Dienstag, 12. Mai 2009

Meni & Deve im Interview

Passend zum Review zu "Was Größeres" hier das dazugehörige Interview mit den beiden sympathischen Stuttgartern. Vielen Dank dafür nochmals an die Jungs.

Zuerst einmal, wie fühlt es sich für euch an, nun endlich das Debütalbum vorzulegen? Und wie zufrieden seid ihr mit eurem fertigen Produkt?

Wir freuen uns, dass das Album nach fast vier Jahren fertig ist und sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Klar, entwickeln wir uns immer noch weiter und machen heute andere Songs als noch vor 3 Jahren. Aber in Summe stehen wir absolut hinter dem Album.

Der Begriff "Debüt" ist in diesem Zusammenhang aber nur teilweise richtig. Wir beide waren schon vor dieser Veröffentlichung sowohl einzeln als auch gemeinsam musikalisch aktiv und haben Platten veröffentlicht. Allerdings ist "Was Größeres" unsere erste offizielle gemeinsame Veröffentlichung. So gesehen passt Debüt dann wieder.



Was mir sehr gut am Album gefällt, ist die Abwechslung, die ihr an den Tag legt, ohne das Album dadurch jedoch wie eine Zusammenwürfelung von Songs wirken zu lassen. Daneben wirkt euer Auftreten durch die ganze Spielzeit hinweg sympathisch, womit ihr euch von so manch anderen Künstlern dieser Tage unterscheidet. Absicht, oder einfach nur Zufall?

Vielen Dank für die Blumen. Es freut uns, dass Du das Album als abwechslungsreich und sympathisch empfindest. Abwechslung und qualitativ hochwertige Produktionen auf das Album zu bringen, war uns auf jeden Fall von Anfang an wichtig. Deshalb haben wir uns entschlossen, mit drei befreundeten Produzenten zusammenzuarbeiten, deren Beatz wir beide sehr schätzen und mit denen wir musikalisch auf einer Wellenlänge liegen. Der Sound des Albums entspricht unserer gemeinsamen Vorliebe für soulige, warme und organische HipHop Produktionen. Somit haben wir schnell einen gemeinsamen Nenner gefunden, der gleichzeitig auch der rote Faden für das Album ist. Für Vielfalt haben daneben auch befreundete Musiker und Featuregäste gesorgt, die unsere Songs mit ihren Instrumenten, Stimmen und ihrem Talent bereichert haben. Es gab also beides: Einerseits eine Leitlinie und ein grobes Konzept für das Album (Absicht), andererseits aber auch Raum für musikalische Experimente und Improvisation (Zufall).

Ob wir bei dem, was wir tun, symathisch sind oder wirken, das muss letztlich jeder Hörer selbst für sich entscheiden. Wichtig ist uns nur, authentisch zu sein. Wir versuchen nicht, ein wie auch immer geartetes künstliches Image aufzubauen oder uns als etwas Besonderes zu stilisieren. Aus unserer Sicht ist das keine Masche, sondern einfach eine Einstellung.



Wie musste man sich den Arbeitsvorgang des Albums vorstellen? Hattet ihr von Anfang an den Anspruch an euch selbst, mit eurem Debüt den Weg frei zu machen für etwas Größeres? Und wenn ja, ist euch dies, in euren Augen gelungen?


Also wir hatten schon den klaren Anspruch, uns gegenüber früheren Alben musikalisch und produktionstechnisch weiterzuentwickeln. Bei jedem neuen musikalischen Projekt möchte man natürlich einen Schritt weiter gehen. Der Album-Titel "Was Größeres" war allerdings kein geplantes Konzept. Vielmehr war es so, dass der Song "Was Größeres" als einer der ersten des Albums entstanden ist und wir uns dann entschlossen haben, das Album nach diesem Titel-Song zu benennen. Dazu kam, dass unsere erste Idee für den Namen des Albums bereits vergeben war. Wir fanden den Titel "Was Größeres" markant, ambitioniert und offen, was einen interessanten Spielraum für individuelle Interpretationen und Wortspiele schafft: Was heißt "Was Größeres"? Haben wir "Was Größeres" erreicht? Für uns ist das mit einem klaren "ja" zu beantworten. Ja, wir haben uns weiterentwickelt und musikalisch "Was Größeres" als je zuvor geschaffen. Ja, wir haben mit einem größeren Team als je zuvor "Was Größeres" gestaltet. Ja, wir haben auch im Sinne von Marketing "Was Größeres" erreicht und erstmals ein Album über ein Label und einen Vertriebspartner veröffentlicht. Allerdings werden wir auch nach "Was Größeres" Musik in erster Linie aus Liebe an der Sache betreiben und machen uns keine Illusionen, mit "Was Größeres" das große Geld zu verdienen ;-).



Mit „Gangstas“ bzw. „Consciousness“ finden sich zwei Songs auf dem Album, die jeweils eine Sparte von Rap abhandeln und auch unmittelbar aufeinander folgen. Was hat es mit den beiden Tracks auf sich?

Na ja. Wir haben nichts gegen Gangster und hören selber auch gerne beim Clubben mal Tracks, die explizit sind und mit Power auf die 12 gehen. Das hat Energie, macht Spaß und man kann sich wunderbar abreagieren. Diese Facette schätzen wir und das gehört für uns unbedingt zur HipHop Bewegung dazu. Aber es gibt eben auch Gangsta-Figuren, die wie ihre eigenen, geistig minderbemittelten Karikaturen auftreten. Damit meinen wir Leute, die mit künstlichen, stilisierten Accessoires und gewaltverherrlichenden Statussymbolen auftreten. Der Song "Gangstas" spiegelt auf humorvolle Weise unsere Wahrnehmung dieses Phänomens wider und hat letztlich die Message: Leute, ihr seid doch überhaupt nicht so hart, wie ihr immer tut.

"Consciousness" bildet das Genaue Gegenteil der harten, testosteronstrotzenden "Gangsta"-Bewegung innerhalb der Rap-Szene ab. Als Conscious-Rapper werden ja meistens liberale, oft aus dem studentischen Umfeld stammende Crews bezeichnet, die - überspitzt formuliert - super korrekt sind, sich für Weltfrieden, Gleichberechtigung, sozialen Austausch, Umweltschutz und sonstige der Menschheit dienliche gesellschaftliche Ziele einsetzen. Anstrengend kann das werden, wenn solche Leute ihre Einstellungen zum Dogma machen und jeden anderen von ihren Ansichten überzeugen wollen. So weit sollte es aus unserer Sicht auch nicht gehen. Grundsätzlich begrüßen wir aber die Einstellung, verantwortlich durch's Leben zu gehen, wachsam und aufmerksam zu sein und seine Meinung zu äußern. In diesem Sinne liefern wir mit "Consiousness" unsere eigene Interpretation dieses viel diskutierten Begriffs.



Die „Stuttgart Hymne“ ist wohl einer der wichtigsten Songs des Albums, bereitete euch dieser Track doch den Weg zu TRL, wo ihr als Rookie der Woche vorgestellt wurdet. Ist es euch wichtig, den Hörern zu vermitteln, woher ihr kommt?

Jein. Eigentlich spielt es überhaupt keine Rolle, wo man herkommt. Wir könnten auch die gleiche Musik machen und in Hamburg, München, Dortmund oder Berlin wohnen. Aber wir leben nun mal in Stuttgart und fühlen uns hier wohl. Wir haben hier unseren Lebensmittelpunkt mit Freunden, Musikern, Bars und Clubs, die wir lieb gewonnen haben. Stuttgart hat als Stadt vielerorts keinen guten Ruf - warum, ist uns schleierhaft. Da herrscht Aufklärungsbedarf ;-). Außerdem stehen wir eben als Stuttgarter in der Tradition von HipHop Crews wie den Massiven Tönen oder Freundeskreis, mit denen wir aufgewachsen sind und die uns musikalisch stark geprägt haben. Es gibt also viele Dinge, die uns mit Stuttgart verbinden. Deshalb representen wir Stuttgart gerne und halten in der "Stuttgart Hymne" die Fahne für unsere Stadt hoch.


Während ich das Album hörte, kamen mir gelegentlich Gedanken wie „klingt ein wenig nach Blumentopf“. Ist das nur Einbildung und bloße Vermutung, oder war der Topf aus München in der Tat einer eurer wichtigsten Einflüsse?

Die Jungs von Blumentopf waren definitv ein prägender Einfluss für uns. Wir haben die Band gefeiert und ihre Songs viel gehört. Wie stark sich speziell dieser Einfluss in unserer Musik zeigt, das wollen wir gar nicht beurteilen. Es gab daneben auch viele andere Einflüsse von Bands und Künstlern aus dem HipHop Genre, aber auch aus anderen Musikstilen. Und letztlich glauben wir, dass wir inzwischen auch einen ganz eigenen "Meni und Deve" Style entwickelt haben.


Wie sollte sich Rap, eurer Meinung nach, im Jahre 2009 anhören? Was sollte sich ändern und was gefällt euch besonders gut an Rap-Deutschland dieser Tage?


Rap sollte sich unserer Meinung nach auch im Jahr 2009 seine Vielfalt bewahren und darf gerne kontrovers und facettenreich bleiben. Nicht alles passt für jeden. Aber speziell heute hat man über individuelle Musik-Channels, Musikplattformen und Internetradios eine gute Chance, Musik zu finden, die einen persönlich anspricht.
Vieles in Rap-Deutschland sagt uns gar nicht zu, einige deutsche HipHop Interpreten schätzen wir sehr. Was wir zurzeit erfreut feststellen ist, dass die Rap-Musik aus den 90igern, mit der wir aufgewachsen sind, plötzlich wieder in die Clubs zurück kommt und damit aktueller denn je ist. Somit liegen Meni und Deve als "klassische" HipHop Interpreten, voll in der Zeit. Man könnte fast schon sagen: 2009 hört sich HipHop in Deutschland an wie Meni und Deve. Das gefällt uns besonders gut.



Was steht nun, nach „Was Größeres“, bei euch auf dem Plan?

Erstmal möchten wir "Was Größeres" interessierten HipHop Fans und aufgeschlossenen Musik-Begeisterten vorstellen, um somit möglichst Hörer, die uns noch nicht kennen, für unsere Musik zu begeistern.
Und wir werden auch in Zukunft musikalisch aktiv bleiben und uns neben Studium, Beruf, Freunden und sonstigen Beziehungen den nötigen Freiraum schaffen, um neue Songs auzunehmen.
Mehr möchten wir allerdings zu diesem Zeitpunkt gar nicht verraten. 2009 steht erst mal ganz im Zeichen von "Was Größeres".

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