Samstag, 8. August 2009

U-God - Dopium




Der Wu-Tang Clan bietet Gesprächsstoff wie kaum eine andere Rap-Formation aus der Mitte der Neunziger und auch der musikalische Einfluss, den der Clan auf nachkommende Acts ausübte ist heute noch deutlich spürbar. Hits sind entstanden und Charaktere wurden geformt, die zu Stars innerhalb der Rap-Szenerie wurden und mit zeitresistenten Klassikeralben für Aufsehen sorgten. Doch nicht alle Mitglieder konnten gleich schnell gleich viel Aufmerksamkeit einheimsen. Einer derjenigen, die anfänglich etwas zurückstecken mussten war U-God, der kürzlich in Form von „Dopium“ ein neues Album auf den Markt brachte.

Dass U-God kein schlechter Mann am Mic ist, werden nicht wenige zu bestätigen wissen. Auch der Umstand, dass U-God gerade zu den Anfängen des Wu-Tang Clans etwas in die Röhre schaute ist nicht seinen mangelnden Fähigkeiten anzukreiden, sondern vielmehr der Tatsache, dass sich der aus Brooklyn stammende MC zum Entstehungszeitrum des Erstlings im Gefängnis befand und nur wenig zum Debüt des Clans beitragen konnte. Die Zeit verging jedoch und U-God konnte sich als festes Mitglied etablieren und 1999 dann auch erstmals auf Albumlänge solo umherwandeln.

Zehn Jahre später sieht die allgemeine Situation im Rap dagegen anders aus. Der Clan als solches ist nicht mehr unumstritten und auch die letzten Solowürfe der Mitglieder schwankten hinsichtlich der Qualität immer wieder stark. Kein Wunder also, dass man bei „Dopium“ mit geteilten Erwartungen herantritt. Doch aufgepasst, Lamont Hawkins, so U-Gods bürgerlicher Name, überrascht und das nicht zu knapp.

Schon der mit Hilfe von Ghostface und Scotty Wotty eingespielte Opener „Train Trussle“ gefällt durch sein schlichtes Auftreten, verzichtet auf HipPop-Elemente und erinnert an vergangene Tage, ohne in gut gemeinten, aber peinlichen Pathos zu verfallen. Richtig geschmeidig auch das wunderbare „God Is Love“ mit Cappadonna und Killah Priest, das einen nachhaltigen Eindruck ausübt und schon mal positiv vermerkt wird.

Nach Ghostface und Cappadonna folgt GZA, der für „Stomp Da Roach“ in die Booth geholt wurde. Zwar überrascht hier weder GZA als Feature noch der Track selbst, aber es muss nicht immer alles nach dem neuesten Ding klingen um zu gefallen. Das leicht hektische, mit sachtem E-Gitarreneinsatz verzierte „Lipton“ kurz erwähnt, folgt mit „Coke“ ein weiteres Glanzlicht des Albums, bei dem Wu-Tang’ler Nummer Vier, Raekwon, in Erscheinung tritt und zusammen mit Slaine tatkräftige Unterstützung liefert.

Erwähnt werden sollte auch die schlicht „Wu-Tang“ betitelte Hymne für den Clan, bei der dann auch noch Method Man mitwirken darf, sowie das von Large Professor produzierte „New Classic“, bei welchem Large Pro zudem auch das Mikrofon in die Hand nimmt. Zu Schade, dass der Spaß nach zwei Minuten bereits ein Ende findet. Damit endet die elfte Anspielstation und der offizielle Part des Albums, was folgt sind drei als Bonus Tracks betitelte Remixe von „Stomp Da Roach“, „Dopium“ und „Hips“, die vom Elektro beeinflusst so gar nicht ins Bild von U-God passen, offene Hörer aber irgendwo auch mitreißen dürfte.

Abschließend lässt sich demnach sagen, dass „Dopium“ ein durchaus gutes Album wurde, welches sich fernab moderner Trends, die Bonus Tracks vielleicht einmal ausgenommen, bewegt und angenehm kantig ins Ohr geht. Etwas unverständlich nur, dass sich U-God lediglich zwei Mal ohne Gäste präsentiert, zumal er über ein wirksames Stimmorgan verfügt. Dafür gibt es von mir Abzug.
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Review ebenfalls zu finden auf RapSpot

Large Pro - Main Source




Nicht viele Produzenten/Rapper verfügen über einen echten Klassiker in ihrem Katalog. Einer der wenigen Glücklichen, die ein echtes Meisterwerk in ihrer Discografie aufweisen können ist Large Professor, der Anfang der 90er mit der Gruppe Main Source den Kritikerliebling „Breaking Atoms“ veröffentlichte und darauf auch einem gewissen Nasir Jones die erste namhafte Plattform bot auf dem Track „Live At The Barbeque“. Die Gruppe löste sich Mitte der Neunziger bereits wieder auf, Large Professor aber machte fleißig weiter, vornehmlich als Produzent für Größen wie Rakim, Diamond D oder eben Nas, dessen „Illmatic“ er maßgeblich mitgestaltete.

2008 dann ein neues Soloalbum, betitelt nach seiner einstigen Crew, die ihn erst zu dem hat werden lassen was er ist. Darauf enthalten sind vornehmlich zurückgelehnte Stücke, die das Flair der Neunziger einatmen und somit vor allem ältere Semester bedienen, die die damalige Zeit noch hautnah miterlebten. Mit Styles P oder AZ finden sich dann aber auch Namen auf der Feature-Liste, die auch in den Playlisten jüngerer Hörer auftauchen dürften.

Bestimmt wird das Album jedoch dennoch von der guten alten Zeit, dafür sorgen zum einen die Produktionen, zum anderen jedoch auch Large Pro Vortragsweise, die insgesamt etwas altbacken wirkt und große Überraschungen gänzlich vermissen lässt. Kein seltenes Phänomen, geht es um Recken aus den frühen Neunzigern, die auch heute noch Musik machen wollen.

Energie lässt sich aber auch mit dieser erprobten Formel auf den Silberling bannen, mehr sogar vielleicht noch, als es die Neuzeithelden mit ihren Reimfloskeln vermögen. Beste Beispiele seien hier „The Entrance“, das gleich steil geht und das knackige „Hot: Sizzling, Scorching, Torching, Blazing“, welches bei mir gleich den Status des persönlichen Highlights innehatte.

Wie das immer so ist mit Veröffentlichungen dieser Art, darf man natürlich kritisieren, dass solch ein altbackenes Rezept zum x-ten Male neu aufgewärmt nicht mehr richtig schmecken mag. Das ist auch etwas dran, aber als Ausgleich zum doch immer mehr oder minder gleichen Rap moderner Bauart taugt so was dann doch immer noch mehr als achtbar.

Mittwoch, 5. August 2009

Jai spricht: über Free Tracks

So, zwischen all den Reviews wird es mal Zeit, wieder ein paar Worte los zu werden. Dies ist in der Vergangenheit etwas arg zu kurz gekommen, was aber vor allem damit zusammenhängt, dass ich allein für Resurrection of Rap verantwortlich bin und man darf mir gerne glauben, dass es alles andere als einfach ist, die ganzen Rezensionsexemplare anzufragen bzw. im Anschluss darüber zu schreiben. Zumal das Privatleben bei aller Liebe natürlich nicht zu kurz kommen sollte, schon gar nicht, wenn sich mit dem Ganzen hier kein Geld verdienen lässt. ;)

Nachdem das also gesagt wäre, möchte ich mal das Thema Free Tracks anschneiden. Mittlerweile gibt es ja an so ziemlich jeder Ecke Free Tracks und an und für sich ist es natürlich echt eine feine Sache, so ein paar Tracks von bekannten Namen und dann auch noch völlig für lau. Gut, die meisten zahlen auch nicht fürs Album, wodurch zwischen Free Track und normalen Tracks fast kein Unterschied mehr besteht. Aber gut, das soll fürs Erste nicht das Thema sein, weiter also im Text.

Free Tracks sind also richtig schön und helfen mit, den MP3-Player regelmäßig mit neuer Musik zu füllen und bei der Menge an Tracks, die im Internet jeden Tag neu eingestellt werden, kann man das Sammeln von Free Tracks schon fast als vollwertiges Hobby ansehen, bei dem das Hören von herkömmlicher Musik, sprich regulären Alben oder Singles, schon mal zu kurz kommen kann.

Ich selbst bin in der Hinsicht wohl ein recht lahmarschiger, desinteressierter Sack. Statt jeden Tag zu checken was es so Neues gibt, spar ich mir den Stress und schaue höchstens mal alle paar Wochen in den Archiven einiger Seiten, was so auf die Internetgemeinde losgelassen wurde. Da lasse ich mich dann aber nicht lumpen und höre in jeden Track mal rein. Und genau hierbei musste ich eine erschreckende Feststellung machen im Bezug auf Free Tracks.

Ohne um den heißen Brei herum zu reden - geschätzte 80% der Stücke sind in meinen Ohren reinster Müll, für den ich in der Tat nur ungern Geld ausgeben würde. Ich will damit nicht die zahlreichen Seiten und Portale runtermachen, die diese Tracks anbieten, bitte nicht falsch verstehen. Aber was sich da so tummelt ist für meinen Gehörgang ernsthaft schädlich. Das ist schon reichlich seltsam, denn wer meinen Blog regelmäßig verfolgt, der wird wissen, dass ich so schnell nichts wirklich schlecht finde und an vielem noch etwas Gutes sehen kann.

In diesem Falle aber muss selbst ich von Krach sprechen und das ist tatsächlich das Wort, welches mir beim Hören der meisten Lieder als erstes in den Sinn kommt. Dabei möchte ich die Leistungen der Rapper mal ganz außen vor lassen und mich ganz den Beats hingeben, die mächtig laut sind und damit wohl all jene begeistern, die die Musik im Auto pumpen oder dort, wo möglichst viele andere mithören können. Mich reißt das aber ganz und gar nicht vom Hocker und das, obwohl ich spät zu Rap gekommen bin, zu einer Zeit also, als er schon längst nicht mehr nur nach klassischem Piano klang, sondern mächtige Synthie-Beats das Geschehen dominierten.

Synthesizer sind auch echt ne super Sache, ich kann das richtig gut heißen. Aber nicht wenn es so wenig inspiriert klingt wie bei heutigen "Umsonst-Liedern", die keinen Funken Melodie mehr in sich tragen, sondern nur laut knallen. Da frage ich mich doch, was man mit solchen Liedern bezwecken möchte? Eigentlich ja etwas Promo, um auf das kommende Album aufmerksam zu machen beispielsweise. Wenn ich einen eigentlich geschätzten Künstler dann jedoch auf einem ultra-seichten und austauschbaren Krawall-Beat höre, wie ihn auf Soundclick wohl jeder noch so unbekannte Produzent hinbekommen würde, wird mir ganz anders, so dass ich an der Qualität des bevorstehenden Werkes zu zweifeln beginne.

So kommt es, dass ich nach meiner ausgiebigen Tour ins Free Tracks-Archiv Unmengen Lieder gehört habe, wovon es letztlich gut 20 überhaupt erst in meine Playlist schaffen. Schließlich sind natürlich nicht alle Lieder kompletter Müll, aber die Quote zeigt doch, meinem Empfinden nach, klar in diese Richtung. Ob das der richtige Weg ist? Vermutlich schon, da ich bis heute kaum ähnliche Meinungen einholen konnte. Und damit wäre mein Beitrag somit umsonst - ebenso wie die Lieder, um die es hier geht.

Montag, 3. August 2009

Echte Musik - Kapitel Eins: Zeit für was Echtes




Echte Musik, das von Jonesmann ins Leben gerufene Label, ist unlängst eine feste Institution im deutschen Rap-Zirkel und fällt in Unterhaltungen über Rap aus der Stadt am Main immer öfter. Nachdem mit bisherigen Veröffentlichungen der auf Echte Musik vertretenen Künstler veritable Erfolge gefeiert werden konnten, steht nun mit „Kapitel Eins: Zeit für was Echtes“ etwas an, das fast schon obligatorisch zum guten Ton deutscher Rap-Labels gehört – der Label-Sampler.

Groß vorstellen brauch man dabei eigentlich niemanden groß. Jonesmann sollte jedem deutschen Rap-Hörer ein fester Begriff sein und auch Blaze sowie Yassir konnten sich im deutschsprachigen Raum einen Namen machen. Lediglich der Rapper Criz dürfte noch nicht allen bekannt sein, sowie der Offenbacher Haftbefehl, der erst vor kurzem in den Kreise der „Echte Musik“-Familie aufgenommen wurde. Diesen soll nun ganz besonders die Möglichkeit gegeben werden, sich der breiten Masse vorzustellen, zugleich soll aber auch das Camp als solches zeigen, welche Qualitäten es für sich beanspruchen kann.

Mit Produzenten wie Sti, Woroc, Benny Blanco und dem hauseigenen Instrumental-Bauer Lex Barkley dürfte zumindest hinsichtlich der musikalischen Untermalung nichts schief laufen. Dazu kommen prominente Gäste aus Rap-Deutschland (Olli Banjo, Manuellsen), die zusätzliche Abwechslung in den Sampler bringen, der durch die zahlreichen internen Zusammenfindungen und Solostücken ohnehin schon jegliche Langeweile am Straßenrand links liegen lässt.

Getreu dem Motto „Zeit für was Echtes“ bekommt man 19 Anspielstationen vorgelegt, die nicht selten offene und ehrliche Inhalte beherbergen, mehr zum Hinhören animieren und damit mehr Aussage haben als die nächste Battle-Abfahrt deines Lieblings-Punchlinespuckers. Erfreulich ist dabei die Tatsache, dass sich alle Mann in guter bis sehr guter Befassung auf „Kapitel Eins“ wieder finden, wobei besonders Blaze und Criz mit ihren Beiträgen hervorstechen können.

Positive Beispiele für die Qualität auf dem Sampler gibt es demnach also einge, etwa das unterhaltsame „Klappe Dicht“ von Jonesmann, bei dem neben Blaze auch noch ein wild um sich reimender Olli Banjo mitmischt oder das von Herbert Grönemeyer inspirierte „Mensch“ von Criz, der mit Jonesmann den Menschen, der hinter jedem Künstler steckt, in den Vordergrund stellt. Dabei wird besonders das Talent von Criz erkennbar, der zeigt, dass er zu weitaus mehr in der Lage ist, als bloße Straßenrap-Attitüde zu übernehmen.

Der inzwischen wohl nach langer Gefängnisstrafe wieder auf freien Füßen wandernde Yassir meldet sich mit „Es Ist Zeit“ und dem gelungenen „Schon Wieder“ zurück, das vom Beat her ein wenig an, nicht erschrecken, Celine Dions „A New Day Has Come“ erinnert, zurück und das unter die Haut gehende „Gott Ist Groß“ von Criz mit Feature-Support von Yassir, Manuellsen und Jonesmann ist deutscher Rap der gehaltvolleren Sorte. Gesteigert wird dies nur noch von „2 Wege“, das seinem Neffen gewidmete Lied von Jonesmann, der mit „Nur Ich“, mit Unterstützung von Blaze, auch den Schluss des Samplers markiert und gespannt macht auf sein für nächstes Jahr lose datiertes R&B-Album.

Fehlen noch die wenigen Minuspunkte des Samplers, um den geschriebenen Eindruck des Albums zu komplimentieren: „Hungrig Und Stur“, „Glaub An Den Herrn“ und „H.A.F.T.“, allesamt Songs mit Auftritten von Haftbefehl. Zwar ist vor allem ein „Glaub An Den Herrn“ mit Manuellsen als Back-Up keine schlechte Sache, doch irgendwie mag der Funke nicht überspringen. Neben der etwas altbacken wirkenden Straßenrap-Romantik ist es dabei vor allem Haftbefehls anstrengende Art zu reimen, die zumindest mir weitaus weniger gut gefällt als die Vortragsweise eines Blaze, Criz oder Jonesmann. Da dies aber zum einen Geschmackssache sein dürfte, zum anderen Haftbefehl gerade erst am Anfang seiner professionellen Rap-Laufbahn steht, kann man ansonsten von einem überaus gelungenen Sampler sprechen, der gespannt warten lässt auf neue Soloalben der einzelnen Künstler.

Grand Puba - RetroActive




Muss man noch groß Worte verlieren über den Werdegang von jemanden wie Grand Puba, dessen Anfänge bis in die späten Achtziger zurückreichen und der sowohl im Alleingang als auch als Teil von Brand Nubian seither seinen Part zum großen Ganzen, das wir alle als HipHop anerkennen, leistet? Eigentlich nicht, schon gar nicht, wenn eben dieser auch 2009 noch aktiv ist und Hörer weltweit mit seiner Musik erfreut. Jüngst geschah dies mit seinem vierten Soloalbum „RetroActive“, welches das inzwischen zur Mode gewordene „retro“ im Titel enthält und sich von der optischen Aufmachung her auch schwer auf das Jahr 2009 als Erscheinungsjahr datieren lässt.

Den Ton gibt jedoch immer noch die Musik selbst an, die hier vertreten durch dreizehn Anspielpunkte für ein kurzes, aber gelungenes Hörvergnügen sorgen soll. Und wenn das warm aus den Boxen kommende „I See Dead People“ erklingt, den Startschuss freigibt, Rell die gefühlvolle Hook besorgt und Puba mit Lord Jamar das Mic teilt, dann sieht alles so aus, als stünde einem hier eine relaxte Angelegenheit bevor. Also husch den Plastikschmuck in der Schatulle verstauen und statt der 3XL-Baggy doch mal in die locker sitzenden Badeshorts schlüpfen und der markanten Stimme Grand Pubas lauschen, wenn dieser „Hunny“ für die Ladies zum Besten gibt.

Was folgt sind entspannte, warme Stücke, deren Hören Spaß vermittelt, wodurch das positive Gefühl, das in dieser Platte steckt, nochmals unterstrichen wird. Eine Tiffini Davis als Feature auf „It Is What It Is“ braucht man dabei zwar eigentlich nicht wirklich, aber man nimmt es wie es kommt und hört unbekümmert weg, wenn diese zu ihrem schwach gesungenem Refrain bzw. Part anstimmt. Ähnliches wird sich wohl auch Grand Puba selbst gedacht haben und geht für „Get That Money“ und „How Long?“ ganz dem Motto „selbst ist der Mann“ nach und verzichtet auf jegliche Beihilfe.

Das war es dann aber auch schon mit der Solofahrt, jetzt folgen nur noch Tracks mit einem „feat.“ hinter dem Namen der Stücke. Diese leisten dann aber wenigstens ordentliche (Q-Tip auf „Good To Go“) bis sehr gute (Khadija Mohammad – „Cold Cold World“) Arbeit ab, wenngleich mir komplett unverständlich ist, wieso man „Same Old Drama“, welches Large Professor, der hier auch vokale Präsenz zeigt, tadellos produzierte, nach gerade einmal 90 Sekunden verstummt.

Fragende Gesichter wird es ebenfalls bei „Reality Check“ geben, bei dem es Spoken Word auf die Ohren gibt, aber nicht etwa von Grand Puba, der sich hier komplett still verhält, sondern von Sarah Martinez. Schlecht ist das Ganze zwar nicht, zumal die Instrumentalisierung durchaus gefällt, aber man vermisst dennoch Grand Puba und sein raues Stimmorgan. Sei es drum, das gelungene „Cold Cold World“ leitet dann das nahende Outro ein und nach einem Remix zum partytauglichen „This Joint Right Here“ mit der einstigen DJ-Ikone Kid Capri und den Brand Nubian-Kollegen Sadat X und Lord Jamar wird es still – „RetroActive“ ist durch und wartet darauf erneut gehört zu werden.

„RetroActive“ ist genau das Richtige für einen mauen Sommer, wie man ihn anno 2009 bislang erlebt, nimmt einen mit in die sonnigen Zeiten der goldenen Ära und setzt dabei auf Rap mit Herz. Innovation sucht man hier zwar naturgemäß vergebens, aber für eine nette, kurze Sommer-Platte reicht es dann doch. Abzüge gibt es von meiner Seite lediglich, wie in letzter Zeit (leider) so oft, aufgrund der Vielzahl an Features und der mageren Ausbeute an reinen Soloauftritten. Sonst passt hier soweit alles angenehm locker, daher: gut.
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Review ebenfalls zu finden auf RapSpot

Sonntag, 2. August 2009

Gleis4 - Phalanx




Die Phalanx, eine mittlerweile doch recht bekannte Schlachtformation, die dicht geschlossen auch schon in Filmen wie dem Spartaner-Gemetzel „300“ Verwendung fand. Eine Formation, bei der Zusammenhalt das A und O ist, damit die einzelnen Glieder sich gegenseitig stärken und dem Feinde keine Chance lassen. Nun erscheint unter gleichem Namen das dritte Album der aus Delitzsch, Sachsen, stammenden Crew Gleis4. Diese besteht aus Target, Arak, Self, Dresen, Kodak und 7ieben, die sowohl die Reime besorgen, als auch die Beats basteln und den beiden Vollzeit-Rappern EMZ und The Finn.

Gemeinsam schuf man 19 Stücke, die dem Begriff der Phalanx durchaus gerecht und schon vom schönen Cover eingeleitet werden, dass im Stile der alten Schule in Form eines gelungenen Graffitis daherkommt. Die alte Schule scheint hier ohnehin allgegenwärtig, denn das was Gleis4 hier veranstalten, kann man ohne weiteres als rohen Entwurf von Rap sehen, der mit aus diversen Samples gebastelten Beats den Charme vergangener Tage versprüht. Und während die Beats im klassischen Gewand ihr Ding durchziehen, rappt das sächsische Oktett akzentfrei in bester Battlemanier um die Wette und greift sich so, gemäß der Phalanx, gegenseitig unter die Arme. Unterstützung gibt es von Main Moe und dem aus den Staaten kommenden Harsh Reality, mit dessen Hilfe dann sogleich auch einer der besseren Tracks des Albums entstand – „Hip Hop fühlen…“. Viel mehr gibt es leider nicht zu berichten, womit dann auch gleich klar wird, wo der Hauptkritikpunkt der Platte zu suchen ist – die Tristesse, die einen überkommt, wenn man nach dem x-ten Battletrack etwas ernüchternd feststellen muss, dass hier sonst nicht viel weiter passiert. Klar, ein „Kampf ohne Waffen“ gefällt und wirft einen zurück in die schnörkellose Zeit und die Jungs von Gleis4 können auch was, nur auf Albumlänge wünscht man sich dann doch etwas mehr Abwechslung, zumal man mit dem „Back In The Days“-Sound wohl lediglich die Heads anspricht, jüngere Semester werden dankend ablehnen und sich moderneren Formen von Rap widmen.

Fazit: Wer auch 2009 noch auf der Suche nach rohem, stramm nach vorne gehenden Rap ist und den Battlerap nach wie vor das Höchste ist, der wird mit „Phalanx“ seine Freude haben. Ansonsten aber wird das Album nicht allzu viele Hörer hinter dem Ofen hervorholen. Für Nostalgiker und Heads.
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Review wurde auch Rappers-Guide zur Verfügung gestellt und findet sich dort in gleicher Form wieder.

Grandmaster Flash - The Bridge




Was soll man davon halten, wenn Legenden und Pioniere des Hip Hop nach Jahren der Abstinenz beschließen, wieder mit musikalischen Ergebnissen um die Ecke zu kommen? Soll man sich darüber freuen, in der Hoffnung klassischen Rap der guten alten Zeit serviert zu bekommen von jemandem, der die wahren Großtaten selbst miterlebt und geprägt hat? Oder soll man dafür beten, dass die angekündigten Alben niemals erscheinen, da sie ja doch ohnehin nur am Ikonen-Status der Großtäter kratzen können, ganz egal wie gut oder schlecht die neuen künstlerischen Ergüsse auch sein mögen?

Eine Frage, die wohl auch Grandmaster Flash nicht beantworten wird können, zumindest nicht mit seinem Album „The Bridge“, welches Anfang diesen Jahres erschien – weit über 25 Jahre nachdem „The Message“ aus den Boxen dröhnte! Umso erstaunlicher ist es da, was für Gäste sich der gealterte Mann an Bord geholt hat. Da finden sich alte Weggefährte wie DJ Kool oder Big Daddy Kane ebenso wieder wie Busta Rhymes, Snoop Dogg und Q-Tip und selbst das Hier und Jetzt wird bedient mit Red Café.

Die Hauptrolle spielt aber nach wie vor die Musik und die kommt längst nicht so altbacken daher, wie man das auf den ersten Blick hin vielleicht meinen würde. Klar, Q-Tip auf „Shine All Day“ ist keine Revolution und der Track lässt sich rein vom Hören nur schwer auf 2009 datieren. Ebenso Busta Rhymes’ Part auf „Bounce Back“, das reduziert piepsend nichts grundlegend Neues liefert. Aber da hat man doch schon weitaus trockenere Mahlzeiten serviert bekommen.

Der Funk kommt ebenfalls nicht zu kurz und findet sich vor allem in den DJ-Tracks “Tribute To The Breakdancer” und “Here Comes My DJ”, letzteres mit Unterstützung von DJ Kool, der mal wieder ordentlich Radau macht mit Hilfe mit seinem markanten Stimmorgan. Der Lehrmeister KRS-One darf dann Mutmaßungen anstellen, was denn wäre, hätte es Hip Hop niemals gegeben („What If“), während Big Daddy Kane die Sache ganz zurückgelehnt auf „When I Get There“ angeht.

Zwar hält man mit „The Bridge“ keine Offenbarung in den Händen, aber dennoch einige annehmbare Stücke, die klar gehen. Es ist eines dieser Alben, die man hören kann, aber nicht gehört haben muss. Ein Stück Musik, das wohl längst nicht die Langlebigkeit älterer Veröffentlichungen es Grandmasters aufweisen wird, dafür aber auch nicht krampfhaft versucht nach alter Schule zu klingen. Geschmackssache.