„You think you know me, but you ain’t seen half of me“ heißt es in einem der Texte von B.o.B., auch bekannt als Bobby Ray, welcher nach seinem 2010 erschienen Debüt nun mit „Strange Clouds“ nachlegt und ein weiteres Mal seine besondere Stellung im Rap-Geschäft untermauert. Denn während nicht wenige seiner Kollegen fast schon verzweifelt auf der Suche nach einem, respektive ihrem Sound sind, gastiert Bobby Ray seit Tag eins in sämtlichen Gefilden, die die weite Musikwelt so zu bieten hat und lässt kaum eine Gelegenheit aus, um den Hörer zu überraschen. Sei es durch ein gewagtes Feature mit Taylor Swift, ein Intro mit Morgan Freeman oder eigene Gastbeiträge auf anderen Songs, wenn eindrucksvoll die klassische Rap-Ader zum Vorschein kommt, die man angesichts so verspielter Eigenkreationen gerne mal zu vergessen droht.
Bereits der angesprochene Opener „Bombs Away“ ist ein abwechslungsreiches Stück Musik, das sich mit voranschreitender Spieldauer entwickelt und zu einem großartig produzierten Einstand mutiert. Nicht ganz so detailliert, dafür radiotauglich, sind „Ray Bands“ (mit potentieller Ohrwurm-Hook) und das mit Unterstützung von Lil Wayne inszenierte Titelstück und „Both Of Us“ ist dann gar ein geschmackvoller Hybrid aus Rap und Pop. Dass es auch sehr gut ohne fremde Beihilfe geht, wird nur wenig später mit „Play For Keeps“ bewiesen, dem vielleicht besten Song des gesamten Albums, der sich schlicht mit dem Adjektiv groß umschreiben lässt und dem Album einen wesentlichen Stempel aufdrückt.
Auf wen dies alles zu oberflächlich und grob konstruiert wirkt, der möge sich Stücken wie „So Hard To Breath“ oder „Chandelier“ widmen. Hier kommen neben den Talenten als Unterhalter auch die textlichen Qualitäten zum Vorschein und stellen sich willkommener Weise in den Mittelpunkt und bilden damit wirksame Gegenpole zu den einfacher strukturierten Stücken des Albums. Mit dem spacigen „Castles“ sowie dem internationalen „So Good“ gibt es den Beweis, dass der Herr in der gesamten Welt zu Hause ist und sich hier wie dort sehr wohl zu fühlen scheint. Da verzeiht man ihm auch gerne mal ein „Out Of My Mind“ mit der kratzigen Geschmacksspalterin Nicki Minaj, mit der Bobby Ray hier übers Ziel hinaus schießt.
„Strange Clouds“ ist, wie das Debüt zu seiner Zeit, kein herkömmliches Rap-Album, sondern ein munterer Mix aus allerlei Einflüssen. Die Texte sind dabei so unterschiedlich hinsichtlich Tiefe wie die Instrumentale voll mit wunderbaren Melodien, die auf Anhieb zu gefallen wissen. Dass es B.o.B. dabei, trotz zahlreicher Gäste gelingt, stets präsent zu bleiben, unterstreicht derweil nur sein unbestreitbares Können auf dem Gebiet der Unterhaltung. Wer sich jedweder poppigen Anbiederung verweigert, ist hier falsch. Besitzer eines offenen Horizonts sind jedoch herzlich willkommen, in die gut aufgestellte Welt von Bobby Ray einzutauchen und sich von der dargebotenen Kunst berieseln zu lassen. Klasse.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf BackSpin-Media.de