Samstag, 5. September 2009

Skero - Memoiren Eines Riesen




Eigentlich bin ich nicht der große Konzertbesucher und war bis heute kein einziges Mal auf dem Splash oder Hip Hop Open (Minded), habe auch gar kein wirkliches Verlangen danach. Umso erstaunlicher und wertvoller war für mich jener Tag im Juli, als ich an einem wirklich hervorragenden Sommerabend, der vollkommener nicht hätte sein können, Texta im Zuge des Donaufestes live auf der Bühne erleben durfte. Das Publikum war nicht überwältigend groß, aber vielleicht war es genau das, was mir so gut gefiel. Kein enges Rumgedränge, sondern ein entspanntes Stehen vor der Bühne, das zusammen mit dem sympathischen Auftreten der Jungs aus Österreich zu einem echten Highlight meines Sommers wurde.

Seitdem bin ich auf die Gruppe Texta natürlich ungemein gut zu sprechen, weshalb ich mich auch sehr auf vorliegendes Album von Texta-Mitglied Skero freute. „Memoiren eines Riesen“ also, ein Titel, der bei Skeros körperlicher Präsenz von fast zwei Metern durchaus passend wirkt und mit wunderbar komischen Cover auf die Hörerschaft losgelassen wird. Und wer dieses aufmerksam begutachtet, der wird, so viel sei schon mal verraten, so einiges entdecken, was ihn auf den folgenden 18 Liedern ins Auge bzw. Ohr springt. Genaues Studieren des Covers, welches man übrigens aufklappen kann, lohnt sich also.

Skero rappt zwar auf seinem Album, wie sollte es anders sein, im astreinen Österreicher-Deutsch, sprachliche Probleme sollten dadurch aber nicht entstehen, denn im Gegensatz zu den nicht immer leicht verständlichen Schweizer Kollegen, bricht man sich hier keinen ab. Hier und da gibt es zwar kleine Stolperfallen, aber die vermiesen den Hörgenuss nur unwesentlich und wer gar nicht anders kann, der darf sich auf Skeros Homepage begeben und dort die gesamten Texte zum Album herunterladen.

Thematisch geht es auf „Memoiren eines Riesen“ abwechslungsreich zu Gange. Vom im Straßenverkehr spielenden „Fuss vom Gas“ mit Österreichs Charakterkopf Kamp und von Brenk produziert, über urkomische Parts wie das grandiose „Dookie Rope Chain“-Skit und einer „Kabienenparty“ ganz im Stile von Run DMC bis hin zu persönlich wichtigen Inhalten wie dem Graffiti auf dem Shnek MC und Schwarzfahrer beinhaltenden „Grafflove“ – alles dabei, was das geschundene Rapper-Herz begehrt.

In weiser Voraussicht wurden auf der Rückseite des aufklappbaren Covers, nicht nur die Credits abgedruckt, sondern auch vier vollständige Songtexte, die interessanterweise auch zu den Schlüsselstücken des Albums gehören: „Schicksale in der Nacht“, „Fuassboi“, „Levin“ und „Wien“:

Erstgenanntes Lied ist ein beeindruckendes Instrumental von Whizz Vienna, auf dem Skero sehr detailliert schildert, was innerhalb der wenigen dunklen Stunden des Tages so passieren kann. „Fuassboi“ ist eine richtig feine und spaßige Sause, bei der der selbsternannte Riese den Fußballmoderator mimt, der ein Spiel kommentiert, das ein wenig an das inzwischen legendäre Marktplatz-Gekicke des ersten „Werner“-Films erinnert.

Das direkt im Anschluss folgende „Levin“ stellt da das komplette Gegenteil dar und erzählt auf einem sehr gelungenen Brenk-Instrumental die unter die Haut gehende Geschichte eines verstorbenen Freundes, welche den Hörer mit Gänsehaut überkommt. Bleibt noch „Wien“, ein Lied dessen Inhalt klar sein dürfte. Skero erzählt von Österreichs Hauptstadtader und ist hin und her gerissen, wird verrückt, möchte Wien den Rücken kehren, nur um sich wieder auf ein späteres Wiedersehen zu freuen.

Mit Hilfe von Top-Produzenten wie Whizz Vienna und Brenk wurde ein gelungenes Album auf die Beine gestellt, das unterhaltsam ist wie wenig anderes und für scheinbar jeden Moment, jede Gefühlslage den passenden Song bereithält. Mir bleibt folgerichtig nichts anderes übrig, als respektvoll meinen geistigen Hut zu ziehen und mich für die klasse ausgefüllten Minuten von „Memoiren eines Riesen“ zu bedanken.

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