Dienstag, 16. August 2011

Im Interview: Mad Mic vs Tyler Torance & Calibuz Wax




Kürzlich auf dem Prüfstand, jetzt im Interview; Mad Mic vs Tyler Torance & Calibuz Wax, die mit ihrem "Living Legends"-Album ein wirklich spektakuläres Album veröffentlicht haben, bis zum Rand gefüllt mit hochkarätigen Gästen aus Übersee. Resurrection of Rap sprach mit den beiden über die Entstehung und Umsetzung der Idee, sowie die nähere Zukunft:

Ihr seid beide keine Neulinge mehr im Spiel , könnt auf einiges zurückblicken und habt sicher viel erlebt. Kann man dennoch behaupten, dass "Living Legends" den bisherigen Höhepunkt in euer beider Karrieren darstellt?


Mad Mic:
Ich habe ein Album verwirklicht für das ich Songs mit fast allen Jungs aufgenommen habe, die Rap und auch mich nachhaltig geprägt haben. Songs mit Artists die für den Großteil meiner Generation das Nonplusultra darstellen. Verdammt, auf meinem Album sind AG, Nine, Tame One oder Mr.Cheeks….ich komme immer noch nicht darauf klar und kann nur sagen: Rein emotional ist das in jedem Fall der Höhepunkt!

Calibuz Wax:
Den Höhepunkt unserer Karrieren? Die fangen doch gerade erst richtig an! Ganz ernsthaft, über Karrierehöhepunkte und so ein Zeug habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Warten wir mal ab, was in den nächsten Jahren alles kommt...

Wann entstand denn die Idee, ein derart umfangreiches Album wie dieses nun geworden ist, in Angriff zu nehmen? Gab es von Anfang an eine klare Vorstellung?

Mad Mic:
Wir hatten gar keine Vorstellung;) Nur zu viel Promille im Blut und die Schnapsidee, mit nur einem all dieser Rapper einen einzigen Song zu machen. Für uns persönlich, ohne jeden Release Gedanken. Als die Resonanz auf unsere Anfragen bzw. das Feedback auf unseren Sound so positiv ausfiel, wurde uns schnell klar, dass sogar ein ganzes Album möglich wäre. Eine solche Chance lassen wir uns natürlich nicht nehmen und in gerade mal 10 Monaten haben wir diesen Wahnsinn realisiert.

Calibuz Wax:
Das ist richtig. Es gab im Vorfeld definitiv keine klare Vorstellung. Im Prinzip entstand die Idee aus reiner Träumerei heraus und hat sich sehr schnell verselbstständigt.

Allein einen prominenten Act aus den Staaten an Bord zu haben, zählt hierzulande noch als Leistung, ihr versammelt gleich 18 hochkarätige Gäste aus Übersee auf dem Album. Wie schwer war es, all dies so hinzubekommen, wie viel Arbeit steckt dahinter? Und gibt es Features, die euch besonders wichtig waren und auf die ihr besonders stolz seid?


Mad Mic:
10 Monate 24/7 Action, Schlafentzug, Durchhalteparolen und die Ausschöpfung jeglichen Organisationstalents bis an die Schmerzgrenze;) Ich denke wenn ich etwas mit Leidenschaft verfolge, bin ich mehr als überzeugend…und das haben alle Beteiligten zu spüren bekommen. Stolz bin ich auf jeden einzelnen Feature. Weil jeder einzelne eine Legende ist und jeder einzelne der Erfüllung eines Traumes gleich kommt. Hervorheben kann man vielleicht die Zusammenarbeit mit Tame One. Einfach deswegen, weil der Typ echt irre ist und es einem Wunder gleich kommt, dass am Ende alles glatt gelaufen ist;) Wir sollten eigentlich noch ein Anekdoten Handbuch zum Album rausbringen – wäre sicher ein Bestseller.

Calibuz Wax:
Auch ich bin auf alle sehr stolz. Und den Kontakt herzustellen war mit das Einfachste des ganzen Projektes. Diesen zu halten und mit den Leuten produktiv zu arbeiten, hat sich dagegen in einigen Fällen als äußerst zeitaufwendig und kompliziert heraus gestellt. Die ganzen Randnotizen hätten in jedem Fall den Stoff für ein Buch;)

Wie genau verlief denn die Kommunikation zwischen euch und den amerikanischen Gästen? Wie kam der Kontakt zu Stande?


Mad Mic:
Der erste Kontakt kam in beinahe allen Fällen über Myspace oder ähnliche Plattformen zustande. Darüber haben wir die Connections zu Labels, Managern oder direkt zu den Künstlern geknüpft. Bis zu dem Punkt, an dem eine Zusammenarbeit sicher war, lief eigentlich alles über das Internet. Danach wurde viel telefoniert, was auf Grund der Zeitverschiebung für mich den Anfang der Nachtschichten bedeutete;)

Calibuz Wax:
Shout outs an das Internet! Ohne es wäre all das niemals möglich gewesen.

Hat man als Künstler denn die Sorge, der Hörer könne durch die enorme Anzahl an renommierten Gästen glauben, man müsse dies tun, da der Künstler selbst nicht die Kraft hat, ein Album alleine zu stemmen?


Calibuz Wax:
Nein, die Sorge hatten wir definitiv nicht. Im Prinzip ging es darum, uns mit diesem Projekt selbst die Eier zu schaukeln. Die Sicht von anderen war mir dabei von Anfang an egal.

Mad Mic:
Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, ob die Leute dass so aufnehmen könnten. Dieses Projekt hat uns selbst so brutal geflasht, dass die Entwicklung von solchen Szenarien in unseren Köpfen gar nicht möglich war. Mal abgesehen davon, habe ich letztes Jahr 800 Exemplare von meinem Molotov Mixtape verkauft – heutzutage nicht so schlecht für einen Underground Gauner wie mich;) Und wer mich kennt weiß, dass ich ein Idealist bin. Ich würde Musik niemals aus Berechnung machen. Wir brauchen also keine namhaften Features um uns zu profilieren – ich brauche sowieso nie wieder irgendwas – ich habe dieses Album im Schrank. Punkt!

Beim Hören des Albums fällt positiv auf, dass die Beats sehr gut zu den jeweiligen Gästen passen. Wie war der Entstehungsprozess eines solchen Songs? Was kam zuerst; der Beat, der eigene Text oder das Feature?


Mad Mic:
Dass die Beats so gut zu den Features passen, liegt ganz einfach daran, dass die Gäste sich ihr Instrumental aussuchen konnten. Wir hatten von den verschiedensten Produzenten Beats gepickt, insgesamt locker 80 Stück. Aus diesen erstellten wir Snippets, aus denen jeder Feature seinen Favoriten bestimmen konnte. Was die Texte anging, wollten wir den Jungs komplett freie Hand lassen. Also haben die Features die Inhalte der Songs vorgegeben und wir haben auf ihre Texte entsprechend reagiert.

Calibuz Wax:
Wir wollten keinem Feature irgendwelche sound technischen oder inhaltlichen Grenzen setzen und das ist uns sehr gut gelungen.

Hättet ihr denn auch Interesse, mit deutschen Künstlern zusammen zu arbeiten? Und wenn ja,
welche wären dies etwa?


Calibuz Wax:
Es ist ja nicht so, als ob wir noch nie mit deutschen Künstlern gearbeitet hätten. Aber was ein solches Konzept angeht, gibt es nur ganz wenige die in meinen Augen einen „Legend Status“ genießen und bei denen ich deshalb sagen würde „mit dem müssen wir einen Song machen“.

Mad Mic:
Nach diesem Mammut Collabo Projekt freue ich mich erstmal wieder darauf, ein paar Solo Tracks zu schreiben. Aber prinzipiell arbeite ich immer gerne mit anderen Artists zusammen, ganz egal wo diese her kommen oder welchen Status sie genießen. Ein Song mit z.B. Olli Banjo oder Tone wäre für mich in jedem Fall auch eine legendäre Geschichte.

Was darf man künftig noch so alles von euch erwarten, was ist in Planung? Ein Album mit französischen Gästen?

Calibuz Wax:
Gute Idee mit den französischen Gästen. Aber ganz ehrlich, ich für meinen Teil habe überhaupt keinen Plan was als nächstes kommen wird. Vielleicht gehe ich in den Irak.... oder werde der Adoptivsohn von Bill Gates.

Mad Mic:
Als nächstes darf man sich in jedem Fall auf zwei weitere Videosingles zum Living Legends Album freuen! Dann gilt es einige der Jungs nach Deutschland zu holen oder selbst einen Abstecher nach New York zu machen. Und danach müssen wir diese ganze Geschichte erstmal richtig verarbeiten und tief durchatmen. Eine Art Living Legends Album mit Franzosen ist auf Grund meiner Connections nach Paris oder Marseille, die ich durch die „Banlieue Connexion“ gesammelt habe, tatsächlich ein Gedanke. Aber auch mein Solo Album ist längst überfällig und auch eine EP mit meinem Labelkollegen Deuceman ist im Gespräch. Es gibt aber auch fernab der Musik einige Projekte, denen ich mich gerne widmen würde. Vielleicht sollte ich in die Politik gehen...oder doch besser in den Untergrund...

Zum Schluss gehören die letzten Worte stets den Befragten. Eure Worte an die 'Resurrection of Rap'-Leserschaft:


Mad Mic:
Geht auf www.prosa-nostra.com, macht euch euer Bild vom Living Legends Album und holt euch den Wahnsinn auf CD, 2LP oder MP3 nach Hause!

Calibuz Wax:
Ich zitiere zum Abschluss Mr. Cheeks von den Lost Boyz: That album is Hip Hop! Shouts to Mad Mic vs Tyler Torance and to all tha Living Legends: Smoothe da Hustler, A.G, Lord Tariq, Nine, Group Home, Sadat X, Do It All….this album is a hard ass joint! Salute to all that made it possible!!! Calibuz Wax!!! L’Z up!!

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