Marsimoto ist zurück! Zwei Jahre nach dem aufsehenerregendem Debüt „Halloziehnation“, das damals als ganz eigener Entwurf von Rap auf Deutsch die Szene aus ihrem Einheitsbrei herausriss, kam mit „Zu Zweit Allein“ nun das zweite, nicht weniger ambitionierte Album des Rostockers auf den Markt. Doch kann der Nachfolger das hohe Niveau des Erstlings halten?
Zu erst einmal sollte man wissen, dass die Zeit, die zwischen dem Debüt und dem jetzigen Werk liegen, zu weit mehr genutzt wurde, als nur an neuen Liedern zu schrauben. Denn auch wenn es im vergangenen Jahr keine Veröffentlichung von Marsimoto gab, so war die Person, die sich hinter dem Namen verbirgt, Marten Laciny, alles andere als untätig. So erschien unter dem alternativen Künstlernamen Marteria, dessen Alter Ego Marsimoto ist, 2007 die Platte „Base Ventura“, die musikalisch einen anderen Weg einschlug als „Halloziehnation“.
Wie aus dem Nichts, so oder so ähnlich könnte man die Umstände beschrieben, unter denen vor gut 2 Jahren das Erstlingswerk hervorgegangen ist. Damals noch, als der Gangstarap auf seinem Höhepunkt in der deutschsprachigen Szene war, stach ein bewusst eigensinniger und sich dem Trend widersetzendender Soundentwurf wie ihn Marsimoto zu bieten hat, klar in der Menge hervor. Wer Anfangs dabei an einen bloßen Abklatsch von Madlibs Quasimoto dachte, der wurde eines besseren belehrt.
So war der Name bewusst als Hommage an seinen amerikanischen Kollegen gedacht und auch die veränderte Stimme ließ Parallelen zu, dennoch sollte Marsimoto nichts weiter darbieten, als einen ganz eigenen Entwurf von Rap auf Deutsch, welcher nun im zweiten Album „Zu Zweit Allein“, eine Anspielung auf die zwei Charaktere, die Laciny in sich vereint.
Stilistisch bewegt sich das Album in unterschiedlichen Kreisen, so gibt es unter anderem mit „Crash dein Sound“, welches mit tatkräftiger Unterstützung von Deichkind daherkommt, einen waschechten Techno-Song, der schon beim ersten hören spürbar ins Bein geht. Des Weiteren gibt es Lustiges, wie beispielsweise „Keine Isst“, ernste Beobachtungen des Alltag („LMS (Lidl Miss Sunshine), sowie Klarstellungen, dass Marsimoto, entgegen vieler Meinungen, immer noch HipHop ist („Mein Dad ist HipHop“).
Zwei Lieder heben sich dabei, trotz der durchweg hohen Qualität der Songs, besonders heraus. Zum einen die bereits bekannte und als Bonussong enthaltene „Todesliste“, in der gekonnt aus Sicht eines verstörten Jungen ein Großteil der Deuschrap-Szene auf die Hörner genommen wird. Hier sollte man jedoch Gesagtes nicht ernst nehmen, denn so werden auch Marteria und Marsimoto selbst namentlich erwähnt.
Zum anderen wäre da noch „Ausgesetzt“. Hier schlüpft Marsimoto in die Rolle eines Hundes, der ausgesetzt wurde und nun von seinem unfreiwilligen Straßenleben erzählt. Das Ganze ist besonders gut umgesetzt, da man den ganzen Song als einzige große Metapher begreifen kann – wenn man mag.
Somit bleibt am Ende ein beachtliches Album übrig, welches durch durchgehend hohe Qualität der einzelnen Songs, der gebotenen Abwechslung, sowie dem Richtigen Händchen für Gastbeiträge (u. a. Olli Banjo, sido, Miss Platnum) vollends überzeugen kann.Anmerkung: Ursprünglich erschienen im Kwick-Magazin (siehe Link unter "Interessantes")