Sonntag, 11. Juli 2010

Eko Fresh - Was Kostet Die Welt?




In der heutigen Zeit, in welcher nahezu stündlich neue Jungspunde aus dem Asphaltboden schießen, um sich auf den langen und oftmals erfolglosen Weg in Richtung Rap-Thron zu machen, wirkt ein mittlerweile 26-Jähriger Rapper alles andere als jung. Ganz anders sah die Sache jedoch zu Ekos Anfangstagen aus: jung, hungrig auf Erfolg und technisch bereits enorm weit, bekam er als Rap-Wunderkind seinerzeit die Förderung und Schützenhilfe von keinem geringeren als Kool Savas. Zwar endet dieses zunächst wunderbar funktionierende Zusammenspiel nur allzu jäh und brachte einen der bis heute geschichtsträchtigsten Beefs zur Folge. Ekos Werdegang als Künstler ging jedoch weiter und führt nun zum bis dato letzten Album „Was kostet die Welt?“.

Dabei gab es in der Karriere des Eko Fresh noch weitaus mehr Zwischenfälle als den Disput mit seinem einstigen Mentor Savas. So verschob sich das Bild, welches man von Eko hatte, weg vom vielversprechenden Reimekünstler hin zur Zielscheibe zahlreicher Rap-Kollegen und auch das allgemeine Interesse nahm augenscheinlich ab. Erst mit der letztjährigen „Jetzt kommen wir wieder auf die Sachen“-EP gelang es, den Ruf wieder etwas aufzupolieren, der nun mit „Was kostet die Welt?“ und den darauf enthaltenen achtzehn Stücken wieder im Glanze vergangener Tage scheinen soll.

Erfreulich zunächst das stimmige wie technisch äußerst saubere „Der Don III“, auf dem Eko gleich einmal an die zuletzt sehr guten Leistungen anknüpft. Dass er auch in der Lage ist anspruchsvolle Instrumentale zu berappen, beweist er als „1 Mann Orchester“ auf einer, man lese und staune, Mozart-Sinfonie. Spätestens hier darf man in einem Rausch von Enthusiasmus verfallen und Eko, zumindest für den Moment, zustimmen, wenn er gemeinsam mit Stefan Lust (eine Hälfte des Duos Erkan & Stefan) behauptet: „Ich Komm Krass“.

Neben Phat Crispy und dem langjährigen Weggefährten Serious Sam, die den Großteil des Albums produziert haben, gibt es darüberhinaus zwei Monroe-Beats, „Wieder Fresh“ sowie „Ek Lass Nach“. Insbesondere erstgenannter Track überzeugt auf Anhieb und trifft somit voll ins Schwarze. Dies lässt sich leider nur zum Teil vom Titeltrack behaupten, der gerade in der Anfangsphase gewöhnungsbedürftig ins Ohr geht, allerdings direkt im Anschluss von der überzeugenden Cetin-Kollabo „Königin Der Nacht“ abgelöst wird, einem ohrwurmartigen Geschöpf der für Ek ungewöhnlicher Art.

Ehe das Albums schließlich mit den positiv stimmenden Tracks „Happy End“ und dem Bonus Cut „Frei Wie Ein Vogel“ ausklingt, sollte noch auf die Features eingegangen werden. Neben wenig überraschenden Personalien wie Farid Bang und Summer Cem taucht hier unter anderem Rapsouls CJ Taylor auf, auch darf Bass Sultan Hengzt seinen Beitrag zum „Widerstand“ abgeben. Der Höhepunkt ist jedoch die Vorstellung des verschollenen Sentinos, der für „Der Ghostwriter“ nur erneut seine Skills zur Schau trägt.

„Was kostet die Welt?“ erschüttert die Rap-Welt weder aufgrund seiner Großartigkeit, noch wird der nach negativen Kritiken lechzende Mob befriedigt. Vielmehr ist es nach „JKWWADS“ die zweite positive Rückmeldung von Ekrem Bora, der vor allem unterhaltungstechnisch gefühlte Welten vorangekommen ist seit den doch recht einfallslosen Tupac-Wiederverwertungen vergangener Tage. Eko war nie weg, ist nicht wieder zurück, zeigt sich aber dennoch in wohlwollender Form, wie sie zeitweise nicht zu erwarten war. Kann was.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

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