Sonntag, 21. August 2011

Wu-Tang Clan - Legendary Weapons




Es war Mitte März, als Raekwon seinen Solowurf unter die Leute brachte und damit, wie nach jedem annähernd gelungenem Album aus Clan-Kreisen, das Verlangen, die Lust und Begierde nach einem neuen Clan-Album schürte. Kein halbes Jahr später war es dann doch tatsächlich so weit und mit „Legendary Weapons“ ein neues, vollwertiges Wu-Tang-Album im Kasten, welches von Aufmachung, Sound und überhaupt wieder zurück zu den Wurzeln geht. Soll heißen; zeitlose Banger, angereichert mit Samples aus dem Kung Fu-Filmgenre und unbeschwert auftretende Mitglieder, die den Spaß am Rappen 2011 noch immer nicht verloren haben. Somit stehen alle Zeichen auf einen Volltreffer, den es im Folgenden nun zu bestätigen gilt.

Tatsächlich knallt das gute Stück mit „Start The Show“ und Rae und RZA im Duett gleich direkt mit voller Wucht in den Gehörgang. Ein an sich nüchterner, aber umso kompromissloserer Banger erster Güte, der regelrecht heiß macht, auf alles, was da im Folgenden noch so kommt und mit Wu-Tang-Rufen die Nackenhaare stehen lässt. Dem nicht genug, setzt Sean Price gleich nach und setzt dem Genick nach keinen 5 Minuten schon schwerster Belastung aus, indem er mit Ghostface und Trife Diesel einen nicht minder harten Track raushaut, ergänzt um schmackhaftes Sampling und Klängen von Schwerthieben. Jawohl, das ist die Form, in der man den Clan sehen und hören möchte. Besonders Trife Diesel gefällt hier und ergänzt das ohnehin schon abwechslungsreiche Stimmlagen-Buffet um eine weitere Komponente.

Ein echtes Highlight ist auch das von Soul begleitete „Never Feel This Pain“. Inspectah Deck und U-God spielen sich zu verbalen Helden auf und werden zum gegebenen Zeitpunkt von Tre Williams’ Gesang unterstützt. Doch nicht immer benötigt es ein Großaufgebot von drei oder mehr Künstlern, um einen Track zu besorgen. Zwar trifft dies auf eine Vielzahl der Tracks zu, doch gerade Killa Sha gelingt mit „Drunk Tongue“ ein echtes Ausrufezeichen. Zwei Minuten im Rampenlicht, die ganze Aufmerksamkeit des Hörers ist bei ihm und Sha spittet volltrunken und wie von Sinnen die Reime ins Mic. Rap-Herz, was willst du mehr?

Dass sich alles bis dahin erlebte nochmals toppen lässt, zeigt sich spätestens nach mehreren Durchläufen, wenn man immer wieder beim selben Track geradezu frenetisch zu nicken beginnt: „225 Round“. Ein fantastischer Beat, vier gut geschulte Reimer in der Booth und fertig sind fast 5 hollywoodreife Minuten. Der einzig wirkliche Negativpunkt von „Legendary Weapons“ ist wieder einmal die recht überschaubare Spielzeit. 14 Anspielpunkte, darunter ein Outro und drei Interludes, das ist in der Summe recht knapp gehalten, wenngleich man im selben Moment sagen muss; lieber ein von vorne bis hinten stimmiges, kurzes Werk, als ein durch Lückenfüller in die Länge gezogenes Album.

„Legendary Weapons“ ist das Album, welches sich manch einer schon zu Zeiten von „8 Diagrams“ gewünscht haben. Die Beats sind knackig und atmen den Geist vergangener Tage, die Wu-Tang-Mitglieder liefern allesamt sehr gute Leistungen ab und mit Roc Marciano, Sean Price, AZ, M.O.P. und Termanology wurden interessante Gäste hinzugezogen, die mit ihren Beiträgen das Gesamtbild bereichern und nicht unangenehm auffallen. Genau so, wie Featurebeiträge eben funktionieren sollten. Da bleibt nur zu hoffen, dass bis zum nächsten Streich nicht wieder so viele Jahre ins Land gehen. Enter the Wu-Tang, again.



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Diese Rezension wurde ebenfalls auf HipHopHolic.de veröffentlicht.

Tech N9ne - All 6's And 7's




Es gibt nur wenige Ausnahmeerscheinungen im Rapspiel, welches schon so ziemlich alles gesehen hat. Und vielleicht wäre es übertrieben, zu behaupten, dass Tech N9ne eine nie dagewesene Persönlichkeit ist. Doch Fakt ist, dass es nur wenig vergleichbare Charaktere gibt; technisch der Perfektion nahe, psychisch ein gefährlich guter Mix aus Genie und Wahnsinn, mit einem V8-Motor unter der Zunge ausgestattet, der es ihm erlaubt, in Höchstgeschwindigkeit mit Lines um sich zu werfen und vor allem mit einer klaren Vision, wie seine Musik klingen soll. Somit überrascht es auch nicht weiter, dass es kaum einen Rapper gibt, dem man in den letzten Jahren einen ähnlich starken Fortschritt attestieren konnte, als ihm. Zuletzt mit dem beeindruckend finsteren „K.O.D.“ am bisherigen Höhepunkt seiner Karriere angelangt, folgte mit „All 6′s and 7′s“ der nächste Streich des Königs der Dunkelheit.

Ebenso komplex wie die Person Tech N9ne selbst, war stets auch seine Musik. Vom klassischen Banger über selbst gesungene Hooks, die fast schon poppig wirken, bis hin zu aggressiv gespitteten Kampfansagen, die auch mal ins rockige Gefilde gehen, er beherrscht jede Disziplin erschreckend gut. Mit „Technicians“ wird beispielsweise auf eine an Spartaner erinnernde Hook aufgebaut, ergänzt durch die nahezu endlose Dichte von Techs Reimen, während „He’s A Mental Giant“ neben dem erneut fabelhaft auftrumpfenden Hausherren vor allem der unglaubliche Beat begeistert, bei dem nicht zuletzt der gekonnte Sample-Einbau seinen Anteil daran hat. Und mit „Worldwide Choppers“ wird auch wieder an die ‘Midwest Choppers’-Chronik angeknüpft, dieses Mal unter anderem mit dem Türken Ceza, Yelawolf, Twista und Busta Rhymes. Sehr gut.

Dass sich Tech N9ne auch nach etlichen Veröffentlichungen immer noch traut, neue Wege einzugehen, beweist er auch dieses Mal, indem er mit „Fuck Food“ einfach mal Lil Wayne und T-Pain zum Brunch einlädt. Die dabei anfängliche Skepsis ob der funktionierenden Chemie gehört schnell der Vergangenheit an. Nicht weniger interessant sind die Features mit E-40 und Snoop Dogg auf „Pronographic“ bzw. Jay Rock auf „You Owe Like Pookie“, sowie das vom Rock inspirierte „So Lonely“, das jedoch, entgegen vieler fehlgeschlagener Versuche von Kollegen, Rock mit Rap zu verbinden, sehr gut funktioniert. Insgesamt muss man jedoch festhalten, dass das Album weit weniger finster daher kommt, als das bedrückende „K.O.D.“. Gleich geblieben ist jedoch das wunderschöne Digipak.

Tech N9ne hält auch 2011 weiter an seiner Marschrichtung fest und feilt fleißig weiter an seinem Sound, der sein Wesen wiedergibt und damit persönlicher ist, als vieles, was von Kollegen veröffentlicht wird. Vielseitig, technisch brillant und zwischen schrill und bodenständig agierend, ist „All 6′s and 7′s“ ein wirklich beeindruckendes Werk, dass das mit vorherigen Release gesetzte Qualitätsniveau weiter gehalten wird. Wer ihn bereits kennt, wird ihn auch hierfür lieben, wer ihn bis dato versäumt hat, sollte dies schleunigst nachholen und sich dem wahnwitzigen Geiste des Aaron Yates öffnen. Man wird es im Regelfall nicht bereuen.
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Diese Rezension wurde ebenfalls auf HipHopHolic.de veröffentlicht.

Freitag, 19. August 2011

EnSilence - No Good Thing (Free Download)




Ich hatte leider noch keine Gelegenheit, das ganze Teil anzuhören, jedoch ist das, was ich bis dato gehört habe, gewohnt hochklassiges Material von einer meiner liebsen Stimmen im Rap-Biz, die wunderbare EnSilence. Notiz am Rande: "Think Back" nutzt als Sample die Scorpions mit ihrem Hit "Wind Of Change". So gute Musik, noch dazu für lau

-> HERUNTERLADEN!

Dienstag, 16. August 2011

Im Interview: Mad Mic vs Tyler Torance & Calibuz Wax




Kürzlich auf dem Prüfstand, jetzt im Interview; Mad Mic vs Tyler Torance & Calibuz Wax, die mit ihrem "Living Legends"-Album ein wirklich spektakuläres Album veröffentlicht haben, bis zum Rand gefüllt mit hochkarätigen Gästen aus Übersee. Resurrection of Rap sprach mit den beiden über die Entstehung und Umsetzung der Idee, sowie die nähere Zukunft:

Ihr seid beide keine Neulinge mehr im Spiel , könnt auf einiges zurückblicken und habt sicher viel erlebt. Kann man dennoch behaupten, dass "Living Legends" den bisherigen Höhepunkt in euer beider Karrieren darstellt?


Mad Mic:
Ich habe ein Album verwirklicht für das ich Songs mit fast allen Jungs aufgenommen habe, die Rap und auch mich nachhaltig geprägt haben. Songs mit Artists die für den Großteil meiner Generation das Nonplusultra darstellen. Verdammt, auf meinem Album sind AG, Nine, Tame One oder Mr.Cheeks….ich komme immer noch nicht darauf klar und kann nur sagen: Rein emotional ist das in jedem Fall der Höhepunkt!

Calibuz Wax:
Den Höhepunkt unserer Karrieren? Die fangen doch gerade erst richtig an! Ganz ernsthaft, über Karrierehöhepunkte und so ein Zeug habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Warten wir mal ab, was in den nächsten Jahren alles kommt...

Wann entstand denn die Idee, ein derart umfangreiches Album wie dieses nun geworden ist, in Angriff zu nehmen? Gab es von Anfang an eine klare Vorstellung?

Mad Mic:
Wir hatten gar keine Vorstellung;) Nur zu viel Promille im Blut und die Schnapsidee, mit nur einem all dieser Rapper einen einzigen Song zu machen. Für uns persönlich, ohne jeden Release Gedanken. Als die Resonanz auf unsere Anfragen bzw. das Feedback auf unseren Sound so positiv ausfiel, wurde uns schnell klar, dass sogar ein ganzes Album möglich wäre. Eine solche Chance lassen wir uns natürlich nicht nehmen und in gerade mal 10 Monaten haben wir diesen Wahnsinn realisiert.

Calibuz Wax:
Das ist richtig. Es gab im Vorfeld definitiv keine klare Vorstellung. Im Prinzip entstand die Idee aus reiner Träumerei heraus und hat sich sehr schnell verselbstständigt.

Allein einen prominenten Act aus den Staaten an Bord zu haben, zählt hierzulande noch als Leistung, ihr versammelt gleich 18 hochkarätige Gäste aus Übersee auf dem Album. Wie schwer war es, all dies so hinzubekommen, wie viel Arbeit steckt dahinter? Und gibt es Features, die euch besonders wichtig waren und auf die ihr besonders stolz seid?


Mad Mic:
10 Monate 24/7 Action, Schlafentzug, Durchhalteparolen und die Ausschöpfung jeglichen Organisationstalents bis an die Schmerzgrenze;) Ich denke wenn ich etwas mit Leidenschaft verfolge, bin ich mehr als überzeugend…und das haben alle Beteiligten zu spüren bekommen. Stolz bin ich auf jeden einzelnen Feature. Weil jeder einzelne eine Legende ist und jeder einzelne der Erfüllung eines Traumes gleich kommt. Hervorheben kann man vielleicht die Zusammenarbeit mit Tame One. Einfach deswegen, weil der Typ echt irre ist und es einem Wunder gleich kommt, dass am Ende alles glatt gelaufen ist;) Wir sollten eigentlich noch ein Anekdoten Handbuch zum Album rausbringen – wäre sicher ein Bestseller.

Calibuz Wax:
Auch ich bin auf alle sehr stolz. Und den Kontakt herzustellen war mit das Einfachste des ganzen Projektes. Diesen zu halten und mit den Leuten produktiv zu arbeiten, hat sich dagegen in einigen Fällen als äußerst zeitaufwendig und kompliziert heraus gestellt. Die ganzen Randnotizen hätten in jedem Fall den Stoff für ein Buch;)

Wie genau verlief denn die Kommunikation zwischen euch und den amerikanischen Gästen? Wie kam der Kontakt zu Stande?


Mad Mic:
Der erste Kontakt kam in beinahe allen Fällen über Myspace oder ähnliche Plattformen zustande. Darüber haben wir die Connections zu Labels, Managern oder direkt zu den Künstlern geknüpft. Bis zu dem Punkt, an dem eine Zusammenarbeit sicher war, lief eigentlich alles über das Internet. Danach wurde viel telefoniert, was auf Grund der Zeitverschiebung für mich den Anfang der Nachtschichten bedeutete;)

Calibuz Wax:
Shout outs an das Internet! Ohne es wäre all das niemals möglich gewesen.

Hat man als Künstler denn die Sorge, der Hörer könne durch die enorme Anzahl an renommierten Gästen glauben, man müsse dies tun, da der Künstler selbst nicht die Kraft hat, ein Album alleine zu stemmen?


Calibuz Wax:
Nein, die Sorge hatten wir definitiv nicht. Im Prinzip ging es darum, uns mit diesem Projekt selbst die Eier zu schaukeln. Die Sicht von anderen war mir dabei von Anfang an egal.

Mad Mic:
Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, ob die Leute dass so aufnehmen könnten. Dieses Projekt hat uns selbst so brutal geflasht, dass die Entwicklung von solchen Szenarien in unseren Köpfen gar nicht möglich war. Mal abgesehen davon, habe ich letztes Jahr 800 Exemplare von meinem Molotov Mixtape verkauft – heutzutage nicht so schlecht für einen Underground Gauner wie mich;) Und wer mich kennt weiß, dass ich ein Idealist bin. Ich würde Musik niemals aus Berechnung machen. Wir brauchen also keine namhaften Features um uns zu profilieren – ich brauche sowieso nie wieder irgendwas – ich habe dieses Album im Schrank. Punkt!

Beim Hören des Albums fällt positiv auf, dass die Beats sehr gut zu den jeweiligen Gästen passen. Wie war der Entstehungsprozess eines solchen Songs? Was kam zuerst; der Beat, der eigene Text oder das Feature?


Mad Mic:
Dass die Beats so gut zu den Features passen, liegt ganz einfach daran, dass die Gäste sich ihr Instrumental aussuchen konnten. Wir hatten von den verschiedensten Produzenten Beats gepickt, insgesamt locker 80 Stück. Aus diesen erstellten wir Snippets, aus denen jeder Feature seinen Favoriten bestimmen konnte. Was die Texte anging, wollten wir den Jungs komplett freie Hand lassen. Also haben die Features die Inhalte der Songs vorgegeben und wir haben auf ihre Texte entsprechend reagiert.

Calibuz Wax:
Wir wollten keinem Feature irgendwelche sound technischen oder inhaltlichen Grenzen setzen und das ist uns sehr gut gelungen.

Hättet ihr denn auch Interesse, mit deutschen Künstlern zusammen zu arbeiten? Und wenn ja,
welche wären dies etwa?


Calibuz Wax:
Es ist ja nicht so, als ob wir noch nie mit deutschen Künstlern gearbeitet hätten. Aber was ein solches Konzept angeht, gibt es nur ganz wenige die in meinen Augen einen „Legend Status“ genießen und bei denen ich deshalb sagen würde „mit dem müssen wir einen Song machen“.

Mad Mic:
Nach diesem Mammut Collabo Projekt freue ich mich erstmal wieder darauf, ein paar Solo Tracks zu schreiben. Aber prinzipiell arbeite ich immer gerne mit anderen Artists zusammen, ganz egal wo diese her kommen oder welchen Status sie genießen. Ein Song mit z.B. Olli Banjo oder Tone wäre für mich in jedem Fall auch eine legendäre Geschichte.

Was darf man künftig noch so alles von euch erwarten, was ist in Planung? Ein Album mit französischen Gästen?

Calibuz Wax:
Gute Idee mit den französischen Gästen. Aber ganz ehrlich, ich für meinen Teil habe überhaupt keinen Plan was als nächstes kommen wird. Vielleicht gehe ich in den Irak.... oder werde der Adoptivsohn von Bill Gates.

Mad Mic:
Als nächstes darf man sich in jedem Fall auf zwei weitere Videosingles zum Living Legends Album freuen! Dann gilt es einige der Jungs nach Deutschland zu holen oder selbst einen Abstecher nach New York zu machen. Und danach müssen wir diese ganze Geschichte erstmal richtig verarbeiten und tief durchatmen. Eine Art Living Legends Album mit Franzosen ist auf Grund meiner Connections nach Paris oder Marseille, die ich durch die „Banlieue Connexion“ gesammelt habe, tatsächlich ein Gedanke. Aber auch mein Solo Album ist längst überfällig und auch eine EP mit meinem Labelkollegen Deuceman ist im Gespräch. Es gibt aber auch fernab der Musik einige Projekte, denen ich mich gerne widmen würde. Vielleicht sollte ich in die Politik gehen...oder doch besser in den Untergrund...

Zum Schluss gehören die letzten Worte stets den Befragten. Eure Worte an die 'Resurrection of Rap'-Leserschaft:


Mad Mic:
Geht auf www.prosa-nostra.com, macht euch euer Bild vom Living Legends Album und holt euch den Wahnsinn auf CD, 2LP oder MP3 nach Hause!

Calibuz Wax:
Ich zitiere zum Abschluss Mr. Cheeks von den Lost Boyz: That album is Hip Hop! Shouts to Mad Mic vs Tyler Torance and to all tha Living Legends: Smoothe da Hustler, A.G, Lord Tariq, Nine, Group Home, Sadat X, Do It All….this album is a hard ass joint! Salute to all that made it possible!!! Calibuz Wax!!! L’Z up!!

Dienstag, 9. August 2011

Pete Rock & Smif-n-Wessun – Monumental




Was haben wir sie nicht lieb gewonnen, diese Kollaboalben, die uns immer wieder mit neuen Konstellationen erfreuen und schon in der Ankündigungsphase in Ekstase versetzen. Vorliegendes Album blieb da keine Ausnahme und sorgte schon im Vorfeld für sabbernde Mäuler, was dadurch bestärkt wird, dass beide Parteien, sowohl Produzentenikone Pete Rock, als auch Tek und Steele alias Smif-n-Wessun, musikalisch in einem doch recht ähnlichen Umfeld unterwegs sind. Entsprechend durfte man wohl alles erwarten, nicht aber einen grundlegend neuen, wegweisenden Sound, den man so noch nie zu Ohren bekam. Stattdessen hausgemachter BoomBap der New Yorker Schule, so gehalten, dass dabei ein klassischer, aber keineswegs langweiliger Sound herauskommt, der sich fernab jedweder Trends bewegt.

Ob der schöne wie stilechte Titeltrack, der die richtige Stimmung einfängt und auf alles Folgende einstimmt oder „That’s Hard“ mit den beiden P’s, namentlich Sean Price und Styles P, mit unglaublich gut gesetzten Streichern, hier hat Musik noch Hand und Fuß, Herz eben. „Top Of The World“ mit Marcy-Representer Memphis Bleek lässt sich so wohl kaum mit anderen Worten beschreiben, als wunderschön. Die Waffenbrüder leisten wie immer gelungene Arbeit und Pete Rock schraubt derweil die Bretter, die die Welt bzw. den Hörer bewegen. Insofern wirkt das steinere Cover fast schon befremdlich, steckt hier doch offenbar jede Menge Soul, Liebe und Leben dahinter. Doch darauf kommen wir später noch einmal zurück. Zunächst weiter im Text.

Zur Halbzeit zählt man ausschließlich gut ins Ohr gehende Stücke, die keinen Ausfall wahrnehmen lassen und zurecht das Logo der Qualitätsschmiede Duck Down tragen. Die zweite Hälfte beginnt mit „Fire“ nicht weniger gut, offenbart jedoch leider beim Konsum mit Kopfhörern bisweilen einen etwas unausgeglichenen Sound, der das Hörvergnügen ein klein wenig stört. Auch „This One“ ist nicht frei von Fehlern, die Hook, um es auf den Punkt zu bringen, schlicht nicht gut. Dort hört das kritisieren auf sehr hohen Niveau auf und spätestens mit Buckshot und dessen Auftritt auf „Night Time“ ist alles verziehen und vergessen. Grob, dabei unverkrampft und in der Summe schlicht an Perfektion grenzend.

Umso erstaunlicher ist es zu guter Letzt, dass es dem an Erfahrung reichen Trio in der letzten Kür, dem letzten Aufspielen, noch einmal gelingt, noch einmal alles aus sich heraus zu holen, um dem Hörer einen möglichst guten Abschluss zu bescheren. In solchen Augenblicken möchte man sich fragen, wieso Musik nicht immer derart schön sein kann, wieso es noch immer Alben gibt, die auf eine Hand voll radiotauglicher Singles aufbauen, wenn man stattdessen auch ein solch von vorne bis hinten funktionierendes Stück Musik erschaffen könnte und so dem der Zahn der Zeit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weit weniger anhaben dürfte.

Möchte man „Monumental“ umschreiben, so nehme man sich lediglich dem Cover an, welches, wie sich nach dem Hören herausstellt, alles verrät, was der Hörer wissen muss. Auf den ersten Blick wirkt diese Veranstaltung, der Stil, den die drei fahren, hart und kalt, wie Stein. Doch bei genauem Hinsehen erkennt man hinter der steinernen Fassade das menschliche Wesen, welches darunter haust und mit lebensbejahenden Herzschlag und viel Liebe für die Sache den Blick auf das Wesentliche, die Musik, richtet. Kurzum ein Album, wie man es heute längst nicht mehr jeden Tag auf die Ohren bekommt und das will in Zeiten eines chronisch überschwemmten Marktes schon etwas heißen. Well done.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Mad Mic vs Tyler Torance & Calibuz Wax – Living Legends




Deutschrap-Alben gibt es, sind wir mal ehrlich, mehr als der durchschnittliche Konsument im Leben braucht. Entsprechend liegt es an den Künstlern, triftige Argumente zu sammeln und auszuarbeiten, die die eigene Musik Außenstehenden schmackhaft machen sollen. Ein paar edle Beats aus renommierten Händen mag da eine Möglichkeit sein, oder ein namhaftes Gastspiel eines Kollegen. Noch besser natürlich, wenn man davon gleich ein paar Haufen zusammen bekommt. Dachten sich wohl auch die beiden bis dahin eher in ihrem Umfeld wirkenden Mad Mic vs Tyler Torance und Calibuz Wax, die das Kunststück vollbracht haben, gleich eine ganze Horde von Künstlern einzuladen bzw. einzufliegen, handelt es sich dabei gar um prominente Größen des Underground-Movements der Vereinigten Staaten.

Bereits die erste Kollabo für den Titeltrack fährt mit Mr. Cheeks und B.O.B. gleich zwei schwere Geschütze auf, wobei vor allem Bobby Ray auf dem an sich schlicht gehaltenen Piano-Boom-Bap-Instrumental überaus gut gefällt. Angenehm auch die Performance der beiden Hausherren, die ihr Handwerk durchaus zu verstehen scheinen und nicht einzig und allein auf fremde Hilfe hoffen müssen. Aus einem Fluss auch „The Cypher“ mit Lord Tariq, der Beat in Ordnung, die Reime flüssig vorgetragen und der Wechsel zwischen deutscher und amerikanischer Reimkunst geht gut ineinander über. Überhaupt kann man feststellen, dass die Gäste stets gut gewählt worden sind und nahezu immer zum Instrumental passen. Lediglich „Take A Look“ mit A.G. will vor allem gegen Ende hin ein wenig nervig in den Gehörgang gehen, was jedoch einzig dem Beat, nicht den Künstlern, geschuldet ist.

Sehr gut dann wieder das düstere „The Word“ mit Nine und das tiefgehende „Crazy World“ mit Tame One und Texuz als Begleitung. Gerade in der zweiten Hälfte tauchen dann auch vermehrt richtig große Geschichten auf. „No Good“ mit Sabac Red, „My Squad“ mit Sadat X und den Screwballer Blaq Poet beinhaltende „Heartbeat“ sind dabei gleich drei direkt aufeinander folgende Stücke, die allesamt überzeugen. Und wie sich das für einen Albumtitel wie diesen gehört, darf zum Schluss hin mit Edo.G auch einer das Mic in die Hand nehmen, der zweit über zwei Dekaden aufnimmt und mit „All Eyes On Me“ das letzte große Ding der Veranstaltung abliefert und den positiven Gesamteindruck abrundet.

Was also ist weniger gelungen an „Living Legends“? Nun, da wäre zum einen der Charme eines Samplers, durch naturgemäß bei einer solchen Flut an Features auftritt und das Untergehen der eigentlichen Hauptdarsteller. Nicht, dass diese mit ihrem Können nicht mit den Gästen mithalten könnten, doch bei derart viel klingenden Namen fällt es schwer, seinen Fokus auf die beiden Herren zu halten. So ist „Living Legends“ eine sehr gute Veröffentlichung, als Solo- bzw. Kollaboalbum jedoch nur bedingt ein Erfolg, erhält es den prägnantesten Eindruck von außerhalb und nicht, wie es eigentlich sein sollte, von den eigene Auftritten auf Albumlänge. Sieht man davon ab, verspricht die Tracklist einiges und kann den Erwartungen auch in fast jeder Situation gerecht werden.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de