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Sonntag, 2. August 2009

Gleis4 - Phalanx




Die Phalanx, eine mittlerweile doch recht bekannte Schlachtformation, die dicht geschlossen auch schon in Filmen wie dem Spartaner-Gemetzel „300“ Verwendung fand. Eine Formation, bei der Zusammenhalt das A und O ist, damit die einzelnen Glieder sich gegenseitig stärken und dem Feinde keine Chance lassen. Nun erscheint unter gleichem Namen das dritte Album der aus Delitzsch, Sachsen, stammenden Crew Gleis4. Diese besteht aus Target, Arak, Self, Dresen, Kodak und 7ieben, die sowohl die Reime besorgen, als auch die Beats basteln und den beiden Vollzeit-Rappern EMZ und The Finn.

Gemeinsam schuf man 19 Stücke, die dem Begriff der Phalanx durchaus gerecht und schon vom schönen Cover eingeleitet werden, dass im Stile der alten Schule in Form eines gelungenen Graffitis daherkommt. Die alte Schule scheint hier ohnehin allgegenwärtig, denn das was Gleis4 hier veranstalten, kann man ohne weiteres als rohen Entwurf von Rap sehen, der mit aus diversen Samples gebastelten Beats den Charme vergangener Tage versprüht. Und während die Beats im klassischen Gewand ihr Ding durchziehen, rappt das sächsische Oktett akzentfrei in bester Battlemanier um die Wette und greift sich so, gemäß der Phalanx, gegenseitig unter die Arme. Unterstützung gibt es von Main Moe und dem aus den Staaten kommenden Harsh Reality, mit dessen Hilfe dann sogleich auch einer der besseren Tracks des Albums entstand – „Hip Hop fühlen…“. Viel mehr gibt es leider nicht zu berichten, womit dann auch gleich klar wird, wo der Hauptkritikpunkt der Platte zu suchen ist – die Tristesse, die einen überkommt, wenn man nach dem x-ten Battletrack etwas ernüchternd feststellen muss, dass hier sonst nicht viel weiter passiert. Klar, ein „Kampf ohne Waffen“ gefällt und wirft einen zurück in die schnörkellose Zeit und die Jungs von Gleis4 können auch was, nur auf Albumlänge wünscht man sich dann doch etwas mehr Abwechslung, zumal man mit dem „Back In The Days“-Sound wohl lediglich die Heads anspricht, jüngere Semester werden dankend ablehnen und sich moderneren Formen von Rap widmen.

Fazit: Wer auch 2009 noch auf der Suche nach rohem, stramm nach vorne gehenden Rap ist und den Battlerap nach wie vor das Höchste ist, der wird mit „Phalanx“ seine Freude haben. Ansonsten aber wird das Album nicht allzu viele Hörer hinter dem Ofen hervorholen. Für Nostalgiker und Heads.
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Review wurde auch Rappers-Guide zur Verfügung gestellt und findet sich dort in gleicher Form wieder.

Dienstag, 16. Juni 2009

JAW & Hollywood Hank - Menschenfeind




01. Prolog
02. Der Clown In Meiner Wohnung
03. Gott Hat Humor
04. Menschenhass
05. Der Obszönling
06. Beinscheiben
07. Ackergaul Konfekt Remix (ft. Private Paul & Plasti)
08. Hardcore (ft. Adolph Gandhi)
09. Kranke Welt (ft. Adolph Gandhi, Rahzkroneprinz & Mach One)
10. Sozialphobie Remix (ft. Favorite)
11. Epilog

JAW und Hollywood Hank, ohnehin schon zwei Charaktertypen, die mit ihrer eigenen Art nicht in die sonst so gängigen Schubladen des Deutschrap passen, tun sich zusammen und erschaffen ein zwar kurzweiliges, aber dafür ungemein in sich geschlossenes Werk voll gepackt mit jeder Menge Ignoranz, böser Sprüche und, bei genauerem Betrachten bzw. Anhören, eine schönen Prise Humor, der auch vor ihnen selbst nicht halt macht. So könnte die makellose Kurzbeschreibung zu „Menschenfeind“ ausfallen. Könnte. Wie es wirklich ist? Lest selbst.

Fangen wir mit einer kleinen Personalinfo an: Da hätten wir zum einen JAW, Frankfurter und einer der Platzhirsche in der Reimlige-Battle-Arena, kurz RBA, der neben Produktionen für Kollegah auch schon durch eigenen Veröffentlichungen, etwa „Gehirn Im Mixer“ auf sich aufmerksam machen konnte. Zum anderen Hollywood Hank, der für das über Selfmade Records vertriebene „Schläge Für Hip Hop“ mit Favorite und sein Soloalbum „Soziopath“ nicht wenig Lob seitens der Szene bekam. Was beide eint ist die schnörkellose, kompromisslose Anti-Attitüde, die nun auf dem 11 Tracks voll und ganz zur Geltung kommt.

An Pennywise, den Clown aus Stephen Kings „ES“, erinnernd geht es nach dem Stimmung schaffendem Prolog, welcher ohne Raps auskommt, mit „Der Clown In Meiner Wohnung“ los. Leider entpuppt sich der Track als schwierige Angelegenheit, da der von den Beatgees produzierte Beat recht sperrig daherkommt, es den beiden nicht leicht macht. Nach kurzer Eingewöhnung kann man jedoch Gefallen daran finden, nur die Hook wirkt nicht ganz rund. Richtig gut geht das folgende „Gott Hat Humor“ ins Ohr, für welches JAW, der bis auf vier Ausnahmen alles selbst, auch diesen Track, produziert hat, mit Hank ordentlich Gemeinheiten vom Stapel lässt.

Sehr gut auch „Der Obszönling“, ein nicht einmal eineinhalb Minuten kurzes Solo von JAW, der auf einem von Vizirbeats auf die Beine gestellten Instrumental, das zu gefallen weiß, den Titel gebenden Obszönling zum Besten gibt. „Hardcore“ lässt schon beim Durchlesen der Tracklist erkennen wohin die Reise inhaltlich geht und glänzt mit unästhetischem Hook-Inhalt, nur der Adolph Gandhi-Gastbeitrag schafft es nicht ganz, das Level von Hank und ganz besonders JAW zu erreichen.

Womit wir zu einem der Makel der 11 Stücke kommen, die Feature-Liste, die Mach One, Favorite, Private Paul, Plasti, Rahzkroneprinz und erwähntem Adolph Gandhi auflistet. Zwar sind die Gastbeiträge nicht wirklich schlecht, aber im Vergleich zu den beiden Hauptakteuren ziehen sie doch meist klar den Kürzeren, weshalb ein kompletter Alleingang vielleicht nicht verkehrt gewesen wäre. An und für sich ist das kein Weltuntergang, richtig schade ist nur das Favorite-Feature auf dem „Sozialphobie“-Remix. Ein stoisch vor sich hinklimpernder Piano-Beat, der richtig gut gefällt, zwei darauf passende Künstler und ein leider völlig deplatzierter Favorite, der sich offensichtlich den falschen Beat für ein Feature ausgesucht hat.

Ein weiterer kleiner Makel sind die Hooks, die nicht selten etwas gezwungen wirken und sich nicht immer nahtlos an die Parts der beiden Rapper einreihen. Das solle allerdings niemanden davon abhalten, eine Hörprobe zu machen, denn auch wenn „Menschenfeind“ selbstverständlich kein makelloses Meisterwerk ist und durch Inhalt gerade Zartbesonnene abschreckt, lässt sich das Ergebnis, nicht zuletzt dank der starken Stücke zum Schluss („Hardcore“, „Kranke Welt“, „Sozialphobie Remix“), als gelungen, als gut, bezeichnen.
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Artikel erschien ebenfalls auf Rappers-Guide.com

Dienstag, 12. Mai 2009

Meni & Deve - Was Größeres



Meni und Deve, zwei Stuttgarter Jungs, Mitte Zwanzig und rein optisch alles andere als zwei klischeebehaftete Rapper, wie sie gerade Außenstehende gerne bildlich vor sich sehen, spricht man das Thema Rap an, präsentieren dieser Tage ihr Debütalbum „Was Größeres“. Auf diesem finden sich 21 Stücke, die, ähnlich wie die beiden Akteure, wenig mit Begriff „Gangsta“ anfangen können und wollen. Stattdessen orientiert man sich an die frühen Zwotausender, als Rap auf Deutsch noch etwas anders zu klingen hatte.

Gemäß dessen gibt es hier warme Samples auf trockenen Beats, die selten um eine gut ins Ohr gehende Melodie verlegen sind und auch Raum für eingespielte Instrumente lassen. Gut, dass mag jetzt nicht unbedingt innovativ klingen, in Zeiten von immer elektronisch werdenden Instrumentalen ist das jedoch eine bewährte, willkommene Abwechslung für den Gehörgang. Somit hat man auf produktionstechnischer Ebene schon einmal grobe Fehltritte vermieden und liefert einen zeitlosen Beatteppich für Meni & Deve.

Die Beiden rappen dabei durchaus gekonnt und bringen die Inhalte sehr sauber und angenehm unaufdringlich auf die Beats, so dass man durchaus Spaß am Zuhören findet und dank der recht guten Aufnahmequalität jedes Wort verstehen kann. Was Stil und Stimmen angeht, so werden während des Hörens durchaus Vergleiche zum (Blumen-)Topf aus München wach, wobei man dies keineswegs negativ auffassen brauch, ganz im Gegenteil.

Thematisch geben sich Meni und Deve sehr abwechslungsreich. Ob lustig wie auf „In den Urlaub mit den Jungs“, entspannt mit „Es ist Sommer“ oder nachdenklich und ernst auf „Haarscharf“, stets wirken die Texte bodenständig und ehrlich. Hörenswert sind vor allem die „Meni und Deve Story“, die das Kennen lernen der Beiden schildert – einmal aus Menis, einmal aus Deves Sicht. Die „Stuttgart Hymne“, die mit schickem Einsatz von Trompete und Saxophon aufblitzt und das den Möchtegern-Gangstern gewidmete „Gangstas“.

Die Features kommen von Dexter (2 Mal zu hören), Zeal sowie Franziska Wunnerlich. Den Rest der Stücke geht das Duo ohne Hilfe an und präsentiert sich dem Hörer so als sympathisches Zweigespann, das mit dem Debüt eigentlich alles richtig macht und somit der Weg geebnet wird für „Was Größeres“.

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Anmerkung: der Artikel erschien urspürnglich auf Rappers-Guide. Um den Artikel dort zu lesen, einfach hier klicken: Meni & Deve - Was Größeres

Mittwoch, 15. April 2009

Graf Fidi - Grafische Darstellung




Körperliche Behinderungen und Rap - bis dato waren das zwei Begriffe, die nur mäßig zueinander passten. Nur allzu gerne bezeichnet man unsympathische Menschen daher als behindert und beschränkt. Und auch Rapper mit körperlichen Beeinträchtigungen gibt es wenige, doch es gibt sie. Einer von ihnen ist der im Rollstuhl sitzende Graf Fidi, der vor kurzem sein neues Album „Grafische Darstellung" veröffentlichte und damit klarstellen möchte, dass eine Behinderung kein Grund sein muss, eine Laufbahn als Rapper zu verwerfen.

So rappt sich Graf Fidi auf seinem mittlerweile dritten Album auf insgesamt 18 Stücken durch die deutsche Raplandschaft, ausgestattet mit jeder Menge Eloquenz, schicken Beats (von u. a. Querformat, Bogabeat und Dualizm) und einem hörbaren Talent für das musikalische Umsetzen von Themen. Mal spaßig aufgelegt mit rotzig-frecher Attitüde, mal ernsthaft und gefasst, aber niemals darum verlegen, auf seine Behinderung aufmerksam zu machen - immerhin laut eigener Aussage sein Markenzeichen.

Dass er dabei nicht auf die Mitleidstour ankommt, beweist er dabei gekonnt auf den Tracks „Verarscht" und „Ihr seid behindert". Auf ersterem Track gibt Graf Fidi mit einer guten Portion Humor den Simulanten, der seine Behinderung nur vorgespielt hat, um die Leute hinter das Licht zu führen. Bei „Ihr seid behindert" wird dann, wieder mit ordentlich Schuss Humor, lyrisch ansprechend umgesetzt, dass eine Behinderung kein Hindernis darstellen muss.

Ernster wird es dann auf „Hallo Hip Hop", ein Song über den teils doch arg in Mitleidenschaft gezogenen Sprechgesang der vergangenen Jahre, der für Graf Fidis Geschmack zu oft ohne gepflegten Umgang mit der deutschen Sprache um die Ecke kam und so kaum mehr Platz bot für lyrisch auf den Punkt kommende Rapper, wie es eben der Graf ist. Hörenswert auch „Lyrischer Werdegang", welches das Schaffen des Künstlers von Anfang an schildert und somit auch seine Liebe zum Rap deutlich wird.

Nach dem ersten Album „Aller Anfang ist schwer" und dem Nachfolger „Alle Jahre wider" ist „Grafische Darstellung" ein durchaus hörenswertes Album geworden, welches hörbar Ambitionen mitbringt und eine konsequente Weiterentwicklung in der Karriere des Graf Fidi darstellt und alles andere als behindert klingt.

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