Wie manch fleißiger Blogger unter euch mitbekommen haben dürfte, fand oder vielmehr findet noch immer heute das dritte "Ein Herz Für Blogs" statt. Wer es genauer haben möchte, der schaue hier oder dort.
Auch ich möchte mich selbstverständlich gerne daran beteiligen und ein paar meiner Favoriten nennen:
RapOhneLizenz - zwar viel Englisch, aber wer genau liest (und das sollte man!), findet auch die deutsche Sprache wieder. Davon abgesehen geht es hier ohnehin um die universelle Sprache der Musik. Und die versteht man bestens, zumal die Liebe zur Sache stets durchdringt.
Sound Statt Broetchen - auch hier spürt man deutlich, dass da sehr viel Liebe dahinter steckt. Und wer verzichtete nicht schon mal auf Backwaren, um sich dafür Sattes auf die Ohren zu geben? Eben!
HipHopArena - was diese Seite von manch anderer unterscheidet? Der Blick zurück auf die Basis von Rap. Golden Age? Sicher. Die alte Schule? Unbedingt. Soul & Funk? Immer her damit.
HipHop ist ... - ...am Leben. Und wer einmal daran zweifeln sollte, der möge sich des Ecoluddits Beiträge näher betrachten. Schon sieht die Welt wieder anders aus.
Ein Blog für alle, die sich leidenschaftlich und ernsthaft mit Hip Hop im Allgemeinen und Rap im Speziellen auseinandersetzen.
Dienstag, 25. Mai 2010
Montag, 24. Mai 2010
F.R. - Wer Bist Du?
Gerade einmal zwanzig Jahre alt und mit „Wer bist du?“ nun schon den fünften Eintrag (das CD/DVD-Set „The Trueman Show“ mitgerechnet) in der Diskographie – F.R. hat ohne Frage schon weitaus mehr erreicht, als ein Großteil seiner älteren Kollegen im Spiel. Im zarten Alter von 14 mit „Das Mundwerk“ in das mediale Interesse gerückt, als Wunderkind des Rap tituliert und vier Jahre später mal eben auf seinem dritten Langspieler „Vorsicht, Stufe!“ festgestellt: „Rap braucht Abitur“. F.R. selbst hat dieses seit einem Jahr in der Tasche und nun gibt es also das erste Album von Fabian Römer, dem Vollzeit-Rapper.
Ob TRL-Besuch oder Splash-Auftritte, wie genau die Maschinerie funktioniert, braucht man F.R. nicht mehr zu erklären. Schon gar nicht, wie das mit dem Reimen noch einmal funktioniert. Entsprechend souverän und ausgereift hallt einem der erste Track „Prioritäten“ entgegen, der den ersten Beleg für die Fähigkeiten des Braunschweigers liefert und in der autobiographischen Singleauskopplung „Son Of A Preacher Man“ weitergeführt wird. Schon zu diesem Zeitpunkt nimmt man wohlwollend das Vorhandensein von sinnmachenden Texten, gepaart mit einem Schuss Augenzwinkern wahr.
Es folgen kleine Meisterwerke des hörerfreundlichen, im Ohr bleibenden Deutschrap, die hartgesottene Rap-Fanatiker ebenso befriedigen dürften, wie auch den jugendlicheren Konsumenten. Herausragend beispielsweise das melodiöse „Irgendwann“, welches vom Flügge werden und der Wildnis des Lebens handelt sowie das positiv stimmende und der Ironie des Schicksals entgegentretende „Wahl der Qual“. Beide Male gibt es technisch wie inhaltlich astrein vorgetragene Lines, gepaart mit unterhaltsamen Instrumentalen und wiedererkennbaren Hooks, in denen das Voranschreiten des F.R.s als Künstler nochmals deutlich zum Vorschein kommt.
Wem das nicht genügt, der findet auch im späteren Verlauf des Albums noch genügend hochklassiges Material, allem voran das textlich brillant umgesetzte „Mach dir nichts vor“ und das bipolare „Dafür lebe ich“, welches das Leben als solches durch zwei Parts, einen bestürzt melancholischen und einen motiviert heiteren, bestens akustisch porträtiert. Sich nach dem abschließendem „Lass mich nochmal“ ein Urteil zu bilden, fällt folgerichtig nicht allzu schwer.
Die herausragende Präsenz des Künstlers, die hängenbleibenden Refrains und die niemals enttäuschenden Instrumentale, alles verschmilzt auf „Wer bist du?“ zu einem großartigen Album, welches aus sechzehn eigenständigen und abwechslungsreichen Stücken besteht und sich somit mit einer fast schon erschreckenden Selbstverständlichkeit um den Titel „Deutschrap-Album des Jahres“ bewirbt. An diesem Album führt schlicht „Kein Weg vorbei“.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de
Samstag, 22. Mai 2010
Murs & 9th Wonder - Fornever
Ein hoch angesehener Produzent, der ohne jeden Zweifel zu den großen Virtuosen der Beatbastler zählt und ein Rapper aus der Stadt der Engel, der seit weit über 10 Jahren in der Booth präsent ist. Das ist dir Formel, aus der sich „Fornever“ zusammensetzt. 9th Wonder und Murs also, die zusammen bereits für den ein oder anderen schönen Moment im Leben eines Rap-Hörers verantwortlich sind. Zwei Charaktere, die durchaus zueinanderpassen und dies mit vorliegendem, mit zehn Stücken reichlich kompakten, Album ein weiteres Mal unter Beweis stellen wollen.
Nun stehen beide Akteure nicht unbedingt für den überladenen Sound der Glanz- und Glitzerwelt, sondern für straighten, ehrlichen Rap ohne Schnörkel. Und so wundert es kaum, wenn auch „Fornever“ sogleich das Genick belastet mit dem hübsch arrangierten Opener gleichen Names, für den sich sogar Kurupt in Schale geworfen hat und sich zur Abwechslung wieder einmal von seiner besseren Seite zeigt. Auch Murs weiß zu gefallen und gibt sich ganz der Reimkunst hin und sei es nur, um den asiatische Frauen ein Ständchen zu trällern („Asian Girl“).
Ein echtes Highlight ist auch die Neuinterpretation des Liebesbeweises für die Rapkunst schlechthin, Commons „I Used To Love Her“. Hier wird ordentlich Liebe verbreitet und Commons Original in keinster Weise verunglimpft. Sauber fährt auch die Zusammenarbeit mit Sick Jacken und Uncle Chucc auf „The Problem Is…“ ein und dann ist man ja auch schon fast am Ende von „Fornever“ angelangt.
Wie auch der Beginn, so findet sich auch auf dem extra relaxten und abschließenden „Live From Roscoe’s“ Kurupt wieder, der erneut nicht die schlechteste Figur abgibt und gemeinsam mit Murs die smoothe Seele mit warmen Worten verwöhnt. Womit dann auch ein gelungenes Ende herbeigerufen wurde, das den durchweg positiven Eindruck bestärkt und zu einem angenehm ausfallenden Fazit führt.
„Fornever“ ist ein gelungenes Stück Musik. Murs findet sich in erstarkter Form wieder und das neunte Wunder vollbringt in fast schon gewohnter Manier wunderbare und dabei doch oft so simple Großtaten, dass man hin und weg ist. Lediglich die arg kurze Spieldauer der Platte ruft ein wenig Enttäuschung hervor, zumal dank zahlreicher Gastbeiträge noch der ein oder andere ausschließlich von Murs vorgetragene Track Platz gefunden hätte. Sei es drum, empfehlenswert ist das Ganze dennoch.
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Diabolic - Liar & A Thief
Wenn ein Rapper aus Long Island, New York, sein Debütalbum veröffentlicht, dann ist das zumeist kein allzu großer Akt. Ganz anders sieht die Sache dann schon aus, wenn es sich um ein Album handelt, das bereits Features von Vinnie Paz, Ill Bill und Canibus beinhaltet. Und bei dem auch Immortal Technique, der noch dazu das gleiche Label teilt, ein paar Worte zu sagen hat. Siehe da, schon erscheint „Liar & A Thief“ des Rappers Diabolic in einem ganz anderen, weitaus mehr Aufmerksamkeit erregendem Licht. In wie weit diese Aufmerksamkeit am Ende belohnt wird, darüber entscheidet eine genauere Auseinandersetzung mit dem hier aufgefahrenem Material.
Getreu der Biographie eines jeden halbwegs ambitionierten Rappers, fanden auch Diabolics Anfänge vornehmlich in Battles statt, in denen er seine Fähigkeiten erkunden und ausbauen konnte. Das war zu Anfang des Jahrtausends. Nun, das erste Jahrzehnt ist nahezu vorüber, gibt es also das Debüt in Albumlänge. Siebzehn Stücke umfassend und nahezu komplett produziert von Engineer – zugegeben ein reichlich einfallsloser Name – der, soviel sei bereits verraten, ein außerordentlich guten Job erledigt.
So ist es nicht allein Diabolics Talent mit Worten umzugehen und diese ins volle Bewusstsein seiner Hörer zu rücken, sondern auch die Kunst des Produzenten, die das einleitende „Stand By“ zum astreinen Startschuss machen, der mit einer guten Portion Grobheit einstimmt auf ein Album eines Künstlers, der alles andere im Sinn hat, als eine glattpolierte, austauschbare Scheibe für den Mainstream hin zu klatschen. Was auch Immortal Technique imponiert hat und dessen Präsenz auf „Frontlines“ wiederspiegelt.
Überhaupt kann man an Diabolic und seinem Auftreten Ähnlichkeiten zu Technique feststellen. Da wäre das bereits erwähnte Desinteresse gegenüber dem Mainstream. Die Art und Weise, mit der Diabolic das Mic behandelt, nämlich angenehm energiegeladen und voller Einsatz. Und der thematische Kreis, der stellenweise durchaus auch in den Texten Immortal Techniques wiederzufinden ist.
Der Interpret selbst ist jedoch keine Aufziehpuppe, die nur mit namhafter Unterstützung funktioniert, was sein grandioses „I Don’t Wanna Rhyme“ bezeugt. Kompromissloses Nicken mit dem Kopf ist hier die Form der Würdigung dessen, was es auf die Ohren gibt und das wiederum tut man angesichts des straighten Beats sehr gerne. Dem Produzenten darf nur wenig später erneut auf die Schulter geklopft werden: „Not Again“ besitzt nicht einfach nur ein tolles Instrumental, sondern gibt auch der brutalen Stimme von Vinnie Paz ein zu Hause, das an die Künste eines Stoupes erinnert.
Hervorragend gelungen auch der Rahmen für „In Common“, der von Diabolic und dessen Gast, Canibus, bis aufs Äußerste genutzt wird. Aus dem einheitlich gehaltenen Grundriss von „Liar & A Thief“ bricht während der gesamten Spielzeit allerhöchstens das rockige „Riot“ aus. Mit John Otto von Limp Bizkit als Gast verwundert das nun wirklich nicht, dennoch sorgt der von Deadly Hunta in Patois vorgetragenem Refrain für anfängliche Verwunderung.
Kommt man zum Schluss, darf man „Liar & A Thief“ als schönen Happen Rapmusik sehen, der wohl vor allem jenen gefallen wird, denen die Charts am Allerwertesten vorbeigehen und gerne JMT, Immortal Technique oder Vergleichbares hören, womit auch noch einmal die Gästeliste als schlüssig gelobt werden soll. Eine runde Sache und für ein Debüt mehr als ordentlich.
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Freitag, 21. Mai 2010
Cypress Hill - Rise Up
Als Künstler im Rap-Spiel, kann man bisweilen noch so erfolgreich sein, der große Wurf auch außerhalb der eingeschworenen Gemeinde bleibt aus. Gelingt er, so entsteht nicht selten ein gewagtes Tänzchen mit dem Teufel, da sich altgediente Veteranen der Hörer nur in den seltensten Fällen mit den neu hinzuströmenden Fanmassen bzw. der Tatsache, dass sich der Sound, zumindest in deren Augen, wandelte hin zu einem massenkompatibleren Klangbild. Da bildet Cypress Hill fast schon die Ausnahme, feiert man doch schon seit bald zwanzig Jahren nicht nur immense Erfolge, ohne sich selbst in seelenloser Musik zu verlieren und ist nicht selten das tragende, für einige vielleicht gar einzige, Bindeglied zwischen Hörern anderer Musikrichtungen und Rap.
Einen weiteren Beleg für die Bedeutsamkeit von Cypress Hill bedarf es somit bei bestem Willen nicht mehr. Auch sprechen die Absatzzahlen in zweistelliger Millionenhöhe Bände über die Fähigkeiten von B-Real, Sen Dog, Muggs und Eric Bobo. Die Frage die es folglich zu stellen gilt, ist eine andere. Nämlich die, wie zwingend der vor Jahren gehegte Soundentwurf heute noch klingen kann. Ob man es nach wie vor fertig bringt, zu begeistern wie einst, oder auf dem doch arg durchschnittlich geratenem Niveau des letzten Studioalbums „Till Death Do Us Part“ hängen zu bleiben und sich, wie zuletzt, mehr den eigenen Solokarrieren zu widmen.
„It Ain’t Nothing“ eignet sich dann sogleich als stimmiges Exempel, bei dem alles stimmt. Eine tributzollende, kurz gehaltene Einleitung und der von B Real Höchstselbst inszenierte Beat treibt sich an um die energische Unterlage für die Reime von Sen Dog, Feature Young De und B selbst zu bieten. Und auch wer die rockige Note des Zypressen Hügels vermisst, darf mit dem Titeltrack vorlieb nehmen, der einem Lil Wayne aufzeigen sollte, wie man die Komponenten Rap und Rock sinnvoll und vor allem für den Hörer attraktiv vermischen kann.
Bekanntermaßen pflegt das Cypress Hill-Movement auch ein äußerst harmonisches Verhältnis zu grünen Pflanzen und auch auf „Rise Up“ kommt der grüne Daumen wieder zum Tragen. Zum einen etwa auf dem vor allem live sicher bestens funktionierendem „Pass The Dutch“ mit dem Alchemisten und Evidence. Zum anderen „K.U.S.H.“, das ebenso durch die Freude am Konsum transportiert ohne ins niveaulose zu driften, was nicht zuletzt auch an den hervorragenden Beats liegt, die dieses Mal vornehmlich nicht von Muggs selbst kommen.
Der deutlich gesetzte Höhepunkt der Platte findet sich in „Carry Me Away“. Nicht nur bekommt man hier die mitunter tiefsinnigsten Texte des ganzen Albums auf die Ohren, auch die Beteiligung von Linkin Parks Mike Shinoda weiß zu überzeugen, sowohl in Form des Produzenten als auch hinter dem Mic. Insbesondere die Hook ist überaus gelungen und bietet ein nicht von der Hand zu weisendes Ohrwurmpotenzial. Zu guter letzt soll auch das mit Everlast eingespielte „Take My Pain“ erwähnt werden, das ein weiteres gelungenes Feature von „Rise Up“ darstellt.
So richtig trüben kann den liebgewonnenen Eindruck über „Rise Up“ folglich nichts. Ein wenig am Lack kratzen ist aber dennoch drin, wenn etwa Tom Morello, nach Beteiligung auf zuvor gelobten Titeltrack, ein weiteres Mal ins Geschehen eingreift und mit „Shut ‚Em Down‘ die Gemüter des ein oder anderen Rap-Hörers überstrapaziert. Was im Gesamteindruck jedoch nicht allzu sehr ins Gewicht fallen und beim Kauf des Scheibe keine tragende Rolle spielen sollte.
„Rise Up“ ist gemessen an „Till Death Do Us Part“ ein weitaus fähigeres Album. Mehr vom ohnehin vorhandenen Leistungspensum des Quartetts wurde ausgeschöpft, die Rock-Elemente fügen sich wieder zumeist schlüssig in die Tracks und auch die Reime von Sen Dog und B Real gehen klar. Mit den Features von Pitbull und Marc Anthony hat man zudem etwas gewagt und genügend Gründe geliefert, weshalb jeder halbwegs Interessierte „Rise Up“ auf dem Schirm haben sollte.
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Montag, 10. Mai 2010
Farid Bang - Asphalt Massaka 2
Rapper wie Farid Bang haben es in Deutschland nicht leicht. Vor gar nicht allzu langer Zeit noch voll im Trend, ist das Interesse an Straßenrap im Allgemeinen stark gesunken. Schuld dafür sind in erster Linie die zahllosen untalentierten Straßengangster, die sich im Zuge des angesprochenen Hypes ein rentables Standbein aufbauen wollten. Nun ist Farid Bang, bei aller Kritik der letzten Tage, weder neu im Spiel, noch untalentiert. Zielt jedoch mit seiner Auslegung von deutschem Hip Hop genau in dieselbe Ecke, was wenig Innovatives erahnen lässt. Als Hörer lässt man sich dennoch gerne eines Besseren belehren.
Wenngleich die Tracklist bereits so ziemlich alle gängigen Assoziationen im Bezug auf stumpfen Straßenrap zulässt. Technisch hingegen braucht man sich nicht verstecken, wenn Namen wie der zuletzt wieder auf der Höhe der Zeit agierende Eko Fresh, Summer Cem, Bass Sultan Hengzt oder Kollegah ins Auge springen. Also doch ein Exempel wie Straßenrap auch in diesem Jahr noch funktionieren kann? Dafür bedarf es dann doch einer Auseinandersetzung mit dem musikalisch Gebotenen.
„Immer noch ein Bastard“ fällt dabei, nach zwei ziemlich belanglosen Stücken, als erstes auf. Nicht etwa weil hier Großes geschieht, aber das Zusammenspiel von Farid Bang und Eko lässt immerhin ein vorsichtig ausgesprochenes ‚geht‘ von den Lippen wandern. Zu dumm nur, dass „Es ist soweit“ es sich zur Aufgabe machte, eben diesen kurzen Lichtblick zu verdunkeln. Bei aller Objektivität bleibt einem als Rezensent wahrlich kein gutes Wort im Kopf, das man darüber verlieren könnte. Am Besten gleich überspringen oder schleunigst verdrängen.
Ist der Schock verdaut, stabilisiert sich das Album im okayen Rahmen. Haufenweise Schüsse in Richtung Fler, Mok, Jasha, Franky Kubrick, Denyo, Alpa Gun, Kaas,…die Diss-Liste ist lang. Dazwischen Selbstbeweihräucherung und ordentliche, aber nicht außergewöhnliche Parts von Hengzt und Cem. Der positive Höhepunkt stellt dann jedoch das mit Hilfe von Manuellsen inszenierte „Schwer ein Mann zu sein“ darf, auf dem sich gehaltvollere Zeilen und ein starker Beat die Hände reichen.
Das war es dann aber auch im Wesentlich, was es vom zweiten Asphalt Massaka zu sagen gibt. Sicher, technisch ist Farid Bang immer noch besser als ein Großteil derer, die sich Straßenrapper schimpfen. Und auch die ein oder andere unterhaltsame, mit Worten jonglierende Punchline ist mit von der Partie. Überschattet wird das Ganze dennoch von zu viel belanglosem Leerlauf und Schüssen gegen Kollegen, die ein Album in diesem Umfang nicht brauch, zumal ein u. a. gegen Fler gerichtetes „Stress ohne Grund“ auch so reichlich missraten wirkt.
Sprechen wir also Klartext: Straßenrap ist per se nichts Schlechtes und hat seine Existenzberechtigung. Durch ihn repräsentiert Rap die harte, raue Seite nahezu beispiellos und was lacht man nicht gerne über die eine oder andere Punchline, lobt den Verfasser für seine Kreativität. In der hier vorgetragenen Form ist das alles jedoch zu wenig Eigenständig und markant, zu platt, um sich „Asphalt Massaka 2“ dauerhaft zu geben. Am Ende also doch ein bisschen vorhersehbar.
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Boshi San - H.e.R.B.
Herzlich willkommen zu den Herzensergießungen eines funkliebenden Raggasnoda-Bruders, kurz H.e.R.B., von Boshi San. Diesen werden aufmerksame Deutschrap-Hörer bereits durch Team Makasi und das Album „Bis es einer mitkriegt“ kennen dürften. Nun also das Soloalbum, dreizehn Stücke umfassend und mit Features von Max Merseny, SvB, Sujazz und Roger Rekless versehen. Hinzu kommt Glam, Teil von Main Concept, welcher sich für die Gesamtproduktion der Scheibe verantwortlich zeichnet. Dies und die guten Reaktionen auf das Team Makasi-Release lassen eine schöne Veröffentlichung erahnen. Was tatsächlich Sache ist, zeigt eine Reise durch die Playlist.
Alles andere als selbstverständlich startet die Reise mit „The Boom Bap“ und ganz geradliniger oder wie man so schön sagt straighter Rap-Kunst auf einem, der Titel lässt es unschwer erraten, Boom Bap-Beat, wie man ihn zwischen Synthie-Brettern ganz gerne hat. Womit gleich das große Aushängeschild des Albums zu Tage kommt, die ‚Auf dem Teppich‘-Mentalität. Weiteres Beispiel gefällig? „Nein Danke“, ein sich von der Schwere des kalten Winters losreisendes, warm aus den Boxen kommendes Instrumental und bodenständige Lyrics eines Boshi Sans, der fest mit den Füßen auf dem Grund steht. Freilich ohne sich in allzu rückwärtsgewandter Sympathien zu verzetteln.
Vielmehr hat das Album etwas von Muttis altem Rezept, das längst nicht so exotisch daherkommt wie ein Mango-Chili-Dressing im gehobenen Restaurant, dafür gut bürgerliche Geschmäcker bedient. So weiß auch „Simplicity“ mit geerdetem Funk und Soul zu begeistern und verjagt ganz nebenbei ein Stück dunkler Wolken aus den Gedanken der Zuhörer und wach rüttelt, zu sagen versucht, das weniger manchmal eben immer noch mehr ist. In diesem Kontext passt auch „Hier und Jetzt“ ins Bild, das mit der Kernaussage ‚Ich will mit dir ins Bett‘ derart charmant umgeht, dass vulgäre Kindereien glatt beiseite gelassen werden können.
Zu guter Letzt sollte man noch ein paar lobende Worte für „Herbsttag“ übrig haben, das nach jeder Menge warm klingender Stücke, der bewusst simple gehaltenen Produktion sei es gedankt, wieder vor Augen führt, dass ein Schuss Melancholie noch niemand geschadet hat. Das passt, hört sich gut an (man beachte den toll gereimten Text) und versprüht in etwas über 2 Minuten mehr Anreiz, das Ganze noch einmal zu hören, als manch opulent gestaltetes Disco Inferno.
Mag sein, dass das manch einem zu wenig spektakulär vonstatten geht. Allen anderen liefert Boshi San jedoch nicht mehr und nicht weniger als ein wunderbares Album, das mit seinem entspannten Erscheinungsbild durch die Monate begleitet. Und als willkommener Gegenpol zur in den Charts gern ausufernden Oberflächlichkeit fungiert ins gute Gewissen eines jeden redet. Herzensergießungen, wie sie ehrlich mitunter gar nicht sein könnten.
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Samstag, 8. Mai 2010
Nazar & RAF Camora - Artkore
Art, das englische Wort für Kunst, ist ein durchaus gut gewähltes Wort im Bezug auf dieses Album. Nicht nur hinsichtlich der Musik, die die beiden hierauf abliefern, nachdem sie in der jüngeren Vergangenheit bereits positiv auf sich aufmerksam machen konnten. Sondern auch die optische Aufmachung verdient Applaus. Das Cover begeistert bereits durch einen verschwommenen Mix aus Realität und comicartiger Auslegung. Und auch der Rest des, in diesem Falle viel zu kurzen, Booklets ist für die Augen eine schöne Sache. Da könnte man glatt für einen Moment vergessen, womit man es hier eigentlich zutun hat, nämlich mit einem Kollaboalbum aus der Hauptstadt Österreichs.
Sowohl Nazar als auch RAF Camora bewiesen bereits, dass sie es verstehen, den Hörer mit ihrer Musik zu unterhalten. Auch ist es längst nicht das erste Mal, dass man beide Künstler auf einem Song zu hören bekommt. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden funktioniert also, kann also eigentlich kaum mehr etwas schief gehen. So geht es dann mit „Wo Du Nicht Bist“ und der Ego-Schiene gleich ohne große Umwege los, als hätten beide Akteure nie etwas anderes gemacht, als gemeinsam zu reimen. Das passt als Einstand, bietet aber inhaltlich noch Luft nach oben.
„Killabizzz“ bietet daraufhin zumindest produktionstechnisch Erwähnenswertes und klingt in der Tat so, als habe man für jenen Beat einen ganzen Bienenstock in die Booth gepackt. Nun fangen auch die Akteure an ihre Asse aus den Ärmeln zu ziehen. „Unsterblich“ ist beispielsweise ein klasse Stück, das zwar erahnen lässt, wieso Nazar als österreichischer Bushido betitelt wird, ist in diesem Kontext jedoch alles andere als negativ gemeint. Hier stimmt die Atmosphäre und „Artkore“ blüht immer mehr auf.
Auch „Immer Mehr“ mit Melodee als Gast ist schön verwirklichte Musik, bei der der werte Zuhörer fürs Hinhören belohnt wird und einen Text der ernsteren Sorte auf die Kopfkino-Leinwand projiziert bekommt. Weitaus gelöster geht es dann mit K.I.Z.lern Maxim und Tarek und als redseliges Quartett nennt man sich mal eben „4 Sterne Deluxe“. Von jetzt an wird noch einmal richtig Gas gegeben und bis zum Schluss hochkarätiges Material präsentiert, das in seiner Gesamtheit einfach passt.
Sei es das ehrlich geratene „Zeitgeist“ mit der tiefen Stimmlage eines Sprachtot und wahren Worten bezüglich Big Brother beispielsweise, das überraschend gute „Hör Mal, Wer Da Hämmert“ mit Fler aka Frank White oder die das Schlussduo bestehend aus „Wer Wir Sind“ und „Reich & Schön“. Wodurch man nur unschwer feststellen wird, dass „Artkore“ besonders in der Endphase die Kohle aus dem Feuer holt und sich beim Hörer als gelungenes Album verabschiedet.
Zwar wäre es an dieser Stelle mehr als übertrieben von einem Meilenstein zu reden. Dennoch beweisen RAF Camora und Nazar, dass beide sehr gut miteinander können und Wien aus raptechnischer Sicht in diesen Tagen eine wahre Macht ist. Diese Feststellung und das hervorragende Ende der insgesamt sechzehn Stücke führen zu einem insgesamt stimmigen Album, bei dem man als Befürworter deutschsprachigem Raps nur wenig falsch machen kann.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de
Sonntag, 2. Mai 2010
Azad - Azphalt Inferno 2
Der Betonanrührer aus der Main-Metropole ist wieder da! Etwas mehr als ein Jahr nach „Azphalt Inferno“ setzt der Bozz nach und liefert 21 neue Tracks, darunter allerdings eine Hand voll Stücke ohne direkte Beteiligung Azads. So bekommt neben Jeyz auch der häufig zu Unrecht außen vorgelassene Chaker sowie Adem einen eigenen Track spendiert. Weiterhin gibt es massig Features, sowohl von den bereits genannten Jungs, wie auch von Manuellsen, Tone, SAW, Juvel, Snaga und Godsilla. Als besonderen Gast darf man, nach Kool G Rap vom ersten Inferno, dieses Mal Francisco begrüßen, der gleich zweimal mit von der Partie ist. April 2010, die Hörerschaft ist bereit, es ist wieder an der Zeit, der Asphalt muss wieder brennen.
Ein Vorhaben, das von Beginn an mit großem Eifer verfolgt wird und schon durch die eingedeutschte 2010er-Version des N.W.A.-Hits „Fuck Tha Police“ mit Navigator und dem übertalentierten Godsilla gut umgesetzt wird. Eine Gemeinschaftsproduktion von Djorkaeff und Beatzarre und die Parts von Azad und Silla fahren gut ein, allenfalls die Hook fällt da etwas ab, kann die anfänglich vorherrschende Freude über Neues aus Krankfurt nicht wirklich trüben.
Neben walzenden Straßenbangern ist Azad aber auch als Meister der Betonmelancholie bekannt, die ebenfalls bereits in der Anfangsphase des Straßenalbums zu finden sind. „Welt des Scheins“ und „So Much Trouble“ sind genau die Tracks, die man von Azad kennt und liebt, wenngleich hier nichts Neues gesagt oder getan wird. Und auch der erste Auftritt von Chaker wird durchaus mit Freuden vernommen. Wer genau hinhört, der kann im Hintergrund längst die sich langsam vorankommende, brennende Lunte hören, die zur nächsten Bombe schleicht – „Bozz Effekt“. Keine Verarsche eines Deodorants, sondern ein ordentlich pumpendes Stück mit Unterstützung von Manuellsen und SAW.
In der Folge herrscht ein reger Austausch zwischen den kompromisslosen Stücken, die verbal ins Gesicht hageln und denen, die unter die Haut gehen. Entsprechend findet sich zu jedem „Drive By Sound“ ein „Immer Wenn Es Regnet“, zu jedem „Kopfschuzz“ ein „Tag Aus Tag Ein“. Lediglich „Rollin‘ Like A Bozz“ mit Francisco und erneut Manuellsen bricht aus dem Soundgebilde aus und verlässt kurzfristig die vom Einsturz gefährdete, verlassene Hochhaussiedlung, ohne seine Wurzeln zu verleugnen. Ansonsten bewegt sich „Azphalt Inferno 2“ im bekannten Rahmen und liefert Ordentliches ab.
Hervorheben kann man dann noch den Auftritt vom Altmeister Tone, den man für „Aufz Maul“ gewinnen konnte und das Album abschließende „Blocktränen“. Die Nachbarsiedlung wurde in Flammen gesetzt, Ruinen zieren die Wege von Azad und seinen Jungs und man kommt zur Ruhe. Man verarbeitet das Erlebte, hat die Zeit ernsthaft nachzudenken und besinnt sich. Dann erlischt auch der letzte Ton von „Azphalt Inferno 2“ und der Hörer wird wieder alleine gelassen. Zumindest bis zum nächsten Großeinsatz.
Als Resümee bleibt demnach festzuhalten, dass am Ende das Cover vielleicht am Besten fürs Album spricht: Azad sitzt, umgeben von zerstörten Bauten, auf seinem nicht mehr neuen Betonthron und wirkt gedanklich in sich gekehrt. Konkret heißt das, dass an der erfolgreichen Formel nichts verändert wurde und an dem festgehalten wurde, was sich bewährt hat. Für ein Straßenalbum ist das bereits mehr als ausreichend und wer Azad und seine Musik schätzt, der wird auch am zweiten Inferno nicht vorbeikommen.
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Marques Houston - Mr. Houston
Rap und RnB haben seit jeher unzählige Gemeinsamkeiten. Nicht nur sind beide Genres oftmals Opfer der allgemeinen Umschreibung ‚Black Music‘. Nein, auch was die Künstler untereinander angeht, lassen sich einige Überschneidungen erkennen. Etwa der Umstand, dass es kaum mehr Rap-Alben ohne RnB-Parts gibt oder umgekehrt. Und auch der ambitionierte RnB-Sänger gerne mal einen Abstecher auf die Filmleinwand macht um dort als Schauspieler wahlweise zu glänzen oder unterzugehen. Einer, der ganz wunderbar zu diesem Kontext passt ist Marques Houston, RnB-Sänger und Schauspieler, dessen viertes Album auf den schlichten Namen „Mr. Houston“ hört.
Mit 11 Stücken sehr kompakt gehalten, präsentiert sich Herr Houston dabei als waschechter Solokünstler und lud sich lediglich auf einem Track redselige Unterstützung ein. Dieser Track, „I Love Her“, ist dann auch gleich der erste Track und stellt den Geschmack bereits auf die Probe. Verzerrte Stimme, wie man sie seit geraumer Zeit eigentlich nicht mehr hören mag (wollte man das je?), ein Jim Jones als Rap-Feature, der im Rahmen seiner Möglichkeiten agiert und unterm Strich leichtes Airplay-Potenzial für die Radios. Soll man das nun gut heißen, oder doch eher als schlechtes Omen betrachten?
Nun gut, weiter im Text. „Express Lane“ ist ein Stück Ohrwurm und fällt mit seinem Klangbild unter die Bezeichnung ‚innovationsarm aber dank Instrumental im Ansatz gelungen‘, was man auch von „Stranger“ sagen möchte – nicht wirklich das Gelbe vom Ei, aber eben auch kein Griff ins Klo. Für „Letter“ kann man sich dann gar zu einem ‚schön‘ hinreißen lassen und man würde glatt die Hoffnung haben, es käme noch mehr von diesen doch ganz netten Stücken. Die sensationell hoch angesetzte Stimmlage von „Sexy Young Girl“ und das nahe Ende der Platte zerstören jedoch jegliche Träumerei im Nu.
Möchte man den Kern der großen Schwäche des Albums ausmachen, genügt ein Schweif über die Trackliste. Die Songtitel lassen erahnen, dass hier das immer gleiche Rezept von körperlicher und emotionaler Liebe verwendet wurde, ohne sich dabei um die möglicherweise aufkommende Langeweile beim Hörer zu scheren. Vielleicht hat Marques Houston dies selbst erkannt und befand 11 von der Grundidee typische Gerichte für Ausreichend. Oder er hatte selbst schlichtweg keine Lust mehr auf die immer gleiche Liebelei. Beides hält man nach dem Hören von „Mr. Houston“ für denkbar.
Egal wie man es betrachtet, so recht möchte man nicht erkennen, was Marques Houston mit diesem Album erreichen wollte. Musikalisch über weite Strecken nur allzu austauschbar und langweilig in Szene gesetzt, taugt „Mr. Houston“ am Ende nicht einmal für die schönen Stunden zu Zweit. Wieso man sich die elf Stücke dennoch besorgen sollte? Ein plausibler Grund will mir dabei nicht in den Sinn kommen. Für Fans des Künstlers interessant. Vielleicht.
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