Sonntag, 3. April 2011

Farid Bang - Banger Leben Kürzer




Es hat bewusst lange gedauert, ehe die Rezension zu Farid Bangs neuem Album in Angriff genommen wurde. Denn Farid Bang polarisiert, man liebt oder hasst ihn, hat selten keine Meinung über ihn und auch an Rezensenten geht so manches Gerede nicht einfach vorbei. Um demnach Einflüsse von außen konsequent zu unterbinden, nun mit etwas Abstand die Besprechung von „Banger Leben Kürzer“, dem Nachfolger des doch eher mittelprächtigem „Asphalt Massaka 2“ und damit Farids drittes Soloalbum. Dieses Mal mit von der Partie sind unter anderem Afrob, Haftbefehl und Fard, die während der fünfzehn Stücke mit ins Geschehen eingreifen – ausschließlich verbal natürlich.

Den Anfang machen ein paar lockere, gut sitzende Sprüche, die zu diesem frühen Zeitpunkt noch Lust und Laune machen, auf das weitere einstimmen. Nämlich das sehr solide „Du Fils De Pute“ mit Raf Camora und zwei erstaunlich atmosphärische Tracks, die über das übliche Battle-Gehabe hinausreichen. „3 Mal Im Leben“ und „Teufelskreis“ sind Momente, in denen dem Hörer bewusst wird, dass Farid Bang kein schlechter Rapper ist und mehr kann, als nur prahlen, wenn er denn nur will. Das scheint er jedoch nur in begrenztem Umfang zu wollen, spricht „Bitte Spitte 5000“ doch eine deutliche Sprache. Da fühlt er sich wohl, dafür kennt man ihn und in überschaubaren Mengen ist das auch unterhaltsam, zumal die musikalische Begleitung ebenfalls stimmt.

Sehr sauber auch das Aufeinandertreffen von Farid, Habesha (BTM Squad) und Offenbachs Abrissstimme Haftbefehl auf „Ein Stich Genügt“. Dann jedoch folgt der erste fragwürdige Moment eines bis dahin durchaus sehr gutem Album, der Titeltrack. Gut, schon der Titel lässt erahnen, in welche Richtung es geht, doch ein ganzes Album, welches aus 15 Stücken besteht, nach einem einzig großen Disstrack zu benennen, ist doch etwas zu viel des Guten. Denn genau das ist „Banger Leben Kürzer“ im Wesentlichen, ein Diss in Richtung Ex-Maskenmann sido. Wie man das nun finden soll, muss jedoch für sich entscheiden, soll aber nicht weiter aufhalten als nötig. Denn nur einen Track später darf man der tollen Drei-Mann-Konstellation aus Afrob, Eko Fresh und Herrn Bang ein Lob aussprechen.

Es folgt das überraschend gelungene Schlussdrittel, in welchem sich vor allem drei Tracks positiv hervorheben können. „Mensch“ ist wieder einer dieser Titel, die gar mit einem Hauch von handfestem Inhalt um die Ecke kommen. Wohingegen „Willkommen Auf Der Kö“ und „Dreh Die Zeit Zurück“ zwei freudig pumpende Dinger sind, bei welchen vor allem auf die starken Beats hingewiesen sollte. Lediglich „König Der Nacht“ mit Ramsi Aliani ist, vor allem in der Hook, etwas zu bieder geraten und man fühlt sich unweigerlich an Ekos „Königin Der Nacht“ erinnert.

Überfliegt man nun Pro und Contra, wird man als objektiver Zuhörer eingestehen, dass durchaus einiges an lobenswerten Aspekten zusammengekommen ist und vor allem im Vergleich zum letzten Album weit weniger anzukreiden ist. Es wird noch immer verbal um sich geschlagen, so dass stets klar ist, wem man hier zuhört. Nur gibt es dazwischen auch einige weiter reichende Stücke, sowie zum Großteil gefallende Instrumentale, die ihr übriges tun, um das Album auf einen über dem Durchschnitt liegenden Platz zu heben, der so nun nicht unbedingt vorhersehbar war. Zwischen übereifrig jubelnden Anhängern und wenig konstruktiv vorgehenden ‘Hatern’ liegt die Wahrheit demnach vermutlich irgendwo dazwischen. Vermutlich.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

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