Freitag, 14. August 2009

Slaughterhouse (Crooked I, Joe Budden, Joell Ortiz & Royce Da 5’9’’) – Slaughterhouse




Es kommt nun nicht gerade häufig vor, dass ich mich auf ein Album ähnlich arg freue, wie ich es bei diesem hier tat. Dabei sollte eigentlich allein schon der Ruf als „Supergruppe“, der dem wortgewandten Quartett vorauseilt, abschreckende Wirkung haben in Zeiten, in denen schnell jeder halbwegs ambitionierte MC als das nächste große Ding gehandelt wird und die Superlativen die Medien fest im Griff haben. Angesichts der hier vereinten Namen, darf aber dann durchaus mal ein Auge zugedrückt werden: Crooked I, Joe Budden, Joell Ortiz und der Fünf-Neuner, vier echte Zerstörer am Mikrofon, die zusammen das Schlachthaus bilden.

Als ich dann nach langem sehnsüchtigen Warten das Album in den Händen hielt, war ich zunächst einmal etwas enttäuscht und zwar vom Cover, das bei mir, als klarer Gegner der Digitalisierung, auch anno 2009 noch einen hohen Stellenwert genießt und wesentlich zum Gesamtbild eines Albums beiträgt. Auf diesem zusehen die vier Porträts der MCs, die aber alles andere als Stimmung schaffen und vor allem Joell Ortiz und Joe Budden nicht unbedingt von ihrer blutigsten Seite zeigen, um im Schlachtjargon zu bleiben. Besser ist da schon das Back-Cover, das ein abgelegenes, heruntergekommenes Schlachthaus zeigt, natürlich in der Nacht – man mag sich geradezu vorstellen, wie Royce und Co. junge Möchtegern-Rapper einsammeln und diese bei Einbruch der Dunkelheit in ihr Schlachthaus im Wald verschleppen, um diese dort fachgerecht verbal auseinander zu nehmen.

So in etwa klingt dann auch das erste Stück „Sound Off“, das von einem siedend heißen Royce Da 5’9’’ eingeleitet, die Marschrichtung vorgibt, die im Folgenden von den übrigen dreien fortgesetzt wird. Auch das von The Alchemist produzierte „Microphone“ schlägt in eine ähnliche Kerbe und kann mit dem simplen, aber hypnotisierenden Beatgerüst überzeugen. Hier gelingt es vor allem dem Kalifornier Crooked I sich äußerst positiv aus dem Kollektiv hervorzuheben, was bei diesem versammelten Niveau schon eine kleine Kunst darstellen soll.

Gelungen auch „Onslaught 2“ mit dem teils nervtötenden Schreihals Fatman Scoop, der sich während des gesamten Tracks jedoch angenehm dezent im Hintergrund hält und somit weder stört noch glänzt. Ein weiteres willkommenes Feature ist Pharoahe Monch, der für die sonst recht langweilige Selbstbeweihräucherung „Salute“ die Hook gibt. Unter den insgesamt 15 Stationen des Albums tummelt sich ansonsten noch ein ernster Track inklusive betendem Joe Budden (‚Pray (It’s A Shame)“) und ein richtig gelungenes Ende in Form von drei sehr guten Stücken, allen voran das wunderbare „Raindrops“ mit Novel als Feature.

Bei allem Lob gibt es jedoch auch Anlass zur Kritik. Zum einen wäre das etwa „Lyrical Murderers“, ein an sich schöner Track, der jedoch mit einem Kay Young-Feature um die Ecke kommt, das nicht gerade ganz oben auf meiner Wunschliste für das Album stand und man sich wohl auch hätte sparen können. Zum anderen die drei Skits, die sich unter die zwölf Stücke geschlichen haben und das Album nach mehr aussehen lassen, als es eigentlich ist. Während das „In The Mind Of Madness“-Skit noch etwas Unterhaltung und Einblick in Buddens Gedankenwelt bietet, lassen sich die beiden „Phone Call“-Skits ohne Umschweife skippen.

Abschließend lässt sich festhalten, dass Slaughterhouse als Gruppe durchaus gut funktioniert, technisch ohnehin in der Champions League spielt, mit dem gleichnamigen Album aber keinen Klassiker, wie es die vier im Vorfeld mitunter angekündigt hatten, hervorgebracht hat. Immerhin aber eines der besseren Alben der letzten Wochen und Monaten, was die Vorfreude auf mögliche weitere Slaughterhouse-Veröffentlichungen eigentlich nur steigern dürfte.

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