Die allgemein verbreitete Erfolgsformel eines Deutschrap-Straßenalbums: Ein Rapper, der möglichst lässig vom Cover schielt, eine ordentliche Portion Synthie-Beats und die beliebten Themen rund um das eigene Business, den AMG in der Garage und überschäumende Zurschaustellung des Testosteronhaushaltes. Ergänzt um ein, zwei auf soft getrimmte Tracks, um in die Schublade vom Gangster mit Herz zu passen. Fertig ist das Standardprodukt für die gewünschte Zielgruppe. Was dies mit Kurdo und dessen Album „Slum Dog Millionaer“ zu tun hat? Es baut auf eben jener Formel auf und nimmt so bereits vor dem ersten Hören jedwede Hoffnung auf positive Überraschungen. So bleibt einzig die Aussicht auf druckvolle Instrumentale, die dieser allzu vorhersehbaren Veranstaltung etwas Würze verleihen könnten.
Tatsächlich pumpt das Intro ordentlich, während Kurdos Raps klar gehen – trotz thematischer Nichtigkeit. Doch was im Laufe der fünfzehn Titel passiert, ist nahezu komplett austauschbar. Sieht man von wenigen instrumentalen Lichtblicken ab („Trainingsraum“, „Vermiss Dich“), gibt es kaum Argumente, die für das Album sprechen. Der Schule keine Aufmerksamkeit schenken, trotzdem den zwölfzylindrigen Traum auf Rädern am Block entlangfahren und dabei das geschäftige Treiben auf den Straßen im Griff haben. Kommt einem irgendwie bekannt vor und wirft die berechtigte Frage auf, was „Slum Dog Millionaer“ eine Daseinsberechtigung verleiht? Nun, vermutlich einzig der noch immer vorhandene Absatzmarkt. Denn objektiv betrachtet braucht ein solches Album anno 2014 nun wirklich niemand mehr. Da kann auch die Premium Edition mit einer zusätzlichen CD, bestehend aus fünf zusätzlichen Tracks mit Gästen wie Nazar und Eko Fresh wenig daran ändern und hinterlässt einzig die Frage: Quo vadis, Straßenrap?