Sonntag, 1. Mai 2011

Wiz Khalifa - Rolling Papers




Wiz Khalifa ist ein Rapper der Neuzeit, des Hier und Jetzt, einer, der zur neuen Generation von Künstlern gehört. Künstler, für die nicht etwa mehr Verkaufszahlen sprechen, sondern Fans und Follower auf Facebook/Twitter. Die nicht mehr den Anspruch haben, auf untergehenden Musiksendern zu laufen, sondern alleine mit ihrem YouTube-Account Millionen Zuschauer vor den PC locken. Der grimmig dreinschauende Drogenkurier mit Schussverletzung wich einem jungen, lebensfrohen Gegenpart, der sich längst nicht mehr auf die klassischen, dogmatischen Grenzen einer Musikrichtung limitieren möchte und diese gar nicht mehr so richtig wahrzunehmen scheint.

„Rolling Papers“ ist nun also ein aktuelles Album, das unter Umständen für eine ganze Herde weiterer Veröffentlichungen stehen kann. Es ist nicht auf Rap limitiert, wirkt weniger bösartig, vielmehr verspielt und wenig angestrengt. Keine Spur vom immensen Druck, dem man Wiz Khalifa nach seinem „Black And Yellow“-Erfolg durchaus auftragen hatte wollen. Alles wirkt strukturiert, aber nicht vorhersehbar. Fast so wie seine Kindheit, die ihn dank fürs Militär dienenden Eltern über den halben Erdball – unter anderem auch nach Deutschland – führte. Ist das hier also nun das „Illmatic“ der Neuzeit, ein neuer Meilenstein? Wohl kaum, lässt es die Schnelllebigkeit unserer Szenerie kaum mehr zu, etwas auch über einen längeren Zeitraum auf dem Radar zu behalten, zu gewaltig ist die Menge an Neuveröffentlichungen, die uns jeden Tag dank Internet erreichen.

Groß ist das alles aber dennoch. Vom in höhere Gefilde entrührenden „On My Level“ mit Urgestein Too $hort über den Hit „Black And Yellow“ bis hin zur Curren$y-Kollabo „Rooftops“ - nie hat man das Gefühl, hier etwas langweiliges vorgesetzt zu bekommen. Zurückgelehnte Reime auf melodischen Instrumentalen, die eingänig, aber nicht frei jedweder Innovation daher kommen und dazu ein Charakter, dem es allem Anschein nach nicht an Charisma mangelt und es versteht, die Menge in seinen Bann zu ziehen wie kaum ein anderer. Das macht er schon ganz gut und schießt nur selten übers Ziel hinaus (siehe das etwas befremdlich biedere „Top Floor“).

Thematisch darf man dabei zwar keine Großtaten erwarten, das tut dem Hörspaß bei Tracks wie „Roll Up“ oder „Wake Up“ keinen Abbruch. Als heimlicher Höhepunkt der Platte stellt sich dann gar „No Sleep“ heraus. Eine Hook, die sich in den Gehörgang brennt und ein Song, der leicht paradox zwischen den Adjektiven ‘entspannt’ und ‘partytauglich’ wandert. Besonders früh morgens um vier Uhr entfaltet diese Art von Song sein volles Potenzial und zeugt von Wiz Khalifas Fähigkeiten. Entsprechend bedarf es auch kaum Gäste, so dass neben den bereits erwähnten Too $hort und Curren$y lediglich Chevy Woods hinzustößt und die Gästeliste komplettiert.

„Rolling Papers“ ist Musik aus der Gegenwart für die Gegenwart. Was in naher Zukunft passiert, steht in den Sternen geschrieben, doch hier und heute wird man kaum einen Weg um Wiz Khalifa und sein vierzehn Stücke umfassendes Werk finden. So klingt Rap anno 2011 im Allgemeinen. Das muss einem nicht zwingend gefallen, gerade Freund gepflegter Nostalgie werden abwinken, sollte jedoch keinesfalls vom Hörversuch abhalten. Ein gutes Album, dass sich nun einzig und allein dem Zahn der Zeit erwehren muss.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

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