Montag, 3. August 2009

Echte Musik - Kapitel Eins: Zeit für was Echtes




Echte Musik, das von Jonesmann ins Leben gerufene Label, ist unlängst eine feste Institution im deutschen Rap-Zirkel und fällt in Unterhaltungen über Rap aus der Stadt am Main immer öfter. Nachdem mit bisherigen Veröffentlichungen der auf Echte Musik vertretenen Künstler veritable Erfolge gefeiert werden konnten, steht nun mit „Kapitel Eins: Zeit für was Echtes“ etwas an, das fast schon obligatorisch zum guten Ton deutscher Rap-Labels gehört – der Label-Sampler.

Groß vorstellen brauch man dabei eigentlich niemanden groß. Jonesmann sollte jedem deutschen Rap-Hörer ein fester Begriff sein und auch Blaze sowie Yassir konnten sich im deutschsprachigen Raum einen Namen machen. Lediglich der Rapper Criz dürfte noch nicht allen bekannt sein, sowie der Offenbacher Haftbefehl, der erst vor kurzem in den Kreise der „Echte Musik“-Familie aufgenommen wurde. Diesen soll nun ganz besonders die Möglichkeit gegeben werden, sich der breiten Masse vorzustellen, zugleich soll aber auch das Camp als solches zeigen, welche Qualitäten es für sich beanspruchen kann.

Mit Produzenten wie Sti, Woroc, Benny Blanco und dem hauseigenen Instrumental-Bauer Lex Barkley dürfte zumindest hinsichtlich der musikalischen Untermalung nichts schief laufen. Dazu kommen prominente Gäste aus Rap-Deutschland (Olli Banjo, Manuellsen), die zusätzliche Abwechslung in den Sampler bringen, der durch die zahlreichen internen Zusammenfindungen und Solostücken ohnehin schon jegliche Langeweile am Straßenrand links liegen lässt.

Getreu dem Motto „Zeit für was Echtes“ bekommt man 19 Anspielstationen vorgelegt, die nicht selten offene und ehrliche Inhalte beherbergen, mehr zum Hinhören animieren und damit mehr Aussage haben als die nächste Battle-Abfahrt deines Lieblings-Punchlinespuckers. Erfreulich ist dabei die Tatsache, dass sich alle Mann in guter bis sehr guter Befassung auf „Kapitel Eins“ wieder finden, wobei besonders Blaze und Criz mit ihren Beiträgen hervorstechen können.

Positive Beispiele für die Qualität auf dem Sampler gibt es demnach also einge, etwa das unterhaltsame „Klappe Dicht“ von Jonesmann, bei dem neben Blaze auch noch ein wild um sich reimender Olli Banjo mitmischt oder das von Herbert Grönemeyer inspirierte „Mensch“ von Criz, der mit Jonesmann den Menschen, der hinter jedem Künstler steckt, in den Vordergrund stellt. Dabei wird besonders das Talent von Criz erkennbar, der zeigt, dass er zu weitaus mehr in der Lage ist, als bloße Straßenrap-Attitüde zu übernehmen.

Der inzwischen wohl nach langer Gefängnisstrafe wieder auf freien Füßen wandernde Yassir meldet sich mit „Es Ist Zeit“ und dem gelungenen „Schon Wieder“ zurück, das vom Beat her ein wenig an, nicht erschrecken, Celine Dions „A New Day Has Come“ erinnert, zurück und das unter die Haut gehende „Gott Ist Groß“ von Criz mit Feature-Support von Yassir, Manuellsen und Jonesmann ist deutscher Rap der gehaltvolleren Sorte. Gesteigert wird dies nur noch von „2 Wege“, das seinem Neffen gewidmete Lied von Jonesmann, der mit „Nur Ich“, mit Unterstützung von Blaze, auch den Schluss des Samplers markiert und gespannt macht auf sein für nächstes Jahr lose datiertes R&B-Album.

Fehlen noch die wenigen Minuspunkte des Samplers, um den geschriebenen Eindruck des Albums zu komplimentieren: „Hungrig Und Stur“, „Glaub An Den Herrn“ und „H.A.F.T.“, allesamt Songs mit Auftritten von Haftbefehl. Zwar ist vor allem ein „Glaub An Den Herrn“ mit Manuellsen als Back-Up keine schlechte Sache, doch irgendwie mag der Funke nicht überspringen. Neben der etwas altbacken wirkenden Straßenrap-Romantik ist es dabei vor allem Haftbefehls anstrengende Art zu reimen, die zumindest mir weitaus weniger gut gefällt als die Vortragsweise eines Blaze, Criz oder Jonesmann. Da dies aber zum einen Geschmackssache sein dürfte, zum anderen Haftbefehl gerade erst am Anfang seiner professionellen Rap-Laufbahn steht, kann man ansonsten von einem überaus gelungenen Sampler sprechen, der gespannt warten lässt auf neue Soloalben der einzelnen Künstler.

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