Donnerstag, 8. April 2010

J. Stalin - Prenuptial Agreement




Es ist wirklich interessant, wie sich manche Region im Laufe der Zeit ihren gänzlich eigenen Dingen hingibt. Als schönes Beispiel sei hier die Bay Area der Vereinigten Staaten genannt, in der seit Jahren ein ganz eigenes Süppchen gekocht wird, das allgemeinhin (und oftmals vorschnell) als Hyphy abgestempelt wird. Zwar gab es vor einigen Jahren einen Boom, wie einst zuvor mit Crunk, doch in der öffentlichen Wahrnehmung verschwand dieser Sound wieder. Und ist damit wieder dorthin zurück gekehrt, wo er hergekommen war, in der Bay. Auch J. Stalin kann darüber ein Wörtchen singen. In West Oakland beheimatet, darf man ihn zur aktiven Partei der Bay Area zählen und damit in einer Riege mit Namen wie The Jacka, Messy Marv, Mistah F.A.B. oder Too Short und E-40, welche allesamt auch auf vorliegendem Album zu Worte kommen.

Erstaunlich ist dabei, dass der gute Mann seit 2006 ganze sechs Studioalben (darunter drei Kollabo-Alben) auf den Markt geworfen hat, ganz zu schweigen von ebenso vielen Mixtapes und nun mit Album Nummer Sieben um die Ecke kommt, das wiederum mit 22 Anspielpunkten mehr als üppig ausgefallen ist. Da steckt ganz offensichtlich jede Menge kreative Energie in Herrn Stalin und, das wird beim Studieren der Trackliste deutliche, eine ausgeprägte soziale Ader, die kaum ein Stück des Albums ohne Feature auf den Hörer loslässt. Nicht ungefährlich, beabsichtigt man ein kohärentes Bild zu erschaffen.

Zunächst jedoch bekommt man gute Sachen auf die Ohren, vertreten durch die drei ersten Anspielstationen, wo vermutlich vor allem das Gastspiel von Messy Marv auf „H.N.I.C.“ ins Auge sticht. Kein fliegender Start, aber richtig schlecht wirkt das alles auch nicht. Zumal das Kommende allerhand verspricht, allen voran E-40, welcher sich für „Get Me Off“ in die Booth begeben hat um Beihilfe zu leisten. Doch leider nimmt hier bereits das Unheil seinen lauf. Anstatt zu begeistern, wie man es zunächst erwarten würde, gibt es uninspiriertes Gedudel, man kann es nicht anders sagen, auf die Ohren, mit dem wohl allenfalls hartgesottene Freunde der Bay zurechtkommen mögen. Ein Tief, das noch ein, zwei weitere Tracks anhält, ehe man zum „D-Boy Blues 2010“ gelangt.

Ganz ohne Unterstützung begeistert J. Stalin selbst mit seiner nicht tadellosen, aber doch von anderen Künstlern gut unterscheidbaren Stimme auf einem richtig schicken Beat, das für den Moment die vorausgegangen Ausrutscher vergessen sind. Und auch „Neighborhood Stars“ mit dem Altmeister Too Short und Mistah F.A.B. bewegt erfreulicherweise so einiges, was den bis dahin wahrgenommen Eindruck wieder leicht nach oben korrigiert. Doch der zwischenzeitliche Ausrutscher ins unspektakuläre Mittelfeld hat Spuren hinterlassen und trübt den fortlaufenden Hörgenuss doch deutlich.

Sicher, es finden sich noch weitere gut hörbare Stücke wieder, etwa „Don’t Front“, „Something New“, „U Broke“ oder „Red & Blue Lights“ mit The Jacka. Doch dazwischen geschieht leider auch viel Uninteressantes, das man so nicht noch einmal hören möchte beziehungsweise muss. Wodurch das nicht widerlegbare Fazit zustande kommt, dass hier weniger mal wieder mehr gewesen wäre. Denn so bleibt allenfalls ein okayes Album über, welches auch ein gut auftrumpfender San Quinn zum Ende hin (auf „Posted“) nicht mehr pushen kann. Schade, denn mit weniger austauschbaren Beats und etwas mehr Konsequenz in der Auswahl der fürs Album tauglichen Tracks, wäre hier mit Sicherheit noch Potenzial vorhanden und Luft nach oben.

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