Dienstag, 31. März 2009

P.O.S - Never Better



In der heutigen Zeit ist es schwer aufzufallen. Irgendwie hat es alles schon einmal so oder so ähnlich gegeben. Einen ganz ansprechenden Versuch unter der Menge an Veröffentlichungen aufzufallen, hat sich der aus Minneapolis stammende Rapper P.O.S ausgedacht. Für sein mittlerweile drittes Album „Never Better“, welches Ende April (27.04.) erscheint, wird dem Käufer eine kleine Überraschung erwarten (in limitierter Auflage natürlich): austauschbare Covers. Somit kann jeder für sich selbst entscheiden, wie das Album aussehen soll.

Ein netter Einfall, der P.O.S in der Gunst der Käufer möglicherweise zugute kommen könnte, sein neues Werk in jedem Falle aber einen individuellen Touch verleiht. Und das, obwohl P.O.S als Künstler selbst schon heraus sticht. Grund dafür ist seine nicht alltägliche Punk Rock-Vergangenheit und die Tatsache, dass man diesen Hintergrund auch in seinen Rap-Alben heraushören kann.

Als Crossover-Album möchte „Never Better „ aber nicht verstanden werden. Vielmehr werden auf den 15 Stücken musikalische Eingrenzungen und Genres konsequent unbeachtet und ignoriert. Das Ergebnis sind energiegeladene Instrumentale, die mit ordentlich Gitarrenanschlag, satten Drums und eingängigen Melodien eine ansprechende Unterlage geben für die kraftvoll ins Mic gerappten Verse von P.O.S.

Einen schönen Eindruck von der musikalischen Vision, die P.O.S verfolgt, kann man auf dem wunderbaren „Goodbye“ gewinnen, das dabei dennoch zu den ruhigeren Tracks zählt und anschließend den Weg frei macht für das minimalistisch gehaltene, unruhig klingende „Get Smokes“.

Besonders die ruhigeren Stücke, neben erwähntem „Goodbye“ etwa „Optimist (We Are Not For Them“, können dabei überzeugen und bieten gleichzeitig willkommene Ruhepausen zu den direkten, harten Songs, bei denen nicht selten E-Gitarren zum Einsatz kommen, zu hören etwa auf „Terrorish“.

Ein weiterer hochwertige Veröffentlichung aus dem Hause Rhymesayers, welche musikalisch offen sicher nicht jeden ansprechen wird, dafür aber nicht nur frischen Wind ins Spiel bringt, sondern für ein Rap-Album auch nicht versucht, bestimmte vorgegebene Wege zu gehen.

Brother Ali - The Truth Is Here



Nach dem beeindruckenden Release „The Undisputed Truth“ von 2007 präsentiert uns der Rhymesayers-Recke Brother Ali nun eine neue EP, welche auf den Namen „The Truth Is Here“ hört und neben 9 größtenteils neuen Stücken auch eine DVD beinhaltet und damit als kleiner Appetitmacher auf das für Herbst diesen Jahres angekündigte nächste Album „Street Preacher“ fungiert.

Produziert wurden die Songs dabei von Ant, seines Zeichens eine Hälfte von Atmosphere, der auch die Produktionen fürs kommende Album übernehmen wird und seine Sache hier in gewohnt ordentlicher Art und Weise sehr gut macht und die Instrumentals passend auf Alis eindringliches Stimmorgan zuschneidet.

Auf den 9 Stücken (davon 7 bislang unveröffentlichte Stücke) gibt es einen engagierten Brother Ali zu hören, der ein weiteres Mal dem Hörer seine lyrisch durchdachten Textpassagen ins Ohr reimt. Darunter etwa das bereits durch die Dokumentation „Jimmy Carter Man From Plains“ bekannte, aber immer noch fantastische „Philistine David“, welches sich vom Klangbild her angenehm von den restlichen Songs entfernt, ohne dabei jedoch in ungeliebte Gefilde abzudriften.

Ein weiteres nennenswertes Stück Musik ist das staubtrockene „The Believers“, das das einzige Feature der EP auffährt, Labelkollege Slug, die andere Hälfte von Atmosphere. Zwei begnadete Rapper, die nicht zuletzt auch von Kritikern gelobt werden und ein angenehm entspannter Beat von Ant und die Welt ist in Ordnung.

Auf der bereits erwähnten mitgelieferten DVD findet sich dann die Live Performance von Brother Ali während seiner „The Undisputed Truth Tour“ im „First Avenue“, einem Nachtclub in Minneapolis, Alis Heimatstadt, Interviews, Kommentare von Brother Ali und die Videos zu den Songs „Take Me Home“ und dem für Furore sorgenden „Uncle Sam Goddamn“.

Alles in Allem ein schönes Paket, das die Zeit zum nächsten „richtigen“ Album etwas verkürzen und für Fans ohnehin ein Pflichtkauf sein dürfte.

Atmosphere - God Loves Ugly



Atmosphere, das sind Rapper Slug und DJ und Produzent Ant. Seit der Gründung im Jahre 1993 bringen sie regelmäßig neue Qualitätsarbeit auf den Markt, was ihnen nicht nur den Ruf einer der kommerziell erfolgreichsten Independent-Acts einbrachte, sondern auch das Touren um den Globus erlaubte. So z. B. auch letztes Jahr, als Atmosphere für einige Auftritte nach Deutschland kamen und vor ausverkauftem Hause verdeutlichten, dass der Erfolg durchaus verdient ist.

Einer der wichtigsten Schritte in der Karriere des Duos ist dabei das dritte Album, „God Loves Ugly“, welches 2002 erstmals veröffentlicht wurde und maßgeblich am weiteren Verlauf der Karrieren der Beiden beteiligt war und sich alleine in den USA über 174.000 mal verkaufte – also Independent-Release wohlgemerkt! Die Folge dessen waren weitere Absatzerfolge mit den nachfolgenden Alben und ein kompletter Ausverkauf von „God Loves Ugly“.

Über ein Jahr lang bestand keine Möglichkeit, ein neues Exemplar zu ergattern. Wer es nicht bereits sein Eigen nennen, oder es über gebrauchte Wege angeln konnte, der musste leider in die Röhre kucken. Wahrscheinlich ging es viele so und so erscheint in Kürze eine Re-Issue des Kritikerlieblings, neu gemastert, aber mit dem gleichen Charme der ersten Auflage.

Zu den 18 Anspielpunkten braucht man eigentlich keine großen Worte verlieren, sind diese doch bereits jedem gut informierten Rap-Freund bekannt. „Hair“, „Godlovesugly“, „Lovelife“, alles großartige Stücke, die von Ant klassisch und zurückhaltend produziert wurden und die Unterlage geben für die hier sehr battle-orientierten Texte von Slug. Kopfnicken ist nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht.

Als Bonus findet man an derselben Stelle, an der normalerweise das Booklet sitzt, die ebenfalls für lange Zeit ausverkaufte DVD „Sad Clown Bad Dub 4 (The Godlovesugly Release Parties“. Darauf enthalten: 2 Stunden Live-Performances, Backstage-Eindrücke, diverse Special-Guest-Auftritte und die Videos zu den Songs „Godlovesugly“, „Summersong“ und „Say Shh“.

Die Chance also für alle, die es versäumt haben, sich rechtzeitig mit einem Exemplar von „Godlovesugly“ zu versorgen und sich gleichzeitig auch noch die beigelegte DVD zu sichern. Also nicht unnötig lange rum überlegen und sich diese Neuauflage sichern, wenn sie am 13. April veröffentlicht wird.

Neuerscheinungen und ihre Tücken

Heute lief ich mal wieder durch die Stadt und wollte es mir natürlich nicht nehmen lassen, einen Blick auf die neuen Veröffentlichungen dieser Tage zu werfen. Genug interessante Künstler brachten ja gerade neues Material an den Start (Kool Savas, Samy Deluxe, Fler) und in der Tat juckte es mir in den Fingern gleich zuzuschlagen. Nach etwas zögern entschied ich mich jedoch, den Kauf auf später zu verschieben. Grundlos? Nicht ganz.

In den letzten Jahren wurde es immer mehr zur Regel, dass Alben in etlichen verschiedenen Versionen auf den Markt kamen, wobei ich hier gerne Bushido als Paradebeispiel nehme, da so ziemlich jedes Bushido-Album in mindestens 3 verschiedenen Versionen daherkommt (Standard, Deluxe, Premium,...) - um mal etwas zu übertreiben. Eine Folge dessen ist folgende Situation:

Man geht in den Laden, erblickt das Album seiner Wahl und kauft es. Einige Zeit später schaut man wieder mal vorbei und neben dem gekauften Album findet sich noch eine weitere Version, die es beim Kauf (offensichtlich) noch nicht zu erstehen gab und einiges an Bonusmaterial bereithält, wobei natürlich vor allem die Bonus-Tracks entscheidend sind. Tja und schon steht man da, möchte natürlich die Bonus-Tracks ebenfalls sein Eigen nennen, aber noch einmal das Album kaufen? So locker sitzt das Geld wohl bei den Wenigsten.

Und genau aufgrund solcher Tatsachen bin ich skeptisch, gerade bei Künstlern, die ihre Alben gerne in etlichen Versionen an den Mann bringen wollen. Da ist es nicht selten das Beste eine ganze Weile zu warten bis es das Album in der Ultiamte Premium Deluxe-Edition gibt- inklusive 25 Videos, 4 Bonus-CDs und einem Schlüsselanhänger, um bei der gewollten Übertreibung zu bleiben.

Wahrscheinlich werden sich die wenigsten Käufer von solchen Dingen abschrecken bzw. vom voreiligen Kauf abhalten lassen. Ich bin jedoch jemand, der gerne das komplette Paket haben möchte, ganz nach dem Motto "Wenn schon, denn schon". Und aus diesem Grunde habe ich beim Kauf von neuen CDs alles andere als übertriebene Eile.

Abroo - Schatten Und Licht




Jeder der sich ein wenig mit dem bisherigen Werdegang von Abroo auseinandergesetzt hat, wird wissen, dass er es bis dato nicht leicht hatte im Business und nach dem ambitionierten „Kinder des Zorns“-Projektes und einem Aufenthalt auf dem Mainzer Label Buckwheats nun mit Joe Rilla und dessen Label Plattenbau Ost wohl endlich eine passende Labelheimat gefunden hat – zumindest für sein mittlerweile viertes Album „Schatten Und Licht“.

Auf diesem gibt es 18 Stücke auf die Ohren, welche durchweg von Labelherr Joe Rilla selbst arrangiert wurden und sich wohl am Besten unter dem Oberbegriff „Synthie-Bretter“ zusammenfassen lassen. Daneben gibt es Features von Hammer & Zirkel, Ali As, Pretty Mo, Zoit, Mirc, Conny Walker und, keine allzu große Überraschung, Joe Rilla.

Den Großteil der Tracks beinhaltet aber einen gut aufgelegten Abroo, der auf den durchweg gut produzierten Beats seine Seele sprechen lässt und mal melancholisch in sich gekehrt, mal humoristisch, aber stets sehr souverän auftritt. Man hört förmlich, dass Abroo kein Neuling mehr ist und durch seine bisherigen Werke Erfahrung, Routine und seinen persönlichen Stil finden konnte.

„Himmel & Hölle“ zeigt dem Hörer dabei einen Reue zeigenden Abroo, der einsichtig und ehrlich ins Mikrophon reimt und dabei seine eigenen Entwicklung, weg vom jugendlichen, überheblichen und unüberlegten handelnden Kerl, hin zu einem nachdenklichen Mann, der sich nicht zu schade ist, seine Fehler zuzugeben, für diese gerade zu stehen und in Zukunft alles anders, besser, zu machen.

Lustiger und unbeschwerter wird es dann auf „Traumfrau“, wo die beiden Spaßköpfe von Hammer & Zirkel für ein paar Zeilen vorbeischauen. Eine schöne Abwechslung zu den ernster gehaltenen Texten des Albums. Battlereime werden dann auf „Spitten, Mischen, Ticken“ verteilt mit Hilfe der Punchline-Veteranen Ali As und Pretty Mo und einem sehr starken Instrumental vom Labelchef.

Auch die restlichen Tracks des Albums wissen zu gefallen und so lässt sich nach dem Remix von „Einer Von Euch“ sagen, dass „Schatten Und Licht“ eine konsequente Weiterentwicklung im Schaffen von Abroo ist und man mit dem Kauf seines vierten Albums keinen Fehler macht.

Montag, 30. März 2009

Kamp & Whizz Vienna - Versager Ohne Zukunft



Das erste Album des österreichischen Writers und Rappers Kamp sorgte für Aufsehen. Nicht nur, weil es sich bei Kamp um eine echte Charakterfigur handelt und in den mittlerweile über 10 Jahren seiner Karriere bis dato nur wenige Mixtapes und EPs das Licht der öffentlichen Welt erblickten, das erste Album „Versager Ohne Zukunft“ soll nicht nur Anfang, sondern auch Ende seiner Alben-Diskographie darstellen.

Da möchte man mit einzigen Album natürlich möglichst vieles richtig und wenn überhaupt nur sehr wenig falsch machen und sich alles von der Seele reden respektive schreiben, was einen bedrückt. Produktionstechnisch bekommt er dabei auf den 19 Stücken Unterstützung von Whizz Vienna, der es versteht große Beats zu basteln, die im ersten Moment mager und reduziert daherkommen, bei genauem Hinhören jedoch ihre eigentliche Größe offenbaren.

Kamp bringt auf den durchweg gemächlich gehaltenen Beats dabei allerhand unterhaltsame Stories und Märchen, die es wert sind, gehört zu werden. Somit sollte man sich für die Sache auch Zeit nehmen und diese nicht nebenbei, sondern bewusst und aufmerksam hören. Andernfalls bestünde die Möglichkeiten einige der hier so zahlreich vertretenen Glanzlichter zu verpassen.

„Versager“, der zweite Song des Albums, drückt einem dabei schon die ersten Freudentränen ins Gesicht und das ist erst der Anfang einer wunderbaren Reise in die Welt des Kamp. Da darf dann auch ein Song für Kamps Writer-Hintergrund nicht fehlen, welcher hier in Form von „Graffikki“ die Hörer umschlingt und erst nach 4 Minuten wieder loslässt.

Ein authentischer Song über eine Liebesbeziehung, die unter widrigen Umständen ein jähes Ende fand. „Das ist kein Komm-Zurück-Track“ sagt Kamp darauf und transportiert damit auf beeindruckende Weise seine Gefühlswelt in ein musikalisches Umfeld, das wie geschaffen ist für eine ehrliche Geschichte über unglückliche Liebschaften, denen eine längere Zukunft vergönnt blieb. Fesselnd und eines der absoluten Highlights dieses Albums.

Theoretisch könnte man noch etliche Lobeshymnen mehr schreiben, warten doch noch weitere 9 Stücke auf den Hörer, doch wahrscheinlich wird schon jetzt deutlich, womit man es hier zutun hat: ein Album, das sich frei von Trends in zeitlosem Gewand präsentiert und einen Künstler offenbart, wie man ihn so nicht an jeder Ecke finden dürfte – ehrlich und durch die „Versager“-Attitüde nicht nur undissbar, sondern auch sympathisch.

Um sich der ehrlichen Vortragsweise Kamps anzuschließen, man ist geneigt dazu, dieses Stück Musik als Klassiker zu betiteln.

Real Ronin - Streetcore Classick



Real Ronin ist gebürtiger Hamburger und denkt man aus Rap aus eben jener Stadt, denkt man wahrscheinlich erst einmal an Rap der weicheren Gangart im Stile von den Beginnern oder etwa Samy Deluxe. Bei Real Ronin läuft es musikalisch allerdings etwas anders ab. Hier erwartet einen ein musikalisches Abbild der Straße, hart und unbequem, aber auch mal nachdenklich und melancholisch. Wie sich das Debüt „Streetcore Classick“ schlägt? Lest am Besten selbst.

Den Anfang machen dabei schnell und kompromisslos nach vorne gehende Tracks, bei denen vor allem „Alter Ego“ positiv aufzufallen weiß, welches das Thema „alternatives Ich“ ganz gut umzusetzen weiß und auf jeden Fall als richtig guter Song vermerkt werden kann, ehe mit der Mitte des Albums dann die sanftere, ruhigere Gangart eingelegt wird. Gerade bei diesen langsameren Stücken kommt dabei Ronins Stimme sehr gut zur Geltung und weiß durchaus zu gefallen.

Die „Zauberhafte Welt Der Amelie“ ist so beispielsweise eine schicksalhafte Geschichtenerzählung über das Mädchen Amelie, deren Leben von Tiefschlägen geplagt ist und auch zum Ende hin kein Happy End zu bieten hat. Direkt danach folgt „Beton“, ein vor Gesellschaftskritik strotzender Song, der mit Unterstützung von No.One und Saree eingespielt wurde und bei allem Schlechten zum Durchhalten animiert.

Was während der gesamten Spielzeit äußerst positiv auffällt sind die durchweg sehr gut produzierten Beats, die sich sehr gut den Liederinhalten anpassen. Verantwortlich hierfür zeichnet sich der Hamburger Produzent Besza, welcher unter dem Namen No.One das Zet als Rapper bereits dem ein oder anderen ein Begriff sein dürfte und ja auch auf „Streetcore Classick“ als Feature vertreten ist.

Unterm Strich ist „Streetcore Classick“ ein nettes Album geworden, welches vor allem in den langsameren Themensongs seine Stärken offenbart und als Debüt durchaus vieles richtig macht. Ambitioniert klingt das alles allemal.

Sonntag, 29. März 2009

Gregpipe - El Mágico



01. Intro
02. Hellrazor
03. Zähl Die Scheine
04. Unverschämt Gut (ft. Eko Fresh)
05. Major Shit (Back 2 Biz)
06. Dasselbe Blut (ft. Adi)
07. Candyflip (ft. Sheepnot)
08. A.Z.A.H.A.R.A.
09. Zenobiten Musik (ft. Inzoe)
10. Wo Die Sonne Scheint (ft. Vega)
11. Skit Nr. 1
12. Down Mit Mir (Groupie Love)
13. Legendär (ft. Adi)
14. Afterglow
15. Skit Nr. 2
16. Das Business Rollt (ft. Sentino)
17. Antidepressivum
18. Bis Ihr Abdreht (ft. Sheepnot & Azahara)
19. Augenblick
20. Candyflip (Hollywood Mix)

Rapper gibt es viele in Deutschland, sehr viele sogar und Nachwuchs-/Möchtegern-Rapper schießen geradezu aus dem Boden. Doch geht es ums Freestylen, eigentlich die beste Möglichkeit auf sich aufmerksam zu machen, wird die Luft dünn in Rap-Deutschland, denn nur wenige vermögen aus dem Kopf heraus Reime zu bilden. Einer der Besten dieses Fachs ist der Frankfurter Gregpipe, welcher nach seinem Freestylemixtape „Spanish Fly“ und Aufmerksamkeit erregenden Auftritten bei „Feuer Über Deutschland“ nun endlich sein lang erwartetes „richtiges“ Album veröffentlicht, „El Mágico“.

Auf diesem gibt es zwanzig Mal einen der ohne Frage technisch versiertesten Rapper Deutschlands zu hören, der die durchweg von Brian Uzna produzierten Stücke mit seine unglaublichen Reim-Stafetten bearbeitet und somit das Maximale aus den Tracks herausholt. Die Folge sind haufenweise Battle-Orgien und Punchline-Abfahrten, die dem Hörer regelrecht den Kopf verdrehen und keinen Zweifel daran lassen, dass Gregpipe sein Handwerk mehr als nur beherrscht und versteht.

Unterstützung erhält er dabei von weiteren namhaften Gästen, die allesamt für ihre herausragende Technik bekannt sind bzw. gefürchtet werden: Battle-Kompagnon Adi, mit welchem schon das dritte „Feuer Über Deutschland“ bestritten wurde, die zwei aufstrebenden Sterne am deutschen Rap-Himmel Vega und Inzoe, Sentino und dem nicht von allen gemochten Eko Fresh, der mit seinem Beitrag verdeutlicht, wieso er einst unten den Fittichen Kool Savas’ gestanden hatte.

Gerade diese Gastbeiträge gestalten das Album angenehm abwechslungsreich und bieten technisch hochwertigen Battlerap aller erster Güte, der konsequent verbal um sich schlägt und nach vorne geht, zu hören etwa auf „Unverschämt Gut“ mit Eko Fresh oder „Zenobiten Musik“ mit Unterstützung von Inzoe. Nur selten wird einen Gang zurückgeschaltet und vom Battleschema Abstand genommen, doch gerade diese eher seltenen Momente sind das I-Tüpfelchen an der Sache.

Etwa „Dasselbe Blut“, wo man Gregpipe und Adi einmal nicht nur als pure Punchline-Fabrik erlebt, die erbarmungslos auf die Kontrahenten eindrischt, bis diese regungslos am Boden liegen, sondern etwas tiefer blicken lassen. Melancholie verbreitet dann noch das großartige „Antidepressivum“, dessen Instrumental auf das Silent Hill-Theme zurückgreift und so mächtig Stimmung aufbaut.

Hat sich das lange Warten also nun gelohnt? Nun, man kann diese Frage wohl mit einem klaren Ja beantworten, denn „El Mágico“ bietet einen gewohnt starken Gregpipe, der hier auf Albumlänge zu gefallen weiß und seinen Status als Teil der Deutschrap-Elite eindrucksvoll unterstreicht.

Donnerstag, 26. März 2009

Blue Scholars - Bayani



Nachdem bereits Common Markets „Tobacco Road“ äußerst lobende Erwähnung an selber Stelle fand, richte ich heute alle Aufmerksamkeit auf das zweite Projekt von Produzent Sabzi: Blue Scholars. Unter diesem Namen veröffentlichen erwähnter Sabzi und Rapper Geologic seit ihrer Gründung 2002 regelmäßig kleine Meisterwerke, die ihnen nicht nur zu regionaler Bekanntheit verhalfen, sondern sie über die regionalen Grenzen Seattle hinaus als qualitativer, hochwertiger Gegenentwurf zum sogenannten Commercial-Rap bekannt werden ließ.

Und wenn in der Zwischenzeit auch relativ leichtfertig mit dem Wort „Hype“ umgegangen wird und sich hinter mutmaßlichen Hypes nicht viel mehr verbirgt, als astreiner Müll, kann man hier ruhigen Gewissens von einem regelrechten Hype um die zwei Jungs sprechen, welcher mit dem 2007 veröffentlichten „Bayani“ wohl seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Geologic bringt die Reime gekonnt und mit einprägsamer, geölter Stimme und lässt dabei seine Spoken Word-Talente mit in die Lyrics einfließen, während Sabzi wieder einmal hochklassige Instrumentale raushaut, die meist entspannt locker rüberkommen und schlicht und einfach Freude bereiten.

Bei all dem Lob, das die beiden dabei abbekommen, bleiben sie trotzdem auf dem Boden und bezeichnen sich auf gleichnamigen Song als „Ordinary Guys“. Vielleicht mit einer der Gründe, wieso Blue Scholars so hoch im Kurs stehen bei Rap-Hörern auf der ganzen Welt, weil sie nicht überheblich wirken, sondern fokussiert und normal. Zwei ganz normale Jungs eben, die einfach Spaß am Musik machen haben und das hört man auch „Bayani“ an, wenn etwa auf erwähntem „Ordinary Guys“ zum Ende hin einfach mal die Posaune, die das Lied die ganze Zeit über begleitete, das Zepter in die Hand nimmt und zu einem Solo ansetzt.

Auf dem Titeltrack, der gleichzeitig wohl der herausragendste Track des Albums ist und das, obwohl er gerade einmal etwas über zwei Minuten geht, erzählt Geologic unter anderem Dinge wie „Now it’s time to put the education into practise“. Großartig vor allem auch das Ende des Songs, wenn er offenbart „And it pains me to say this but pain is what made this“. Man glaubt ihm, hat gar das Gefühl den Schmerz in Logics Stimme zu hören und wird einen Moment lang reumütig – Klasse.

Hier wird Medizin für all die geschundenen Seelen erschaffen und das auf einem enorm hohen Niveau über 15 Stücke lang, die ohne Features auskommen und damit nur unterstreichen, wie perfekt Sabzi und Geologic harmonieren. Ohnehin sind die Stücke abwechslungsreich genug, so dass diese auch nach mehrmaligem Hören kein bisschen von ihrem fesselnden Charme einbüßen – ganz im Gegenteil.

„Bayani“ ist die kompromisslose Fortsetzung des bisherigen Schaffens und darf was die Qualität angeht ohne weiteres als Must-Have angesehen werden, welches sich in jeder CD-Sammlung außerordentlich gut macht. Noch besser natürlich in der heimischen Anlage.

Mittwoch, 25. März 2009

Free Download: Abstract Rude - Rejuvenation

Der aus Los Angeles stammende Rhymesayers-Recke Abstract Rude ist zurück und wird am 4. Mai diesen Jahres sein neues Album "Rejuvenation" auf den Markt bringen. Dieses wird mit Sicherheit wieder für einigen frischen Wind sorgen und die Herzen so mancher Rap-Freunde höher schlagen lassen.

Und da es bis Mai doch noch etwas hin ist, versorgt uns Abstract Rude mit dem Titel gebenden Stück "Rejuvenation" einem Free Download, um die Wartezeit etwas angenehmer zu gestalten und den Hörern ein konkretes Beispiel dessen zu liefern, was sie vom neuen Album so alles erwarten können.

Also nicht groß überlegen, sondern sich dieses durchaus hörenswerte Stück Musik direkt herunterladen, in die Playlist werfen, genießen und dann passend zum Release in den Laden gehen und ein Exemplar des Albums erwerben.

Abstract Rude - Rejuvenation















Dienstag, 24. März 2009

Dra-Q - Hoffnung



Seit mittlerweile 15 Jahren aktiv, hat Dra-Q viel erlebt, viel getan und vor allem viel erreicht. Schon früh mit dem Royal Bunker-Umfeld in Verbindung gebracht, konnte er sich vor allem als Mitglied diverser Rapcrews einen Namen machen. Beispielsweise war der Berliner fester Bestandteil von Ostblock, welchem auch die Rapperin Pyranja, Joe Rilla und Sera Finale angehörten. Und obwohl er in all dieser Zeit stets seinen Teil zur Entwicklung von Rap in D beitragen konnte und dies noch heute tut, beispielsweise durch seine Teilnahme an „Feuer über Deutschland III“, reduzieren ihn dennoch viele auf den Song, welchen er für die Fast-Food-Kette Mc Donalds geschrieben und in deren Werbung vorgetragen hat.

Dass dies ein wahrhaft törichtes Verhalten ist und man weitaus mehr von Dra-Q erwarten kann, werden Kenner dabei unlängst wissen. Schließlich ist es bei weitem keine Selbstverständlichkeit, sich über eine Dekade im Rap-Business zu etablieren. Und mit „Hoffnung“ gab es 2008 endlich das erste Solo-Album von Q. Lange hat es gedauert, aber was lange währt, wird endlich gut, so heißt es zumindest.

Und in der Tat, „Hoffnung“ beginnt vielversprechend. Auf dem Intro „Q is …“ wird erst einmal klargestellt, dass hier jemand mehr ist als „dieser Idiot von Mc Donalds“. Klare Ansage auf einem wie dafür geschaffenen Beat von DJ KnickNeck. Es folgt „PBerg“, auf welchem Dra-Q zusammen mit V-Mann und Damion Davis über den bekannten und beliebten Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg rappen. Den Beatteppich besorgt dieses Mal Audioholik.

Die erste große Überraschung erlebt man mit „Raise Ya Hands“ im Remix mit RA The Rugged Man und Pal One. Hier treffen sich drei wirklich charakteristische Stimmen auf einem von Trompeten in Szene gesetzten Instrumental von Beatzarre – inklusive Scratches von DJ Illegal. Sehr hörenswert auch „Falsche Freunde“ mit Sera Finale, das Vertrauensbruch behandelt und den sehr persönlich gehaltenen Mittelteil einläutet.

„Du Warst Alles“ und „Liebe“, zwei Songs, die sich zueinander verhalten wie Yin und Yang. Während „Du Warst Alles“ die Ex-Freundin thematisiert und somit mehr für die schlechten Seiten einsteht, die die Liebe nun einmal mit sich bringt, wird in „Liebe“ nach vorne geblickt und der neuen Frau ein musikalischer Liebesbeweis geschenkt.

Auch die restlichen Anspielpunkte des Albums bieten nachdenklichen, ernsten Rap, bevor mit „Glauben“ ein wunderbarer Abschluss gefunden wird, bei dem Taleb und O-Six Gastbeiträge beisteuern und der Hörer sowohl zum Nachdenken angeregt wird, gleichzeitig aber auch von einer Welle von Hoffnung getragen wird. Ein Gefühl, wie man es nur selten nach dem Hören von Alben erlebt und einem somit vor Augen führt, dass „Hoffnung“ ein sehr persönliches, dabei aber unpeinliches Werk Deutschrap ist.
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Hier wurde die Premium Edition des Albums besprochen. Für den kleineren Geldbeutel gibt es jedoch auch die Basic Edition, welche 15 Tracks beinhaltet und etwas günstiger zu haben ist. Diese lohnt sich natürlich ebenfalls, wenngleich man mit der Investition in die Premium Edition sicher keinen Fehler begeht.

Sonntag, 22. März 2009

Die RAPublik - ein Überblick über Rap-Deutschland

Teil 4: Hamburg

Vierter Teil, vierte Stadt. Von Berlin aus wandern wir in die Hansestadt Hamburg und beleuchten die dort ansässige Szene etwas genauer, die aus so mancher Rap-Gruppe den ein oder anderen waschechten Popstar (in diesem Falle positiv zu verstehen) hervorgebracht hat, und dabei bis heute nie auf die nötige Portion Witz und Spaß verzichtet hat. Licht aus, Spot an und Bahn frei für Hamburg.

Die zweitgrößte Stadt Deutschlands bietet neben vielen Sehenswürdigkeiten, geschichtsträchtige Fußballvereine und Musikbands wie Wolfsheim auch ein stattliches Aufgebot an interessanten Rappern. Dazu gehören unter anderem so klangvolle Namen wie Samy Deluxe und die (absoluten) Beginner, aber auch Chartstürmer wie Fettes Brot und Das Bo.

Klassische Musik aus der Hafenstadt

Bereits Anfang der Neunziger formierte sich mit den Absolute Beginners eine (damals noch Englisch rappende) Rap-Formation, welche später unter anderem Namen wichtige Schritte gehen sollte und den Bekanntheitsgrad von Rapmusik innerhalb Deutschland erheblich steigern sollte: die absoluten Beginner. Erst einmal musste man aber kleine Brötchen backen, denn richtig durchgestartet sind die Beginner, wie sie sich seit 2003 nennen, erst im Jahre 1998, als ihr Album „Bambule“ erschien – eine bis heute tadellose Rap-Platte, die den Titel „Klassiker“ zurecht trägt.

Ein Jahr zuvor, 1997, versuchte sich bereits eine weitere bekannte Rap-Band im Musikgeschehen: Dynamite Deluxe, namentlich bestehend aus Tropf (Produzent), DJ Dynamite (DJ & Produzent) und Samy Deluxe (Rap), die drei Jahre später mit „Deluxe Soundsystem“ ebenfalls einen veritabler Klassiker veröffentlichten.

Sympathischer Mix als Erfolgsrezept


Neben diesen zwei Rap-Gruppen gab es noch eine Reihe weiterer bedeutender Gruppen, die sich zu dieser Zeit formten und sich aufmachten, das Land mit Rap zu versorgen. Beispielsweise gab es da noch Fettes Brot, gegründet 1992, oder Fünf Sterne Deluxe, denen Das Bo angehörte.

Was alle Gruppen gemein hatten, war die Tatsache, dass man nicht versuchte todernst rüber zu kommen. Statt in irgendeine Rolle zu schlüpfen, blieb man einfach so, wie man im realen Leben ist, lustig, lebensfroh und vielleicht ein bisschen verrückt. Vielleicht war es gerade diese sympathische Mischung, die den Weg ebnete für die großen Erfolge der Hamburger Rap-Schule.

Immer noch ganz oben mit dabei

Heute sieht manches natürlich anders aus, Fünf Sterne Deluxe gibt es nicht mehr, die Beginner veröffentlichten die letzten Jahre über kein Album mehr, Fettes Brot ist inzwischen in der Szene verpönt und wird als Pop-Gruppe verschrien – auf den ersten Blick wirkt alles wenig begeisternd. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar, dass Hamburger Rap nichts an seinem Stellenwert verloren hat.

Das Bo, ehemals Mitglied der Fünf Sterne Deluxe und Fettes Brot feiern, trotz immer wiederkehrender kritischer Stimmen, mit ihren massentauglichen Songs große Erfolge und auch Eizi Eiz/Eißfeldt, Mitglied der Beginner, ist Solo unter dem Namen Jan Delay mittlerweile erfolgreich und konnte mit seinem Mix aus Rap, Reggae und Funk bereits mit dem großen Udo Lindenberg zusammenarbeiten. Samy Deluxe schaffte es ebenfalls eine amtliche Solokarriere zu starten und gehört im Allgemeinen zu den besten Rappern Deutschlands. Dieses Jahr konnte man dann sogar ein Comeback von Dynamite Deluxe miterleben, die mit ihrem Album „TNT“ erneut Kritiker und Zuhörer begeisterten und zeigten, dass auch 2008 Hamburg immer noch für qualitativ hochwertigen Rap steht.

Freitag, 20. März 2009

Common Market - Tobacco Road



Common Market, das sind Rapper RA Scion und Beatbastler Sabzi. Zusammen bilden sie seit 2005 Common Market und bringen entspannte Rap-Musik für Feinschmecker und die, die es werden wollen, auf den Markt. Sabzi konnte dabei schon mit Rapper Geologic unter dem Namen Blue Scholars große Erfolge feiern und seine Fähigkeiten als Produzent der breiten Öffentlichkeit vorstellen. Mit RA Scion hat er nun einen weiteren Bruder im Geiste gefunden, der aus den soulig entspannten Instrumentalen von Sabzi ähnlich viel rausholt wie sein Kollege Geologic.

„Tobacco Road“ ist dabei schon die dritte Veröffentlichung, die unter dem Namen „Common Market“ erscheint und fährt erneut hochklassigen Rap auf, wie ihn heute so viele stellenweise schmerzlich vermissen. Entspannt und relaxed anstatt aggressiv und gestresst lautet das Motto der Jungs aus Seattle und dementsprechend geht es auch auf „Tobacco Road“ zur Sache.

„Trouble Is“ macht, nach einem kurzen Intro, den Anfang und kommt mit ordentlich Orgeleinsatz daher, was dem Song einen leicht spirituellen Touch verleiht und ihn wie einen neuzeitlichen Gospeltrack erscheinen lässt, mit ordentlich Bums im Beat versteht sich – kein schlechter Anfang wenn man mich fragt. Das darauf folgende „Gol’Dust“ tut es dem Opener gleich und animiert zum Kopfnicken.

Anschließend folgen dann erst einmal die ruhigeren Tracks, die teils sehr passend betitelt sind („Slow Cure“) und mit entspannt ruhigen Beats RA Scion die Möglichkeit geben, seine Fähigkeiten als Texteschreiber unter Beweis zu stellen. Diese ruhige Phase des Albums findet mit dem wunderschönen „Winter Takes All“ einen atemberaubenden Höhepunkte – geschmackvolle Vocals im Hintergrund, ein vom Piano getragener Beat und RA Scions Lyrics sorgen für einen melancholischen Kracher, der ohne weiteres als einer der besten Songs des vergangenen Jahres bezeichnet werden kann.

Die zweite Hälfte des Albums findet dann auch Platz für einige Features. So findet sich neben Funklove („Nina Sing“) und Chev (auf dem sehr schönen „Certitude“) auch Blue Scholars zweite Hälte Geologic auf der Gästeliste und veredelt mit seinem Part das ohnehin schon gelungene „Crucible“.

„Tobacco Road“ ist schlicht genial. RA Scion hat ein angenehm zurückhaltendes Stimmorgan, dass vielleicht nicht so einzigartig ist wie das mancher Kollegen, dafür aber auch nach dem x-ten Hören noch nicht beginnt zu nerven. Und nicht zuletzt Sabzis brillante Produktionen machen aus dem Album einen echten Brecher. 18 Mal liefern Common Market hier gute Gründe, wieso man Rap anno 2008 bzw. 2009 immer noch lieben kann respektive sollte. In meinen Augen gibt es für so ein Album nur eine gerechte Bezeichnung: Pflichtkauf.

Dienstag, 17. März 2009

Straight From Down Under: Lowrider - Lowrider & Diamond Amongst The Thieves




Es mag seltsam klingen, aber das Wort „schön“ scheint so gut wie ausgestorben zu sein – zumindest wenn es um das Besprechen von Alben angeht. Man versucht immer kunstvoller über Musik zu berichten und macht mittlerweile schon fast eine kleine Wissenschaft daraus, Musik zu charakterisieren und zu umschreiben. Dabei können die einfachsten Dinge, oder Worte, doch so viel ausschlaggebender sein. Das Wort „schön“ ist dabei nur eines davon. Was das ganze mit Lowrider zutun hat? Nun, ganz einfach, deren Musik ist schön. Einfach nur schön.

Lowrider, das sind namentlich die beiden Brüder John und Paul Bartlett, Scott Duncan, sowie die eigentliche Stimme von Lowrider, Joe Braithwaite. Diese vier Burschen gehören in ihrer Heimat Australien zu den absoluten Kritikerlieblingen und das zu Recht. Denn was unter dem Namen Lowrider im Studio eingespielt wird, ist ein wunderschöner Mix aus Soul und Funk, reduziert auf das Wesentliche. Entspannt und lässig eingespielte Instrumentale, die noch von Hand eingespielt wurden und sich somit hörbar von vielen aktuellen Musikproduktionen abheben, dazu die weiche, sanfte Stimme von Sänger Braithwaite und schon hat man alle Zutaten zusammen.

Ihr schlicht „Lowrider“ betiteltes Debütalbum schlug 2007 dabei ein wie eine Bombe. Ganz ohne modernen Schnickschnack konnte man sich in die Herzen der Australier singen. Ehrliche und gefühlvolle Texte und der gekonnte Einsatz von Instrumenten, die bei Lowrider noch von Hand aufgenommen werden, eine ganze Portion voll Liebe für die Musik und der Beweis war vollbracht – Qualität kann sich auch nach wie vor durchsetzen.

Ein Jahr später kam mit „Diamond Amongst The Thieves“ das zweite Album der Australier auf den Markt und wieder schaffte man es mit einfachsten Mitteln beeindruckende Musik für die entspannten Momente des Lebens zu kreieren. Der Erfolg setze sich fort und unzählige erfolgreiche Touren waren die logische Folge. Und hört man sich „Diamond Amongst The Thieves“ an, so kommt man zu der Erkenntnis, dass diese Herren den Erfolg verdienen.

Stücke wie das wundervolle „Friend“ oder „How Brave“ sind einfach nur Musikgenuss in seiner reinsten Form. Ohne aufgesetzte Inszenierungen wird hier der Soundtrack für entspannte Stunden zu zweit (oder auch alleine) geschaffen, der von Anfang bis Ende zu überzeugen weiß. Schön. Einfach nur schön.

Tone - Zukunftsmusik



Tracklist:

01. Zukunftsmusik/Intro
02. Zu arm
03. Von weit her (ft. Magic)
04. Skit
05. Reimroboter
06. Versteckter Feind (ft. J-Luv)
07. Tanz für mich (ft. Düs-Man)
08. Ekelerregende Raps
09. Süßes Gift (ft. Pari Samar)
10. Würd ich nicht rappen (ft. Yassir & Azad)
11. Schick mir nen Engel (ft. Xavier Naidoo)
12. Warum rappst du?
13. Hände hoch (ft. Sophia Martin)
14. Du brauchst mich
15. Magische Worte
16. Griff nach den Sternen (ft. Bintia)
17. Tone

Denkt man an Rap aus FFM, Frankfurt am Main, so kommt man unweigerlich früher oder später auf den Namen Tone. Denn Tone ist ein Frankfurter Original, ein echtes Urgestein und hat somit großen Anteil an der Entwicklung von Rap, von deutschsprachigem Rap um genauer zu sein, in Deutschland. Anfang April möchte sich Tone nun mit seinem zweiten Soloalbum „Das Phantom“ zurückmelden auf der Deutschrap-Bühne. Ein Grund, sein Solo-Debüt noch einmal genauer vorzustellen, welches 2005 das Licht der Welt erblickte.

Tones eigentliche Karriere begann freilich wesentlich früher mit der ersten deutschen Battlecrew Konkret Finn, welche selbst für heutige Größen wie Kool Savas prägend war und harte Raps auf Deutsch ins Spiel einführte. Damals wie heute konnte Tone dabei mit beachtlichen Fähigkeiten glänzen, welche er unter anderem auf dem Konkret Finn-Album „Reim, Rausch und Randale“ unter Beweis stellen konnte.

Diese konnte er freilich bewahren, sogar weiterentwickeln und präsentierte sich auf „Zukunftsmusik“ als wahre Reim-Maschinerie, die wie dafür geschaffen ist, jegliche (imaginäre, wie reale Gegner) verbal zu Staub zu zermahlen. Tones Battlerap-Fähigkeiten sind also ohne Frage auf einem Niveau, welches für die meisten Rapper nie mehr als ein Traum bleiben wird.

„Zu arm“, „Reimroboter“, „Würd ich nicht rappen“, Tone lässt keinen Zweifel daran, dem Hörer zu zeigen was er drauf hat, was er kann und im Gegensatz zu manch anderen technisch ebenfalls versierten Rappern, klingt das Ganze aber auch noch tadellos und brauch sich keine Blöße geben.

Als reines Battlerap-Album versteht sich „Zukunftsmusik“ aber dennoch nicht. Das zeigen gerade die mit Inhalt gefüllten Stücke „Versteckter Feind“ mit J-Luv als Gast, „Süßes Gift“ feat. Pari Samar, „Schick mir nen Engel“ mit Xavier Naidoo, „Du brauchst mich“ und nicht zuletzt das atemberaubend großartige „Griff nach den Sternen“, auf welchem die Berliner Pop- und Soulsängerin Bintia mit ihrer Stimme neben Tones präzisen Vorträgen glänzen kann.

„Zukunftsmusik“ steckt im wahrsten Sinne voller „Magischer Worte“ und wenn mit dem schlicht „Tone“ betitelten Stück das Album nach 17 Anspielpunkten ein Ende findet, dann ist man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Feuer und Flamme für Tone und dieses zu unrecht etwas unbeachtet gebliebene Stück Deutschrap. Man darf gespannt sein auf „Das Phantom“ und bis es soweit ist wird „Zukunftsmusik“ noch etwas gefeiert. Wer es noch nicht sein Eigen nennt, der weiß was er zutun hat – Kaufen.

Mittwoch, 11. März 2009

Aceyalone - The Lonely Ones



01. Firehouse Intro
02. Lonely Ones (ft. Bionik)
03. Can’t Hold Back (ft. Treasure Davis)
04. What It Wuz (ft. Bionik)
05. On The 1
06. Step Up
07. To The Top (Remix)
08. Workin’ Mans Blues (ft. Bionik)
09.Power To The People
10. Push N’ Pull
11. Outro

Aceyalone, zum Neunten! Mit „The Lonely Ones“ erscheint am 27.03. das sage und schreibe neunte Soloalbum des aus Los Angeles stammenden Gründer der Freestyle Fellowship, Haiku D’Etat und natürlich Project Blowed. Schon alleine dafür verdient der Mann Respekt, wo im doch allzu schnelllebigen Musikbusiness die Langlebigkeit längst keine Selbstverständlichkeit mehr darstellt. Doch dem nicht genug, ist Aceyalone nach wie vor bestrebt, frische, gerne auch anders klingende Musik auf den Markt zu werden, was das neue Album wieder auf angenehme Art deutlich macht.

Nachdem auf seinem letzten Solo-Ritt, „Lightning Strikes“ aus dem Jahre 2007, seine Leidenschaft zur jamaikanischen Musik deutlich wurde, steht dieses Mal vor allem Doo-Wop, Blues und Funk im Vordergrund, wie es bereits der Titeltrack, den viele bereits gehört haben dürften, vorgibt. Fingerschnippen hier, ein wenig Hauch von Phil Spectors „Wall Of Sound“ und fertig ist ein Stück Musik, das für Rap-Verhältnisse im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig klingen mag, sich aber damit in der Masse hervorheben kann.

Die übrigen 10 Stücke tun es dem Titeltrack gleich und kommen in einem ähnlichen zeitlosen Soundgewand daher, was der Platte auf jeden Fall schon einmal einen kohärenten Faden verleiht. Man höre sich nur mal, passend zum jüngsten Jubiläum von Motown, „What It Wuz“ an, das dem legendären Label huldigt und zugleich die typischen Klänge der großen Tage des Souls wiederbelebt.

Für Stimmung sorgt im späteren Verlauf des Albums dann vor allem der Remix zu „To The Top“, das schön flott zum Bewegen animiert, während Aceyalone seine Lines zum Besten gibt. Auf „Can’t Hold Back“, ebenfalls eines der Highlights des Albums, gibt er den James Brown und unterhält nicht nur das Publikum mit Call-and-Response-Marotten, sondern gibt auch der Band gekonnt Anweisunsungen, was beim Hören einen hauch von Live-Atmosphäre versprüht. Einen kleinen Minuspunkt gibt es für „Step Up“, dass hier und da doch etwas offensichtlich Ähnlichkeiten zum Titeltrack „Lonely Ones“ aufweist.

Mit dem Produzenten Bionik, der hier auf mehr als einmal als Feature auftaucht, hat Aceyalone ein herrlich unverkrampftes Stück Musik erschaffen, das die Hörer zurückwirft, zurück in eine Zeit, als man mit Musik vor allem Energie und Spaß verbunden hat, zwei Dinge, denen man heute in stillen Stunden und in Zeiten von Playback-Auftritten gerne mal hinterher trauert. Zwar ist die Reise mit nur 11 Anspielpunkten vergleichsweise kompakt geraten, eine runde Sache ist hierbei aber allemal entstanden.

Dienstag, 10. März 2009

Azad - Azphalt Inferno



Wer an Rap aus Hessens Landeshauptstadt denkt, der wird mit absoluter Sicherheit an einem Namen nicht vorbeikommen: Azad. Kaum ein anderer Rapper in Deutschland genießt ähnlich viel Anerkennung, Respekt und Aufmerksamkeit wie der Frankfurter Bozz. Warum das so ist, werden Leser der Artikelserie „RAPublik“ bereits wissen, andernfalls wird dies spätestens mit dem Hören des kürzlich auf Azads eigenem Label Bozz Music erschienenen Streetalbum „Azphalt Inferno“ deutlich:

Satte Produktionen, die das Prädikat „straßentauglich“ mehr als verdienen, von einigen der besten Produzenten Deutschlands, darunter etwa Sti, Shuko, Brisk Fingaz, PhreQuincy oder M3 & Noyd. Features von Samy Deluxe, Tone, Manuellsen, Jeyz, Capleton, Kool G Rap und anderen, Azads charakteristische, tiefe Stimme, die sich förmlich ins Ohr brennt und der mehrmalige DJ Worldchampion DJ Rafik, der sich nicht nur für die Scratches verantwortlich zeichnet, sondern auch für das Mixen des 28 Anspielpunkte umfassenden Gesamtwerkes zuständig war.

Liest sich großartig? Nun, dann solltet ihr euch das Ganze erst einmal anhören, denn es hört sich noch einmal um ein Vielfaches besser an, als es sich liest. Wenn Azad bei „Unerreicht“ auf einem klassisch vom Piano getragenem M3 & Noyd-Beat rappt, der so auch aus der Hand von Dr. Dre hätte kommen können, dann brennt nicht nur der Asphalt, sondern vor allem auch die Liebe zum Rap – und zwar lichterloh.

Spricht Azad dann auf dem Remix zu „Alles Wird Gut“ positive Worte, so möchte man ihm auf Anhieb Glauben schenken und nimmt etwas von der Hoffnung auf, die in den Zeilen steckt und das Licht in einem wieder etwas heller flackern lässt. Hier vollbringt Azad in keinen 2 Minuten eine Leistung, die einer Vielzahl an Konkurrenten nicht einmal auf Albumlänge gelingen mag.

Im weiteren Verlauf des Albums gibt gewohnt gute Kost vom Bozz, der sich auf „Azphalt Inferno“ gemäß dem Titel auf böse Straßenfeger spezialisiert hat und mit diesen die Boxen zum Brennen bringt. „Who The Fuck“ etwa ist ein richtiges Brett von einem Song, inklusive hochklassiger Beiträge von Tone und Manuellsen, der hier die Hook beisteuert. Ähnliches kann man von „Das Verhör“ behaupten, auf welchem die beiden auf Französisch rappenden Freeman (IAM) und Savant Des Rimes ein paar ihrer Reime zum Besten geben.

Würde man hier einen Strich ziehen, käme man bereits zum Schluss, es hier mit einem richtig guten Stück Deutschrap zutun zu haben, das mit abwechslungsreichen Features und einem sehr gut aufgelegten Azad begeistert – und dabei erwarten den Hörer noch die Gastauftritte von Samy Deluxe ("Der Bozz & der Baus" - brillant!), Capleton und die Neuinterpretationen der Warheit-Tracks „Hölle Auf Erden“ und „Betonklassik“.

Nun muss man kein Prophet mehr sein, um zu erkennen, dass „Azphalt Inferno“ viel zu bieten hat, was so manch anderen Release ziemlich alt aussehen lässt und einmal mehr untermauert, dass Azad zum Besten gehört, was Rap-Deutschland zu bieten hat und nicht umsonst der ist, der er ist: der Bozz.

Olli Banjo & Jonesmann - 4 Fäuste Für Ein Halleluja



01. Himmel Zieht Zu
02. Vögel
03. Dreck Für Mich
04. Das Wesentliche
05. Keine Luft
06. Galaxie
07. Mehr Tränen
08. Skit
09. Feuerlöscher
10. Wie Im Zoo
11. Ende & Amen
12. Columbine
13. Ende Gelände
14. Deine Waffen
15. Die Flocken Stimmen
16. Legen Euch Um
17. Das Ende

Wer kennt sie nicht, Bud Spencer und Terence Hill, welche sich in unzähligen Filmen als manchmal ungleiches, aber stets schlagfertiges und sympathisches Duo präsentierte und über Jahre hinweg die Zuschauer begeisterte bzw. noch immer begeistert. „4 Fäuste Für Ein Halleluja“ gilt hierbei als einer der besten Filme der beiden Haudegen und gibt auch den Titel des kürzlich erschienenen Kollabo-Albums der zwei Rap-Schwergewichte Olli Banjo und Jonesmann, auf das nicht wenige sehnsüchtig warteten.

Der Titel und dessen Hintergrund lässt es also erahnen, Olli Banjo und Jonesmann, zwei der ohne Frage versiertesten Reimer des Landes, taten sich hier zusammen und erschufen siebzehn mal allerfeinste musikalische Unterhaltung, die mit dem bitterbösen Drum-Monster „Himmel Zieht Zu“ ihren Anfang findet und den Hörer bis zum ruhigen Ende, treffend betitelt als „Das Ende“, begeistert.

Dazwischen finden sich viele großartige Stücke, etwa die Single „Vögel“, ein Vorzeigetrack, der in jede gut sortierte Playlist gehört und sich sowohl musikalisch als auch inhaltlich angenehm vom Einheitsbrei abhebt. Auch sehr hörenswert ist „Das Wesentliche“, welches auf interessante Art und Weise die Unterschiede der beiden Akteure verdeutlicht, so dass man als Hörer merkt, dass hier zwar teils gegensätzliche Meinungen vorhanden sind, am Ende dennoch ein enorm stimmiges Gesamtbild abgeben.

Genau das ist es auch, was „4 Fäuste Für Ein Halleluja“ so besonders macht, zwei Künstler, die nicht immer dieselbe Meinung vertreten, dazu stehen und so alles andere als künstlich wirken auf den klasse Instrumentals, die von so illustren Namen wie Benny Blanco, Roe Beardie oder PhreQuincy stammen, wobei besonders Letzterer mit „Deine Waffen“ einen herrlichen Gitarrenbeat aus dem Studio gelassen hat.

Jetzt wird natürlich die Frage aufkommen, was „4 Fäuste Für Ein Halleluja“ nun ist. Ein Olli Banjo-Album mit Jonesmann-Einfluss? Ein Jonesmann-Album mit Banjo-Einfluss? Weder noch, als echtes Kollabo-Abum ist es eine gelungene Symbiose der unterschiedlichen Stile und Einflüsse, so dass man es nicht mit den Solowürfen der Beiden vergleichen sollte bzw. kann.

Beherzigt man dies, wird man mit den verbalen Rundumschlägen von Olli Banjo und Jonesmann enorm viel Spaß haben und sich mit jedem Durchlauf aufs Neue freuen auf die ohne Rap-Feature auskommenden musikalischen Heldentaten. Ein weiterer Qualitätsrelease auf Jonesmanns Label Echte Musik, den man sich unbedingt kaufen sollte – als Schmuckstück in der CD-Sammlung und echtes Paradebeispiel für guten Musikgeschmack.

Donnerstag, 5. März 2009

JR&PH7 - The Standard + Downloads



Den 20. März wird sich jeder, der etwas von gutem Rap versteht, bereits tiefrot im Kalender markiert haben, denn an diesem Tag erscheint „The Standard“, das heiß ersehnte Album der zwei deutschen Produzenten JR und PH7, welches mit großen Namen als Gäste und haufenweise Instrumentals der Sorte Gourmet daherkommen möchte. Das weckt natürlich die Erwartungen ebenso und die potenziell bevorstehende Enttäuschung. Was genau „The Standard“ geworden ist? Antworten gibt es im folgenden Artikel.

Schon im Vorfeld wurde das Album von Seiten des Wiener Labels Supercity mit der legendären ersten Groove Attack-Compilation „Superrappin“ verglichen. Und in der Tat, was man von den beiden Deutschen bislang hören konnte, konnte begeistern, so dass dieser Vergleich weit weniger übertrieben daher kam, als man es im ersten Moment vielleicht denken mochte. Doch eine Handvoll hochklassiger Stücke machen noch kein großartiges Album, Zweifel blieben bis zuletzt bestehen, womit man es mit „The Standard“ nun also zutun haben wird.

Diese Zweifel sind spätestens nach dem ersten Hören von „The Standard“ Geschichte, denn der hier aufgefahrene Standard ist von durchweg grandioser Qualität. Warme Klänge, die an den Funk und Soul der 70er Jahre ebenso erinnern, wie an den zeitlosen und unvergleichlichen Sound des Golden Age Of Hip Hop, schicken sich hier an, dem Hörer Freudentränen in die Augen zu treiben. Und dabei werden die zahllosen hochkarätigen Gastbeiträge noch komplett außen vor gelassen.

Diese Beiträge stammen von einigen Größen des amerikanischen Hip Hops, welche selbst ebenfalls ähnliche Soundentwürfe verfolgen und so perfekt auf die wohlklingenden Produktionen passen: Guilty Simpson, Black Milk, Edo.G, Skyzoo, Planet Asia, Rakaa Iriscience (Dilated Peoples),…bedarf es noch weiteren Erklärungen?

Sich unter den 17 Tracks (sowie einem verstecktem Bonus Track) dabei Höhepunkte herauszupicken ist ähnlich schwierig, wie eine Führung bei den Schokolade-Spezialisten Lindt & Sprüngli ohne anschließende Verkostung zu überstehen, schlicht unmöglich also. Hier stimmt einfach alles, selbst das Intro und das Interlude fühlen sich nicht störend an, sondern tragen zum herausragenden Urteil von „The Standard“ bei:

Ein Geschenk an all diejenigen, die sich sonst über die etlichen mangelhaften Veröffentlichungen beklagen, an alle, die sich nach echter Musik sehnen, die ohne Images auskommt, an alle, die sich dieses Schmuckstück in ihre CD-Sammlung holen. Wer sich dieses Meisterwerk entgehen lässt, der ist ohne Frage um ein Ausnahme-Release ärmer und daher die uneingeschränkte Kaufempfehlung an alle Freunde guter Rap-Musik: Kauft es, hört es, liebt es.

Free Downloads:

JR & PH7 - Top Rank (ft. Guilty Simpson & Black Milk) (Adlib Remix)

JR&PH7 - Why We Fight (ft. SoulStice) (Supercity 2009)

Mittwoch, 4. März 2009

Video: Samson & Sejour - Women Make The World Go Round (ft. Miri Ben-Ari)

Die Diskussion darüber, ob Hip Hop ein negatives Bild auf die Frauen wirft, entbrennt auch heute noch in einer Vielzahl an Foren. Meinungen dazu gibt es in der Regel viele, doch egal wie man zu dem Thema steht, man kann wohl ohne Frage behaupten, dass Hip Hop im Jahre 2009 nach wie vor eine Männerdomäne ist - wenngleich Frauen immer größeren Anteil an der Entwicklung von Hip Hop, besonders Rap, haben.

Nach dem jüngsten Vorfall von Chris Brown und Rihanna, um ein konkretes Beispiel zu nennen, erschien dieser Tage ein Track der selbsternannten "Kings of Hip Hop Soul", Samson und Sejour, welcher auf den Namen "Women Make The World Go Round" hört und die bezaubernde Violinistin Miri Ben-Ari als Gast offenbart.


Samson and Sejour ft Miri Ben-Ari Women Make The World Go Round from SAMSON AND SEJOUR on Vimeo.

Ein Stück, dass den Frauen gewidmet ist und ihnen den hier und da gerne mal verloren gegangenen Respekt zollt. Eine sehr schöne Abwechslung also zu den sonst üblichen Themen und weit mehr als nur ein einfacher Song, denn Samson und Sejour stehen voll und ganz hinter der Sache.

So findet man auf der von ihnen gegründeten MySpace-Seite neben dem Song auch Informationen zu Frauenrechtsorganisationen und wie Männer (und Frauen) etwas zu diesem Thema beitragen können. Eine gute Sache also, weshalb man Augen und Ohren offen halte sollte.

Dienstag, 3. März 2009

Straight From Down Under: Bliss N Eso - Flying Colours




Mit „Flying Colours“ veröffentlichte das Australisches Trio im April 2008 das lang erwartete dritte Album und somit den Nachfolger zu „Day Of The Dog“, welches im vorherigen Artikel bereits besprochen und für außerordentlich gut befunden wurde. Und wenn man eines von Bliss N Eso nicht behaupten kann, dann dass sie sich auf ihren Lorbeeren ausruhen würden, oder ihnen der Mut zu Neuem fehlen würde. Doch was genau das heißen soll, erfährt man im Verlaufe des Artikels.

Zu nächst einmal fällt einem bei „Flying Colours“ sofort die wunderbare Aufmachung auf, bei der vor allem die Farben Gold und Schwarz dominieren. Ein schlicht und ergreifend schönes Cover, welches man sich ohne weiteres so an die Wand hängen würde, dass nicht umsonst mit einem „Rahmen“ daher kommt (das Album steckt tatsächlich in einer Hülle, die einen Rahmen darstellt). Dazu gibt es ein mit Liebe gemachtes Inlay, in welchem einen die Texte zu den Stücken sowie einige Bilder erwarten. Als weiteres Schmankerl erwartet einem neben der herkömmlichen CD, die mit 17 Liedern gut bestückt ist, noch eine zusätzliche Bonus CD, auf der sich weitere 5 Stücke befinden. Hier bekommt man also definitiv etwas für sein Geld.

Doch entscheidend ist am Ende natürlich immer noch die Musik und hier hatte man definitiv Mut zu Neuem. So lässt sich sagen, dass im Vergleich zu „Day Of The Dog“, welches im Grunde relativ klassische Beats auffuhr, einiges getan hat. Dieses Mal hat man mehr riskiert und so auch mal Instrumentale auf die Beine gestellt, die so nicht ganz so üblich sind.

Ein perfektes Beispiel hierfür ist „Bullet And A Target, welches bereits durch Citizen Cope bekannt sein dürfte. Für dieses schöne Musik haben sich die Jungs den Zulu Connection Chor eingeladen und, wie es sich für den Song gehört, eine akustische Gitarre beigefügt. So entsteht ein wahrhaft großer Song, der mit seinen beeindruckenden Lyrics nicht nur begeistert, sondern auch zum genauen Zuhören und Nachdenken anregt. Überhaupt lässt sich sagen, dass sich auf „Flying Colours“ viele Songs finden, die die vier Minuten-Grenze überspringen, teilweise sogar länger als 5 Minuten sind.

„Field Of Dreams“ ist ein weiteres Stück Musik ähnlichen Kalibers, auf dem die wunderbare Paris Wells die Hook übernimmt und so mit ihrem Stimmorgan den kompletten Song veredelt. Wieder gibt es anspruchsvolle Texte, die es durchaus wert sind gehört bzw. gelesen zu werden. Nicht ohne Grund finden sich die Texte schließlich im Inlay des Albums.

Die Songs auf der Bonus Disk können genau so überzeugen und beinhalten unter anderem die Akustik-Version von „Bullet And A Target“, welches in dieser Version nochmals an Intensität gewinnt und unter die Haut geht. Hier hat man es gekonnt vermieden zweitklassige Songs als Bonus für die Käufer zu tarnen.

Ein unfassbares und gleichzeitig auf seine Weise innovatives Album, bei dessen Kauf man sein Geld auf jeden Fall sehr gut anlegt, denn mit „Flying Colours“ wird man mit ziemlicher Sicherheit ziemlich große Freude haben – für ziemlich lange Zeit. Großartig.

Vorzeitiges Ende der Umfrage: Wie gefällt euch der Blog?

Leider muss ich die Umfrage vorzeitig auf Eis legen. Grund dafür sind die auftretenden Nonsens-Votings von so einigen beschränkten Usern, die eindrucksvoll das Gerücht bestärken, dass im Internet eine Vielzahl von Idioten unterwegs ist.

Ich habe die Votings der letzten Tage beobachtet und nach anfänglichen, ehrlichen Votes, folgten dieser Tage sage und schreibe 5 "Ungenügend"-Votes - vermutlich von Usern, die nicht einmal etwas mit Rap am Hut haben. Und auch wenn 5 nicht nach viel klingt, bei nur 16 Gesamtstimmen macht dies durchaus viel aus und lässt den Blog in einem unschönen Licht dastehen, was ihm nicht gerecht wird.

Was dennoch als sehr positiv zu werten ist, sind die vielen Stimmen im Bereich von 3 und aufwärts, besonders die Tatsache, das gut die Hälfte den Blog schon jetzt, nach nur etwas mehr als 2 Monaten, als "Sehr Gut" benotet. Vielen Dank dafür und ich hoffe, dass sich dieser positive Eindruck auch in den Besucherzahlen niederschlagen wird.


1 - Sehr gut

8 (50%)

2 - Gut

2 (12%)

3 - Befriedigend

1 (6%)

4 - Ausreichend

0 (0%)
5 - Mangelhaft

0 (0%)
6 - Ungenügend

5 (31%)

Straight From Down Under: Bliss N Eso - Day Of The Dog




Aussie Rap – klingt wie eine leicht sonderbare Bezeichnung für Rap-Musik aus Österreich und damit liegt man gar nicht so falsch, denn tatsächlich ist das ein gängiger Begriff für Rap-Musik, allerdings für Rap-Musik, die aus einem anderen Entstehungsland kommt, nämlich, man kann es sich schon fast denken, Australien. Und in Australien gibt es in der Tat ein ganzes Heer von ambitionierten und innovativen Künstlern, doch auch große, etablierte Namen. So kommt man beim Thema Aussie Rap um zwei Gruppen nicht herum, einmal wären das die Jungs von Hilltop Hoods, zum anderen Bliss N Eso. Im Laufe dieser Artikelreihe über Rap aus Australien werden wir noch auf Hilltop Hoods (und andere) kommen, doch den Anfang machen Bliss N Eso.

Hinter dem Namen Bliss N Eso verstecken sich die MCs Bliss (gebürtiger Amerikaner) und Esoterik, sowie DJ Izm (marokkanischer Abstammung) und diese drei Herren gehören zu den ganz Großen wenn es um die Rap-Szene in Australien geht. Bereits nach Veröffentlichung ihres Erstlings „Flowers In The Pavement“ waren sie, neben so bekannten Namen wie Lil Jon, als Support für 50 Cent auf dessen „Get Rich Or Die Tryin‘“-Tour Ende 2005 unterwegs, ehe Anfang 2006 das zweite Album „Day Of The Dog“ erschien.

Auf diesem finden sich satte Produktionen von Bliss selbst, Weapon X, dem Hilltop Hoods-Member Suffa, sowie dem Engländer MC Motley, welcher hier auch als Feature-Gast in Erscheinung tritt. Neben Motley gibt es noch Gastbeiträge vom ebenfalls aus England kommenden Mystro, der auch schon durch seine Zusammenarbeit mit Hilltop Hoods bekannt ist, dem aus Sydney stammenden Hyjak und Kye.

Das Album selbst bietet Rap für alle Stimmungslagen. Schnell nach vorne gehenden Songs etwa, wie „It’s Working“ oder „Up Jumped The Boogie“, die das Album einleiten. Leicht anzügliche Songs wie „Get Your Boof On“, auf welchem es ordentlich sexuell zugeht, aber auch ernste Stücke wie „That Feeling“ oder „Lights Camera Action“, die das Ende des Albums bestimmten. Was alle Anspielpunkte des Albums gemein haben ist den Sinn für Humor, kaum ein Song kommt ohne eine kleine Portion Humor aus. So wirkt beispielsweise das bereits angesprochene „Get Your Boof On“ mit seinem sexuellen, aber ungeheuer witzigen Lines wie die australische Version eines Olli Banjo Songs.

Die echten Höhepunkte des Albums sind dennoch die eher ernsten Songs. „That Feeling“ beschreibt etwa das Gefühl, welches Hip Hop im Allgemeinen bei den Jungs ausgelöst hat und bis es bis heute verbreitet. Eine kleine Liebesbekundung an Hip Hop, die somit auch dem Großteil der Hörer aus der Seele sprechen wird. Auf „Lights Camera Action“ hingegen wird mit Hilfe einer Akustikgitarre die Geschichte eines jungen Mannes erzählt, der mit Talent gesegnet ist und seine Sachen ohne Label rausbringt. Die Industrie wird auf ihn aufmerksam, nimmt ihn unter Vertrag und schnell zerschellen seine Hoffnungen vom großen Geld. Nicht weniger als Storytelling auf allerhöchstem Niveau.

So kann man „Day Of The Dog“ durchaus als Standardwerk für Australischen Rap sehen und gibt besonders Hörern einen guten Eindruck vom Aussie Rap, die mit diesem bis dato gar nichts zutun hatten. Aber auch ohne die Anmerkung, dass es sich hier um Rap aus Australien handelt, wird man hier mit durchweg guter Musik belohnt, wie man sie heutzutage nicht mehr allzu oft zu hören bekommt.

Straight From Down Under: Paris Wells - Mum Hasn't Slept Yet EP



Es ist so weit! Wie bereits angekündigt, startet nun eine neue Artikelreihe, welche auf den einfachen, aber dennoch alles sagenden Namen „Straight From Down Under“ hört. Unter diesem Motto werden euch zukünftig Künstler und Alben aus Australien (und Neuseeland) vorgestellt, wobei sich das Ganze nicht auf Rap an sich beschränkt, sondern genreübergreifend funktioniert. Was genau darunter zu verstehen ist, wird man dann sogleich am ersten Beispiel deutlich: Paris Wells.

Paris Wells stammt aus Melbourne und wird stolz als Melbournes Eigengewächs angekündigt, sowie als Wunderkind gefeiert. Ihre Musik lässt sich nur schwer in eine Kategorie fassen und man tut sich nur selbst einen Gefallen, indem man sich nicht weiter mit der Frage beschäftigt, welcher Musikrichtung das Ganze nun angehört, sondern stattdessen einfach nur der Musik lauscht und diese daraufhin entweder mag, oder eben nicht.

Beeinflusst haben sie bei ihrer musikalischen Entwicklung dabei Led Zeppelin genau so sehr, wie die bösen Buben aus Compton von N.W.A. , schon hier wird deutlich, wie wenig Frau Wells von Schubladendenken hält. Zum ersten Mal auf sich aufmerksam machen konnte sie dabei als Support von Justin Timberlake, als dieser durch Australien bummelte. Ende 2007 kam mit „Mum Hasn’t Slept Yet“ ein erstes Ausrufezeichen von Paris Wells auf den australischen Markt und konnte auf Anhieb überzeugen und auf sich aufmerksam machen. Daraus folgten unzählige Auftritte auf den größten Festivals des Landes und die Frage, was diese Dame bzw. ihre Musik so besonders macht?

Hört man sich die nur 4 Stücke umfassende EP einmal an, so wird man dabei ganz schnell feststellen, was den besonderen Wells-Sound ausmacht. Hier trifft ein interessanter Charakter mit außergewöhnlicher Stimme auf schwungvoll eingespielte Instrumentale, für die noch echte Hand an Instrumente gelegt wurde. Klingt stark nach Amy Winehouse? Nun, nicht ganz, zwar geht Wells mit einer ähnlichen Struktur ans Werk und besingt ähnlich klingende Soundunterlagen, doch kommt sie im Gegensatz zur Skandalnudel Winehouse ohne Peinlichkeiten aus und glänzt stattdessen ausschließlich mit ihrer Musik.

„Grace Baby“, „What Do I Deserve“, „Walk On The Wildside“ und „Fire Truck Man“ sind allesamt wunderbare Musikstücke, die eindrucksvoll Paris Wells beachtliches Stimmorgan präsentieren und munter vor sich hin schwingend nicht nur im Kopf hängen bleiben, sondern vor allem auch ins Bein gehen. Es geht eben doch nichts über ein amtliches Auffahren von Bläsern wie auf „Walk On The Wildside“, schon ist man geneigt mit dem Kopf mit zu wippen.

Großes Potenzial, große Stimme, man ist geneigt zu sagen, dass hier jemand auf dem Besten Wege ist, eine beeindruckende Karriere hinzulegen, welche bislang vielleicht nur unwesentlich außerhalb Australiens vordringen konnte, jedoch definitiv das Potenzial hat in ähnlicher Art und Weise zu begeistern, wie es Amy Winehouse oder auch Duffy vermochten. In jedem Falle Augen und Ohren offen halten!

Sonntag, 1. März 2009

Anno Domini Beats pres. - Secret Archives



Anno Domini bzw. Anno Domini Beats dürfte vielen bereits etwas sagen. Neben äußerst positiven Erwähnungen in Europas größtem Hip Hop Magazin, der JUICE, genießen die satten Beats des nach England ausgewanderten Anno Domini vor allem auf der für anstrebende Künstler gedachten Internetseite soundclick.com große Aufmerksamkeit und werden mit Lob überhäuft. „Secret Archives“ fasst nun ein paar Beats von Domini auf CD zusammen, die hier zumeist von Künstlern berappt werden.

Ein toller Überblick über die Vielseitigkeit wird einem hierbei präsentiert. Egal ob wuchtige, kompromisslos nach vorne gehende Kracher wie „Back In The Day“, oder „The 45“, welches im direkten Vergleich fast schon reduziert und brav daher kommt, hier ist für jeden Geschmack etwas dabei, wobei vor allem Freunde des Pianos bzw. Streichern auf ihre Kosten kommen, welche hier oftmals einen zentralen Bestandteil der Beats darstellen.

Interessant ist „Secret Archives“ aber nicht nur wegen den kraftvollen Produktionen, sondern vor allem weil man hier zu sehen bekommt, wie sich die Instrumentale im tatsächlichen Einsatz mit Rapper schlagen. Hier scheitern nämlich viele Beatbastler, die zwar großartige Beats produzieren, die aber leider schlicht und einfach ungeeignet sind um darüber zu rappen.

Bei Anno Domini Beats kann man aber glücklicherweise Entwarnung geben, hier hat man das Gefühl, dass den Akteuren stets genügend Freiraum auf den Instrumentalen gelassen wurde, damit diese dem Beat ihre eigene Note hinzufügen können und nicht einfach nur als weiteres Stilelement innerhalb des Beats mitwirken. „Red Rum“ kann hier als gutes Beispiel herhalten, der Beat geht gut nach vorne und DJ Stash veredelt das Ganze mit seinem leicht kratzigen Stimmorgan. So soll es sein.

Unterm Strich kommt hier ein durchweg sauber auf die Beine gestelltes Produzentenalbum heraus, das zeigt, dass Anno Domini Beats sowohl alleine als auch mit Mithilfe von Künstlern hervorragend funktionieren. Gut gemacht, ganz einfach.