Samstag, 12. Juni 2010

Jai spricht: über Deutschrap-Hörer in der Krise!

VORSICHT! Beim Lesen dieses Textes kann es vorkommen, dass sich ab und an ironische Kommentare wiederfinden, die keinesfalls böse gemeint sind.
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"Deutscher Rap steckt in der Krise!" - wie oft hat man diesen Satz in den vergangenen Jahren hören bzw. noch wesentlich öfter lesen müssen? An jeder Ecke fanden sich der eigenen Aussage nach ausgewiesene Experten, die das Schwinden von Qualität innerhalb des deutschsprachigen Raumes prophezeiten, ja gar schon fast proklamiert. Zwar nahm man, zumindest ich, diese Meinungen zuletzt weniger häufig wahr, dennoch fühle ich mich jetzt im Moment dazu berufen, wieder mal meinen Senf dazu zu geben. Und ich behaupte Mitte Juni 2010: Der Deutschrap-Hörer steckt in der Krise!

Ganz recht, richtig gelesen. Wer (leidenschaftlicher) Hörer von deutschsprachigem Rap ist, der dürfte dieser Tage durchaus mit dunkler Miene durchs Leben schreiten. Von Sorgen geplagt und im Kopfe ständig der Überlegung beschäftigt, wie das Alles denn nur weitergehen soll, bleibt es beim gegenwärtigen Status. Er kämpft, um es überspitzt auszudrücken, um seine künftige Existenz und um sein Fortbestehen im großen Vergnügungspark der Reime und Wortspiele. Soll es das etwa schon gewesen sein?

Der Grunde allen Übels? Nicht etwa der (Werte-)Verfall der aktiven Mitglieder oder ein bundesweites Gesetz, dass sämtlichen hörenswerten Rap verbietet (alleine diese Überlegung schon entspringt der reinsten Utopie.) Nein, ganz anders. Der Grund bzw. die Gründe sind die Veröffentlichungen der vergangen Wochen und Monaten. Waren diese durchweg unter den Erwartungen und drängen dem Hörer suizidgefährende Gedanken auf? Nicht doch! Ganz im Gegenteil. Es ist die überaus hohe Qualität, die dieser Tage auf den Markt geworfen wird und den Konsumenten fast schon erdrückt.

Von einem Qualitätsverlust kann in dieser Hinsicht keine Rede sein. Wohin man blickt, es blüht und gedeiht an jeder Ecke. So dass selbst mir, der schnell und viel konsumiert, um nicht zu sagen konsumieren muss, und somit den ein oder anderen Release unmittelbar nach Veröffentlichung wieder aus dem Gedächtnis verdrängt - unbeabsichtigt versteht sich - auf Anhieb fünf hochklassige Alben der jüngeren Zeit aufzählen kann. Was ich jedoch nicht tun werde, da zu manchem Album erst noch die passende Review folgen wird und ich nicht gleich die Spannung vorweg nehmen möchte. Einen Spannungsbogen aufbauen - so nannte man das im Deutschunterricht meines Wissens nach immer.

Was daran nun derartig schlimm sein soll? Nun, ich gehe davon aus, dass ein halbwegs anständiger Charakter nach wie vor bereit ist, für seinen 'Stoff' zu bezahlen. Ob für digitale Downloads auf iTunes und dergleichen oder ganz klassisch im Plattenladen. Nun sind Alben, das werden selbst rege Käufer bestätigen, nicht gerade billig. Gehen wir von einem durchschnittlichen Preis von runden 15 Euro pro Album aus und berücksichtigen dabei, dass ein Album pro Monat für den Head längst nicht genügt. Hinzu kommt der Umstand, dass die Löhne in der Regel nicht steigen, bei zum Teil stetig wachsenden Lebenshaltungskosten.

Fertig ist die Formel/Wurzel allen Übels. Und am Ende derer steht ein ärmlicher Mensch, der fast schon ungläubig in sein Portemonnaie blickt und auf ein tiefes Loch stößt. Die Tränensäcke sind bis aufs Äußerste gefüllt und es gibt kein Halten mehr, die Wassermassen schießen über die Wangen. Wie ein Kind, dass sich im Spielzeugladen umsieht, alles haben möchte, aber nichts respektive nur einen Bruchteil dessen bekommt. Mit dem entscheidenden Unterschied, das...es tut mir Leid, mir will keine Differenz in den Kopf kommen.

Was sich liest wie eine übertrieben schwarz gemalte Karikatur des Bösen, könnte schon bald Alltag in deutschen Läden mit CD-Abteilungen sein. Doch was tun? Sich wünschen, dass wir wieder zur altbekannten Jammer-Schiene springen? Dass wieder mehr Schund veröffentlicht wird und weniger Qualität, damit man sich diese dann immerhin auch leisten kann? Eher nicht, ist der Umstand fehlenden Geldes doch noch lange nicht das Ende. Man denke an Peter Zwegat, der einen jeden von uns auch aus den tiefsten Finanzlöchern und engsten Ranken der Gläubiger befreien kann, wenn er denn möchte. Oder an Griechenland.

1 Kommentar:

  1. Gott sei Dank kann ich mir noch leisten, deutschen Hip-Hop zu kaufen (auch wenn ich dann immer zur Strafe Nudeln mit Ketchup essen muss).
    Meine Vermutung ist, dass Sparten-Mailorder überleben werden. Dort findet man auch immer wieder Tonträger von deutschen Artists für'n Tenner, weil diese - im Sinne kurzer Vertriebswege - ihre Alben (als Kommissionsware?) selber in den Laden tragen.

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