Sonntag, 24. April 2011

Fler - Airmax Muzik 2




Fler gehört zu jener Art Rapper in Deutschland, über die man viele Meinungen haben kann, die jedoch in der Chronik deutschen Sprechgesanges auf keinen Fall unerwähnt bleiben sollten. Als kongenialer Partner Bushidos mit „CCN“ einen echten Klassiker hin gezaubert, mit Aggro Berlin das gesamte Geschehen geprägt und derart verändert, dass es schlicht unverfroren wäre, ihn zu übergehen. Mit Album Nummer sechs darf er sich nunmehr auch zu den etablierten Künstlern zählen, die der Musik bis heute – trotz einiger Abwandlungen im persönlichen Stil - treu geblieben sind. Und das will in Zeiten, in welchen ein Groß der Künstler kaum mehr mit Musik über die Runden kommt, schon was heißen.

„Airmax Muzik 2“ also, dass sind sechzehn Stücke (bei der Premium Edition achtzehn) mit überschaubarem Feature-Einsatz, so dass man zur Abwechslung von einem waschechten Soloalbum sprechen kann. Lediglich der dieser Tage sehr umtriebige Silla, MoTrip und Shizoe sind mit von der Partie, überlassen Fler ansonsten jedoch die Bühne, die dieser nur allzu gut kennt. Widmen wir uns also einmal den erten drei Anspielpunkten, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen: zwei Tracks, die mit gezielten Seitenhieben in Richtung Farid Bang gehen und ein „Neue Ära“ betiteltes Stück, dass jedoch alles andere als neu wirkt, zumindest aber auf instrumentaler Ebene eine solide Zwei ins Zwischenzeugnis eingetragen bekommt.

Ohne es zu wissen, hat man nun bereits die tragenden Bestandteile von „Airmax Muzik 2“ ausfindig gemacht, denn genau das, was man in den ersten Minuten aufs Ohr bekommt, gibt es auch im Laufe der nächsten Stücke. „Ich Und Keine Maske Flavour“ lässt bereits im Titel erahnen, in welche Richtung es geht und mit „Autopsie“ geht es wenig später gegen Kollegah und Farid Bang. Ergänzt wird dieser maue Eindruck durch ein recht belangloses „Du Wirst Gebangt“, welches seinen Weg auf die Smartphones der Jugendlichen finden, bei älteren Konsumenten jedoch eher untergehen wird. Soweit erst einmal die deutliche, aber keinesfalls unangebrachte Aufzählung der weniger gelungenen Dinge.

Natürlich hat auch „AM2“ seine Momente. „Polosport Massenmord“ etwa, ein von Orgel und vertrauten Zitaten aus der Vergangenheit angereicherter Titel, der ebenso gut gefällt wie „Kein Fan Davon“, beide Male mit freundlicher Unterstützung von MoTrip und Silla. Das Rad wird hier nicht neu erfunden, der Unterhaltungsfaktor liegt jedoch vergleichsweise hoch. Dann wäre da noch „Du Machst Das Ich Atme“. Grammatikalisch fragwürdig betitelt, wirkt es zwar berechenbar (der obligatorische Track für die Damenwelt), birgt im ordentlichen Beat und mit dem Kernthema Liebe dennoch etwas Abwechslung wie auch das angenehm tief blickende „Mama Ist Nich Stolz Auf Mich“ der Premium Edition.

Insgesamt gestaltet sich das Album eher durchschnittlich. Wer Neues erwartet, wird enttäuscht sein und weiterhin auf Flers Musik verzichten, wer dagegen seit jeher Gefallen an seinem Schaffen findet, wird durchaus sehr zufrieden sein. Wirklich relevant wirkt hier jedoch kaum Etwas und das kann für einen Namen wie Fler, der wie erwähnt einiges erreicht hat, eigentlich nicht das Ziel seines Schaffens sein. Durchschnittliches Album mit überschaubarem Entwicklungscharakter. Schade, aber so wirklich unverhofft kam das alles letzten Endes nicht. Alles wie gehabt, möchte man meinen. Vielleicht beim nächsten Mal.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Classified - Handshakes And Middlefingers




Wer Rap liebt, der liebt auch die Extremen. Zumindest scheint es auf den ersten Blick so. Da hätten wir die viel diskutierte Welt des Mainstream-Raps, der geradezu für Airplay prädestiniert scheint. Und das größtenteils unerforschte, staubige Land des Unterground-Raps, welches in vielerlei Hinsicht reizvoll wirkt. Dazwischen tummelt sich selbstverständlich noch so einiges mehr, zu beachtet für den Untergrund, zu wenig auf den Schirmen der Hörer für Mainstream. Schwierig, dafür jetzt eine eigene Schublade zu kreieren. Weil Schublade aber ohnehin dämlich sind, wird nun mit Classified einfach ein passendes Beispiel für die eben angesprochene Grauzone aufgeführt.

Classified stammt aus Kanada, konnte bereits mit seinem letzten Album auch in Deutschland einige Aufmerksamkeit auf sich lenken und gehört in seiner Heimat zur Speerspitze der Rapper, was sich nicht zuletzt auch in Erfolgen wieder spiegelt. Weshalb er trotz nunmehr 13 Alben bei uns immer noch mehr als Geheimtipp denn als sichere Bank für gute Musik gilt, ist ein ungeklärtes Rätsel. Fakt ist, Classified beherrscht das Mikro souverän und zieht auch sämtliche Fäden im Hintergrund. Sprich, er erweist sich vor allem immer wieder als hervorragender Produzent, der besser wie jeder andere weiß, in welche musikalische Richtung er gehen möchte.

Ob entspanntes, gut gelauntes Instrumental, das als Unterlage für von Weed beeinflusste und über selbiges handelnde Lyrics („High Maintenance“) herhält oder ein dem typischen Rocky-Soundtrack annähernder Track wie es „Danger Bay“ geworden ist, alles wirkt ordentlich und aufgeräumt. Auch das Zusammenspiel mit Joe Budden auf „Unusual“ glänzt durch schönes Zusammenspiel, dieses Mal jedoch ohne Bezug zum Beat. Wie sich diese beiden die Bälle verbal zuwerfen, hat durchaus seinen Charme und sorgt für Pluspunkte auf dem Haben-Konto.

Interessant ist der Titel „They Don’t Know“ mit Mic Boyd und White Mig als Gäste. Hier wird besonders schön mit den Schlagwörtern ‘Untergrund’ und ‘Mainstream’ gespielt, entpuppt sich jener Track doch als optimal abgestimmter Mix aus beiden Welten und fühlt sich dabei in keinster Weise gewollt bzw. gezwungen an. Da verzeiht man dann auch mal Fehler bei der Auswahl der Singles, da „That Ain’t Classy“ zwar kein schlechter, im Vergleich zum Großteil des übrigen Albums jedoch auch kaum mehr als ein durchschnittlicher Song ist, der die Qualität von „Handshakes & Middlefingers“ nur begrenzt wiedergibt.

Als aufmerksamer Zuhörer ist man bei Classified immer wieder hin- und hergerissen – im positiven Sinne. Feiert man ihn nun für seine mehr als saubere Arbeit als Rapper oder aber für seine teils fabelhaften Produktionen (weitere Beispiele: „Maybe It’s Just Me“ mit Brother Ali, „The Hangover“)? Am Besten ist es, man nimmt beides mit Freuden an, findet ein paar lobende Worte für „Handshakes & Middlefingers“ und sorgt so vielleicht dafür, dass Classified auch hierzulande allmählich die Reputation zukommt, die er mit seinem Fleiß und seinem bisherigen Schaffen ohne jede Frage verdient hat.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Samstag, 23. April 2011

Friendly Fire - Part 2

So, liebe Freunde. Nachdem Teil 1 einen Ausflug ins elektronische Gefilde bot, begibt sich Teil zwei in die nahrhaften Gefilde des souligen Instrumental-Dschungels. Ein Ort an dem Samples noch Bestand haben und Liebe zur Sache nicht in Worten sondern Klängen ausgedruckt wird. Genau hier fühlt sich mein guter Freund lowbudgit wohl, den man im Auge behalten sollte, denn da kommt noch Vielversprechendes auf uns zu. Und da man bekanntlich viel reden kann, letztlich aber nur Taten Bestand haben, lassen wir wieder einmal die Musik für sich sprechen:



Sonntag, 17. April 2011

Mad Management - Mad Management




Wer kennt sie nicht, diese Tage, an welchen man irgendwie keinen Zugang zur Musik herstellen kann. Man hört sich quer durch die eigene Musiksammlung, aber so wirklich gefallen mag einem in diesen Momenten nichts. Fast nichts. Denn die beiden Magdeburger Miq Oh Max und Fresh Face, gemeinsam als Mad Management unterwegs, haben kürzlich ihr gleichnamiges Debütalbum veröffentlicht, welches nun die Wege in die Soundsysteme dieser Welt findet. Und man wird mitunter sehr schnell erstaunt sein, wie schnell die eigentlich liebgewonnene Musik wieder wahrgenommen wird.

Dabei sollte man wissen, dass Rap insgesamt als unglaublich varianten- wie abwechslungsreich angesehen werden darf. Da finden sich humorvolle Noch-Studenten, draufgängerische Schulabbrecher, nostalgische Rucksackträger,…doch nur selten schafft es ein und der selbe Künstler, sich auf mehreren Stilrichtungen zu etablieren. Dem Witze reißenden Clown nimmt man keine Punchline ab, dem Kokain-König keinen noch so erzwungenen Witz und so weiter. Hier kommt Mad Management ins Spiel, die zu jenen wenigen Ausnahmen gehören, die im einen Augenblick ordentlich auf die Zwölf geben, nur um im nächsten Moment ein Lächeln ins Gesicht des Hörer zu zaubern.

Dies alles geschieht stets mit einer sympathischen Portion Asozialität, was in diesem Kontext ausschließlich als Kompliment zu verstehen ist. So entstanden Tracks wie das gelungene „Alles Abfuck“, welches von einem wunderbar verschrobenen Beat geleitet wird, der perfekt zum Kern des Stückes passt. Oder aber „Plusmacher“, ein charmant eingebildeter Ego-Trip mit zwei Burschen, die man nur schwer nicht sympathisch finden kann und die unterhalten, ohne den Bogen mit allzu überzogenem Auftreten zu überspannen. Die Mischung macht es, wie so oft, eben aus und hier wurde ein gutes Mittelmaß gefunden.

Klasse auch der Beat von „Komm Fit“ sowie die Performance der Beiden auf „Famebitch“, wenn die Pornolines ausgepackt werden und der Exkurs ins Vulgäre betrieben wird. Kann man schon mal machen, zumal Mad Management den Umgang mit Worten beherrschen. Zum Teil wird in rasanter Geschwindigkeit eine Reimstafette nach der anderen zelebriert, Line an Line, dass einem schwindlig werden kann. Dabei noch gute Sprüche und Vergleiche mit einzubauen, zeugt von Talent und so kann gibt es auch hier nichts zu meckern.

Dass die ganz großen Über-Tracks ausbleiben, kann man als Manko werten oder aber die qualitative, recht hohe, Geschlossenheit des Albums in den Vordergrund rücken. In jedem Falle kann man „Mad Management“ ein überwiegend lobendes Zeugnis ausstellen und sich an der Musik erfreuen. Da stört dann auch die vergleichsweise kurze Spielzeit keine tragende Rolle, hört man sich alles eben noch ein weiteres Mal an, tut dem Hörspaß zumindest keinen Abbruch. Respektabler Einstand.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

PA Sports - Streben Nach Glück




PA Sports, bekannt als eine Hälfte von SAW, veröffentlichte mit „Streben Nach Glück“ Anfang März ein achtzehn Stücke umfassendes Soloalbum, das zumindest auf den ersten Blick wenig aufregend erscheint. Das Cover wirkt wenig kreativ und zielt in die ‘Ghetto-Melancholie’-Schublade, in der sich schon so viele Alben wiederfanden. Dagegen sprechen Features von Blockchef Silla und Tua, doch so richtig hohe Erwartungen hat man, zunächst jedenfalls, nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden und gerade im Bereich der Musik gibt es bisweilen Überraschungen gerade dort, wo man sie eben nicht erwartet, positiv wie negativ.

Und siehe da, ein hübscher Piano-Beat und erste, nachdenkliche Zeilen im gemeinsam mit Moe Phoenix vorgetragenen „Intro“ lassen erste Hoffnungssprossen keimen, dass es sich nicht um den üblichen Klatsch handelt. Direkt daran knüpft auch „Alleingang“ und ganz besonders „Mein Bilderbuch“ an. Hier beschreibt PA in sehr bildlicher Sprache seine Stadt und Eindrücke und zieht den Hörer damit in seinen Bann. So ist man nach der Anfangsphase überaus positiv überrascht, PA Sports rappt auf adäquatem Niveau, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Größtenteils persönlich und grüblerisch, hier und da aber natürlich immer auch mit der nötigen Ecke und Kante.

„Dank Dir“ bildet da keine Ausnahme und wenn selbst Tua auf „Ich Hasse Dich“ für ein Feature vorbeischaut, dann werden bereits Ansprüche hinsichtlich Qualität gestellt, die die Ruhrpott-Reutlingen-Kombo jedoch geradezu spielend erfüllen. Überhaupt birgt der mittlere Teil des Albums, der vor allem Frauen zum Thema nimmt, viel Unterhaltungspotenzial und lässt die anfängliche Skepsis unbegründet. Die Tracklist hat hingegen nicht zu viel versprochen, so dass auch das Silla-Gastspiel auf „Zeitmaschine“ mit zum Besten gehört, was man auf „Streben Nach Glück“ auf die Ohren bekommt.

Somit kommt man sich am Ende der Veranstaltung doch tatsächlich ein klein wenig schuldig vor, zunächst so wenig von PA Sports Album gehalten zu haben. Das Rad wird hier zwar naturgemäß nicht neu erfunden und wie langlebig das Ganze ist, bleibt abzuwarten, doch bleibt zu vermerken, dass der gute Mann seiner Linie treu bleibt und konsequent durchzieht. Diese muss man nicht zwingend mögen, aber spricht in jedem Falle für das Album und Sports und sollte doch zumindest für ein kurzes Reinhören reichen.

„Das Streben Nach Glück“ - kein epochales Meisterwerk für die Ewigkeit, aber ein durchweg sehr angenehm hörbares Album mit guten Texten, einem soliden Rapper und ebenso brauchbaren Instrumentalen. Das reicht nicht, um sich an die Spitze des Spiels zu heben, aber zur ohnehin längst vorhandenen Fan-Gemeinde wird sich mit Sicherheit der ein oder andere Neuling hinzugesellen. Was, unabhängig der Verkaufszahlen, als respektabler Erfolg zu werten sein dürfte. Positive Überraschung? Kann man so sagen.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Samstag, 16. April 2011

Friendly Fire - Part 1

Mit musikalisch engagierten Freunden im Umfeld gesegnet, werde ich künftig unter dem Label "Friendly Fire" Projekte von eben diesen veröffentlichen. Dabei wird es sich nicht ausschließlich um Rap handeln, sondern - um den Horizont stetig zu erweitern - auch um House oder ähnliches.

Den Anfang macht dann auch gleich mal ein guter Freund, der sich vornehmlich, aber nicht ausschließlich, House widmet. Dieser hat erst kürzlich ein neues Tape fertiggestellt mit jeder Menge Musik, perfekt für die Anfahrt zur nächsten Party-Location oder ähnliches. Da ich nicht allzu viel Durchblick in dieser Richtung habe, möchte ich auch gar nicht weiter schreiben, sondern die Musik für sich sprechen lassen:

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Donnerstag, 7. April 2011

Looptroop Rockers - Professional Dreamers




Skandinavien, bekannt für viele erfolgreiche Wintersport-Athleten, hat seit geraumer Zeit seine Finger im Rap-Spiel. Zwar dürften nur die wenigsten Namen hierzulande bekannt sein, doch es gibt sie. Da wäre natürlich Madcon aus Norwegen, die jüngst in aller Munde bzw. Ohren waren und für nicht Wenige mehr Pop als Rap sind. Und natürlich Looptroop aus Schweden, die seit über 10 Jahren für gut gemachte Rapmusik stehen und seit einigen Jahren unter dem Namen Looptroop Rockers agieren. Nach ihrem letzten Album „Good Things“, welches mittlerweile wieder gut 3 Jahre zurück liegt, erscheint dieser Tage mit „Professional Dreamers“ das inzwischen fünfte Album. Dieses Mal wieder mit CosM.I.C , der nach seinem zwischenzeitlichen Ausstieg erneut den Status eines offiziellen Mitgliedes genießt.

Professionelle Träumer also, ein Titel, der schlüssig scheint, hatte es doch seit jeher den Anschein, als würden sich die werten Herren in den weiten Welten ihrer selbst erschaffenen Sphären verlieren, was in diesem Kontext als Kompliment zu verstehen ist. Besonders die leicht melancholische Ader, die den Produktionen innewohnte, nahm man dabei gerne zur Kenntnis, so dass man sich auch auf vorliegendem Langspieler wieder an stimmungsvollen Beatgerüsten versuchte. So eröffnet „Don't Wanna Wake Up“ das Schauspiel äußerst interessant. Auf der einen Seite dem Albumtitel gerecht werdend verträumt, auf der anderen Seite zugleich flott, eröffnet sich dem Hörer ein unerwartet facettenreiches Instrumental.

Womit bereits angekündigt wird, was in der Folge noch so passiert. Stimmlich ohnehin abwechslungsreich (alleine Promoe, wohl bekannteste Mitglied, hebt sich wohlwollend hervor), versteht man es, langsam treibende Lieder wie „The Music Sounds Better At Night“ und „Sweep Me Away“ mit schnelleren Gegenparts zu mischen. „Do“ mit Gnucci Banana als Feature soll hier mit seiner impulsiven, fast schon hektischen, Art als Paradebeispiel für die temporeichere Facette von „Professional Dreamers“ herhalten. Das wirkt alles insgesamt stimmig und liebevoll, zugleich auch interessant und fesselnd. Man könnte an dieser Stelle sagen, die Looptroop Rockers haben die perfekte Harmonie für entspannte, mit Musik ausgefüllte, Minuten gefunden.

Dass nicht alles durchweg frei von Kritik bleibt, versteht sich fast von selbst. Das direkt an das gelungene „Sweep Me Away“ anknüpfende „Blow Me Away“ ist etwa nun nicht gerade das, was man als echtes Highlight bezeichnen möchte und auch der Titeltrack, der auch als erste Single fungiert, eignet sich eher für kurzweiliges Hörvergnügen. Da das jedoch nur unwesentliche Schönheitsfehler sind, über die man gerne hinwegsieht/hört und man im Gegenzug so klasse Stücke wie „Darkness“ erhält, fallen diese kaum ins Gewicht.

Am Ende des Tages überwiegt der als positiv vermerkte Eindruck deutlich und gibt demnach kaum Anlass zu echter Kritik. Sicher, wer schon früher nichts mit den Jungs aus Schweden anfangen konnte, weil er sich eher mit den klischeehaften Blondinen selbigen Landes auseinandersetzte, wird auch mit „Professional Dreamers“ warm werden. Der Rest allerdings sollte sich durchaus die Mühe machen und rein hören, es könnte sich lohnen. Und mal ehrlich, wer von uns fühlt sich nicht zum professionellen Träumer berufen?

Sonntag, 3. April 2011

Pharoahe Monch - W.A.R. (We Are Renegades)




Man darf wohl behaupten, dass es kaum Künstlernamen gibt, die ähnlich viel Fehlschreibepotenzial bieten, wie der von Troy Jamerson. Aus Queens, NY, kommend, gelang es ihm an der Seite von Prince Poetry unter dem Namen Organized Konfusion, sich einen Namen zu machen, den er im Anschluss als Solokünstler weiter in die Welt hinaustrug, was bis dato zu zwei Soloalben reichte. Recht wenig, bedenkt man die viele Zeit, die allein zwischen „Internal Affairs“ und „Desire“ vergangen ist. Und doch umgibt diesen Kerl eine ganz besondere Aura, die vom brillant aufdrehenden Texter, der sich labyrinthähnliche Reime ausdenkt, denen man oft als bloßer Zuhörer kaum mehr nachkommen kann. Zeit, dieses auf seinem dritten, über Duck Down erscheinendem, Album ein weiteres Mal unter Beweis zu stellen.

Voll motiviert macht sich der gute Mann ans Werk und belegt schon auf „Calculated Amalgamation“ seine außerordentlichen Fähigkeiten am Mic, während Exile sein Talent als Produzent für „Evolve“ ins Spiel bringt. Im darauf folgenden Titeltrack greift Immortal Technique ein. Ein starker Song mit etwas rockigen Seiten, die zum Ende hin leider ein wenig über das Ziel hinausschießen. E-Gitarrensolos müssen nun wirklich nicht sein. Aber gut, dafür entschädigt wiederum das als Videoauskopplung bekannte „Clap (One Day)“ noch immer wie beim ersten Hören. Nicht umsonst hat sich mit M-Phazes kein gänzlich Unbekannter dem Track angenommen.

So richtig geschmeidig wird es, wenn Phonte’ und Styles P „Black Hand Side“ veredeln. Dass die Chemie zwischen Pharoahe und Styles stimmt, weiß man nicht erst seit gestern, doch es ist immer wieder erstaunlich zu hören, wie harmonisch bis schön Rapmusik bisweilen sein kann. Ein Geschoss vor dem Herrn ist auch „Let My People Go“, ein großer Titel, dem die Instrumentalisierung mit ordentlich Soul und Orgelklängen nachkommt. Einzig die verbale, ungehemmte Energie eines „Right Here“ wird stellenweise etwas vermisst, alles wirkt – bei aller inhaltlichen Parolen – gehemmter.

Im Gegenzug begeistern die ausgeklügelten Szenarien, in denen die Texte bisweilen spielen. Auf „The Hitman“ folgt etwa nachvollziehend „Assassins“ und damit einher gehen die Gastspiele von Jean Grae und Schlachtmeister Royce Da 5′9”. Besonders Letzterer legt einen großartigen Auftritt hin, der das Kopfkino in Schwung bringt. Zum Schluss hin gibt es noch einmal ordentlich Gitarre auf die Ohren, dieses Mal mit Citizen Cope. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass „The Grand Illusion (Circa 1973)“ ohne übertriebene Solo-Gänge auskommt und dadurch insgesamt runder wirkt, als das eingangs erwähnte Stück.

„W.A.R.“ ist kein Meilenstein und lebt in erster Linie von Pharoahe Monchs großartiger Stimme und der Stimmung, die die Tracks bisweilen kreieren. Einen richtigen Höhepunkt gibt es nicht, dafür aber allerlei überdurchschnittliche Titel, die man als großes Ganzes einfach gerne hört und das mit Freuden auch mehrmals. Das spricht für ein eher verhaltenes Resümee im Hier und Jetzt, aber auch für ein mögliches, hohes Haltbarkeitsdatum des Albums, womit es sich zu den beiden Vorgängern gesellen darf, die äußerst langsam und mit sehr viel Würde altern. Alles in allem ist also alles gut, so wie man es von Pharoahe Monch irgendwie ja auch gewohnt ist.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Farid Bang - Banger Leben Kürzer




Es hat bewusst lange gedauert, ehe die Rezension zu Farid Bangs neuem Album in Angriff genommen wurde. Denn Farid Bang polarisiert, man liebt oder hasst ihn, hat selten keine Meinung über ihn und auch an Rezensenten geht so manches Gerede nicht einfach vorbei. Um demnach Einflüsse von außen konsequent zu unterbinden, nun mit etwas Abstand die Besprechung von „Banger Leben Kürzer“, dem Nachfolger des doch eher mittelprächtigem „Asphalt Massaka 2“ und damit Farids drittes Soloalbum. Dieses Mal mit von der Partie sind unter anderem Afrob, Haftbefehl und Fard, die während der fünfzehn Stücke mit ins Geschehen eingreifen – ausschließlich verbal natürlich.

Den Anfang machen ein paar lockere, gut sitzende Sprüche, die zu diesem frühen Zeitpunkt noch Lust und Laune machen, auf das weitere einstimmen. Nämlich das sehr solide „Du Fils De Pute“ mit Raf Camora und zwei erstaunlich atmosphärische Tracks, die über das übliche Battle-Gehabe hinausreichen. „3 Mal Im Leben“ und „Teufelskreis“ sind Momente, in denen dem Hörer bewusst wird, dass Farid Bang kein schlechter Rapper ist und mehr kann, als nur prahlen, wenn er denn nur will. Das scheint er jedoch nur in begrenztem Umfang zu wollen, spricht „Bitte Spitte 5000“ doch eine deutliche Sprache. Da fühlt er sich wohl, dafür kennt man ihn und in überschaubaren Mengen ist das auch unterhaltsam, zumal die musikalische Begleitung ebenfalls stimmt.

Sehr sauber auch das Aufeinandertreffen von Farid, Habesha (BTM Squad) und Offenbachs Abrissstimme Haftbefehl auf „Ein Stich Genügt“. Dann jedoch folgt der erste fragwürdige Moment eines bis dahin durchaus sehr gutem Album, der Titeltrack. Gut, schon der Titel lässt erahnen, in welche Richtung es geht, doch ein ganzes Album, welches aus 15 Stücken besteht, nach einem einzig großen Disstrack zu benennen, ist doch etwas zu viel des Guten. Denn genau das ist „Banger Leben Kürzer“ im Wesentlichen, ein Diss in Richtung Ex-Maskenmann sido. Wie man das nun finden soll, muss jedoch für sich entscheiden, soll aber nicht weiter aufhalten als nötig. Denn nur einen Track später darf man der tollen Drei-Mann-Konstellation aus Afrob, Eko Fresh und Herrn Bang ein Lob aussprechen.

Es folgt das überraschend gelungene Schlussdrittel, in welchem sich vor allem drei Tracks positiv hervorheben können. „Mensch“ ist wieder einer dieser Titel, die gar mit einem Hauch von handfestem Inhalt um die Ecke kommen. Wohingegen „Willkommen Auf Der Kö“ und „Dreh Die Zeit Zurück“ zwei freudig pumpende Dinger sind, bei welchen vor allem auf die starken Beats hingewiesen sollte. Lediglich „König Der Nacht“ mit Ramsi Aliani ist, vor allem in der Hook, etwas zu bieder geraten und man fühlt sich unweigerlich an Ekos „Königin Der Nacht“ erinnert.

Überfliegt man nun Pro und Contra, wird man als objektiver Zuhörer eingestehen, dass durchaus einiges an lobenswerten Aspekten zusammengekommen ist und vor allem im Vergleich zum letzten Album weit weniger anzukreiden ist. Es wird noch immer verbal um sich geschlagen, so dass stets klar ist, wem man hier zuhört. Nur gibt es dazwischen auch einige weiter reichende Stücke, sowie zum Großteil gefallende Instrumentale, die ihr übriges tun, um das Album auf einen über dem Durchschnitt liegenden Platz zu heben, der so nun nicht unbedingt vorhersehbar war. Zwischen übereifrig jubelnden Anhängern und wenig konstruktiv vorgehenden ‘Hatern’ liegt die Wahrheit demnach vermutlich irgendwo dazwischen. Vermutlich.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de