefilde eindringen.

Zum Schluss noch zwei mal X & Hell, die mit „My Fkn Head“ und „Monster“ ihre Form von Synthie-Pop-Rap-Was-Auch-Immer einspielen und fertig ist die Rundreise durch das Illusive-Kollektiv, dass sich hier äußerst abwechslungsreich und unterhaltsam präsentiert, so dass am Ende besten Gewissens behauptet werden kann: Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Straight From Down Under: X & Hell – Million Dollar Sex Party




Not your average Rap album – so oder so ähnlich könnte man „Million Dollar Sex Party“ bezeichnen. Denn ganz im Stile von Ed Banger und Co. geht es hier tief in die elektrische, eher unkonventionelle Ecke, die jedoch gerade in den letzten Monaten das Ding der Stunde war bzw. noch immer ist. Melodische Hooks, die den Liedern ihren eigentlichen Charakter verleihen, inklusive.

Und dabei wird man feststellen, dass X & Hell ursprünglich aus der waschechten Rap-Schule kommen, in der an Bushaltestellen gerappt und in Hinterhöfen gefeiert wird. Erst Anfang 2008 entschied man sich, die breitgetretenen Wege des herkömmlichen Rap zu verlassen und Musik zu machen, die sich wohl im besten Falle als unterhaltsamer Mix aus Rap, Pop und Elektro umschreiben lässt.

Schon der Titeltrack, der hier auch gleich als Opener fungiert, liefert einen hektisch vor sich hin zappelten Synthie-Beat, der die Begleitung gibt für die eingerappten Reim-Ketten, die zum Refrain hin durch Melbournes First Lady, Paris Wells, unterbrochen werden, die einen eindringlich simpel konstruierten Refrain zum Besten gibt. Herauskommt ein munteres Stück Musik, dass überzeugt ohne zu fesseln, dass gerne gehört wird, aber eben nicht in die Liste der All-Time Favorites wandert.

Ähnlich ergeht es den restlichen 11 Stücken, die allesamt demselben Konzept folgen und sich vorwiegend durch ihre Hooks auszeichnen, die, stets einfach gehalten, den Kern eines jeden Songs bilden. Hier genauer auf die einzelnen Tracks einzugehen, macht deshalb nur wenig Sinn – zu wenig heben sich die Songs voneinander ab.

Das Endergebnis sind haufenweise gute Songs, die zu gefallen wissen, aber dennoch so schnell wieder vergessen werden, dass man das Album ohne Probleme mehrmals hintereinander anhören kann. Ob das nun für oder gegen das Album spricht, dass muss jeder für sich selbst entscheiden.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Alchemist - Chemical Warfare




Da ist er wieder, der Alchemist aus Kalifornien, der schon für die Größten im Spiel produzierte und mit seinem Album „1st Infantry“ vor 5 Jahren einen beachtlichen (Überraschungs- ?)Erfolg landete, der zumindest von den Kritikern mit größtenteils guten Rezensionen bedacht wurde. Um die futuristische Vision davon fortzusetzen, gibt es nun also „Chemical Warfare“, das wieder mit allerlei wohlklingenden Namen aufgewertet wurde.

Was die Alben des Alchemisten angeht, muss man dabei stets bedenken, dass es sich nicht um Produzentenalben handelt. Denn auch wenn Alchemist vielen vornehmlich als Produzent etwas sagen wird und mit duften Beats in Verbindung gebracht wird, ist er seit jeher auch selbst hinter dem Mikrofon aktiv und werkelt eifrig ans einen Reimen. Da er jedoch im Laufe der Jahre so manch hochkarätigen Kontakt knüpfen konnte und sich große Namen natürlich stets sehr gut machen – z. B. in Form eines Aufmerksamkeit stiftenden Aufklebers auf dem die Gastauftritte freudig angekündigt werden – gibt es hier nur wenig Alleingänge.

Doch will man ihm dies angesichts der Gäste verdenken? Kool G Rap, Snoop Dogg, Jadakiss, Pusha T von The Clipse, KRS-One, Blu, Kid Cudi, Talib Kweli, Evidence, ja selbst der große Eminem steuert seinen Beitrag zum Album bei. Und wer jetzt schon staunt, dem sei gesagt, dass alle erwähnten Charaktere bereits auf den ersten 6 Stücken zu Wort kommen und noch 9 weitere auf den Hörer warten, ebenfalls mit prominenter Besetzung. Zieht man das Intro noch ab, das ohnehin nur mit einleitenden Pianoanschlägen eine gute Minute ohne Rhymes auffährt, sind es sogar nur 5 Tracks, die sich die genannten Namen teilen, man mag es kaum glauben.

Ein erster Höhepunkt ist sogleich dann auch mit dem „Alc Theme“ gefunden, bei dem neben Alchemist selbst Kool G Rap in der Booth stand und das vom Beat her Mobb Deeps „Okay Dunn“ erinnert, welches allerdings seinerzeit von Clinton Sparks gezimmert wurde. Eminem besorgt den nur rund eineinhalb Minuten langen Titeltrack und Three 6 Mafia präsentieren sich gemeinsam mit Juvenile auf dem hypnotisierenden „That’ll Work“, ehe mit „Smile“ ein Gang heruntergeschaltet wird, zumindest bis Twista spontan seinen Part rapide beschleunigt und zumindest das vocale Tempo ordentlich anzieht.

Etwas enttäuschend ist „Lose Your Life“ mit Snoop, Jadakiss und Pusha T, welches mit seinem Gebimmel im Instrumental schon fast mehr nervt als gefällt, durch Snoops Refrain und die wieder erkennbaren Stimmen der Akteure aber wieder ein klein wenig aufgewertet wird. Ebenfalls sehr schade sind die vereinzelt sehr kurz geratenen Stücke, die um die zwei Minuten herum gehen. Neben erwähntem Eminem-Feature etwa noch „Lights, Cameras, Action“ mit M.O.P.-Hälfte Lil Fame oder das direkt im Anschluss darauf folgende Stück, auf dem Fabolous „Some Gangster Shit“ vom Stapel lässt. Gefällt eigentlich zu gut, als dass man nach 1:40 bzw. 2:00 schon zum nächsten Track gehen mag.

Sein Ende findet „Chemical Warfare“ dann in „Take A Look Back“, bei dem Alchemist die Features mal beiseite lässt und zurückblickt auf Vergangenes bzw. dem Bonus Track „Under Siege“, der vermeintlich deshalb die zusätzliche Titulierung eines Bonus Tracks trägt, da dieser der einzig nicht von Alchemist selbst produzierte Track auf dem Album ist. Stattdessen durfte hierfür zur Abwechslung mal Oh No hinter die Regler.

In der Summe macht „Chemical Warfare“ einen ordentlichen Eindruck, bei dem, trotz Alcs Beiträgen, klar die großen Namen das Geschehen dominieren, weshalb am Ende eben leider irgendwo doch der Eindruck entsteht, man habe sich ein Produzentenalbum in die Anlage gelegt. Und wie bei solchen Alben üblich, finden sich hier einige gelungene Stücke, aber auch der ein oder andere nicht weiter nennenswerte Track, den man nicht gehört haben muss.

Mittwoch, 15. Juli 2009

Kanye West & Malik Yusef - G.O.O.D. Morning,...(Dusk)




Nachdem die „Dawn“-Veröffentlichung mehr einer kleinen Enttäuschung gleichgekommen ist, wenden wir uns nun der zweiten CD zu, die hier für die Abenddämmerung, also das Ende des Tages einsteht. Da ich, wie erwähnt, Morgenmuffel bin, ist mir diese CD dann auch gleich vorweg sympathischer, wenngleich sich die Erwartungen nach „Dawn“ stark zurückgezogen haben. Aufs geht es, schließlich soll man den Tag ja nicht vor dem Abend loben, heißt das Sprichwort.

Zunächst einmal gilt es die Gemeinsamkeiten zur „Dawn“-CD auszumachen: wieder tummeln sich exakt 15 Stücke auf dem Album, erneut gibt es nur einen Track, auf dem Kanye West zu Worte kommt und erneut sind etliche Gäste eingeladen worden. Insgesamt finden sich hier zwar etwas bekanntere Namen (Jennifer Hudson, GLC, Common, John Legend, Paul Wall, Bun B, Raheem DeVaughn), dennoch fühlen sich diese im Vergleich zu den zahlreichen No-Names, die zumindest mir nichts sagen, als krasse Minderheit an.

Die Stücke selbst sind erfreulicherweise etwas besser geraten als auf der ersten CD, was nur leider auch nicht heißen soll, dass hier die Diamanten versteckt sind, die man die ersten 15 Tracks von „Dawn“ vergeblich gesucht hat. Auch hier gilt: die Songs machen nichts Wesentliches falsch, wirken aber durch zig Features gerne mal überladen. Man kann alles ohne Probleme hören, nicht zuletzt da totale Ausfälle dieses Mal ausbleiben, nur auf dem iPod möchte man keines der hier vertretenen Stücke haben.

Besonders deutlich wird, wieso man sich entschieden hat „Magic Man“ als Single des Ganzen zu veröffentlichen – Herr West, Common und John Legend auf einem Track, das ist nicht nur die namhafteste Kollaboration der insgesamt 30 Tracks, sondern lässt irgendwo auch Großes hoffen. Ich für meinen Teil wurde erneut enttäuscht, das Stück plätschert mehr belanglos als relevant vor sich hin und verschwindet unauffällig im ersten Drittel des Albums, bevor es nach „Stop“, dem fünfzehnten und letzten Song, bereits unlängst in Vergessenheit geraten ist.

Kurzum gesagt: Etwas besser als der Start in den Tag mit „Dawn“, aber auch hier musikalisch zu eintönig, als das man sich das Ganze noch mehrmals in die Anlage legen würde. Am Besten nicht wahllos kaufen weil „Kanye West“ draufsteht, sondern reinhören und sich selbst ein Bild davon machen. Gute Nacht.

Kanye West & Malik Yusef - G.O.O.D. Morning,...(Dawn)




Ich bin ein notorischer Morgenmuffel und es gibt für mich wohl keine weniger geliebte Zeit im Laufe eines Tages als die frühen Morgenstunden. Dazu bin ich nicht unbedingt der aller größte Kanye West-Fan, habe bis heute seine ersten drei Alben zwar gehört, mag sie sogar, alles was danach kam aber nicht. Dennoch war ich vom „Tages“-Konzept, welches sich hinter dieser Veröffentlichung und dem „Dusk“-Ableger verbirgt, auf Anhieb angetan und interessiert. Das es also keine einfache Angelegenheit wird, war bereits im Vorfeld abzusehen.

Die Sache mit Herrn West erübrigt sich eigentlich, da dieser zwar groß auf dem Cover steht, dem Hörer aber weitestgehend fremd bleibt und nur auf einem der hier versammelten 15 Songs der „Dawn“-CD in Erscheinung tritt. Den Rest liefert Spoken Word Akteur Malik Yusef, der bis dahin wohl gerade in Deutschland den wenigsten bekannt sein dürfte und ein ganzer Haufen Gäste, die man entweder kennt (Twista, KRS-One, Adam Levine von Maroon 5) oder eben nicht (nahezu der komplette Rest).

Gemäß den frühen Morgenstunden beginnt der musikalische Tag recht gemächlich, artig, zurückhaltend, entspannt oder einfach nur langweilig und austauschbar (trotz KRS-One Gastbeitrag!), je nachdem in welcher Stimmung man ist. Erst mit „V.E.R.S.E.“ findet sich dann ein halbwegs annehmbarer Track, der mit gelegentlich auftretenden Opern-Klängen aus der Monotonie der ersten Minuten ausbricht. Das folgende „By Your Side“ ist schöne Musik mit rührendem Inhalt, aber richtig im Gedächtnis bleibt auch dieses Stück nicht.

Rockiger wird es mit Twista auf „U-N-I Verses Mind“, bei dem die E-Gitarren angeschlagen werden, was zumindest auch die letzten Schläfer aufwecken dürfte, gerade rechtzeitig, ehe Kanye mit Maroon 5-Frontmann Adam Levine die Bühne betritt. Leider kann man den Song getrost verschlafen, da der Beat erst nach bald zwei Minuten etwas Fahrt aufnimmt, man bis dahin aber bereits mehrmals mit der Skip-Taste liebäugelte.

Es folgt noch mal Rockiges („Thug Angel“, „Breathtaking“) und zwei komplett deplatziert wirkende Stücke. Zu einen das auf ungewohnt moderne „Freshcooldopefly“, das so gar nicht in den sonst recht ruhigen, souligen Charakter des Albums passt (einige der ungenannten Tracks haben mit Rap nicht einmal mehr allzu viel zutun). Zum anderen das abschließende „Sexuality“, welches zumindest bei mir als totaler Ausfall gewertet wird und sich anhört wie ein 90er-Right-Said-Fred-Revival.

Ganz so schlecht wie es sich liest ist die „Dawn“-CD natürlich nicht geworden, gerade die nicht im Text genannten Stücke sind sehr entspannt, ruhig und machen nicht wirklich etwas Grundlegendes falsch. Aber so richtig zünden mag hier kaum etwas und von einem wirklichen Hit mag man erst gar nicht sprechen. Ich als Morgenmuffel bleibe also lieber liegen und warte ab was der Abend in Form der zweiten CD „Dusk“ so bringt.

Dienstag, 14. Juli 2009

Blumio - Yellow Album




Spaß-Rap – eine nicht übermäßig sympathische Titulierung für Sprechgesang, der im Grunde nichts anderes macht, als sich dem überstrapazierten, verbalen Gewaltorgien abwendet und sich den schöneren, positiven Dingen im Leben widmet. Auf Deutsch darf man die Fantastischen Vier gerne mal als Pioniere dessen nennen, doch auch wenn Spaß eine der Ur-Formeln von Rap war und dieser freundliche Entwurf somit näher an den Wurzeln sitzt als die nächste Ghetto-Episode, akzeptieren diesen längst nicht alle Rap-Hörer. Blumio stört das reichlich wenig und präsentierte jüngst sein „Yellow Album“.

Ob dieses ähnlich große Wellen schlagen wird wie das weiße oder schwarze Album von den Beatles bzw. Jay-Z darf zwar zu Recht bezweifelt werden, jede Menge frischen Wind darf man dennoch erwarten. Denn wer Blumio kennt, der weiß, dass es hier jemand versteht wie kaum ein anderer deutschsprachiger Rapper, mit humoristischen, augenzwinkernden Inhalten zu unterhalten. Man denke nur an „Meine Lieblingsrapper“, Blumios wohl bekanntestes Werk bis dato, bei dem er allerlei namhafte Rapper mehr als achtbar bis geradezu eins zu eins imitiert.

Gemäß dessen dominieren auch auf dem gelben Album positive Inhalte, die in einer Art und Weise umgesetzt werden, dass man Lacher kaum zurückhalten kann oder möchte. Das niedliche „Ich mag dich irgendwie“, bei dem Blumio auf kindlich unbekümmerte Art die Anfänge des Liebeslebens thematisiert, sei hierbei noch als einer der „normaleren“ Stücke erwähnt. Ungeliebte, nervige Gesprächspartner und –Themen werden dagegen gleich kurzerhand durch ein urplötzliches „Lass mal über Haie reden“ ruhig gestellt und als Liebhaber der weiblichen Formen darf dann natürlich auch nicht die Hymne an den Busen fehlen, hier schlicht aber treffend „Das Busenlied“ betitelt. Der Freude nicht genug, wird auch dem bösen Nazi offen und ohne Hintergedanken die Hand gereicht, schließlich glaubt Blumio fest an den (positiven) Wandel, auch beim Menschen.

„Vom Kind zum Mann“ ist die, dank psychiatrischer Hilfe geglückte, Reise zurück ins Vergangene, bei dem Blumio auf sich selbst trifft und wo in der Regel alles gut geht und der Patient nach getaner Sitzung ins richtige Leben zurückgeholt wird, landet Blumio irgendwo in der Zukunft und berichtet vom nicht gerade angenehmen sozialen Zustand, was „Zukunftsangst!“ in ihm auslöst. Man könnte im Grunde auf jeden Track eingehen, zum Beispiel wäre da noch „Udo Nirgens“, bei dem Blumio die erste Reihe einnimmt und die Aussage eines nicht näher genannten Musiker-Kollegen („Rap ist keine Musik“) mit jeder Menge Eifer und Feuer relativiert. Für dich, für deine Freunde, wohl auch für sich, ganz besonders aber für Rap.

Für den musikalischen Feinschliff sorgte kein anderer als Don Tone, der auch schon in der Vergangenheit bewies, dass er ein Händchen für Beats hat, die sich den aberwitzigen Textpassagen anpassen. So könnten die Instrumentale auf dem „Yellow Album“ kaum passender, kaum abwechslungsreicher sein und lassen bei bestem Willen keinen Grund zur Beanstandung.

Nun wird es sicher nicht wenige Fackelträger geben, die meinen, sie müssen Blumio und dessen Musikentwurf verteufeln, niedermachen und aufgrund seiner etwas anderen Herangehensweise an Rap zum Boykott aufrufen, doch genaues Hinhören führt hier zum Ziel. Denn wie schon bei Kino-Hit „Wall-E“, der neben offensichtlich kinderfreundlichem Auftreten zahlreiche kritische Aussagen an den Zuschauer weitergibt, lassen sich auch in Blumios Texten nicht selten ernst gemeinte Kritiken herauslesen bzw. hören. Da hierfür jedoch ein offenes Herangehen an das Album von Nöten ist, sollte man sich nicht vorschnell von den Songtiteln blenden lassen.

Ein urkomisches, von feiner und versteckter Kritik getragenes, Album, das mit 20 Tracks, darunter zwei Skits beim Psychiater, nicht gerade kurz ausgefallen ist, aber einem dank der grandiosen Unterhaltung von Blumio so kurz vorkommt, dass man es sich wieder und wieder anhören möchte. Daher: locker machen, das Lachen wieder in die Mimik aufnehmen und herzhaft grinsen wenn die Kuh Muh macht.

Speech Debelle - Speech Therapy



England ist seit jeher die Heimat vieler großer, klangvoller Namen, die es im Musikbusiness zu etwas brachten. Ganz besonders seien hierbei die weiblichen Charaktere der letzten Jahre erwähnt, darunter Lily Allen, Amy Winehouse und Lady Sovereign, auch wenn letztgenannte inzwischen kaum mehr etwas zu melden hat. Wenn nun eine aus dem südlichen London kommende Rapperin die Bühne betritt und als erste Frau das Big Dada-Label bereichert, dann gilt es genau hinzuhören, ob hier nicht bereits neue Potenzial darauf wartet, durch die Decke zu gehen.

Schon der Titel ihres Debütalbums macht dabei klar, wohin die Reise geht, denn „Speech Therapy“, oder auch Sprachtherapie im Deutschen, lebt im Allgemeinen davon, sich selbst freizusprechen, durch das Erzählen die Selbstheilung herbeizuführen. Ein viel sagender Titel für ein Erstlingswerk, der dennoch nicht übertreibt, sondern die Sache in aller Kürze auf den Punkt bringt.

Mag Speech Debelle mit ihren 25 Jahren auch noch nicht recht alt sein und eine mehr jugendliche denn reife Stimme haben, was sie in ihren Texten ausdrückt passt so gar nicht in das Muster, das man erwartet. Vorgetragen im freien, englischen Stile, fernab amerikanischer Flow-Vorgaben, gibt es über 13 Songs hinweg Soziologie-Unterricht über das Londoner Leben, Dramatisches, Hoffnungsvolles, aber vor allem eben stets eine ordentliche Portion Persönliches

Als musikalisches Beiwerk dienen hübsch arrangierte Instrumentale, für die gerne auch Live-Musiker ins Studio geholt wurden, um dem Ganzen einen wohlklingenden, organischen Sound zu verleihen, der Speech Debelle durchweg passend begleitet. Etwa auf dem gelösten, gar komischen „Spinnin’“, für das Trompeten, Streicher und eingespielte Drums ins Boot geholt wurden, die ganze Arbeit verrichten. Doch auch für eher bedrückte, melancholische Stücke eignet sich der Sound, was andere Stücke eindrucksvoll beweisen.

„Better Days“ mit Micachu ist so sein Fall, „Go Then, Bye“ ebenso mit gefühlvollen Streichereinlagen, die das durch übertriebenen Synthesizer-Einsatz in Mitleidenschaft gezogenen Gehör verwöhnen. Und dann wäre da natürlich noch „Daddy’s Little Girl“ zu nennen, das vom abwesenden Vater handelt und persönliche Eindrücke von Debelle mit dezenter Instrumentalisierung verbindet.

Ganz große Kunst ist auch „Wheels In Motion“, bei dem ein detaillierter Blick auf das Londoner Leben (und darüber hinaus) geworfen wird und für das Roots Manuva den Refrain hörbar entspannt trällerte. Stress wird auf „Finish The Album“ behandelt und im dreizehnten und letzten, dem Titeltrack, „Speech Therapy“ findet das Album einen geschmackvollen Abgang und lässt auf weitere musikalische Großtaten selbiger Art hoffen. Überaus gediegen und durchaus wertvoll bzw. um Speech Debelle das letzte Wort zu lassen: „This is my speech therapy this ain’t rap“.

Montag, 13. Juli 2009

Eure Lieblingsalben: Aufruf

Ich grüße euch,

als Abwechslung zu den ganzen Reviews, die ihr hier immer zu Gesicht bekommt und um den Blog insgesamt nach anfänglichen Umfragen wieder etwas interaktiver zu gestalten, habe ich mir nun etwas Neues ausgedacht. Nichts gänzlich Neues, aber vielleicht funktioniert das Ganze ja. Folgendes:

Ein jeder Hörer hat seine All Time Classics, seine Lieblingsplatten, seine Geheimtipps,..., die für ihn ganz besondere Platten sind und bleiben werden. Nun frage ich euch im Namen von Resurrection of Rap: Welche sind das bei euch?

Schreibt mir doch eine Mail (Jai_Welc@habmalnefrage.de , steht aber auch in der rechten Seite des Blogs ;) ) und nennt mir "euer" Album. Schreibt ein paar Sätze, warum gerade dieses Album eure Wahl ist, was es so besonders macht und teilt so der Leserschaft des Blogs mit, was bei euch hoch im Kurs steht.

Es würde mich freuen die ein oder andere e-Mail zu erhalten. Gelesen werden alle und wenn der Inhalt unbedenklich (das Album z. B. nicht indiziert) ist, werde ich mein Möglichstes tun, alles online zu stellen. Wenn ihr euren Namen innerhalb der Mail angebt, erwähne ich euch gerne auch namentlich - falls ihr etwas dagegen habt, müsst ihr dies natürlich ausdrücklich reinschreiben.

In diesem Sinne lesen wir uns hoffentlich bald wieder um euren Lieblingen zu huldigen.


Bestens,
Jai

Freitag, 10. Juli 2009

Michael Mic - Farbfilm




Darf ich vorstellen, „Farbfilm“ von Michael Mic, letztes Jahr erschienen und der aktuellste Release aus dem Berliner Hause Big Bud, welches sich vor allem durch kompromisslose Battletextereien einen Namen machen konnte. 14 humorvoll eingerappte Tracks mit Features von Labelpartnern und weiteren bekannten Namen. So ergreifen neben Michael Mic noch Plaetter Pi, Sha-Karl, Harris und Millionadis Adi das Wort und liefern Verse ab.

Die Tracks bieten gewohntes Big Bud-Gespitterei aller erster Güte, dazu den ein oder anderen elektronisch infizierten Beat und jede Menge mehrdeutige Sprüche und Liedtitel, etwa „Hände, Hintern, Kopf“, das nicht etwa an die Ladies geht, sondern „Hände hinterm Kopf“ ausgesprochen wird, wie es die Freunde von der Polizei gerne mal ausdrückt.

Der neue Westen, hier repräsentiert durch Adi, gibt sich ebenfalls die Ehre und zusammen rappt man Punchline um Punchline, disst mal eben Sarah Kuttner und Culcha Candela und wirft Steine in das sprichwörtliche Glashaus. Nicht zuletzt dank dem sehr guten Adi Part eine unterhaltsame Angelegenheit.

Auf „Quaterlife Crisis“ gibt sich Michael Mic dann ernst und animiert zum Mithören, wenn er über Krisen und Tiefpunkte spricht, die selbstverständlich nicht erst mit Mitte Vierzig auftreten, zur „Midlife Crisis“, sondern ebenso schon mit 25, wenn nicht gar noch früher. Hörenswert und eine angenehme, willkommene Pause zu den übrigen Songs, wie auch das thematisch nicht so weit entfernt angesiedelte „Tiefpunkt“. Darauf dichtet Doppel M nicht irgendeine, sondern seine Geschichte, weshalb der Song schon mal unter die Haut gehen kann.

Checkt übrigens auch den verstecken Bonustrack „Du Fliegst“, den man sich auch auf der Big Bud-Homepage laden kann. Ein interessanter Track, der bei mir schon des Öfteren lief und laufen wird.

Auch hier wieder das Resümee: kurzweilig unterhaltsame Angelegenheit mit dicken Beats und sehr guten Raps, leider oft etwas inhaltsleer mit Ausnahme einer Hand voll gehaltvollen Stücke, die man in die Playlist schieben kann.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Scratch - Loss 4 Wordz




Man muss als Beatboxer heutzutage schon etwas auf dem Kasten haben, um aus der Masse hervorstechen zu können. Einer, der neben Rahzel wohl zu den bekanntesten Namen des Beatboxing gehört ist ohne jeden Zweifel Scratch, der schon als Mitglied der Roots so manchem bekannt sein dürfte. Zeit also eine Soloplatte auf den Markt zu bringen, diese hört auf den Namen „Loss 4 Wordz“ und beherbergt allerhand bekannte Namen aus dem Musikbusiness.

Und Scratch versteht sein Handwerk immer noch wie nur wenig andere neben ihm, was sich spätestens dann bemerkbar bzw. eben gerade nicht bemerkbar macht, wenn man sich die Songs des Albums zu Gemüte führt und gar nicht mitbekommt, dass sich hier Mundgeräusche unter den Beat gemogelt haben. Als bestes Beispiel soll hier das wunderbare NeoSoul-Stücke „Tonite“ herhalten, bei dem Musiq Soulchild ordentliche Beihilfe leistet und mit seinen Vocals einen runden Song entstehen lässt.

In eine ähnlich Kerbe schlägt dann auch „If Our Love Was A Song“ mit Daniel Bedingfield, während mit den Brownsville-Bombern von M.O.P. und Showtime in Form von „Get The Fuck Outta Here“ das musikalische Gegenstück gegenübergestellt wird und sich allenfalls als böse, im guten Sinne, bezeichnen lässt. Groß auch „Ready To Go“ mit Kanye West und Consequence, einen Song, den ich mir so in etwa auch auf den beiden CDs von Mr. West und Malik Yusef gewünscht hätte.

Schlechte Kritik gibt es allenfalls für das mir nicht ganz geheure „Girl I’M Gonna Make You“ mit Urgestein Arthur Baker, das meinen Ohren mehr schmerzt als gut tut und vermerkt wird als „lauter Krach“. Ein Glück, dass sich Elmore Judd auf „So Hard To Find My Way“ schon wieder anschickt, das Ohr etwas zu verwöhnen, wodurch der eigentlich gute Eindruck des Albums erhalten bleibt.

Mittwoch, 8. Juli 2009

Big Bud - Untergrund Chartshow




Vor fast genau zwei Jahren erschien mit „Untergrund Chartshow“ der bis heute letzte Labelsampler aus dem Hause Big Bud, bei dem Michael Mic, Plaetter Pi und Sha-Karl Regie führten auf den 15 Tracks, die mit Features von Vork, She-Raw, Vokalmatador, Euro8000 (K.I.Z.) und anderen aufwarten.

In bekannter Art und Weise geht es dann los mit der Chartshow, die fast ausnahmslos von Michael Mic produziert wurde, das heißt rabiat auf die Nuss und dahin wo es sonst eben noch weh tut. So z. B. das brachial auftretende „Ausm Weg“, bei dem neben Sha-Karl vor allem Vorks Gastbeitrag für Staunen sorgt, so gekonnt zieht Vork das Tempo an, ohne auch nur einen Funken seiner deutlichen Aussprache einzubüßen.

Da ständiges auf dicke Hose machen auf Dauer aber etwas eintönig wäre, gibt es hier und da auch Ausbrecher, die sich dann auch am Ehesten im Gehörgang festsetzen und zum wiederholten Hören animieren. Diese lassen sich dann auch meist als die Glanzlichter des Albums festhalten.

„Nicht weg“ etwa, das sich ernsthaft mit dem Thema Problembezirke und ihren Bewohnern auseinandersetzt und dabei auch Kritik in Richtung Politik verbreitet. Ich erwähnte es bereits im Plaetter Pi-Review und hier ist der Beweis, die Big Bud-Jungs haben das Können auch ernstere Tracks zu verfassen. Hier nahmen sie sich dessen ganz offenbar an und liefern ein sehr gutes Stück Rapmusik ab. „Zeiten ändern sich“ bietet ebenfalls Abwechslung zum Battle-Alltag, wenn Michael Mic etwa seine Anfänge im Rap-Spiel thematisiert und resümiert, dass die Zeit so manches verändert.

Eine nette Sache für Zwischendurch, mit ein paar Höhepunkten, die gekonnt herausstechen und das Potenzial von Big Bud nochmals eindrucksvoll unterstreichen.

Dienstag, 7. Juli 2009

Vintage & Theory Hazit - Lord Fire




Mit einem Debütalbum gleich eine ordentliche Messlatte zu setzen ist nicht einfach und die, die imstande sind oder vielmehr waren, sind nicht selten mit ihren Folgeveröffentlichungen baden gegangen, da diese meist nicht annähernd das Niveau des Erstlings beinhalteten, der Druck auf den einzelnen Personen vermutlich einfach zu groß war. Nun, Theory Hazit aus Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio gehört zu den wenigen Künstlern, die gleich mit ihrem Debüt haufenweise Lobeshymnen abbekamen, „Extra Credit“, so der Name der Premiere, galt nicht wenigen als eines der Highlights des Jahres 07.

Seitdem ist wieder einige Zeit vergangen und natürlich darf oder sollte man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen und versuchen nachzulegen. Gesagt getan veröffentlichte Theory Hazit bereits 2008 mit „Lord Fire“ das zweite Werk, wenn auch, entgegen dem Erstling, nun wieder auf Indie-Basis, was aber ja bekanntlich nichts über die Qualität einer Platte aussagt. Im Gegenteil, man ist umso gespannter auf die 17 Tracks, die sich auf „Lord Fire“ tummeln und die allesamt von Produzent Vintage arrangiert wurden.

Dessen schnörkellose BoomBap-Produktionen, die auch mal auf Samples zurückgreifen, sind dann auch gleich der erste große Pluspunkt des Albums. Zurückgelehnt wie auf „Deep Breath“ oder „All Love“ oder stramm ins Genick gehende Stücke wie „Soph Sissy“, die musikalische Umgebung überzeugt und bietet Theory Hazit genug Raum für seine Texte, die auch dieses Mal wieder aller erste Güte sind und hier und da gar ein gesteigertes Selbstbewusstsein offenbaren – wer will es ihm angesichts der Kritiken von „Extra Credit“ verdenken.

Dass Theory Hazit dennoch immer noch auf dem Boden der Tatsachen geblieben ist, davon zeugen etwa seine nicht wenigen Gäste, unter denen auch Teile seiner Familie (u. a. Tochter und Frau)zu finden sind. Dazu gibt es Performances von seiner Crew, den Scribbling Idiots, Braille, Ohmega Watts, Sivion, Raphi, Playdough, Freddie Bruno und Klarity, die die Songs stets bereichern, ohne Hazit die Show zu stehlen.

Höhepunkte des Albums finden sich in Form von „Simplyill“, bei dem Klarity, Freddie Bruno und Sivion Reime hinzufügen, so dass 3:20 Minuten feinster Rap entstanden sind und „One Time“, bei dem Hazit ohne Gäste die Sache selbst in die Hand nimmt und einen starken Eindruck hinterlässt. Ebenfalls hörenswert ist „Angel“, für welches man sich bei Cheryl Lynns „Encore“ bediente.

Ohne groß um den heißen Brei herumzureden, das Album beinhaltet schlicht gute Musik, die dort weitermacht, wo „Extra Credit“ endete, weshalb man keinesfalls einen Bogen um „Lord Fire“ machen sollte. Lohnt sich.

Plaetter Pi - Führt Mich Zum Schotter




Da hat jemand ganz offensichtlich das ein oder andere Mal Tom Cruise als „Jerry Maguire – Spiel des Lebens“ gesehen, in welchem der inzwischen fast schon kultverdächtige Spruch „Führ mich zum Schotter“ eindrucksvoll Verwendung findet. Ein netter Spruch, der dann auch sogleich die Fahrtrichtung des Albums vorgibt, so dass man keine introspektiven Textpassagen erwarten sollte.

Stattdessen gibt es in gewohnter Big Bud-Manier auf die Zwölf und auch die Mädels sind ein zentrales Thema, allerdings nicht im RnB-technischen Sinne von Liebe und Zweisamkeit, sondern im Stile von Hugh Hefner im Pimp-Modus. Damit reiht sich das Release aus dem Jahre 2006 ein in die bisherigen Veröffentlichungen des Labels, größere Überraschung wird man demnach vergebens suchen.

Kleine Überraschungen gibt es dann aber doch. Da wäre beispielsweise „Alles was ich hab“, das zur Abwechslung aus der gewohnten Masche ausbricht und mit bedrücktem Piano-Beat die Unterlage für ehrliche Gedanken Pis sind, der diese sauber in seinen Text packt, ohne dabei peinlich oder gekünstelt zu wirken. Da könnte man durchaus anknüpfen und sich künftig öfters an ernsteren Themen versuchen, zumal Plaetter Pi, wie das Big Bud-Camp überhaupt, zweifelsohne die Qualitäten mitbringt, um schwierige Themen in butterweiche Reime zu fassen.

Erwähnt werden sollte auch „Ohne Dich“ mit Victor Moreno, bei dem der gleichnamige Song der Münchner Freiheit neu interpretiert wird, was schon mal für Lacher sorgen dürfte, gerade wenn man das bekannte Original schon unzählige Male zu Ohren bekommen hatte. Ansonsten gibt es auf den 18 Tracks erwähnte Gewohnheitskost bei denen allerhand Gäste zu Wort kommen, darunter She-Raw, Sha-Karl, Godsilla und Serk.

Unterm Strich also nichts Neues, aber gemessen am Big Bud-Output dann doch wieder ein passender Release, der mit viel Gastbeiträgen aber wenig Themenvielfalt kurzfristige Unterhaltung liefert.

Montag, 6. Juli 2009

Poems - Blooming Sounds




Nach einem stressigen (Arbeits-)Tag nach Hause kommen, sich in seinen Sessel fallen lassen, die Kopfhörer überziehen, die Anlage in Gang setzen und fortan mit geschlossenen Augen den charismatischen Vorträgen eines Künstlers lauschen, der mit imposantem, nicht aber aufdringlichem Stimmorgan entspannte Instrumentale bearbeitet. Klingt nach einem schönen Ausgleich und wäre nur eine der zahlreichen Möglichkeiten, sich „Blooming Sounds“ von Herrn Poems anzuhören, welches vor etwas über einem Jahr im europäischen Raum veröffentlicht wurde.

Doch zunächst gilt es zu klären, wer genau dieser Mr. Poems eigentlich ist. Aus dem sonnigen Fleckchen Long Beach, Kalifornien, kommend, berappt Poems seit über dreizehn Jahren Beats. Mal als Mitglied der LA Symphony, einer seit 1997 aktiven Künstlergruppe, der einst auch Pigeon John angehörte, mal als Solokünstler Poems, stets aber mit einer ordentlichen Portion Wiedererkennungswert in der Stimme.

Und wer über eine ohnehin schon kraftvolle Stimme verfügt, der brauch freilich auch keine pompösen Beats, um das Interesse der Hörer auf sich zu ziehen. Stattdessen genügen bequem sitzende, eher einfach gehaltene Instrumentale, die zumeist entspannt auftreten und sich zurückhalten, Poems Raum lassen, den dieser gekonnt mit Inhalt und Erfahrung ausfüllt. Eine Fromel, die funktioniert und reichlich oft verwendet wird im Laufe der 15 Stücke, die auch Produktionen von Australiens Beatschmied Nummer Eins M-Phazes, Ohmega Watts und Vintage beinhalten.

Nur selten bricht Poems aus den klassischen Gefilden aus und liefert energische Tracks wie „Heart Art“, das im Grunde Poems Musik kurz und knapp definiert und auch nach mehrmaligem Hören als einer der Höhepunkte des Albums gewertet wird. Nur unwesentlich schlechter ist „Love“, wenngleich ungemein zurückgelehnter, auf welchem Poems seine Gedanken und Erfahrungen über Liebe mit dem Hörer teilt.

Da ein beträchtlicher Teil des Albums vergleichsweise persönlich ausgefallen ist, bieten sich große Feature-Aufläufe nur bedingt an, was der Künstler ebenfalls richtig erkannte und sich nur wenige Gäste aufs Album holte, die dann aber auch dessen Ansichten teilen. Theory Hazit, Sivion, Sojoun auf dem von hektischen Trommelklängen getragenen „We Got It“, sowie J. Mitchell und Marcus Omari auf dem letzten Song des Albums, dem durch und durch ungezwungenen und passend betitelten „Meditation“.

Ein ehrliches, persönliches Werk, das man sowohl bewusst mit Fokus auf die Texte hören kann, genau so gut aber, wie eingangs erwähnt, zum Herunterkommen zu sich nehmen kann. Positive Musik, die deutlich nach der Sonne Kaliforniens klingt. Und das gefällt, besonders wenn der Sommer hier im heimischen Deutschland, wie in diesem Jahr, eher etwas bescheiden ausfällt.

Sha-Karl - Dis Wars...



Werfen wir einen Blick zurück ins Jahr 2005, April um genauer zu sein. Der Berliner Rapper Sha-Karl, seines Zeichens Punchline-Bringer der oberen Güteklasse, schickt sich an, mit “Dis Wars…“ sein (bis dato?) letztes Soloalbum zu veröffentlichen. Wobei der Begriff „Soloalbum“ angesichts der beachtlichen Anzahl an Gästen auf dem Album schon fast nicht mehr zutrifft. 18 Stationen, davon nur 2 ohne Gäste, allerdings handelt es sich bei den zwei Ausnahmen um Skits, die aus Filmzitaten bestehen. Selbst auf dem nur gut eineinhalb Minuten kurzen Intro präsentiert sich neben Sha-Karl She-Raw.

So tummeln sich hier einige bekannte Namen, die der Hauptstadt-Rap so zu bieten hat, darunter erwähnte She-Raw, Vokalmatador, Bass Sultan Hengzt und Orgi. Ja selbst Prominenz aus den USA konnte in Form von Dynamo (?) und High & Mighty. Dazu noch die altbekannten Labelkollegen zu jener Zeit, Reason, Robud Styles, Plaetter Pi, Michael Mic und Smoke.

Schwierig, bei all den hochkarätigen Gästen als Soloartist wahrgenommen zu werden und sich durchzusetzen, doch zum Glück verfügt Sha-Karl über die erlesene Fähigkeit, Punchlines zu dichten, die seinesgleichen, zumindest auf dieser Platte, suchen. Und so ist man nach dem beeindruckenden „Homie“ Feuer und Flamme, wenn Karl Reimstafetten vom Stapel lässt, die kaum ein Ende kennen und nur durch Nate Gotts gesungenen Refrain unterbrochen werden.

„Immer noch“ behandelt dann das gegebene Risiko eines Künstlers bzw. eines jeden anderen Menschen auch, erst hoch zu fliegen um dann anschließend wieder zu fallen, bis man schließlich wieder dort ist, wo man einst hergekommen ist. Ein Glück gibt es doch den Alkohol und Vokalmatador, der hier als Gast fungiert. Reason bringt englische Parts auf „Zu Spät“, die zwar in ihrer Form nicht annähernd so impulsiv und flüssig daherkommen wie die der großen Kollegen aus Übersee, aber seiner prägnanten Stimme sei Dank gerät das fast schon zur Nebensache.

Selbstbeweihräucherung auf hohem Niveau mit Michael Mic auf „Ein Bar“ und zum Ende dann das große Feature von High & Mighty auf „Eat The Stash“, sowie ein paar letzte Worte von Rhymin Simon auf „Dis Wars“ und fertig ist die Sache. So bietet Sha-Karl zwar nichts wirklich Neues, dafür aber das, was man von ihm kennt und liebt. Passt soweit.

Sonntag, 5. Juli 2009

Braille & Symbolyc One (S1) - Cloud Nineteen




Christlich angehauchter Rap, oder auch Urban Gospel Music, klingt im ersten Moment für viele meist etwas seltsam, gerade wenn man ein ohnehin schon oberflächliches Bild von Rap hat, das nicht über leicht bekleidete Frauen, schillernden Plastikschmuck und von Gummibändern zusammengehaltenen Geldbündeln herausreicht. Das Rap dieser Art aber bestens funktioniert, dass zeigte unlängst die jüngste Vergangenheit mit Filmen wie „The Fighting Temptations“, in denen der christliche Rapper T-Bone in einer Kirche Verse zum Besten gibt, mit Alben wie „The IV Edition“ von Braille und man erinnert sich natürlich auch an DMX, der immer wieder Gebete auf seinen Platten platzierte.

Künstler wie Theory Hazit oder Braille verkörpern dabei eine willkommene Abwechslung zum sonst vor übertriebenen Extremen nur so wimmelnden Standard-Rap und stehen auch in ihren Songtexten stets zu ihrem Glauben, der neben der Musik ihr Leben entscheidend begleitet und ihnen nicht zuletzt auch als Inspirationsquelle für neue Songs dient. Wie so etwas zu klingen hat, davon konnte man sich schon des Öfteren einen Eindruck verschaffen, etwa durch das bereits erwähnte, 2008 veröffentlichte, „The IV Edition“ von Braille. Darauf enthalten war der Song „Blessed Man“, der von S1 produziert wurde. Die Zusammenarbeit machte offenbar Spaß, so sehr, dass man sich nun erneut zusammensetzte, um dieses Mal ein ganzes Album aufzunehmen.

Herausgekommen sind 15 Anspielpunkte, die eindrucksvoll beweisen, dass Produzent S1 und Reimebringer Braille definitiv gut harmonieren und mit ihren musikalischen Vorstellungen auf einer Wellenlänge liegen. Bester Beweis hierfür ist das wundervolle „For Life“, bei dem S1 wirklich ganze Arbeit leistete und ein herrliches Instrumental erschuf, welches Braille gekonnt zu verwenden weiß. Kein Wunder, bedenkt man, dass Braille bereits mit 13 anfing zu reimen, heute 27 ist und demnach schon ganze 14 Jahre hinter dem Mikrofon steht.

Auch an hochkarätigen Gästen mangelt es dem Album nicht, wenn mit dem Strange Fruit Project (auf „Broken Heart“), Lightheaded („HardRock“), Vursatyl (von Livesavas) („Megaphone Phonics“) oder Theory Hazit („That’s My Word“) befreundete Kollegen für ein paar Verse vorbeischauen und dem Ganzen damit etwas frischen Wind hinzufügen können. Veredelt werden die Tracks dann noch durch gelegentliche Cuts von DJ Idull und Rob Swift.

15 Tracks, die vielleicht keine Revolution innerhalb des Rap-Spiels darstellen, aber durch anspruchsvollen Inhalt glänzen und einen Braille präsentieren, dem man anhört, dass er Freude an dem hat was er tut. Mehr als nur ein Grund also, wieso man sich das Album durchaus zu Gemüte führen sollte, am Besten indem man es im deutschsprachigen OneLove-Store kauft (die deutsche Anlaufstelle für Urban Gospel Music überhaupt), wo man selbst festlegen kann, wie viel man für „Cloud Nineteen“ auf den virtuellen Tisch legen möchte. Zu knauserig braucht man angesichts der Qualität des Silberlings auf jeden Fall nicht sein, so viel steht fest. Schönes Album.

„Cloud Nineteen“ von Braille und S1 zum selbst festgelegten Preis kaufen im:


OneLove Store

Freitag, 3. Juli 2009

Big Bud Bonzen - Big Bud Bonzen




Zugegeben, wenn man Rap nur oberflächlich konsumiert, dann wird man mit Berliner Rap-Labels wohl zunächst das mittlerweile stillgelegte Aggro Berlin oder das ebenfalls dicht gemachte Royal Bunker assoziieren. Wer jedoch etwasweiter geht und sein Interesse für deutschen Rap nicht nur mit den bekanntesten Namen des Spiels pflegt, dem wird Big Bud wahrscheinlich schon etwas sagen.

Wir legen uns Hauptaugenmerk heute auf den Labelsampler „Big Bud Bonzen“, der Ende 2004 in die Läden kam und die damalige Künstlerpalette in vollem Umfang darstellte: Sha-Karl, Smoke, Plaetter Pi, Michael Mic, Robud Styles sowie Reason, der mit englischen Rap-Parts um die Ecke kam. In gemeinsamer Arbeit präsentierte man so 12 Tracks, die eindrucksvoll zeigten, was Sache ist.

Schon das einleitende „Big Bud Bonzen“ legt gleich richtig los und fährt die gesamte Mannschaft auf, die auf unterhaltsamem Piano-Klimper-Instrumental ihre gewohnt auf dicke Hose machenden Raps zum Besten geben. Im Grunde genommen keine innovative Sache, aber aufgrund der gelungenen Umsetzung dann doch unterhaltsamer als vieles, was da von der lieben Konkurrenz so eingespielt wurde.

„Cashflow“, „Luxus pur“, „Dein ganzes Geld“, „Setz auf Sieg“ – im Grunde wird über die komplette Spielzeit von gut 48 Minuten konsequent an der Big Bud-Formel, wie sie oben beschrieben wurde, festgehalten. Lediglich das Piano weicht des Öfteren wuchtigen Synthie-Produktionen, für die sich fast ausnahmslos Multitalent Michael Mic zeigt, wobei auch Sha-Karl einmal hinter den Reglern stand.

Das Ganze kann man jetzt entweder endlos langweilig finden, oder aber kurzweilig unterhaltsam, wobei ich an dieser Stelle für Letzteres tendiere, da die Sprüche von Plaetter Pi und Co. auch 2009 noch gut unterhalten, für Lacher sorgen und die leicht eintönig gestaltete Veranstaltung so über die Zeit bringen. Und 12 Tracks sind dann ja auch nicht wirklich viel, so dass man hier von einer kurzen, knackigen Vorstellung sprechen kann, die inhaltlich natürlich nicht das Zeug zur schweren Rotation im CD-Player hat, aber im richtigen Moment gehört für Laune sorgt.

Donnerstag, 2. Juli 2009

Donato & Inferno79 - Mond-Licht-Schatten




Was macht ein gutes Rap-Album aus? Gelungene, rund vorgetragene Reime, die im Idealfall auch noch ansatzweise Sinn machen, den Kopf zum Denken wie zum Nicken anregen, gut produzierte Beats, die das Ganze angenehm, interessant präsentieren und ein paar wenige, erlesene Featuregäste, die sich hörbar gut dem Konzept des Albums bzw. des Songs anpassen und somit die Tracks bereichern? Wenn ja, dann ist „Mond-Licht-Schatten“ von Donato und Inferno 79 ein gutes Album, um es mal ganz nüchtern zu formulieren.

Denn genau diese oben angeführten Zutaten findet man auf dem fünfzehn Tracks starken Album der beiden, welches 2006 über Kopfhörer Recordings erschien. Donato und Inferno 79 sind wahrlich begabt im Umgang mit Worten und auch wenn hier keine x-fach Reime im Stile eines Kollegah auf den Hörer einprasseln, ist man erstaunt darüber, wie es die beiden fertig bringen, derart flüssig und stimmig Inhalt in ihre Zeilen zu verfrachten.

Wie es das Artwork und der Titel ankündigt, geht es hier überwiegend melancholisch bis nachdenklich zur Sache, ohne jedoch ins Weinerliche zu verfallen und minutenlang über das ach so unfaire, böse Leben zu referieren, das es ja nur schlecht mit einem meint. Ausnahmen finden sich jedoch ebenso, z. B. ein „Glockenspiel“ betitelter Track, in dem zur Abwechslung auch mal verbal ausgeteilt wird. Zähnezeigen um zu zeigen, dass man auch anders kann quasi.

Die Höhepunkte finden sich aber klar anderswo, nämlich in den inhaltlich satten Songs wie „Lautsprecher“. Hier werden auf einem dunklen, trüben Piano-Brett von Ill-Luzion haufenweise schwermütig verfasste Lines fallen gelassen, die wohl in die Sparte „Schatten“ fallen. Heimlicher Hit der Platte ist dann „Freunde Sein“, das von Blazin Hand arrangiert direkt in die Playlist wandert und das Gütesiegel „Sehr gut“ erhält.

Die Gastbeiträge von mnemonic und Absztrakkt sind dann willkommene Ergänzungen und bringen sich gut in das Geschehen ein und heben das Niveau der von ihnen veredelten Tracks merklich nochmals einen Tick nach oben. Zum Ende gibt es dann noch einen hörenswerten Remix zu „Lautsprecher“ von Screwaholic, der dem Song seinen eigenen Touch verleiht. Ob besser, schlechter oder genau so gut wie das Original muss dann jeder Hörer für sich selbst ausmachen. In jedem Falle aber ein gelungener Schluss für ein ebenso gelungenes Album, dass drei Jahre nach Release immer noch passt. Deutschrap wie ich ihn mag.

Mittwoch, 1. Juli 2009

Ryoma - Besser Heute




01. Leben heißt
02. Kein Plan
03. Freunde der Nacht
04. Altes Lied (ft. Woody)
05. Morgen jemand
06. Blaues Meer (ft. mnemonic)
07. Schreib Dir
08. Mobile
09. Bittersüß
10. Bilderbücher
11. Zwei (ft. Zora)
12. Story ohne Happy End (ft. Flowin ImmO)
13. Luft holen

Heute – was genau verbirgt sich dahinter? Nicht viel Gutes, zumindest wenn man sich das Jahr 2009 darunter vorstellt, welches ganz im Zeichen der weltweiten Wirtschaftskrise stand bzw. noch immer steht. Da zeugt es dann doch von einer ordentlichen Portion Optimismus, wenn man ein Album in genau jener Zeit „Besser Heute“ tauft. Noch dazu wenn man bedenkt, dass man uns Deutschen ja gerne einmal den Hang zum Meckern, zur Schwarzseherei nachsagt. Also macht man sich gespannt auf, um mit dem schon länger erwarteten Album der Hamburger Band warm zu werden, nachdem schon die „Ryoma EP“ durchaus zu überzeugen wusste.

Und geht es um die schönste Verpackung, um das Artwork, dann darf man „Besser Heute“ schon mal fest in seinen Jahrescharts einplanen, denn schon lange hat mich kein Cover derart für sich begeistern können wie dieses Album. Im zugeklappten Zustand die berstende See, die sich auf das Schiff „Besser Heute“ stürzt wie nichts Gutes. Öffnet man nun das Album, hat man freie Sicht auf das Meer, das von zaghaften Sonnenstrahlen verwöhnt wird.

Letztlich geht es jedoch auch bei Ryoma um Musik und die ist wieder mal alles andere als 08/15-Rap, was Hörer der EP unlängst wissen dürften. Schon das einleitende „Leben heißt“ lässt gar keine anderen Schlüsse zu, wenn Rapper Ryo einfach anfängt zu reimen und die musikalische Begleitung erst im Laufe der Verse einsetzt.

Im Stile der EP knüpft Ryo beeindruckende Reimketten und schafft Bilder, die stets voller Inhalt und Botschaften stecken. Nur logisch, dass da kein Raum für abartige Reimstafetten bleibt und so bricht er im Laufe des gesamten Albums nicht wirklich aus seiner gewohnten Schiene aus, sondern bleibt auf gewohntem Terrain. Vielleicht einer der wenigen Kritikpunkte an dem Album.

Musikalisch hat sich Produzent Algorhythmiker wieder einmal keine Blöße gegeben und einen wunderbar jazzigen Soundentwurf geschaffen, bei dem er auf eine Vielzahl von professionellen Musikern zurückgreift, die mit ihren gekonnten Umgang an den Instrumenten für wohlklingende Atmosphäre sorgen. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass der Synthesizer hier stets im Keller zu stehen hat.

Verfeinert wird die ganze Angelegenheit durch Gastbeiträge von Woody, mnemonic, Zora und Flowin ImmO, was für etwas Abwechslung, gerade in stimmlicher Hinsicht sorgt. Wenn dann mit „Luft holen“ der letzte der 13 Tracks zum Ende steuert, dann ist man sich im Klaren darüber, hier etwas in der Hand zu halten, dass den Ausdruck Kunst verdient, wenngleich hier und da noch mehr gehen kann, gerade was das variieren des Flows angeht. Sonst aber eine wirklich dufte Sache.

Mnemonic & Donato - Könige Unter Blinden EP




01. Worum Es Geht
02. Dreh Es Wie Du Willst
03. Nenn Das Kind Beim Namen
04. Seelenfrieden (ft. Inferno79)
05. Wo Bist Du? (ft. Inferno79)
06. In Meinem Herzen (ft. Inferno79)

Ein Blick in den bisherigen Katalog von Kopfhörer Records, der Heimat von Kritikerliebling Fiva, sorgt für Stauen und offene Münder gleichermaßen, ist es doch fast schon unheimlich, wie viel Qualität mit jeder Veröffentlichung aufs Neue an die Hörer gebracht wird. Da bildet diese wunderbare EP von den beiden lyrischen Schwergewichten Mnemonic und Donato natürlich keine Ausnahme.

Sechs mal gibt es hier gediegenen Rap für, ich denke man kann es in diesem Falle durchaus so sagen, Genießer. Genießer, die eine Erholung brauchen von Alben, die mit 80 Minuten Nonsens gefüllt am Hörer vorbeiziehen. Mal wieder Texte, die es auch wert sind gelesen zu werden, die nicht umsonst im Booklet abgedruckt werden, die sprachliche Kompetenz wieder groß schreiben.

Ganz zu Schweigen von den beiden charakteristisch ins Ohr gehenden Stimmen, die einen nicht unbeträchtlichen Teil zur Güte des Tonträgers beifügen. Und so lässt man sich gerne von Donato und Mnemonic erklären „Worum es geht“, denn hier wird das Kind beim Namen genannt („Nenn das Kind beim Namen“) und als sei das nicht genug, kommt der Bruder im Geiste, Inferno79, vorbei und steuert auf drei der sechs Tracks Features bei, die sich gut ins Gesamtgefüge der EP einbetten.

Entstanden ist so eine EP, die in der Kürze von sechs Tracks immer wieder eine geschmackvolle Auszeit darstellt, wenn man wieder mal die Schnauze voll hat von Ghettogeschichten und Drive-Bys. Überaus gelungen, aber angesichts der Tatsache, dass hier „Kopfhörer Recordings“ draufsteht, keine wirkliche Überraschung.