Freitag, 30. September 2011

Aktuelle Info + Review zu Inflabluntahz' "Ungeschnittene Seele"

Liebe Rap-Freunde,

es ist der neuen Frau in meinem Leben geschuldet, weshalb derzeit hier solch gähnende Leere herrscht. Man möge es mir verzeihen, es kommt bestimmt bald wieder Neues. Um die Zeit bis dahin etwas zu verkürzen, eine ältere Review, die aus organisatorischen Gründen nie das Licht der Welt erblickte...bis jetzt:



Die Inflabluntahz, die nicht mehr ganz so heimlichen Kritikerlieblinge der Deutschrap-Küche. Irgendwo zwischen Curse und den skizzenhaften Textfragmenten deines Nachbarn, rein vom Bekanntheitsgrad her betrachtet, angesiedelt, kocht Rapper Franksta gemeinsam mit seinem langjährigen Kompagnon Nicoist seit gefühlten Dekaden schon sein eigenes Süppchen. Rustikal bodenständig wie Muttis Kartoffelsuppe und handwerklich einwandfrei wie ein Abendessen bei Johann Lafer. Damit jedoch genug der Exkursion ins Kulinarische und der Blick zurück aufs Wesentliche. „Ungeschnittene Seele“ ist das erste Best-Of-Album des bergischen Duos und zugleich die erste Veröffentlichung auf Vinyl.

Wer um die hohe Qualitätsdichte der Inflabluntahz weiß, der wird sich ausmalen können, dass es kein Leichtes gewesen sein kann, sich auf eine Hand voll Stücke beschränken zu müssen. Doch im Gegensatz zu manch anderem, zu Unrecht Best-Of betitelten Album, macht es den Anschein, als habe man es mit „Ungeschnitte Seele“ tatsächlich geschafft, das bisherige Schaffen auf eine Scheibe schwarzes Gold festzuhalten, ohne dabei Wesentliches außer Acht zu lassen. Gut, kein Stück vom Erstling „Berg zum Propheten“ findet sich hier wieder, man muss jedoch auch fairerweise anmerken, dass gerade auf den anderen beiden Veröffentlichungen („Director's Cut“ und „Segen & Fluch“) die gewichtigeren Songs zu finden sind.

Da wären schon zu Beginn gleich zwei inhaltlich unglaublich starke und unter die Haut gehenden Tracks, die schon beim ersten Hören unter die Haut gingen und es noch immer schaffen, dass man sich in Gedanken verliert. „Wahrscheinlich Das Beste“, auf welchem sich Franksta frei von Kitsch der Liebe widmet und die rosarote Brille beiseite lässt. Sowie das tragisch gedichtete Piano-Schauspiel auf „4 Minuten (Psy 4 Mix)“, welches wohl zugleich als Paradebeispiel für Frankstas außergewöhnliche Fähigkeiten als Rapper dient. Astreines Storytelling auf Deutsch, gepaart mit schmackhaften, auf melancholisch getrimmten Beat – so kennt man das, so liebt man das.

Im Grunde könnte man hier bereits Schluss machen, wurde doch bereits alles gesagt. Ob Titeltrack, „Glauben“, „Kopf Gegen Herz“ oder „Fall Asleep“, allesamt sind es grandiose Stücke, die es wert sind, gehört zu werden. Und Negatives? Nun, man kann lange suchen, vielleicht das Fehlen des ein oder anderen Stückes kritisieren (Stichwort: individueller Geschmack), nicht aber die Qualität des hier versammelten Materials. Auch stört es wenig, dass mit Ausnahme von zwei (das „Interlude“ hinzu gezählt) exklusiven Stücken, sämtliche Stücke dem treuen Inflabluntahz-Sympathisant bestens bekannt sind. Ist ja schließlich auch ein Best-Of, richtig?

Kommen wir also zu einem Ende und der Frage, weshalb ich mir „Ungeschnittene Seele“ auch als Besitzer der gesamten Diskographie zulegen sollte. Da wäre das exklusive „Lass Es Los“ als gern verwendetes Argument. Die Tatsache, dass es eine solche Qualitätsdichte, ganz gleich ob Best-Of oder nicht, in Rap-Deutschland nur selten auf die Ohren gibt. Als auch das erhabene Gefühl, die Inflabluntahz nun endlich auch auf Vinyl zu haben. Wem das nicht reicht, dem sei gesagt, dass der ganze Spaß auf lediglich 500 Exemplare limitiert ist. Demnach eigentlich klar, in aller Deutlichkeit aber ausgeschrieben: ein Kauf, der sich lohnt!