Samstag, 14. September 2013

Derbst One - Chaos (Review)


Wer sich auf „Chaos“ einlässt, der hat keine Vorurteile und lässt sich nicht so einfach von etwas abschrecken. Das erschreckend nüchterne wie kreativlose Cover, frei von künstlerischer Liebe. Der darauf abgebildete Interpret, der auf den ersten Blick ein wenig an eine weiterentwickelte Version eines Pop-Rap-Bubis a la Ochsenknecht erinnert und mit Derbst One auch noch einen reichlich – man möge es mir verzeihen – bescheuerten Künstlernamen gewählt hat. Der durchweg billige Eindruck der CD, wenn man sie denn in den Händen hält. Viel spricht gegen ein Hören, doch bei all dem Gemecker sollte man die Augen nicht völlig verschließen. Zum einen, da das Ganze auf Ruhrpott Illegal-Label erscheint, das mit Snaga & Pillath sowie Fard schon das ein oder andere taugliche Album veröffentlicht hat. Zum anderen hat „Chaos“ selbst bei genauerem Hinhören durchaus ein paar Momente, die ein zumindest kurzes Reinhören rechtfertigen können.
Stimmlich zwar eher im weniger einprägsamen Sektor zu Hause, weiß Derbst One nämlich durchaus, wie man Reime aneinander reiht und daraus einen gut hörbaren Song macht. Möge es ihm auch noch an der nötigen Abgeklärtheit und Erfahrung fehlen, sein „Angriff“ zeigt zumindest Potential und ringt dem Hörer schon heute ein gut gemeintes ‚OK‘ ab. Nicht minderwertiger auch die Zusammenarbeit mit Joka, der mit leiser Kritik versehene Track „Sache der Betrachtung“ oder der noch etwas halbgare, aber gut gemeinte Storyteller-Versuch „Zaid“. „Ruhrpott Inferno“ mit Fard fällt dagegen eher unscheinbar aus, markiert hier gar das Ende vom zwölfteiligen „Chaos“. Soll man das hier zu hörende nun also lieben oder hassen? Weder noch, müsste die Antwort lauten. Man sollte es nehmen als das was es ist, ein erster Versuch, der in die richtige Richtung geht und hoffen lässt.

Samstag, 7. September 2013

Wax - Continue... (Review)


Was der US-Amerikaner Wax mit „Rosana“ geschaffen hat, ist nicht weniger als ein waschechter Hit, der sich auch zu Recht so nennen darf. Anzüglich und mit Ohrwurm-Qualitäten gesegnet, bildete es den vorläufigen Höhepunkt in der Karriere des Musikers, der sich nicht auf den Begriff Rapper reduzieren lassen möchte. Wie das mit derart erfolgreichen Songs nun mal so ist, hinter denen ein bis dahin weitestgehend unbekannter Interpret steckt, umgibt auch Wax zunächst die ‚One-Hit-Wonder-Aura‘ und es liegt an ihm bzw. seinem achtzehn Stücke auffahrendem Album „Continue…“, dies richtig zu stellen. Was gibt es also neben dem großen Hit noch so auf die Ohren? Da wäre der zurückgelehnte Titeltrack, das leicht rockige „Get It In“ oder das kernige „Straight To Paradise“. Mit „I Shoulda Tried Harder“ gibt’s sogar einen weiteren Hit, der mindestens so gut ins Ohr geht, wie das allgegenwärtige und in der Tracklist direkt vorausgehende „Rosana“.
Liest sich bis hierhin alles recht ordentlich, weshalb wir nun zum weniger ansprechenden Teil von „Continue…“ kommen. Da wäre das deutlich zu eintönig geratene „Stupefied“, der an einen Werbejingle erinnernde Track „Toothbrush“ und nicht zuletzt die fast ausnahmslos herrschende Abstinenz von etwas zwingendem. „Outta My Mind“ oder „What’s Your Vice?“ sind melodisch und durchaus OK, taugen als Kaufargument jedoch nicht so wirklich. Tatsächlich ist man bis zuletzt recht erfolglos auf der Suche nach triftigen Gründen, findet bis auf eine Hand voll gelungener, aber nicht atemberaubender Tracks nicht mehr viel, was für den Langspieler spricht. Weshalb es am Ende wahrscheinlich wieder der markant rot gefärbte Hinweis auf dem Cover ist, dass das allseits bekannte „Rosana“ mit an Bord ist. Was ein One-Hit-Wonder also? Gemessen am heutigen Stand; ja.

Montag, 2. September 2013

Jai spricht: Der Laden & das Leid

Wenn Opa von seiner Kindheit erzählt und was sich seither alles verändert hat, dann schmunzelt man. Und doch ertappt man sich selbst immer wieder dabei, wie man, obwohl vom Rentenalter noch Dekaden entfernt, ähnliche Gedanken produziert. Mir ging es erst kürzlich so, beim Besuch des örtlichen Multimedia-Marktes, wo ich seit langem mal wieder die CD-Abteilung aufsuchte und Erschreckendes feststellen musste.

Beim Anblick der äußerst happigen CD-Auswahl kamen mir fast schon die Tränen. Wild durcheinander, ohne Struktur und in der Anzahl nicht einmal die Hälfte meiner Sammlung, was schon etwas heißen mag. Reduziert man nun noch alles auf Rap, kommt man auf eine Hand voll CDs, die dann auch noch horrend teuer sind. Mir sind zwei Alben aufgefallen, die sich prinzipiell gut in meiner Sammlung machen würden. Aber 18,99 € für ein Album? Natürlich, ist ja schließlich die Premium/Deluxe/Limited Edition. Klar, der Preis muss etwas höher liegen als bei einer weniger umfangreichen Standard-Edition, doch bald 20 Euro ist definitiv zu viel. Noch schlimmer sind nur die derzeit modischen Fan-Boxen mit T-Shirt in S/M, Autogrammkarte und jedweden sonstigen Stuss, den man braucht oder auch nicht und für den man offenbar gerne schnell das doppelte einer normalen CD bezahlt.

Ich verstehe nur allzu gut, dass die Auswahl geschrumpft ist, CDs nur noch sehr sporadisch im Laden gekauft werden, digital Musik erworben wird oder physisch gekauft wird - aber übers Internet. Die Preise sind schlicht zu billig. Ohne genaue Zahlen vorliegen zu haben, möchte ich meinen, dass mindestens 5 Euro Differenz zwischen Internet und Laden um die Ecke liegen. Und dennoch trauere ich um dieses eine schöne Gefühl. Das Betreten des Ladens, das feste Ziel, eine bestimmte CD zu kaufen. Nach Hause zu kommen, sie einzulegen, das Booklet zu studieren und die Musik zu genießen. Sich ärgern, wenn die CD den eigenen Erwartungen nicht gerecht wird. Sich freuen, wenn sie jeden Cent wert war. Das stolze Gefühl, wieder eine neue Platte zu haben. Ganz ehrlich, wenn ich mir eine CD übers Internet bestelle und diese dann Tage später in den Briefkasten trudelt, dann ist das gewiss auch sehr schön. Es kommt aber in keinster Weise an die besonderen Momente heran, die beim regulären Kauf zu Stande kommen.

Nun will ich freilich weder ermahnen, mehr CDs im Laden zu kaufen, noch will ich nörgeln. Ich selbst weiche seit langer Zeit schon auf Internetversandhäuser zurück, halte im Laden allenfalls nach Schnäppchen aus. Jedoch mache ich das nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil ich mir die Ladenpreise schlicht nicht leisten kann. So wird mir bewusst, dass es immer weniger dieser Momente geben wird, wenn man mit einer kleinen Plastiktüte voller Melodien den Laden verlässt.