Montag, 31. August 2009

Zurück in der Blogosphäre

Da bin ich wieder,

zwar muss das nächste Review noch etwas auf sich warten, da ich privat noch so einiges habe, was Priorität genießt. Aber die Reviews hören nicht auf und ich kann neben bereits erwähnten Reviews zu Skero usw. bereits Reviews zu Eko Fresh, Sleep, MIMS, Seth Gueko und anderen versichern.

Daher bitte ich noch um etwas Geduld, in kürze geht es dann wieder weiter mit den Reviews, auch Interviews werden in der nächsten Zeit folgen. Schaut also immer mal wieder vorbei.

Bestens,
Jai

Samstag, 22. August 2009

Eine Woche Urlaub

Ich grüße euch,

bevor in den nächsten Wochen noch Reviews zu den Alben von Skero, Elohim Marino, Mnemonic und weiteren Künstlern online gehen, werde ich mir in der kommenden Woche eine kleine Auszeit gönnen und in den Urlaub fahren.

In dieser Zeit wird es aller Voraussicht nach keine neuen Beiträge von meiner Seite aus geben, aber an Lesestoff sollte es auf Resurrection of Rap ja mittlerweile nicht mangeln. ;)

Viel Spaß beim Lesen der vorhanden Artikel und man liest sich dann in der ersten Septemberwoche wieder.


Bestens,
Jai

Mittwoch, 19. August 2009

Jai spricht: über rare Alben

Es dürfte ein offenes Geheimnis sein, dass ich einer der Wenigen (?) bin, denen die CD als Medium noch heilig ist. Wie es ein vergleichsweise geringer Teil der Hörerschaft auch tut, lasse ich die Finger von illegalem Herunterladen und stelle mir lieber meine Musik in Form von etwas Handfestem in das Regal. Klar, auf ersterem Wege lässt sich natürlich weitaus mehr Musik beziehen und nicht selten schneller, teils noch vor dem eigentlichen Veröffentlichungsdatum des jeweiligen Langspielers. Aber irgendwie fehlt mir da die Leidenschaft, wenn ich auf einen Ordner mit mp3-Dateien blicke, auf ein, zwei Foto-Dateien, die Cover und Booklet zeigen. Logisch auch, dass ich nicht unbedingt gerne von einem "digital only"-Release lese. Und auch Meinungen, die verlauten lassen, dass die CD nach und nach vom Markt verschwinden würde, um der digitalen Plattform Plazu zu machen, nicht teilen kann respektive mag. Ohne jetzt jedoch noch weiter ausholen zu müssen, komme ich nun zum eigentlichen Thema, vielleicht folgt ja eines Tages ein eigens für vornweg Geschriebenes "Jai spricht:...", mal sehen. ;)

Jedenfalls war ich im Netz unterwegs und habe mich nach interessanten Alben umgesehen, die ich mir für meinen nächsten Einkauf merken kann. Unnötig zu erwähnen, dass dabei viel zu viele Alben herausgekommen sind und die Liste nahezu endlos scheint. Dabei bin ich auf Foren gestoßen, in denen munter über Raritäten und besonders teure CDs gesprochen wurde. CDs, die vom Wert her im Bereich um 50 Euro und mehr, bis hin in den dreistelligen Bereich anzusiedeln sind. Eine echt schöne Sache, dachte ich mir, wenn man solche Juwelen sein Eigenen nennen kann, ganz besonders dann, wenn man sich diese bereits zulegte, als diese noch nicht ihren Wert hatten und ganz regulär zu haben waren. Aber heute solch eine CD kaufen? Für 50€ aufwärts? Da machte ich mir, nachdem ich die Foren längst hinter mich gelassen hatte, noch so meine Gedanken.

Ich fragte mich, ob ich, als doch relativ vernarrter CD-Freund, der gerne und oft den ein oder anderen Euro für Musik ausgibt, bereit wäre, Fünfzig Euro für eine einzige (gebrauchte) CD hin zulegen. Ich kam zu dem Schluss, dass ich wohl niemals bereit wäre, so viel Geld auf den Tisch zu legen, da kann die CD meinetwegen noch so selten oder sonst etwas sein. Nun sollte man natürlich bedenken, dass ich nicht das ganz große Geld habe, bis vor gar nicht so langer Zeit gar als Schüler über kein richtiges Einkommen verfügt habe. Wenn mir das Geld links und rechts aus den Ohren wachsen würde, könnte ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jegliche Summen für bestimmte CDs aufbringen.

Da das jedoch (noch) nicht der Fall ist ;) , muss ich diese raren CDs als das sehen was sie sind: meist schon etwas älter, gebraucht und preislich etwa dreimal so teuer wie eine Standard-CD im Laden (ich nehme hierbei gerne 16.99€ als Durchschnittswert). Klar, Geschichte haftet natürlich an solchen Alben und wahrscheinlich macht sie gerade das zu solch begehrten Stücken. Aber ist mir das einen nicht unbeträchtlichen Teil meines monatlichen Einkommens wert? Im Moment ganz sicher nicht.
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Wie ist das bei dir? Hast du schon einmal eine CD für überdurchschnittlich viel Geld gekauft? Du hast selbst eine Meinung zum Thema und möchtest diese mit anderen teilen? Dann mach doch bitte von der Kommentar-Funktion Gebrauch und teile deine Gedanken.

Freitag, 14. August 2009

Slaughterhouse (Crooked I, Joe Budden, Joell Ortiz & Royce Da 5’9’’) – Slaughterhouse




Es kommt nun nicht gerade häufig vor, dass ich mich auf ein Album ähnlich arg freue, wie ich es bei diesem hier tat. Dabei sollte eigentlich allein schon der Ruf als „Supergruppe“, der dem wortgewandten Quartett vorauseilt, abschreckende Wirkung haben in Zeiten, in denen schnell jeder halbwegs ambitionierte MC als das nächste große Ding gehandelt wird und die Superlativen die Medien fest im Griff haben. Angesichts der hier vereinten Namen, darf aber dann durchaus mal ein Auge zugedrückt werden: Crooked I, Joe Budden, Joell Ortiz und der Fünf-Neuner, vier echte Zerstörer am Mikrofon, die zusammen das Schlachthaus bilden.

Als ich dann nach langem sehnsüchtigen Warten das Album in den Händen hielt, war ich zunächst einmal etwas enttäuscht und zwar vom Cover, das bei mir, als klarer Gegner der Digitalisierung, auch anno 2009 noch einen hohen Stellenwert genießt und wesentlich zum Gesamtbild eines Albums beiträgt. Auf diesem zusehen die vier Porträts der MCs, die aber alles andere als Stimmung schaffen und vor allem Joell Ortiz und Joe Budden nicht unbedingt von ihrer blutigsten Seite zeigen, um im Schlachtjargon zu bleiben. Besser ist da schon das Back-Cover, das ein abgelegenes, heruntergekommenes Schlachthaus zeigt, natürlich in der Nacht – man mag sich geradezu vorstellen, wie Royce und Co. junge Möchtegern-Rapper einsammeln und diese bei Einbruch der Dunkelheit in ihr Schlachthaus im Wald verschleppen, um diese dort fachgerecht verbal auseinander zu nehmen.

So in etwa klingt dann auch das erste Stück „Sound Off“, das von einem siedend heißen Royce Da 5’9’’ eingeleitet, die Marschrichtung vorgibt, die im Folgenden von den übrigen dreien fortgesetzt wird. Auch das von The Alchemist produzierte „Microphone“ schlägt in eine ähnliche Kerbe und kann mit dem simplen, aber hypnotisierenden Beatgerüst überzeugen. Hier gelingt es vor allem dem Kalifornier Crooked I sich äußerst positiv aus dem Kollektiv hervorzuheben, was bei diesem versammelten Niveau schon eine kleine Kunst darstellen soll.

Gelungen auch „Onslaught 2“ mit dem teils nervtötenden Schreihals Fatman Scoop, der sich während des gesamten Tracks jedoch angenehm dezent im Hintergrund hält und somit weder stört noch glänzt. Ein weiteres willkommenes Feature ist Pharoahe Monch, der für die sonst recht langweilige Selbstbeweihräucherung „Salute“ die Hook gibt. Unter den insgesamt 15 Stationen des Albums tummelt sich ansonsten noch ein ernster Track inklusive betendem Joe Budden (‚Pray (It’s A Shame)“) und ein richtig gelungenes Ende in Form von drei sehr guten Stücken, allen voran das wunderbare „Raindrops“ mit Novel als Feature.

Bei allem Lob gibt es jedoch auch Anlass zur Kritik. Zum einen wäre das etwa „Lyrical Murderers“, ein an sich schöner Track, der jedoch mit einem Kay Young-Feature um die Ecke kommt, das nicht gerade ganz oben auf meiner Wunschliste für das Album stand und man sich wohl auch hätte sparen können. Zum anderen die drei Skits, die sich unter die zwölf Stücke geschlichen haben und das Album nach mehr aussehen lassen, als es eigentlich ist. Während das „In The Mind Of Madness“-Skit noch etwas Unterhaltung und Einblick in Buddens Gedankenwelt bietet, lassen sich die beiden „Phone Call“-Skits ohne Umschweife skippen.

Abschließend lässt sich festhalten, dass Slaughterhouse als Gruppe durchaus gut funktioniert, technisch ohnehin in der Champions League spielt, mit dem gleichnamigen Album aber keinen Klassiker, wie es die vier im Vorfeld mitunter angekündigt hatten, hervorgebracht hat. Immerhin aber eines der besseren Alben der letzten Wochen und Monaten, was die Vorfreude auf mögliche weitere Slaughterhouse-Veröffentlichungen eigentlich nur steigern dürfte.

Mittwoch, 12. August 2009

Danny Fresh - Vici




Ich kam, ich sah, ich siegte – was klingt wie der Wunschtraum eines jeden Nachwuchsrappers, ist in Wirklichkeit das wohl bekannteste Zitat des römischen Feldherren Julius Caesar, der diese Wort bereits 47 v. Chr., natürlich in lateinischer Sprache von sich gab: Veni, Vidi, Vici. Mehr als 2050 Jahre später zieren diese Worte auch die Discographie des Wahl-Mannheimers Danny Fresh, der vor kurzem mit „Vici“ den dritten und letzten Teil seiner mit „Veni“ im Jahr 2006 begonnen und ein Jahr später in Form von „Vidi“ fortgesetzten Reihe veröffentlicht hat.

Dass es dem MC aus Leidenschaft beim Stichwort ‚Sieg’ nicht etwa um das große Geld, Medienpräsenz sondergleichen und teure Luxusgüter geht, muss man dabei niemandem erklären, der sich bereits mit den Vorgängeralben auseinandergesetzt hat. Und auch wer erst durch „Vici“ auf Danny Fresh aufmerksam geworden ist, wird nach dem ersten Hören feststellen, dass es ihm um mehr geht als Materialismus, nämlich um Souveränität. Wie souverän sein drittes Werk dabei abschneidet, wird sich im Laufe der nun folgenden Absätze zeigen.

Kommen wir also ohne große Umschweife zum Album, welches mit den zwei von Crada produzierten Tracks „Drei“ und „Was ist schon dabei“ einen stimmungsvollen Auftakt verbuchen kann. Der geschmackvolle Einsatz der Orgel auf „Drei“ und die ehrlichen, mit Kritik versehenen Worte von Danny Fresh auf dem dennoch positiv gestimmten Folgestück machen dabei richtig Lust auf mehr. Ein Glück, dass „Vici“ insgesamt 15 Stücke bereit hält und somit noch 13 Anspielstationen folgen.

Auf diesen behandelt Fresh Themen wie sein Heimatland (auf dem selbst produzierten „Deutschland“) und richtet sich mit dem Wunsch an ein gemeinsames Deutschland an alle Schichten des Landes oder spricht sich offen gegen die Musik von Aggro Berlin, Bushido und Co. aus, um gleichzeitig auch das Thema ‚illegale Downloads’ anzuschneiden („Zahl nix dafür“).

Die überaus positive Grundstimmung in Verbindung mit der angenehm tiefen Stimme des MCs, die sich wie ein roter Faden durch das Album zieht, setzt sich auch beim leicht pessimistischen „Kopf hoch“ wieder durch, wenn der von Joe Falk gesungene, Hoffnung spendende Refrain erklingt. Ähnlich ermunternd ist „Leben is…“, eine Liebeserklärung an das Leben als solches mit Sätzen wie „Leben ist wunderschön“ und „Leben ist bitterböse“ an deren Ende stets ein irgendwie zufrieden wirkendes „Leben ist eben wie es ist“.

Bleibt noch der Bonus Track, ein beeindruckendes Stück Musik, bei dem sich Danny Fresh mit dem im März verübten Amoklauf in Winnenden und weiteren blutigen Amokläufen der jüngeren Geschichte auseinandersetzt und die Frage stellt „Was kann dieser Tag ändern?“. Ein Ende, das unter die Haut geht, Gänsehaut hervorruft und zugleich exemplarisch für die enorme Entwicklung des Künstlers steht, der mit „Vici“ sein bis dato bestes Werk abgeliefert hat. Warm klingend, sauber produziert, positiv im Kern und unterm Strich schlicht und einfach: sehr souverän.

Montag, 10. August 2009

Krizz Kaliko - Genius




Es gibt Alben, da ist man sich als Hörer immer nicht so ganz sicher, ob der Künstler mit seinem Plattencover die Leute zum Kaufen animieren oder vertreiben möchte. Krizz Kaliko scheint mit seinem Cover wohl eher Letzteres bezwecken zu wollen und zeigt sich darauf recht unansehnlich mit verzerrter Fratze und herausstreckender Zunge, die sich in diesem Falle wohl schon mehr als Lappen denn als Zunge bezeichnen lässt. Zumindest sein Album „Genius“ lässt aber so manches hoffen, also wird gnädigerweise mal das Cover toleriert und mit gespitzten Ohren reingehört in das mittlerweile zweite Album des Strange Music-Repräsentanten.

Die Tatsache, dass zwischen „Vitilgo“, Kalikos erstem Album, und „Genius“ gerade einmal ein ganzes Jahr dazwischen liegt, lässt dabei zumindest darauf schließen, dass der Rapper/Sänger alles andere als auf der faulen Haut herumliegt und sich nicht auf errungenen Erfolgen ausruht. Fleißig wurde aufgenommen und unter Mithilfe des Labelchefs Tech N9ne, der Krizz Kaliko überhaupt erst der breiten Masse vorstellte, entstanden 20 Anspielpunkte, die den Hörer überzeugen sollen.

Und zumindest der Anfang des Albums verspricht gut hörbares Material und kann mit „Chip On My Shoulder“, dem Titeltrack „Genius“ und dauerhaft piepsenden „Back Pack“ durchaus überzeugen. Das schürt naturgemäß eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber den folgenden Tracks und schon droht der erste, gute Eindruck in sich zusammen zu fallen. Grund dafür ist „Doe Doe“, das ähnlich schrill piepsend wie der vorausgegangene Track „Back Pack“ aber nicht mehr überzeugt, sondern anstrengt. Da vermag auch ein Bay-Area-Legionär wie E-40 nicht viel daran zu ändern.

Direkt im Anschluss gibt es mit „Get Off“ das erste Tech N9ne-Feature von insgesamt fünf Gastspielen, von den zahlreichen Background-Vocals, die sich auf einer Vielzahl der Tracks wieder finden ganz zu schweigen, das leider einen nicht vollends zufrieden stellenden Eindruck hinterlässt. Leider ahnt man nicht was folgt, denn wüsste man bereits im Vorfeld um den Skip-Kandidaten „Butt Naked Fun“, würde man „Get Off“ mit Sicherheit weitaus positiver zur Kenntnis nehmen.

Nachdem dieser Tiefpunkt überstanden wurde, darf man jedoch aufatmen und „Getcha Life Right“, das ein wenig an Mainos „All The Above“ erinnert, sowie „Love You 2 Death“ mit befriedigtem Gefühl zu Ende hören. „Misunderstood“ überzeugt mit hübsch, irgendwie nach 70er klingendem Instrumental und macht Spaß und „Bipolar“, bei dem sich Kaliko mit seiner bipolaren Störung auseinandersetzt, ist dann eine eindrucksvolle zur Schaustellung von Kalikos Sangeskünsten.

Sonst gibt es noch einen stark rockenden Track namens „The Chemical“, der wohl einen Ausblick auf das „Kabosh“-Projekt mit Tech N9ne bieten soll, auf dem Album aber etwas deplatziert wirkt. Das muntere „She’ll Do“ zielt klar auf den Dancefloor und animiert zum Bewegen und für „Hum Drum“ bediente man sich einer Prise Reggae, ohne zu weit vom Klangbild des Albums abzudriften.

Es bleibt daher zu vermerken, dass „Genius“ alles andere als perfekt geworden ist, sich sogar richtige Nieten auf dem Langspieler tummeln, Kaliko selbst aber durch seinen Mix aus Rap und Gesang zumeist überzeugt und der ein oder andere gelungene Track natürlich ebenfalls nicht fehlt. Mittelprächtig.
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Straight From Down Under: Hilltop Hoods - State Of The Art




HipHop und Australien, zwei Begriffe, die der durchschnittlich informierte Rap-Hörer vielleicht nicht sofort miteinander in Verbindung bringen dürfte. Denn obwohl dort unlängst haufenweise interessante Künstler ihr Glück mit Musik versuchen, liegt der australische Markt gemessen an der Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird, zumindest im europäischen Raum immer noch deutlich hinter Frankreich, Großbritannien, Deutschland und natürlich den Staaten. Eine Gruppe, die sich dennoch ins Bewusstsein so mancher Hörer rappen konnte, sind die Hilltop Hoods, drei Herren aus einem Vorort von Adelaide, die seit ihrer ersten Veröffentlichung vor gut 10 Jahren mächtig Wind erzeugen konnten.

Egal ob es um Verkaufszahlen, Auszeichnungen, Accessoires wie einen eigenen Schuh oder Mut zur Innovation geht, spricht man über australischen Rap, so führt kein Weg an Suffa, Pressure und DJ Debris vorbei. Hinzu kommt ein reichlich voller Tour-Terminkalender, der die Jungs als Support von US-Acts wie Atmosphere selbst nach Deutschland führte und sie selbst vorm diesjährigen Splash-Publikum auftreten ließ. Und dann wäre da natürlich noch „State Of The Art“, das mittlerweile fünfte Album des Kollektivs, welches Anfang Juli auf den Markt losgelassen wurde.

Seit dem letzten Release „The Hard Road Restrung”, für das man Stücke des 2006er Albums „The Hard Road“ mit Hilfe des Adelaide Symphony Orchesters neu einspielte, sind immerhin zwei Jahre vergangen, in denen sich so manches geändert hat. Unter anderem verließ man mit Obese Records die langjährige Labelheimat und gründete mit Golden Era Records etwas Eigenes. Grund genug mit etwas Skepsis die neue CD in die Anlage zu legen, sollte sich etwa der gewohnte Hilltop Hoods-Sound verändert haben?

Nicht doch. Schon das erste der insgesamt zwölf Stücke „The Return“ bringt Suffa und Pressure eindrucksvoll zurück auf die Bühne und gibt Entwarnung – hier wurde nichts am Konzept geändert. Nach wie vor produziert Suffa den Löwenanteil des Albums und zusammen mit Pressure gibt es technisch einwandfrei vorgetragene Reime, während DJ Debris das Ganze mit seinen Fähigkeiten am Plattendreher veredelt. Das Ergebnis sind Kopfnicker-Melodien und jede Menge klasse Tracks von Kerlen, die HipHop noch immer als Kunstform begreifen.

Man nehme ein Sample aus „Pass The Word (Love’s The Word)“ von den Mad Lads, kombiniere das Ganze mit hübschen Streichern, füge dem noch ein Piano bei und schon ist die stimmige Unterlage für die Single „Chase That Feeling“ geschaffen. Oder man benutzt die schon von Common benutze „Sie“-Metapher und schustert mal eben ein opulent ins Ohr gehendes Stück namens „She’s Ugly“. Alles nicht wirklich revolutionär, klingt aber aus den Mündern von Suffa und Pressure derart gelungen, dass man sich gar nichts mehr weiter wünscht für den musikalischen Seelenfrieden.

Wie schon bei vorherigen Veröffentlichungen üblich, darf natürlich auch dieses Mal wieder ein internationales Feature nicht fehlen. Dieses Mal entschied man sich auf „Classic Example“ für niemand geringeren als Pharoahe Monch aus Queens, New York, der sowohl solo als auch als Teil von Organized Konfusion auf sich aufmerksam machen konnte und wohl jedem anständigen Rap-Hörer etwas sagen dürfte. Abgesehen davon gibt es noch „Parade Of The Dead“, das mit der kontinuierlich erklingenden E-Gitarre irgendwie ein wenig an „Hotel California“ von den Eagles erinnert und ein zurückgelehntes, nur von Pressure eingerapptess, „Last Confession“, das im Chorus ungeahnte Energien freisetzt und den Hörer ebenso überrascht wie begeistert.

So versucht man bereits während des durchaus gelungenem „Hillatoppa“ ein erstes Fazit vom Album zu erstellen, immerhin steht dem Ende mit „Fifty In Five“ nur noch ein Stück entgegen, wird dann aber komplett von den Füßen geholt. Denn was Suffa hier in Eigenregie auf die Beine stellte, lässt sich ohne Übertreibung als Fünfeinhalb großartige Minuten umschreiben, bei denen Suffa ganz auf Refrain oder ähnliches verzichtet und sich ganz dem Rappen hingibt, während das Instrumental unter die Haut geht. Ein großartiges Ende und vielleicht der beste Song des gesamten Werkes.

Wie schlägt sich also „State Of The Art“ als Gesamtwerk betrachtet? Ist es besser oder schlecht als „The Hard Road“? Nun, es ist anders. Gab es auf „The Hard Road“ noch offensichtliche Höhepunkte, die folgerichtig auch als Singles veröffentlicht wurden, sucht man diese hier zumeist vergebens. Stattdessen gibt es ein in sich geschlossenes, kohärentes Album, das keine wirklichen Fehltritte vorzuweisen hat und daher wohl zu Recht erneut mit allerlei Auszeichnen und Preisen überschüttet wird. Stark.
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Auch veröffentlicht auf RapSpot.de

Sonntag, 9. August 2009

Samy Deluxe - Dis Wo Ich Herkomm




Als das dritte Soloalbum des Hamburger Elite-Reimers dieses Jahr auf den Markt gekommen ist, hat es Diskussionen mit sich gebracht, die man sonst selten führt, zumindest wenn man sich über Deutschrap unterhält. Alleine die vielen unterschiedlichen Meinungen, die auch in zahlreichen Rezensionen zum Vorschein kamen, ließen hellhörig bzw. in meinem Falle neugierig werden, denn gehört hatte ich das Album und die Singles, man mag es kaum glauben, bis heute nicht. Inzwischen wurde das Album von der allgemeinen Hörerschaft verdaut und entweder akzeptiert oder kategorisch aus der persönlichen CD-Sammlung verbannt. Genau der richtige Zeitpunkt also, um sich nun mit „Dis Wo Ich Herkomm“ zu beschäftigen.

Zunächst sollte erwähnt werden, dass ich ein großer Freund vom letzten Dynamite Deluxe-Album „TNT“ war bzw. noch immer bin und auch das was Samy Deluxe solo unter das Volk gebracht hat, kam bei mir fast durchweg gut an. Zu mehr als einem durchschnittlichen Deluxe-Hörer reichte es bei mir aber bis heute dennoch nie. Vermutlich, da einem die schiere Masse an Neuveröffentlichungen und neuen Namen im Spiel kaum mehr die Gelegenheit gibt, sich ausgiebig mit einem Künstler zu befassen, ohne nicht gleich als ‚hinterm Mond lebend’ abgestempelt zu werden. Sei es drum, jetzt erreichte endlich auch mich das Album und, so viel sei schon mal verraten, zumindest meine Meinung darüber ist klar und gefestigt.

Die Kritikpunkte, die sich dabei in den etlichen Besprechungen dazu lesen ließen, behielt ich dabei von Beginn an im vorderen Teil meines Gedächtnisses. Zu wenig Rap, zu viel Sing-Sang und Reggae, zu wenig Samy Deluxe und zu viele fragwürdige, gar peinliche Inhalte in dessen Liedern, allen voran etwa der „Oma Song“. Davon beeinflussen ließ ich mich jedoch nicht und das ist auch gut so, denn schon das „Intro“ zeigt auf meiner Skala auf eher auf ‚geschmackssicher“ denn auf ‚verhunzt“. Dies hat nicht zuletzt damit zutun, dass bereits hier die ein oder andere Zeile auf den Hörer wartet, die vielleicht mehr Gewicht hat, als so manches andere Album und damit so gar nicht zu sonst recht belanglosen Intros passen möchte.

Was im Anschluss daran folgt ist dann mit das Beste, was ich mir von einem derart bekannten und erfolgreichen Künstler wie Samy Deluxe hätte wünschen können. Alleine der Titeltrack, der super produziert einen merklich gereiften Menschen hervorbringt, der nicht mehr gegen sondern für Deutschland steht, ohne dabei auf kritische Töne zu verzichten, ist aller erste Güteklasse. „Bis die Sonne rauskommt“ beherbergt dann zum ersten Mal deutlich hörbare Reggaeeinflüsse, die aber nicht etwa stören, sondern insgesamt vielmehr gute Stimmung verbreiten und gegen die im Text erwähnte graue Flaute im Land ankämpfen.

Kommen wir zum bereits erwähnten „Oma Song“, der zugegebenermaßen alleine schon vom Titel her den eigenen Geschmack hart auf die Probe stellt, aber im Endeffekt nicht weniger ist als ein Respekt zollender Track an die Großmutter, der viel Liebe übrig hat. Eigentlich nur folgerichtig nach unzähligen Liedern für die eigene Mutter auch mal der Person zu huldigen, die der Mama einst das Leben schenkte. Rührend auch das seinem Sohn gewidmete „Superheld“, das alles andere als peinlich um die Ecke kommt.

„Musik um durch den Tag zu komm“ fungiert (und funktioniert) als einwandfreie Motivation für den Alltag, „Sowieso schwer“ nimmt sich abermals erfolgreich dem Reggae an und auf „Blick nach vorn“ gesteht Samy Deluxe, dass er selbst keine Ahnung habe, was das für Musik sei, aber es fühle sich gut an. Damit liefert er selbst vielleicht die treffendste Aussage, die man über „Dis Wo Ich Herkomm“ verlauten lassen kann.

Es steht somit außer Frage, dass das Album keinesfalls als reines Rapalbum gewertet werden darf, weshalb man auch keine Vergleiche zu vorherigen Alben starten sollte. Was aber ohne jeden Zweifel ebenso vermerkt werden kann, ist die Tatsache, das „Dis Wo Ich Herkomm“ reifer ist als alles, was man bis dato von Samy Sorge hören durfte. Bis oben hin gefüllt mit Inhalt und tadellos produziert, ist es damit gelungen, sechzehn Stücke aneinander zu reihen, bei denen jeder gewichtig ist (aber freilich nicht in einer einzigen Review erwähnt werden kann) und auf die Samy Deluxe stolz sein kann.

Samstag, 8. August 2009

U-God - Dopium




Der Wu-Tang Clan bietet Gesprächsstoff wie kaum eine andere Rap-Formation aus der Mitte der Neunziger und auch der musikalische Einfluss, den der Clan auf nachkommende Acts ausübte ist heute noch deutlich spürbar. Hits sind entstanden und Charaktere wurden geformt, die zu Stars innerhalb der Rap-Szenerie wurden und mit zeitresistenten Klassikeralben für Aufsehen sorgten. Doch nicht alle Mitglieder konnten gleich schnell gleich viel Aufmerksamkeit einheimsen. Einer derjenigen, die anfänglich etwas zurückstecken mussten war U-God, der kürzlich in Form von „Dopium“ ein neues Album auf den Markt brachte.

Dass U-God kein schlechter Mann am Mic ist, werden nicht wenige zu bestätigen wissen. Auch der Umstand, dass U-God gerade zu den Anfängen des Wu-Tang Clans etwas in die Röhre schaute ist nicht seinen mangelnden Fähigkeiten anzukreiden, sondern vielmehr der Tatsache, dass sich der aus Brooklyn stammende MC zum Entstehungszeitrum des Erstlings im Gefängnis befand und nur wenig zum Debüt des Clans beitragen konnte. Die Zeit verging jedoch und U-God konnte sich als festes Mitglied etablieren und 1999 dann auch erstmals auf Albumlänge solo umherwandeln.

Zehn Jahre später sieht die allgemeine Situation im Rap dagegen anders aus. Der Clan als solches ist nicht mehr unumstritten und auch die letzten Solowürfe der Mitglieder schwankten hinsichtlich der Qualität immer wieder stark. Kein Wunder also, dass man bei „Dopium“ mit geteilten Erwartungen herantritt. Doch aufgepasst, Lamont Hawkins, so U-Gods bürgerlicher Name, überrascht und das nicht zu knapp.

Schon der mit Hilfe von Ghostface und Scotty Wotty eingespielte Opener „Train Trussle“ gefällt durch sein schlichtes Auftreten, verzichtet auf HipPop-Elemente und erinnert an vergangene Tage, ohne in gut gemeinten, aber peinlichen Pathos zu verfallen. Richtig geschmeidig auch das wunderbare „God Is Love“ mit Cappadonna und Killah Priest, das einen nachhaltigen Eindruck ausübt und schon mal positiv vermerkt wird.

Nach Ghostface und Cappadonna folgt GZA, der für „Stomp Da Roach“ in die Booth geholt wurde. Zwar überrascht hier weder GZA als Feature noch der Track selbst, aber es muss nicht immer alles nach dem neuesten Ding klingen um zu gefallen. Das leicht hektische, mit sachtem E-Gitarreneinsatz verzierte „Lipton“ kurz erwähnt, folgt mit „Coke“ ein weiteres Glanzlicht des Albums, bei dem Wu-Tang’ler Nummer Vier, Raekwon, in Erscheinung tritt und zusammen mit Slaine tatkräftige Unterstützung liefert.

Erwähnt werden sollte auch die schlicht „Wu-Tang“ betitelte Hymne für den Clan, bei der dann auch noch Method Man mitwirken darf, sowie das von Large Professor produzierte „New Classic“, bei welchem Large Pro zudem auch das Mikrofon in die Hand nimmt. Zu Schade, dass der Spaß nach zwei Minuten bereits ein Ende findet. Damit endet die elfte Anspielstation und der offizielle Part des Albums, was folgt sind drei als Bonus Tracks betitelte Remixe von „Stomp Da Roach“, „Dopium“ und „Hips“, die vom Elektro beeinflusst so gar nicht ins Bild von U-God passen, offene Hörer aber irgendwo auch mitreißen dürfte.

Abschließend lässt sich demnach sagen, dass „Dopium“ ein durchaus gutes Album wurde, welches sich fernab moderner Trends, die Bonus Tracks vielleicht einmal ausgenommen, bewegt und angenehm kantig ins Ohr geht. Etwas unverständlich nur, dass sich U-God lediglich zwei Mal ohne Gäste präsentiert, zumal er über ein wirksames Stimmorgan verfügt. Dafür gibt es von mir Abzug.
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Review ebenfalls zu finden auf RapSpot

Large Pro - Main Source




Nicht viele Produzenten/Rapper verfügen über einen echten Klassiker in ihrem Katalog. Einer der wenigen Glücklichen, die ein echtes Meisterwerk in ihrer Discografie aufweisen können ist Large Professor, der Anfang der 90er mit der Gruppe Main Source den Kritikerliebling „Breaking Atoms“ veröffentlichte und darauf auch einem gewissen Nasir Jones die erste namhafte Plattform bot auf dem Track „Live At The Barbeque“. Die Gruppe löste sich Mitte der Neunziger bereits wieder auf, Large Professor aber machte fleißig weiter, vornehmlich als Produzent für Größen wie Rakim, Diamond D oder eben Nas, dessen „Illmatic“ er maßgeblich mitgestaltete.

2008 dann ein neues Soloalbum, betitelt nach seiner einstigen Crew, die ihn erst zu dem hat werden lassen was er ist. Darauf enthalten sind vornehmlich zurückgelehnte Stücke, die das Flair der Neunziger einatmen und somit vor allem ältere Semester bedienen, die die damalige Zeit noch hautnah miterlebten. Mit Styles P oder AZ finden sich dann aber auch Namen auf der Feature-Liste, die auch in den Playlisten jüngerer Hörer auftauchen dürften.

Bestimmt wird das Album jedoch dennoch von der guten alten Zeit, dafür sorgen zum einen die Produktionen, zum anderen jedoch auch Large Pro Vortragsweise, die insgesamt etwas altbacken wirkt und große Überraschungen gänzlich vermissen lässt. Kein seltenes Phänomen, geht es um Recken aus den frühen Neunzigern, die auch heute noch Musik machen wollen.

Energie lässt sich aber auch mit dieser erprobten Formel auf den Silberling bannen, mehr sogar vielleicht noch, als es die Neuzeithelden mit ihren Reimfloskeln vermögen. Beste Beispiele seien hier „The Entrance“, das gleich steil geht und das knackige „Hot: Sizzling, Scorching, Torching, Blazing“, welches bei mir gleich den Status des persönlichen Highlights innehatte.

Wie das immer so ist mit Veröffentlichungen dieser Art, darf man natürlich kritisieren, dass solch ein altbackenes Rezept zum x-ten Male neu aufgewärmt nicht mehr richtig schmecken mag. Das ist auch etwas dran, aber als Ausgleich zum doch immer mehr oder minder gleichen Rap moderner Bauart taugt so was dann doch immer noch mehr als achtbar.

Mittwoch, 5. August 2009

Jai spricht: über Free Tracks

So, zwischen all den Reviews wird es mal Zeit, wieder ein paar Worte los zu werden. Dies ist in der Vergangenheit etwas arg zu kurz gekommen, was aber vor allem damit zusammenhängt, dass ich allein für Resurrection of Rap verantwortlich bin und man darf mir gerne glauben, dass es alles andere als einfach ist, die ganzen Rezensionsexemplare anzufragen bzw. im Anschluss darüber zu schreiben. Zumal das Privatleben bei aller Liebe natürlich nicht zu kurz kommen sollte, schon gar nicht, wenn sich mit dem Ganzen hier kein Geld verdienen lässt. ;)

Nachdem das also gesagt wäre, möchte ich mal das Thema Free Tracks anschneiden. Mittlerweile gibt es ja an so ziemlich jeder Ecke Free Tracks und an und für sich ist es natürlich echt eine feine Sache, so ein paar Tracks von bekannten Namen und dann auch noch völlig für lau. Gut, die meisten zahlen auch nicht fürs Album, wodurch zwischen Free Track und normalen Tracks fast kein Unterschied mehr besteht. Aber gut, das soll fürs Erste nicht das Thema sein, weiter also im Text.

Free Tracks sind also richtig schön und helfen mit, den MP3-Player regelmäßig mit neuer Musik zu füllen und bei der Menge an Tracks, die im Internet jeden Tag neu eingestellt werden, kann man das Sammeln von Free Tracks schon fast als vollwertiges Hobby ansehen, bei dem das Hören von herkömmlicher Musik, sprich regulären Alben oder Singles, schon mal zu kurz kommen kann.

Ich selbst bin in der Hinsicht wohl ein recht lahmarschiger, desinteressierter Sack. Statt jeden Tag zu checken was es so Neues gibt, spar ich mir den Stress und schaue höchstens mal alle paar Wochen in den Archiven einiger Seiten, was so auf die Internetgemeinde losgelassen wurde. Da lasse ich mich dann aber nicht lumpen und höre in jeden Track mal rein. Und genau hierbei musste ich eine erschreckende Feststellung machen im Bezug auf Free Tracks.

Ohne um den heißen Brei herum zu reden - geschätzte 80% der Stücke sind in meinen Ohren reinster Müll, für den ich in der Tat nur ungern Geld ausgeben würde. Ich will damit nicht die zahlreichen Seiten und Portale runtermachen, die diese Tracks anbieten, bitte nicht falsch verstehen. Aber was sich da so tummelt ist für meinen Gehörgang ernsthaft schädlich. Das ist schon reichlich seltsam, denn wer meinen Blog regelmäßig verfolgt, der wird wissen, dass ich so schnell nichts wirklich schlecht finde und an vielem noch etwas Gutes sehen kann.

In diesem Falle aber muss selbst ich von Krach sprechen und das ist tatsächlich das Wort, welches mir beim Hören der meisten Lieder als erstes in den Sinn kommt. Dabei möchte ich die Leistungen der Rapper mal ganz außen vor lassen und mich ganz den Beats hingeben, die mächtig laut sind und damit wohl all jene begeistern, die die Musik im Auto pumpen oder dort, wo möglichst viele andere mithören können. Mich reißt das aber ganz und gar nicht vom Hocker und das, obwohl ich spät zu Rap gekommen bin, zu einer Zeit also, als er schon längst nicht mehr nur nach klassischem Piano klang, sondern mächtige Synthie-Beats das Geschehen dominierten.

Synthesizer sind auch echt ne super Sache, ich kann das richtig gut heißen. Aber nicht wenn es so wenig inspiriert klingt wie bei heutigen "Umsonst-Liedern", die keinen Funken Melodie mehr in sich tragen, sondern nur laut knallen. Da frage ich mich doch, was man mit solchen Liedern bezwecken möchte? Eigentlich ja etwas Promo, um auf das kommende Album aufmerksam zu machen beispielsweise. Wenn ich einen eigentlich geschätzten Künstler dann jedoch auf einem ultra-seichten und austauschbaren Krawall-Beat höre, wie ihn auf Soundclick wohl jeder noch so unbekannte Produzent hinbekommen würde, wird mir ganz anders, so dass ich an der Qualität des bevorstehenden Werkes zu zweifeln beginne.

So kommt es, dass ich nach meiner ausgiebigen Tour ins Free Tracks-Archiv Unmengen Lieder gehört habe, wovon es letztlich gut 20 überhaupt erst in meine Playlist schaffen. Schließlich sind natürlich nicht alle Lieder kompletter Müll, aber die Quote zeigt doch, meinem Empfinden nach, klar in diese Richtung. Ob das der richtige Weg ist? Vermutlich schon, da ich bis heute kaum ähnliche Meinungen einholen konnte. Und damit wäre mein Beitrag somit umsonst - ebenso wie die Lieder, um die es hier geht.

Montag, 3. August 2009

Echte Musik - Kapitel Eins: Zeit für was Echtes




Echte Musik, das von Jonesmann ins Leben gerufene Label, ist unlängst eine feste Institution im deutschen Rap-Zirkel und fällt in Unterhaltungen über Rap aus der Stadt am Main immer öfter. Nachdem mit bisherigen Veröffentlichungen der auf Echte Musik vertretenen Künstler veritable Erfolge gefeiert werden konnten, steht nun mit „Kapitel Eins: Zeit für was Echtes“ etwas an, das fast schon obligatorisch zum guten Ton deutscher Rap-Labels gehört – der Label-Sampler.

Groß vorstellen brauch man dabei eigentlich niemanden groß. Jonesmann sollte jedem deutschen Rap-Hörer ein fester Begriff sein und auch Blaze sowie Yassir konnten sich im deutschsprachigen Raum einen Namen machen. Lediglich der Rapper Criz dürfte noch nicht allen bekannt sein, sowie der Offenbacher Haftbefehl, der erst vor kurzem in den Kreise der „Echte Musik“-Familie aufgenommen wurde. Diesen soll nun ganz besonders die Möglichkeit gegeben werden, sich der breiten Masse vorzustellen, zugleich soll aber auch das Camp als solches zeigen, welche Qualitäten es für sich beanspruchen kann.

Mit Produzenten wie Sti, Woroc, Benny Blanco und dem hauseigenen Instrumental-Bauer Lex Barkley dürfte zumindest hinsichtlich der musikalischen Untermalung nichts schief laufen. Dazu kommen prominente Gäste aus Rap-Deutschland (Olli Banjo, Manuellsen), die zusätzliche Abwechslung in den Sampler bringen, der durch die zahlreichen internen Zusammenfindungen und Solostücken ohnehin schon jegliche Langeweile am Straßenrand links liegen lässt.

Getreu dem Motto „Zeit für was Echtes“ bekommt man 19 Anspielstationen vorgelegt, die nicht selten offene und ehrliche Inhalte beherbergen, mehr zum Hinhören animieren und damit mehr Aussage haben als die nächste Battle-Abfahrt deines Lieblings-Punchlinespuckers. Erfreulich ist dabei die Tatsache, dass sich alle Mann in guter bis sehr guter Befassung auf „Kapitel Eins“ wieder finden, wobei besonders Blaze und Criz mit ihren Beiträgen hervorstechen können.

Positive Beispiele für die Qualität auf dem Sampler gibt es demnach also einge, etwa das unterhaltsame „Klappe Dicht“ von Jonesmann, bei dem neben Blaze auch noch ein wild um sich reimender Olli Banjo mitmischt oder das von Herbert Grönemeyer inspirierte „Mensch“ von Criz, der mit Jonesmann den Menschen, der hinter jedem Künstler steckt, in den Vordergrund stellt. Dabei wird besonders das Talent von Criz erkennbar, der zeigt, dass er zu weitaus mehr in der Lage ist, als bloße Straßenrap-Attitüde zu übernehmen.

Der inzwischen wohl nach langer Gefängnisstrafe wieder auf freien Füßen wandernde Yassir meldet sich mit „Es Ist Zeit“ und dem gelungenen „Schon Wieder“ zurück, das vom Beat her ein wenig an, nicht erschrecken, Celine Dions „A New Day Has Come“ erinnert, zurück und das unter die Haut gehende „Gott Ist Groß“ von Criz mit Feature-Support von Yassir, Manuellsen und Jonesmann ist deutscher Rap der gehaltvolleren Sorte. Gesteigert wird dies nur noch von „2 Wege“, das seinem Neffen gewidmete Lied von Jonesmann, der mit „Nur Ich“, mit Unterstützung von Blaze, auch den Schluss des Samplers markiert und gespannt macht auf sein für nächstes Jahr lose datiertes R&B-Album.

Fehlen noch die wenigen Minuspunkte des Samplers, um den geschriebenen Eindruck des Albums zu komplimentieren: „Hungrig Und Stur“, „Glaub An Den Herrn“ und „H.A.F.T.“, allesamt Songs mit Auftritten von Haftbefehl. Zwar ist vor allem ein „Glaub An Den Herrn“ mit Manuellsen als Back-Up keine schlechte Sache, doch irgendwie mag der Funke nicht überspringen. Neben der etwas altbacken wirkenden Straßenrap-Romantik ist es dabei vor allem Haftbefehls anstrengende Art zu reimen, die zumindest mir weitaus weniger gut gefällt als die Vortragsweise eines Blaze, Criz oder Jonesmann. Da dies aber zum einen Geschmackssache sein dürfte, zum anderen Haftbefehl gerade erst am Anfang seiner professionellen Rap-Laufbahn steht, kann man ansonsten von einem überaus gelungenen Sampler sprechen, der gespannt warten lässt auf neue Soloalben der einzelnen Künstler.

Grand Puba - RetroActive




Muss man noch groß Worte verlieren über den Werdegang von jemanden wie Grand Puba, dessen Anfänge bis in die späten Achtziger zurückreichen und der sowohl im Alleingang als auch als Teil von Brand Nubian seither seinen Part zum großen Ganzen, das wir alle als HipHop anerkennen, leistet? Eigentlich nicht, schon gar nicht, wenn eben dieser auch 2009 noch aktiv ist und Hörer weltweit mit seiner Musik erfreut. Jüngst geschah dies mit seinem vierten Soloalbum „RetroActive“, welches das inzwischen zur Mode gewordene „retro“ im Titel enthält und sich von der optischen Aufmachung her auch schwer auf das Jahr 2009 als Erscheinungsjahr datieren lässt.

Den Ton gibt jedoch immer noch die Musik selbst an, die hier vertreten durch dreizehn Anspielpunkte für ein kurzes, aber gelungenes Hörvergnügen sorgen soll. Und wenn das warm aus den Boxen kommende „I See Dead People“ erklingt, den Startschuss freigibt, Rell die gefühlvolle Hook besorgt und Puba mit Lord Jamar das Mic teilt, dann sieht alles so aus, als stünde einem hier eine relaxte Angelegenheit bevor. Also husch den Plastikschmuck in der Schatulle verstauen und statt der 3XL-Baggy doch mal in die locker sitzenden Badeshorts schlüpfen und der markanten Stimme Grand Pubas lauschen, wenn dieser „Hunny“ für die Ladies zum Besten gibt.

Was folgt sind entspannte, warme Stücke, deren Hören Spaß vermittelt, wodurch das positive Gefühl, das in dieser Platte steckt, nochmals unterstrichen wird. Eine Tiffini Davis als Feature auf „It Is What It Is“ braucht man dabei zwar eigentlich nicht wirklich, aber man nimmt es wie es kommt und hört unbekümmert weg, wenn diese zu ihrem schwach gesungenem Refrain bzw. Part anstimmt. Ähnliches wird sich wohl auch Grand Puba selbst gedacht haben und geht für „Get That Money“ und „How Long?“ ganz dem Motto „selbst ist der Mann“ nach und verzichtet auf jegliche Beihilfe.

Das war es dann aber auch schon mit der Solofahrt, jetzt folgen nur noch Tracks mit einem „feat.“ hinter dem Namen der Stücke. Diese leisten dann aber wenigstens ordentliche (Q-Tip auf „Good To Go“) bis sehr gute (Khadija Mohammad – „Cold Cold World“) Arbeit ab, wenngleich mir komplett unverständlich ist, wieso man „Same Old Drama“, welches Large Professor, der hier auch vokale Präsenz zeigt, tadellos produzierte, nach gerade einmal 90 Sekunden verstummt.

Fragende Gesichter wird es ebenfalls bei „Reality Check“ geben, bei dem es Spoken Word auf die Ohren gibt, aber nicht etwa von Grand Puba, der sich hier komplett still verhält, sondern von Sarah Martinez. Schlecht ist das Ganze zwar nicht, zumal die Instrumentalisierung durchaus gefällt, aber man vermisst dennoch Grand Puba und sein raues Stimmorgan. Sei es drum, das gelungene „Cold Cold World“ leitet dann das nahende Outro ein und nach einem Remix zum partytauglichen „This Joint Right Here“ mit der einstigen DJ-Ikone Kid Capri und den Brand Nubian-Kollegen Sadat X und Lord Jamar wird es still – „RetroActive“ ist durch und wartet darauf erneut gehört zu werden.

„RetroActive“ ist genau das Richtige für einen mauen Sommer, wie man ihn anno 2009 bislang erlebt, nimmt einen mit in die sonnigen Zeiten der goldenen Ära und setzt dabei auf Rap mit Herz. Innovation sucht man hier zwar naturgemäß vergebens, aber für eine nette, kurze Sommer-Platte reicht es dann doch. Abzüge gibt es von meiner Seite lediglich, wie in letzter Zeit (leider) so oft, aufgrund der Vielzahl an Features und der mageren Ausbeute an reinen Soloauftritten. Sonst passt hier soweit alles angenehm locker, daher: gut.
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Review ebenfalls zu finden auf RapSpot

Sonntag, 2. August 2009

Gleis4 - Phalanx




Die Phalanx, eine mittlerweile doch recht bekannte Schlachtformation, die dicht geschlossen auch schon in Filmen wie dem Spartaner-Gemetzel „300“ Verwendung fand. Eine Formation, bei der Zusammenhalt das A und O ist, damit die einzelnen Glieder sich gegenseitig stärken und dem Feinde keine Chance lassen. Nun erscheint unter gleichem Namen das dritte Album der aus Delitzsch, Sachsen, stammenden Crew Gleis4. Diese besteht aus Target, Arak, Self, Dresen, Kodak und 7ieben, die sowohl die Reime besorgen, als auch die Beats basteln und den beiden Vollzeit-Rappern EMZ und The Finn.

Gemeinsam schuf man 19 Stücke, die dem Begriff der Phalanx durchaus gerecht und schon vom schönen Cover eingeleitet werden, dass im Stile der alten Schule in Form eines gelungenen Graffitis daherkommt. Die alte Schule scheint hier ohnehin allgegenwärtig, denn das was Gleis4 hier veranstalten, kann man ohne weiteres als rohen Entwurf von Rap sehen, der mit aus diversen Samples gebastelten Beats den Charme vergangener Tage versprüht. Und während die Beats im klassischen Gewand ihr Ding durchziehen, rappt das sächsische Oktett akzentfrei in bester Battlemanier um die Wette und greift sich so, gemäß der Phalanx, gegenseitig unter die Arme. Unterstützung gibt es von Main Moe und dem aus den Staaten kommenden Harsh Reality, mit dessen Hilfe dann sogleich auch einer der besseren Tracks des Albums entstand – „Hip Hop fühlen…“. Viel mehr gibt es leider nicht zu berichten, womit dann auch gleich klar wird, wo der Hauptkritikpunkt der Platte zu suchen ist – die Tristesse, die einen überkommt, wenn man nach dem x-ten Battletrack etwas ernüchternd feststellen muss, dass hier sonst nicht viel weiter passiert. Klar, ein „Kampf ohne Waffen“ gefällt und wirft einen zurück in die schnörkellose Zeit und die Jungs von Gleis4 können auch was, nur auf Albumlänge wünscht man sich dann doch etwas mehr Abwechslung, zumal man mit dem „Back In The Days“-Sound wohl lediglich die Heads anspricht, jüngere Semester werden dankend ablehnen und sich moderneren Formen von Rap widmen.

Fazit: Wer auch 2009 noch auf der Suche nach rohem, stramm nach vorne gehenden Rap ist und den Battlerap nach wie vor das Höchste ist, der wird mit „Phalanx“ seine Freude haben. Ansonsten aber wird das Album nicht allzu viele Hörer hinter dem Ofen hervorholen. Für Nostalgiker und Heads.
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Review wurde auch Rappers-Guide zur Verfügung gestellt und findet sich dort in gleicher Form wieder.

Grandmaster Flash - The Bridge




Was soll man davon halten, wenn Legenden und Pioniere des Hip Hop nach Jahren der Abstinenz beschließen, wieder mit musikalischen Ergebnissen um die Ecke zu kommen? Soll man sich darüber freuen, in der Hoffnung klassischen Rap der guten alten Zeit serviert zu bekommen von jemandem, der die wahren Großtaten selbst miterlebt und geprägt hat? Oder soll man dafür beten, dass die angekündigten Alben niemals erscheinen, da sie ja doch ohnehin nur am Ikonen-Status der Großtäter kratzen können, ganz egal wie gut oder schlecht die neuen künstlerischen Ergüsse auch sein mögen?

Eine Frage, die wohl auch Grandmaster Flash nicht beantworten wird können, zumindest nicht mit seinem Album „The Bridge“, welches Anfang diesen Jahres erschien – weit über 25 Jahre nachdem „The Message“ aus den Boxen dröhnte! Umso erstaunlicher ist es da, was für Gäste sich der gealterte Mann an Bord geholt hat. Da finden sich alte Weggefährte wie DJ Kool oder Big Daddy Kane ebenso wieder wie Busta Rhymes, Snoop Dogg und Q-Tip und selbst das Hier und Jetzt wird bedient mit Red Café.

Die Hauptrolle spielt aber nach wie vor die Musik und die kommt längst nicht so altbacken daher, wie man das auf den ersten Blick hin vielleicht meinen würde. Klar, Q-Tip auf „Shine All Day“ ist keine Revolution und der Track lässt sich rein vom Hören nur schwer auf 2009 datieren. Ebenso Busta Rhymes’ Part auf „Bounce Back“, das reduziert piepsend nichts grundlegend Neues liefert. Aber da hat man doch schon weitaus trockenere Mahlzeiten serviert bekommen.

Der Funk kommt ebenfalls nicht zu kurz und findet sich vor allem in den DJ-Tracks “Tribute To The Breakdancer” und “Here Comes My DJ”, letzteres mit Unterstützung von DJ Kool, der mal wieder ordentlich Radau macht mit Hilfe mit seinem markanten Stimmorgan. Der Lehrmeister KRS-One darf dann Mutmaßungen anstellen, was denn wäre, hätte es Hip Hop niemals gegeben („What If“), während Big Daddy Kane die Sache ganz zurückgelehnt auf „When I Get There“ angeht.

Zwar hält man mit „The Bridge“ keine Offenbarung in den Händen, aber dennoch einige annehmbare Stücke, die klar gehen. Es ist eines dieser Alben, die man hören kann, aber nicht gehört haben muss. Ein Stück Musik, das wohl längst nicht die Langlebigkeit älterer Veröffentlichungen es Grandmasters aufweisen wird, dafür aber auch nicht krampfhaft versucht nach alter Schule zu klingen. Geschmackssache.