Sonntag, 20. März 2011

Raekwon - Shaolin Vs. Wu-Tang




Als Wu-Tang-Sympathisant hat man es wahrlich nicht leicht. Auf der einen Seite die unglaubliche Anfangsphase des Clans, der wesentlich am Bild von Rap, wie wir ihn heute kennen, mitgewirkt hat samt unzähligen, dem Umfeld entspringenden Künstlern, die genügend veröffentlicht haben, um so manches CD-Regal auszufüllen. Auf der anderen Seite der ungewisse Status Quo, über den sich nur mutmaßen lässt. Fakt ist, dass vorliegendes Album bereits 2007 in aller Munde war, damals noch angekündigt als neues Album der Gruppe – nur ohne RZA. Daraus wurde bekanntermaßen nichts, stattdessen hat sich Rae alleine ans Werk gemacht und kurzerhand eine Solo-LP auf die Beine gestellt. Wie gewohnt mit Unterstützung einiger Clan-Mitglieder, jedoch immer noch ohne Beteiligung eines Robert Diggs.

Schon der Titel lehnt sich an den für Wu-Fans elementaren Film „Shaolin and Wu-Tang“ an, welchem zahlreiche Samples entnommen wurden, die es aufs Erstlingswerk der Jungs aus Staten Island schafften. Und auch dieses Album nimmt gekonnt Bezug auf zur asiatischen Welt der Kampfkünste und verwebt diese in bisweilen herrliche Instrumentale. Alleine der Beginn könnte bösartiger kaum sein, schlägt einem die Kombo aus Method Man und Raekwon mit „Every Soldier In The Hood“ gleich ohne Zögern ins Gesicht. Gefolgt von einem meisterhaften Beat vom holländischen Wu’ler Cilvaringz, der nun wirklich keine Wünsche offen lässt und munter Glückshormone im Körper verteilt.

Interessant auch „Chop Chop Ninja“ mit der britischen Sängerin Estelle, die – noch immer nach ihrem amerikanischen Jungen suchend – mal eben an der Seite von Inspectah Deck als Feature-Gast agiert. Was am Ende längst nicht so abstrus klingt, wie es sich zunächst liest. Dagegen wirken „Snake Pond“ und „Crane Style“ schon wieder regelrecht klassisch. Auf ordentlich auf asiatisch getrimmten Beats, erlebt man lyrisches Handwerk erster Güte, wobei vor allem letzterer Track mit Busta Rhymes für restlose Begeisterung sorgt. An dieser Stelle der kurze Tritt auf die Euphoriebremse und kurze Bestandsaufnahme der vorgefunden Mängel, ehe wir uns zum Abschluss noch einmal ganz der Musik hingeben:

„Rock N Roll“ wirkt etwas arg gewollt und fällt rein vom Gesamtbild des Albums aus der Reihe – wenngleich auch dieses Stück zu gefallen weiß. Raheem Devaughn geht auf „From The Hills“ stimmlich etwas zu sehr in die Vollen und erreicht eine der letzten Sprossen auf der Tonleiter. Lloyd Banks wirkt auf „Last Trip To Scottland“ etwas arg angestrengt. Und vom äußeren Eindruck könnte man das Album glatt für ein Mixtape halten. Das Cover unscheinbar, die Gästeliste randvoll (wie sich im Nachhinein herausstellt: zum Glück, da fast ausnahmslos klasse) und die Stücke des Öfteren leider, leider doch ein wenig kurz. Da hier jedoch der Einsatz der Repeat-Taste enorm weiterhilft und dies im Grunde auch nur wieder fürs Album spricht, kehren wir zu den lobenswerten Dingen zurück.

„Ferry Boat Killaz“ ist ein klasse Beweis für Rae’s ungemein umfangreichen Fähigkeiten hinter dem Mikrofon und schraubt die Vorfreude auf ein weiteres OB4CL auf ein jetzt schon beachtliches Niveau. „Moleasses“ fährt den bärtigen Mann aus Florida, Rick Ross auf, der sich achtbar schlägt und einiges an Sympathiepunkten zulegt. Und dann wären da noch die vernachlässigten Beiträge von Black Thought und dem großen Nasir Jones. Um es also kurz zu machen, hat das Album kaum Makel, bewegt sich konstant auf überdurchschnittlich hohem Level und macht insofern fast alles richtig. Nur die Instrumentale müssen beim nächsten Mal auf jeden Fall etwas gestreckt werden – der Stoff macht süchtig. Dope.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

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