Montag, 12. April 2010

Bushido - Zeiten Ändern Dich




Love it or hate it – Bushido ist eine der einflussreichsten Personen im deutschen Rap-Business. Mag sein, dass er mittlerweile mehr als Pop- denn als Rap-Artist wahrgenommen wird und eher in der Hip Hop-Bravo als in der Juice gesichtet wird. Sei es drum, sein wirtschaftlicher Erfolg bleibt für den Rest der Szene mehr Wunschtraum als realitätsnahe Zukunftsvision. Und während junge Nachwuchs-Spitter gerne über ihre Game-Übernahme sprechen, das dicke Geld, und eigene Filme, da macht Bushido einfach und brachte mit „Zeiten Ändern Dich“ seine Story auf die breite Leinwand. Dazu durfte natürlich die passende musikalische Untermalung nicht fehlen, welche natürlich von Bushido selbst in Szene gesetzt wurde.

Musikalisch, das werden sich wohl selbst härteste Bushido-Fans eingestehen, hat sich der gute Mann seit geraumer Zeit kaum mehr weiterentwickelt. Das Themenspektrum offenbar stets abgesteckt, vertraut man blind auf das immer gleiche Schema, ein Mix aus Tracks für das eigene Ego („Ein Mann Armee“), für den Straßen-Pathos („23 Stunden Zelle“) und die Kopf hoch-Mentalität („Lichtlein“). Auch auf „Zeiten Ändern Dich“ wurden keine neuen Wege gewagt, inhaltlich wenig Neues versucht, was nun nicht unbedingt für den Kauf des Albums spricht. Vielleicht bedarf es ja einem genauen Blick aufs Detail.

Nehmen wir also den direkt aufs Intro folgenden Titeltrack, ein typischer Track vom Berliner Chart-Dauergast. Er hat nichts geschenkt bekommen, will die Mama stolz machen,…man kennt das ja mittlerweile zur genüge. Auch bereits erwähntes „Lichtlein“ fährt kaum Aufregendes auf, wagt sich aber mit dem Chorus dann aber immerhin aufs sprichwörtliche Drahtseil zwischen ‚mutig‘ und ‚kitschig‘. „Selina“ ist der ernste, melancholische Track, der seit „Janine“ einfach blendend funktioniert. Und wenn Glashaus eingeladen wird, fühlt man sich an die Zusammenarbeit mit Karel Gott erinnert.

Das alles ist nicht zwingend negativ zu gewichten, die Tracks keinesfalls schlecht. Nur fehlt die Begeisterung einstiger Alben. „Zeiten Ändern Dich“ hat aber auch seine glanzvollen Momente. „Airmax auf Beton“ mit Fler beispielsweise, das mit gelungenem Beat ordentlich marschiert. Oder die Single „Alles wird gut“, die nicht von ungefähr an „Lose Yourself“ von Eminems Pendant „8 Mile“ erinnert. Selbst der nicht immer unumstrittene Kay One zeigt auf „Öffne Uns Die Tür“, dass er was kann und längst nicht auf Chablife-Zeiten reduziert werden muss. Zum Schluss gibt es dann noch „Wegen eines Blatt Papiers“, ein gelungene Outro, das man dann auch ohne große Hinterfragungen abkauft und das Album ausklingen lässt.

Bleibt also festzuhalten, dass Bushido auch auf „Zeiten ändern dich“ nichts Neues vom Stapel lässt und somit an Langlebigkeit kaum an ein „Vom Bordstein zur Skyline“ herankommt. Muss es aber auch vielleicht gar nicht, denn zum einen trübt dies kaum den Erfolg, den Bushido weiterhin einheimsen wird. Zum anderen ist Bushido längst mehr als bloßer Musiker, davon zeugt auch die neue Mode-Linie, für die im Booklet Werbung gemacht wird. Stellt sich abschließend die Frage, was Bushido in Zukunft noch so alles vor haben wird.
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Diese Rezension ist ebenfalls erschienen auf HipHopHolic.de

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