Dienstag, 17. Juli 2012

Summer Cem - Sucuk & Champagner (Review)


Es gibt nicht viele Rapper wie Summer Cem – vom Start weg durchaus dankend von Kritikern wie Hörern aufgenommen, mit arrogantem Stil ausgestattet und durch tatkräftige Unterstützung von Eko, gelang es Cem, sich schnell als veritabler Reime-Schubser zu etablieren. Und dennoch hat man immer wieder den Eindruck, dass genau jener in Unterhaltung um und über deutschen Sprechgesang vergessen wird. Dabei besitzt der gute Mann einen technisch ausgereiften Flow, der weit über dem Durchschnitt rangiert und der ihm auch auf seinem neuesten Werk, „Sucuk & Champagner“ als wichtigstes Werkzeug dient. Die Gründe für diese teils ungerechte Behandlung müssen demnach woanders liegen und eine gar nicht so abwegige Theorie könnte besagen, dass es an der thematischen Beschränktheit der Songs liegt. Denn so arrogant und passend Summer Cem auch die Reime raus haut, mehr als ordentlicher Straßenrap, der über Selbstbeweihräucherung und verbale Schellen spricht, kommt dabei selten heraus. Daran ändern auch diese 17 bzw. 20 (auf der Baba Edition) Stücke nichts.

Inhaltlich stets am kreativen Minimum agierend, entstanden so bouncige Club-Tracks wie „Kanakk“ und „Jungs im Club“ mit Nazar und RAF, technischer State Of The Art in Form von „Du Weisst Das“ mit Farid Bang oder fragwürdiger „Streifenwagensound“ mit Massiv. Allesamt keine schlechten Stücke, aber auch nicht unbedingt das, was man noch nicht auf seinem MP3-Player hat. „Wo ist dein Lächeln“ ist dann einer dieser ruhigen Stücke über menschliche Emotionen und bricht aus dem engen Themen-Korsett aus, überzeugt jedoch nur bedingt, da Summer Cem hier unpassend wirkt, ganz im Gegensatz zum tatsächlich recht guten „Herzrasen“. Ebenfalls etwas abwechslungsreicher „Unbesiegbar“ und „Aisha“, welches auf das seit Romeo und Julia bekannte Thema der verbotenen Liebe beruht. Erwähnenswert auch „Immer noch hier“, jedoch vornehmlich aufgrund des Gastparts von MoTrip, der hier einmal mehr in einer eigenen Liga spielt. Nicht weniger gelungen dann auch die Beats, die fast durchweg klar gehen und damit dem jüngsten Trend von klasse Instrumentalen und lediglich ordentlichem Auftritt der Interpreten folgen. Allerdings rechtfertigt dies die Anschaffung der Baba Edition, die neben drei zusätzlichen Stücken auch die Instrumentale enthält. Alles in allem ist „Sucuk & Champagner“ ein von handwerklicher Seite her komplettes Album, das inhaltlich jedoch alles andere als zwingend daher kommt. Ob es für die Jahresbestenliste reicht, bleibt abzuwarten.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf BackSpin-Media.de

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