Dienstag, 16. Juli 2013

Eve - Lip Lock (Review)


Einst war sie die First Lady der Ruff Ryders und damit eine der Frontfiguren im noch immer unterbesiedelten Sektor von Rapperinnen. Dann folgte der fast schon obligatorische Abstecher ins Film-Business und musikalisch blieb es eher ruhig. So liegt Eves letztes Studioalbum ganze 12 Jahre zurück und umso erfreulicher ist es nun, „Lip Lock“, so der Titel ihres neuen Albums, in den Händen zu halten. Und wenn das Cover auch ein wenig an Rihannas Langspieler erinnern mag, schon mit dem sich selbst zelebrierenden „Eve“ wird jedwede Ähnlichkeit gekonnt niedergemäht, dank eines astreinen Alarmmachers mit reichlich Potential. Und auch wenn es mit Nummern wie „Make It Out This Town“ hörbar in Richtung unbeschwerter Pop-Rap geht, man sie auf „Zero Below“ teils kaum mehr erkennen mag – schlecht macht sie ihre Sache auch nach jahrelanger Pause nicht, nur eben anders als noch vor zehn Jahren.
Hinzu kommen Gast-Parts von Missy Elliott auf dem in Richtung böse gehenden „Wanna Be“, Snoop Dogg auf dem durchaus gelungenen „Mama In The Kitchen“ und Juicy J mit Pusha T, die „She Bad Bad“ einen kleinen Remix spendieren, der ähnlich aggressiv an die Subwoofer geht, wie das Original, im Hook dafür aber ebenso ausbaufähig ist. Überhaupt wirkt alles noch ein wenig unrund, gerade bei aufmerksamem Hören fallen immer wieder kleine Ausreißer auf. Nichts bösartig gravierendes, aber genug, um den Gesamteindruck von „Lip Lock“, mit insgesamt nur 12 Tracks eher kurz gehalten, zu trüben. In der Schule gäbe es hierfür ein Befriedigend und auch hier reicht es nur zu einem leicht überdurchschnittlichen Album, welches aber zumindest zeigt, dass Frauenrap nach wie vor Potential beherbergt und Eve noch immer den Spagat zwischen Pop und Rap beherrscht, wie einst zu „Who’s That Girl“-Zeiten.

Alicia Keys - VH1 Storytellers (Review)


Live-Alben sind nicht selten ein vermeidbares Übel. Wenn der Künstler schon in der heimischen Booth und mit fleißiger Unterstützung von aufwändigen Instrumentalen kaum aus den Puschen kommt. Dann kann man sich durchaus Angenehmeres vorstellen, als ein Album mit minimalistischer Untermalung, bei dem der Künstler ohne Stimm-Korrekturen zu Werke geht. Bei Alicia Keys sieht es da erfreulicherweise ganz anders aus. Stimmlich auf sehr hohem Niveau, braucht sich Frau Keys zu keiner Zeit hinter Instrumentalen verstecken und legt die volle Aufmerksamkeit auf sich. Dabei ist es wirklich beeindruckend, wie gut Hits wie „No One“, „Fallin‘“ oder „Empire State Of Mind (Part II)“ auch mit reduzierter Begleitung funktionieren. Da verschmerzt man auch die überschaubare Playlist von gerade mal 11 Stücken, die dafür aber umso liebevoller inszeniert wurden.
Natürlich bekommt auch das Auge etwas geboten, wenn die beiliegende DVD hinzugezogen wird. Zwar spielt auch hier die Musik die Hauptrolle und ein Ersatz für Konzertbesuche ist das alles keinesfalls. Aber als netter Zeitvertreib oder als Einstimmung auf den nächsten Konzertbesuch überzeugen die „VH1 Storytellers“ definitiv. Das Ganze wird serviert im form- wie farbschönen Digipack, das sich wirklich schick macht in der heimischen CD-Sammlung. Wermutstropfen? Nun, die Lieder selbst sind nichts Neues und wer bislang mit Alicia Keys wenig anfangen konnte, der findet sicherlich in ihren Studioalben eher einen Einstieg. Für Liebhaber und Fans ist das hier dennoch großes Kino und eine eindrucksvolle Zurschaustellung einer Frau, die Ihren Weg ging und weiter gehen wird. Großen Respekt dafür und Danke für dieses wirklich gelungene Live-Album.

V.A. - The Great Gatsby (Review)


„Der große Gatsby“, eines der bedeutendsten literarischen Werke Moderne, wird verfilmt und mit Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire starbesetzt. Da wirkt es nur schlüssig, für den zugehörigen Soundtrack ebenfalls größere Kaliber aufzufahren, in diesem Falle Jay-Z, der nach eigener Aussage ganze 2 Jahre Arbeit investierte, um mit Baz Luhrmann ein kleines Spektakel zu kreieren. Tatsächlich verspricht schon der Beginn einiges, wenn Jay selbst die Zügel in die Hand nimmt und auf „100$ Bill“ über einen effektvollen wie ehrfürchtigen Beat zu Werke geht. Ihm folgt will.i.am, der sich auf „Bang Bang“ mal so richtig schön austoben darf und Gattin Beyonce widmet sich mit Andre 3000 „Back to Black“, wobei im Vergleich zum Winehouse’schen Original jede Hektik konsequent rausgefiltert wurde. Ebenfalls neuninterpretiert wird „Crazy in Love“, welches von Emeli Sandé und dem Bryan Ferry Orchester in vom Swing beherrschte Gefilde verlagert wurde. Fehlt noch die wie immer wunderbar melancholische Lana Del Rey, deren „Young and Beautiful“ unter die Haut geht und zum emotionalen Höhepunkt der Platte wird.
Leider finden sich auch ein paar weniger berauschende Erlebnisse auf dem Soundtrack wieder. Während die Auftritte von The XX oder Gotye noch unter die Rubrik ‚unauffällig‘ fallen, fällt die Enttäuschung bei „A Little Party Never Killed Nobody“ doch etwas größer aus. Insbesondere da die Kombination aus Fergie, Q-Tip und Goonrock durchaus Hoffnungen auf Großes macht. Leider wirkt die hier gezeigte Vorstellung derart gekünstelt (vorallem bei Fergie) und getrimmt, so dass wenig Freude aufkommt und nur noch vom zu überzogenen „Love Is Blindness“ von Jack White überboten wird. Sieht man davon ab, ist der Soundtrack zum Film durchaus gelungen und überzeugt mit reichlich Schwere in den Liedern.

Puppetmastaz - Revolve ANd Step Up! (Review)


Als die Puppetmastaz vor 10 Jahren ihr erstes Album, „Creature Funk“, veröffentlichten, waren sie nicht nur die erste ernstzunehmende ‚Toy-Group‘, sondern brachten im selben Zuge auch eine willkommene Brise frischen Wind ins Geschehen. Der Sound war unterhaltsam, die Reime humorvoll und es schien, als haben sich die richtigen Handpuppen gefunden. Doch was folgte, war ein steiler Absturz, denn während mit jedem neuen Eintrag in die Discographie höhere Erwartungen gesetzt werden, bauten die Berliner kontinuierlich ab. Folglich fiel es selbst Sympathisanten der abgedrehten Jungs weniger schwer, den 2009 in Albumlänge betitelten „Break-Up“, die Auflösung der Band, bekanntzugeben. Die einstige Kreativität war hinüber, der Spaß wurde nicht mehr zum Hörer transportiert und es entwickelte sich ein schwarzes Loch, dass das musikalische Schaffen ins Irrelevante zog.
Umso überraschter war man, als bekannt wurde, dass die Handpuppen vom Vorruhestand zurücktreten und es noch einmal wissen wollen. „Revolve And Step Up!“ lautet der Name des Langspielers und 25 Anspielpunkte versprechen zumindest kein kurzatmiges Album. Leider jedoch verpassen es die Puppetmastaz, sich wieder auf alte Stärken zu besinnen und fallen ins alte Schema zurück. „Full Bashment“ oder „Dschinni Of Glass“ sind, gelinde ausgedrückt, elektrischer Blödsinn mit Rap-Anleihen, „Fresh Day“ ist hektisch wie inhaltlich flach und wenn man auf der Suche nach erwähnenswerten Pluspunkten ist, stößt man bestenfalls auf „Mr. Doubt“, das durch seinen Mundharmonika-Flair gerade noch so durchgeht. Sieht man es nicht ganz so streng, könnte man sagen, die Puppetmastaz wurden im Vergleich zu Anfangstagen immer eigener und erschufen sich ihr eigenes Reich, übertrieben es dann jedoch im Detail zu sehr und verblassen allmählich.