Samstag, 20. April 2013

Talib Kweli - Prisoner Of Conscious (Review)



Wenn Talib Kweli sich ins Studio einschließt, um an neuen Songs zu arbeiten, dann sind die Erwartungen vieler bereits vor der ersten Aufnahme über alle Maßen hoch und ein wirklich objektiver Blick auf das ohne Frage herausragende Schaffen des aus Brooklyn stammenden MCs nicht immer möglich. Fakt ist, er steht fast ausnahmslos für gehaltvollen Rap, der sich fernab jedweder musikalischen Trends bewegt, und der damit seine tiefgehende Liebe zur Musik zum Ausdruck bringt. Fakt ist, dass er damit für nicht viele zu einem Vorreiter des Conscious-Rap wurde. Und Fakt ist, dass dieser sich seiner Rolle durchaus bewusst ist, sein neuestes Album nicht ohne Grund „Prisoner Of Conscious“ betitelt. Fühlt sich da etwa jemand in seiner selbst erschaffenen Nische unwohl und plant den musikalischen Ausbruch durch Stilbrüche samt Experimente mit anderen Genres? Mitnichten.
Fünfzehn Stücke lang gibt’s den gewohnt Flow-sicheren Talib Kweli, wie man ihn kennt und schätzt auf sauber ausproduzierten Instrumentalen, die vielleicht nicht unbedingt aus dem Sessel hauen, zumindest aber auch keine Schnitzer begehen und somit dem MC stets den Rücken stärken. In der Summe macht das ein Album voller munterer Tracks, die zu Gefallen wissen, ohne den Hörer dabei wirklich zu beanspruchen. Eine Überraschung dürfte das von RZA produzierte und Bus-A-Bus featurende „Rocket Ships“ sein, das überzeugt. Und „Upper Echelon“, ein nicht wirklich zu Kweli passender Track, auf dem dieser sich, bildlich gesprochen, in einen Schuh zwingt, der ihm zu keinem Zeitpunkt so recht passen mag. Enttäuscht ist man von „Prisoner Of Conscious“ dennoch nicht, hat das Album mit „Before He Walked“ eine echte Granate in Petto, samt Nelly-Feat. Unaufgeregt, geschmackssicher, in weiten Teilen vorhersehbar. Das ist Talib Kweli. Auch dieses Mal.


Mittwoch, 17. April 2013

LL Cool J - Authentic (Review)



Dieser Mann ist einer der ganz Großen. Eine Rap-Karriere, die bereits begann, als die meisten seiner heutigen Kollegen noch nicht einmal zur Schule gingen, gespickt mit heutigen Klassikern. Dazu kommt eine durchaus respektable Laufbahn als ernstzunehmender Schauspieler und das große Vergnügen, als Moderator der Grammys zu fungieren. Mit „Autehntic“ erscheint nun Album Nummer 14, und das soll auf kompakten zwölf Tracks deutlich machen, dass LL noch immer nicht zum alten Eisen gehört und die Ladys ihn noch immer lieben. Tatsächlich legt der inzwischen 45-Jährige los wie die Feuerwehr und geht mit „Bath Salt“, „Not Leaving You Tonight“ und dem munter swingenden „New Love“ samt Charlie Wilson steil. Beeindruckend und eine Erleichterung für alle, die einen rapiden Sturz von LL befürchteten. So viel das erste Viertel jedoch verspricht – was danach folgt, ist alles andere als State Of The Art.
Gut, den etwas holprigen Old School-Versuch mit Snoop Dogg und der Lärmbelästigung auf zwei Beinen in Form von Fatman Scoop kann man gerade noch so durchwinken, „Give Me Love“ mit Klum-Ex Seal ohne Umwege in die Abteilung Kitsch verfrachten und „Closer“ mit Monica sowie „Live For You“ als kalkulierbare Lady-Tracks abstempeln. Aber ein „Between The Sheetz“ ist dann nun wirklich nicht mehr anders zu betiteln als schlecht. Ideenlos, müde und alles andere als frisch, eine verhunzte Hook – hier passt wirklich überhaupt nichts zusammen. „Whaddup“ wiederrum ist per se kein schlechtes Ding, wirkt mit seinem omnipräsenten Chuck D jedoch in keiner Sekunde wie LL, sondern wie Public Enemy mit LL-Gastpart und damit, entgegen dem Albumtitel, alles andere als authentisch. Und wenn von nur zwölf Stücken lediglich drei gut und der Rest bestenfalls Mittelmaß ist, bleibt nicht mehr, als ein durchschnittliches Resümee.


Freitag, 12. April 2013

Antihelden - Piratensender (Review)



Konzeptalben bieten stets einen ganz besonderen Reiz. Nicht nur heben sich diese durch ihre interessante Umsetzung vom regulären Einheitsbrei ab, sie bieten den Künstlern zugleich die Möglichkeit, ihre ganze Kreativität voll auszuleben. Insofern spricht der Punkt Vorfreude schon einmal für die Antihelden, die ihren „Piratensender“ auf Platte bannen und dabei eine ganze Horde an Gästen mit ins Boot holen. Darunter deutsche Kollegen wie Mortis One, Morlockk Dilemma und JAW, sowie US-Rapper wie Rasco, R.A. the Rugged Man und Kool G Rap. Liest sich auf dem Papier sehr gut und macht ordentliche Laune auf die Musik selbst. Das Ergebnis selbst fällt jedoch weit weniger spektakulär aus, doch dazu später noch mehr. Zunächst befassen wir uns mit den wirklich hörenswerten Sendeminuten, beginnend mit dem trocken auf Brett getrimmten „WTF“ mit Headtrick und Mortis One, das gar das zuvor gehörte Feature vom Louieville Sluggah vergessen lässt, was nicht zuletzt einem grandios auftrumpfenden Abroo geschuldet ist.
Sehr unterhaltsam auch das Gäste-Trio aus Dilemma, JAW und R.A., welches dem Track hörbar gut tut. Unbestreitbares Highlight ist jedoch der „Tag der Veteranen“ mit Kool G Rap und feinen Cuts, die die Halbzeit besiegeln. In der Folge reißen die Höhepunkte etwas ab, die Stücke werden beliebiger und, obwohl grundsätzlich solide, austauschbarer. Selbst die Snowgoons enttäuschen mit ihrer Produktion auf „Das neue Anders“, so dass es erneut Antiheld Abroo ist, der mit seinem Solo-Joint „Die letzten unserer Art“ noch ein abschließendes Ausrufezeichen setzt. Was ist aber das Problem von „Piratensender“? Zum einen wurde das Konzept hinter dem Album nicht voll ausgereizt. Zum anderen zu viel auf Gäste gesetzt. Es geht auch ohne, siehe „Hände“ mit Shuko-Beat. Für Zwischendurch.


Dienstag, 9. April 2013

Nelly - Hey Porsche (Video) / Eine traurige Erkenntnis

Als Nelly seine Karriere begann und alle Welt mit seinem Country Grammar infizierte, war ich begeistert. Dieser eher ländlich geprägte Stil, den man so nicht unbedingt an jeder Straßenecke fand und ausnahmsweise einmal nicht versuchte, Großstadt-Szenarien zu kreieren. Das hatte was. Und auch wenn nur wenig später kaum mehr etwas von dieser eigenständigen Art übrig blieb, so muss ich gestehen, blieb ich immer ein großer Nelly-Sympathisant und akzeptierte dabei auch eher poppigere Nummern / Alben, die kaum mehr noch etwas mit ernsthaftem Rap zutun haben, geschweige denn als gute Musik durchgehen.

Heute kam ich nun in den fragwürdigen Genuss von Nellys neuestem Streich "Hey Porsche". Ich sehe normal keine Musiksender im Fernsehen und war daher umso erstaunter, dass statt Werbung ein Musikvideo lief. Nur wenig später war ich jedoch aufs Tiefste verstört. Nein, nicht das Video selbst, mit Nelly als Reifenschubser, missfiel mir. Es ist der Song selbst, der nun wirklich überhaupt nichts mehr mit Nelly eins hat. Jedweder Bezug zu Rap ging verloren und was bleibt, ist eine biedere Annäherung an heute erfolgreiche Pop-Tracks mit Lala-Hook, die einprägsam ins Gehör der Zuhörer gehämmert werden soll, auf dass die Verkaufszahlen in neue Höhen schießen werden.



Ich bin nun wahrlich kein Unmensch und kann auch poppiger Musik etwas abgewinnen, wenn diese einigermaßen gut produziert ist und ins Ohr geht. Keine Frage. Aber warum brauch es zu den bereits existierenden Pop-Sternchen immer noch bereits etablierte Künstler, die nichts besseres im Sinn haben, als ihre Wurzeln zu vergessen und auf die aktuellen Trends aufzuspringen? Was will Nelly mit einer solchen Single bezwecken? One Direction ein paar Fans entreißen? Zurück an die Spitze der Verkaufszahlen (zumindest das scheint mit dieser Single halbwegs zu funktionieren)? Die vielleicht angenehmste Vorstellung wäre der klassische Weg, über eine poppige / erfolgreiche Single aufs ansonsten sehr geradlinige Album hinzuweisen. Aber auch da mache ich mir inzwischen keine Hoffnungen mehr. Schade Nelly, aber so nicht.

Montag, 8. April 2013

Damion Davis - Querfeldein (Review)



Ein Rapper, der spielerisch mit den Worten jongliert, über den musikalischen Tellerrand von Rap hinaus blickt und auch als Gesangsstimme in der Hook eine gute Figur macht. Das klingt nach einem Idealpaket, wie man es nur selten findet. Damion Davis vereint all jene Eigenschaften und möchte diese auf seinem neuen Langspieler „Querfeldein“ erneut zur Schau stellen. Siebzehn Stücke lang Zeit gibt er sich, um sein ganzes Können zu offenbaren. Dabei gibt er sich dieses Mal nochmals deutlich reifer als auf vorherigen Releases, bringt Themen wie das voranschreitende „Alter“ , den Nachwuchs, das Leben und Berlin zur Sprache und gibt sich damit deutlich anspruchsvoller, als eine Vielzahl seiner städtischen Kollegen. Erwartet man so von Damion Davis aber auch nicht anders und freut sich erneut über einen unterhaltsamen Mix aus klassischen Rap-Elementen und weitgehend gelungenen Rock-Elementen, die sich stimmig ins Soundgefüge eingliedern.
Besonders gut gefiel und gefällt Davis, wenn er sich in einen fast schon rebellischen Rausch reimt und damit entfernt an einen deutschen KRS-One erinnert, ohne den Bogen zu überspannen („S.O.T.P.“) Hinzu kommen bildliche Reime auf „Nicht ohne meinen Sohn“ und schwärmerische Zeilen über die heißgeliebten „Kopfhörer“, ein persönlicher Rundgang durch Berlin („Immer unterwegs“) und ein ins Trip-Hop gehender Nachtspaziergang, der durchaus zu gefallen weiß („Hellwach“). Zwischen solchen Highlights findet man jedoch auch einige weniger einprägsame Stücke. „Das Portrait“ birgt Potential, verschenkt dies aber an einen insgesamt halbgaren Eindruck, „Gentrifiziert“ ist hörbar zu viel des Guten und manche Hook wirkt holprig und unausgereift. Dennoch ein angenehmes Album mit dem gewohnten Schuss Melancholie in der Stimme.