Sonntag, 3. Januar 2010

Snoop Dogg - Malice N Wonderland




Groß vorstellen braucht man ihn längst niemandem mehr, den Doggfather aus dem sonnigen Long Beach, Kalifornien. Bereits mit seinem ersten Soloalbum „Doggystyle“ setzte er sich 1993 ein Denkmal und zählt seither zu den ganz großen Namen im Spiel. Mit einer Karriere, die sich mehr als sehen und vor allem hören lassen kann und ihm die Türen nach ganz Oben öffnete. Dort entwickelte sich der schlaksige Snoop mehr und mehr zum Trittbrettfahrer, der seinen Blick nach und nach auf leichtverdauliche Chart-Liebeleien richtete als auf die einst so vertrauten Straßen Kaliforniens. Was langjährigen Anhängern allmählich missfiel und so wird für „Malice N Wonderland“, so der Name seines neuesten Langspielers, noch einmal das über die Jahre erarbeitete Vertrauen in den D-O-G-G gesteckt.

Dieser zeigt auf dem bereits vielgehörtem „I Wanna Rock“ zunächst einmal, dass er noch immer zum Rap-Genre zu zählen ist und bedient sich dem Klassiker „It Takes Two“ des aus Harlem stammenden Duos Rob Base & DJ E-Z Rock. Kein Brett vor dem Herrn, aber ein leicht zufriedenstellendes Gefühl stellt sich dennoch ein. Dieses beschleicht einem auch beim, wie der Titel schon andeutet, relativ kurz gehaltenen „2 Minute Warning“, das einem ein ebenso knappes ‚passt‘ entlockt.

Erfreulich auch das Wiedersehen mit Kokane, der auf dem nett instrumentalisierten „Secrets“ eine ordentliche Vorstellung abliefert und die Nummer mit zu den positiven Erscheinungen zählen lässt. „1800“ mit dem nicht mehr ganz so präsenten Lil Jon möchte auch mehr sein als eine von vierzehn Tracks, beweist auch clubtaugliche Qualitäten, aber da hört es dann eben leider schon wieder auf.

So richtig umwerfend ist das alles nicht und zu allem Überfluss war es das dann auch schon an gutgemeinten Worten. Denn der übrige Rest des Albums klingt derart weichgespült und verwässert, als sei es Snoops Ziel gewesen, ein Album ganz speziell für die Kundschaft der New Yorker-Filialen zu erschaffen. Und wer schon einmal das ‚Vergnügen‘ hatte ein paar Stunden Shopping mitzuerleben, der wird bestätigen können, dass diese Art der Musik in aufgeheiterter Stimmung möglicherweise noch kurzweilig zu ertragen ist. Dauerhaft aber, wie hier in Albumlänge, wird es jedoch viel mehr zur Belastungsprobe fürs Gehör.

Zuletzt kann man Snoop allenfalls für seine Features beglückwünschen, die sich allesamt am Nerv der Zeit bewegen und von R. Kelly über Soulja Boy und The-Dream bis hin zum Durchstarter Nipsey Hussle reichen. Schade nur, dass diese völlig untergehen, so dass selbst das beim Studieren der Tracklist noch vielversprechend klingende „Special“ mit Brandy und Pharrell als lauwarmes Etwas daherkommt.

In der Gesamtheit betrachtet also ein Werk, das überwiegend aus reichlich unbrauchbaren Tracks besteht, die man so nicht gehört haben muss und nur weiter am Lack des Lowriders kratzen, mit dem es sich ehemals so entspannt cruisen ließ. Traurig, aber mit „Malice N Wonderland“ hat sich Snoop Dogg nicht gerade einen Gefallen getan.
_________________________________
Review ebenfalls erschienen auf HipHopHolic.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen