Donnerstag, 26. April 2012

Kevlaar 7 - Kings (ft. Salute Da Kidd) (Video)

Neues Video von Kevlaar 7 zur ersten Single "Kings" seines bevorstehenden, neuen Albums "Die Ageless":

Mittwoch, 25. April 2012

B.E. der Micathlet & Arves - Klischees (Video)

Nachdem vor einiger Zeit an selbiger Stelle "Zeitlos" von B.E. dem Micathleten und Arves vorgestellt wurde, hier das neue Video zum Song "Klischees":

Alpa Gun - Ehrensache (Review)



Wenn es etwas gibt, das man gerade im Bereich der Rapmusik und -künstler eher selten vorfindet, dann ist das Sympathie. Ein von Grund auf netter Kerl passt auch heute, wenngleich sich hier inzwischen einige Beispiele nennen lassen, noch immer nicht so recht in die klischeeüberladene Vorstellung eines Rappers. Der Berliner Alpa Gun bildete hier schon früh eine willkommene Ausnahme und war, neben der klassischen, harten Straßenschale, im Kern seit jeher einer jener Künstler, die man eigentlich gern haben muss. Rau genug für die Jungs aus dem Viertel und dabei fast schon ein Vorzeigebeispiel für sog. ‘Deutsch-Türken’, wenn er in seinen Liedern immer wieder seine Verbundenheit zu beiden Ländern kund tut. Nun erscheint mit „Ehrensache“ das dritte Soloalbum und bildet den Anfang nach der Trennung von Sektenmuzik, gefüllt mit 18 Stücken plus weiteren drei Bonus Tracks auf der Premium Edition.
Wie von Alpa Gun nicht anders gewohnt, fließen nach wie vor die unterschiedlichsten Gangarten in seine Musik mit ein und ergeben ein rundes Ganzes. Während „Almanya“ ganz offensichtlich einer jener Tracks ist, auf denen er für Deutsch-Türken spricht, ist „Sind wir nicht alle ein bisschen…“ mit Fler zunächst vor allem ein bedingungsloses Brett von einem Beat, hinter dessen Text jedoch eine ähnlich ernste Aussage steckt: wir alle haben Vorurteile gegenüber anderen und dennoch sollten wir zusehen, dass wir als Gemeinschaft zusammenkommen und uns unseren voreiligen Denkschemata entledigen. Gelungen auch die ruhigeren Stücke „Hauptsache dir geht’s gut“, das melancholisch-ruhige „Habibi Dervis“ sowie „Leb wohl“.
Doch auch die bissige Seite von Alpa Gun kommt immer wieder zum Vorschein. Wenn er auf „Alles war die Sekte“ mit einem prägenden und bedeutsamen Kapitel seiner Laufbahn abschließt etwa und dabei noch eine letzte Abrechnung zum Besten gibt. Oder wenn mit „Hip Hop“ schlicht das Thema angesprochen wird, das uns alle beherrscht. Und natürlich „Was bist du“ – inklusive sido-Seitenhieb und einem wie gewohnt über allen Standards hinweg rappenden Kool Savas, der ein weiteres Mal seine Sonderstellung im Spiel unter Beweis stellt. Das sind Momente, von denen ein ganzes Album profitiert und die in der Summe den Unterschied zwischen einem guten und sehr guten Album ausmachen können.
Weniger gelungene Augenblicke finden sich so dann jedoch auch auf „Ehrensache“ wieder. „Alpa Gun 2012“ mit seinem an die amerikanische Westküste erinnerndes Soundgebilde etwa, fällt zwar in jedem Falle auf, mag aber nicht so recht ins Ohr gehen. Ausbaufähig auch das nur auf der Premium Edition befindliche „Zu Spät“ mit Toolate, dessen Lines noch etwas mehr Raffinesse vertragen dürften (was das gelungene Instrumental jedoch fast wieder wett machen kann). Und auch die auf „Es hört nicht auf“ als Feature agierende Kitty Kat empfindet man als irgendwie unpassend gewählten Gast, was jedoch nicht am an sich guten Instrumental liegt. Überhaupt wurde auf Produzentenebene auf bewährte Namen gesetzt, allen voran Beathoavenz und Synfonikz, welche gemeinsam den Großteil des Albums präsentiert haben.
Mit „Ehrensache“ ist Alpa Gun ein würdiger Nachfolger zum bereits sehr gut aufgenommenen „Almanci“ geglückt, der auf Produzentenebene mit Qualität glänzt und einen wie gewohnt vielseitigen Alpa Gun beherbergt, der – unterstützt durch wenige, aber gute Features – sein ganzes Repertoire zum Besten gibt und über die gesamte Spielzeit hinweg einen durchweg sehr guten Eindruck hinterlässt, der sich auch beim erneuten Hördurchlauf bestätigt. „Meister aller Klassen“ wäre wohl etwas zu hoch gegriffen, aber in jedem Falle einer, dessen Veröffentlichungen ein konstant hohes Niveau erreichen.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Tillit - Veto (Review)



Aus Berlin-Mitte stammend, präsentiert uns Tillit mit „Veto“ ein Soloalbum, welches mit sage und schreibe einundzwanzig Anspielpunkten schon zu den größeren Kalibern in Sachen Umfang zählt und soll dabei helfen, sowohl Tillit selbst als auch das noch recht unbeschriebene Label TWT im Lande bekannt zu machen. Auf dem kaum Licht spendenden Dachboden sitzt er da, manifestiert seine Gedanken, um diese dem Hörer nur wenig später in aller Ausführlichkeit mitzuteilen. Diese Vorstellung, angetrieben durch das stimmungsvolle Cover, hat etwas und sorgt fast schon für so etwas wie vorsichtige Vorfreude ob der Dinge, die „Veto“ so bereit hält.
Das leicht futuristisch daher kommende Intro lässt dabei zunächst noch offen, was genau man von Tillit und dessen Werk zu erwarten hat. Doch schon wenig später bekommt man reichlich Gelegenheit, sich ein Bild zu machen von dem Herren, der vom Yuppie bis zum Motzer offenbar mehr als nur eine Fassette zu bieten hat. Da wäre das an sich nette „Als ich noch ein Kind war“ mit allerlei Erzählungen aus der Kinderstube, welches jedoch durch ein nur schwer erträgliches Feature von einem gewissen Derik angeschmiert wird, da dieser wie eine angestrengt klingende Kreuzung aus MC Basstard und Tony D klingt. Und da wäre „Der Heiland“, auf welchem Tillit nicht mit Kritik an den heutigen Medien spart.
Im folgenden offenbaren sich jedoch mehr und mehr Schnitzer, die aufgrund der doch recht langen Spieldauer stark hörbar ins Gewicht fallen. Da wären zum einen die Beats, die an sich taugbar sind, aber die man so auch jederzeit anderswo aufs Ohr gedrückt bekommt. Da wäre der etwas blasse Eindruck von Tillit selbst, der einem bis zuletzt nicht richtig sympathisch werden will, tief verstrickt zwischen Schizophrenie und Wahnsinn, der in dieser Form jedoch mehr anstrengt als unterhält. Und da wäre nicht zuletzt auch der bestehende Eindruck, man habe hier nicht alle Ideen konsequent genug herausgearbeitet. „Bittere Tatsachen“, „Tief im Westen“, „Fussballfan“ oder „Mein Lieblingsladen“ sind im Ansatz durchaus klar gehende Tracks, aus welchen man so viel hätte machen können. Stattdessen verlieren sie sich in den Tiefen der Tracklist ohne Aussicht auf baldige Wiederkehr.
Es geht hier weniger darum, Tillit sein Können als Künstler schlecht zu reden, als vielmehr darum, offensichtliche Mängel auszusprechen, die es in naher Zukunft zu beheben gilt. Denn mit etwas länger haftenden Instrumentalen und klarer umgesetzten Themen hätte man hier einen ambitionierten Berliner vor sich, der sich von den Wesenszügen seiner Kollegen klar abhebt und hervor sticht. „Veto“ liefert hier zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur leider schlicht zu wenig Argumente, weshalb man sich der ganzen Sache widmen sollte. Wäre es doch zu schade, wenn solch ein interessanter Charakter wie Tillit wieder in der Versenkung verschwinden würde.
„Veto“ ist, das muss man an dieser Stelle ausdrücklich betonen, kein schlechtes Album. Es zeigt viele gute Ansätze, auf die sich künftig aufbauen lässt und bringt einen Künstler ins Spiel, den man so nicht aller Tage zu Ohren bekommt. Jedoch erkennt man gerade trotz dieses vorhandenem Potentials, dass hier noch viel zu tun ist, ehe man wirklich aus den Vollen schöpft. Sollte dies in naher Zukunft gelingen, darf man sich auf einen interessanten, undurchsichtigen Tillit freuen, der mit reichlich Kreativität gesegnet, der deutschen Rapszene ein paar willkommene Akzente hinzufügt. Ausbaufähig.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Dienstag, 24. April 2012

Jai spricht: Danksagung & Aufruf


Liebe Leserschaft,

nachdem der Blog wieder so richtig ins Rollen gekommen ist, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um all jenen zu danken, die mich und diesen Blog auf dem bisherigen Weg begleitet und unterstützt haben. Und wenn ihr das hier lest, dann dürft ihr euch natürlich angesprochen fühlen.

Gleichzeitig möchte ich jedoch auch anmerken, dass noch viele Baustellen offen sind, die ich eines Tages fertigstellen möchte (allen voran das weitere bekanntmachen des Blogs). Dabei ist eure Hilfe selbstverständlich herzlich willkommen.

Ihr seid Rapper und sucht eine Plattform, die eure Veröffentlichungen publiziert? Ihr könntet etwas Exklusives für den Blog beisteuern? Ihr seid auf dem Gebiet der Programmierung fit und wärt in der Lage, einen Banner/ein Logo/... für die Seite herzustellen? Ihr habt Kontakte, die bei einem kompletten Neuaufbau der Seite (samt Umzug auf eine 'richtige' Domain) mitwirken könnten?

Dann wendet euch doch bei Interesse an mich (e-Mail: Jai_Welc@habmalnefrage.de) und wir schauen gemeinsam, wie wir den Blog weiter nach vorne bringen können. Jede Hilfe ist erwünscht.

Und selbstverständlich könnt ihr auch schlicht und einfach durch Weiterempfehlung der Seite, dem Teilen der Inhalte und der damit einhergehenden Steigerung der Leserzahl euren Teil zum Erfolg von 'Resurrection of Rap' beitragen.

Nochmals vielen Dank an alles, was bisher möglich wurde.

Beste Grüße,
Jai

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Bild-Quelle: florian-polente.de

Montag, 23. April 2012

PA Sports - Vom Glück Zurück (Review)



PA Sports, das ist eine Hälfte des Rap-Duos SAW, welches vor einigen Jahren, als Rap aus dem Ruhrpott seinen Höheflug genoss, auf die landesweite Bühne trat und sich zumindest kurzfristig einen Namen machen konnte. Im letzten Jahr dann der erste Solo-Wurf „Streben nach Glück“ des in Essen geborenen Rappers mit iranischen Wurzeln, welches allgemein hin überraschend gut angekommen war, so dass nun, fast genau ein Jahr späte, mit „Vom Glück zurück“ die zweite Platte folgte. Wie auch schon auf seinem Debüt liefert PA Sports dabei wieder einen gut hörbaren Mix aus harten Straßenprahlereien und nachdenklichen Songs, die gerne auch mal das Thema Liebe behandeln — mal aus einer positiven Sicht heraus, mal aus einer gänzlich negativen.
Unterstützung erhält er dabei auf den insgesamt 20 Tracks vom Österreicher Nazar, von Vega, Alpa Gun, Hamad 45 und auch sein SAW-Weggefährte KC Rebell darf nicht fehlen. Als Hook-Veredler fungiert Moe Phoenix, der ganze drei Mal zum Einsatz kommt. Die daraus entstandenen Songs sind, wie schon erwähnt, in Aufbau und Art recht vorhersehbar und bieten wenig Überraschungen, sind aus objektiver Sicht betrachtet jedoch sauber ausproduziert wie inszeniert. Tracks wie „Eine Chance“ mit angenehmer Hook, das gut arrangierte, aber etwas grob betitelte „Sie ist eine Hure“ oder das eher ruhigere „Kickdown“ sind wunderbare Beispiele hierfür und bieten wenig Anlass zur Kritik.
Ein wirklich grundlegendes Problem jedoch ist die mangelnde Vielfalt von „Vom Glück zurück“, an der auch schon das Debüt litt. Flache Banger-Tracks auf der einen Seite, ins Emotionale gehende Stücke auf der anderen Seite — das war es im Wesentlichen. Wirkliche Höhepunkte mögen sich da kaum ins Gedächtnis brennen. Einzige Ausnahme: „Schick mir ein Zeichen“, auf dem das Thema Abtreibung angesprochen wird, das den Hörer durchaus etwas mitnimmt und fesselt und so auch nach dem ersten Hördurchgang im Gedächtnis sitzen bleibt.
„Vom Glück zurück“ ist ein durchweg ordentliches Album. Die Instrumentale sind in Ordnung, die Features, insbesondere jenes von Vega, sind es ebenfalls und PA Sports tut, was er eben seit jeher tut. So werden grobe Schnitzer konsequent umgangen, der Unterhaltungsfaktor jedoch auch kaum gesteigert. Eine spürbare Weiterentwicklung PA Sports lässt sich ebenfalls nicht heraushören. Wer jedoch bereits in „Streben nach Glück“ das gefunden hat, wonach er suchte, der kann auch mit „Vom Glück zurück“ gut leben. Auf lange Sicht muss hier aber noch mehr passieren.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf BackSpin-Media.de


Cover-Check: Part 4

Heute mal etwas aus Frankreich, "Touche d'Espoir" der französischen Rap-Crew Assassin, die bereits seit Mitte der Achtziger existiert:


Das Cover ist schlicht und dennoch sehr wirkungsvoll. Zum einen ist der schwarze Panther ein wunderschön anzusehendes Tier, zum anderen versprühen die durch das Assassin-Logo rot wirkenden Pupillen einen Anflug von Bedrohlichkeit ob dem, was sich auf dem Tonträger so tummelt. Was mir darüber hinaus immer besonders gut gefällt, wenn das Cover nichts Wesentliches über die Musikrichtung verrät. So könnte man es in diesem Falle durchaus auch mit einem harten Metal-Album zutun haben. Tatsächlich verbirgt sich hinter diesem Cover jedoch grandioser Rap aus Frankreich. 


Samstag, 21. April 2012

BOZ - Kopfkrieg (Review)



Neues aus dem Hause Rattos Locos. Nachdem Nate57 und Telly Tellz bereits mit ihren Veröffentlichungen fast durchweg gute bis sehr gute Bewertungen erhalten haben, folgt mit BOZ nun der nächste Haudegen aus der Hansestadt Hamburg. So manch einer wird diesen bereits aus seiner aktiven Zeit in der RBA kennen, sowie seiner 2010 zum freien Download erschienen „Farben“-EP, welche bei der Hörerschaft sehr gut ankam. 2012 nun das Soloalbum, neunzehn Stücke stark, mit Features aus dem Rattos Locos-Camp, welches es auf Anhieb schaffte, in die deutschen Charts einzusteigen (Platz 60) und sich damit in die Erfolgsserie seines Kollegen Nate57 einreiht. Wie gut „Kopfkrieg“, so der Name seines Werkes, tatsächlich ist, sollen die folgenden Abschnitte aufzeigen.
Nun, zunächst sollte man sich bewusst machen, womit man es hier zu tun hat. Wer die bisherigen Veröffentlichungen des aufstrebenden Hamburger Labels kennt, der weiß, wohin die Reise geht. Geradlinige Instrumentale, die teils zum Kopfnicken einladen, treffen auf authentische, ehrliche Texte, die mit dem erfrischend eigenen Vokabular eine faszinierend einfache, aber wirkungsvolle Formel ergeben, die schlicht passt. Das Ganze lässt sich dabei stets noch immer als ausgereifte Version deutschen Straßenraps bezeichnen, darf in diesem Zusammenhang jedoch zu keiner Zeit mit Veröffentlichungen eines Farid Bangs oder ähnlichem verglichen werden. Die lyrische Übertreibung fällt hier mehr in den Hintergrund, die Schilderung echter Tatsachen genießt Priorität.
BOZ darf man dabei einen sehr gut ins Ohr gehenden Flow attestieren, welchen er auf „Crystal Night“ sodann auch gleich zum Besten gibt, ehe er mit „Autotune“ einen Titel abliefert, der besser ist, als es der Name zunächst mitunter vielleicht vermuten lässt. Denn mal ehrlich, wer möchte denn schon einen grundsoliden Rapper wie BOZ als T-Pain-Ersatz hören? Ganz recht, wahrscheinlich niemand. Dann doch lieber mit Telly Tellz und Nate57 auf „Garnix“, einem derben Stück Rapmusik, das einzig durch eine unpassend wirkende Hook getrübt wird und nichtsdestotrotz einen schönen Überblick über das Können der Labelkollegen darbietet.
Überhaupt ist eines der wohl treffenden Worte für „Kopfkrieg“ das schlichte, ehrlich gemeinte ‘gut’. Egal ob der Titeltrack, der durch vergleichsweise ruhigen Beat und gekonntem Text die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das bekennend offene Stück „Ich brauch dich nicht“, bei dem BOZ mehr von sich preis gibt, als den Straßenhund und dabei dennoch auf kitschige Nuancen verzichtet. Oder aber „Bruder“ bzw. „Du findest Rap scheisse?“, wenn er selbst mit den besten Beweis dafür liefert, weshalb man gerade dies nicht tun sollte. Das Album wirkt in seiner Substanz einheitlich und umgeht es, einen zu abgerundeten Eindruck zu hinterlassen, was sich in einigen hervorstechenden Stücken aufzeigt.
„Kopfkrieg“ ist ein absolut rundes Album mit Ecken und Kanten, so wie man es gerne hat. Keine wirklichen Totalausfälle, ein durchweg überdurchschnittliches Niveau hinsichtlich Beats und Texte, gepaart mit sinnvoll gesetzten Gastbeiträgen, ergeben in der Summe ein wirklich hörenswertes, wenn auch vielleicht kurzweiliges, Album, dem man sich guten Gewissens hingeben kann und das sich zurecht in den hiesigen Charts platzieren konnte. Schönes Ding und ein weiterer Beweis für den schon jetzt beachtlichen Qualitätsstandart, denn man bei Rattos Locos ansetzt.


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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Donnerstag, 19. April 2012

Cover-Check: Part 3

Runde 3 geht an eines meiner persönlichen Lieblingsalben, "The First Step" von den Problemaddicts:



Das Cover mit seinem zerstörten Gerät erinnert mich immer an das Thema "wir machen etwas kaputt und bauen im Anschluss darauf auf". Wer das Album kennt, der weiß um die wahnsinnige Musik der Jungs, die ein Hybrid zweier Zeiten ist. Die Geister von damals treffen auf neue Lebensweisen und ergänzen sich zu einem tollen Hörerlebnis. Ein großartiges Album mit einem ebenso wunderbaren Cover.







Kurzreviews: Moka Only & Ayatollah - Bridges / Yassir - Wenn der Schmerz spricht


Es gibt Tage, da weiß man nicht wohin mit seiner Zeit. Rezensionsexemplare bleiben aus und man macht sich geradezu Sorgen darum, wie man seine Leser bei der Stange halten kann. Und dann gibt es Zeiten, da weiß man nicht recht wohin mit all der Musik, die auf eine Besprechung wartet. So auch derzeit, weshalb ich mir einmal die Freiheit herausnehme und zwei Kurzreviews präsentiere:

Moka Only & Ayatollah – Bridges




Moka Only kennt man. Als einen der wohl bekanntesten kanadischen Rapper, der als Teil der Swollen Members Karriere machte und seit geraumer Zeit ein beeindruckendes Pensum an Arbeitswillen an den Tag legt und Soloalben im gefühlten Monatstakt raushaut. Dieses Mal hat er sich mit dem amerikanischen Produzenten Ayatollah zusammen getan, der schon so manch krachenden Beat für Größen wie Mos Def oder Talib Kweli anfertigte und nun seine teils düsteren Beats an Moka Only weitergibt, der diese aus der Sicht seines Alter Egos Ron Contour berappt, was sich als durchweg unterhaltsame Angelegenheit erweist.

Ein straighter Banger a la „Fishgills“, das von einem wahrlich erhabenen Instrumental getragene „For The Country“, der entspannte Titeltrack oder die tolle Samplekunst auf „Everything“ sind wunderbare Stücke. Moka wirkt zwar stellenweise, etwas übertrieben formuliert, ersetzbar und auch Ayatollah verpasst es, hier und da seinen Produktionen mehr Vielfalt zu verleihen. Aufgrund der Tatsache, dass kaum ein Track über drei Minuten geht, lässt sich das aber verschmerzen. Kein Must-Have, aber für Liebhaber von Ayatollahs Art of Producing definitiv eine schöne Sache.





Yassir – Wenn der Schmerz spricht




Ich kann mich noch gut an „Paragraph 31“ erinnern, ein überraschend gutes Album von einem technisch doch sehr eingeschränkten Menschen, der in seinem Leben das erlebt hat, worüber viele seiner Kollegen nur rappen, den Knast aus nächster Nähe. Wie schon bei seinem Vorgängerwerk ist auch vorliegendes Album mit seinen 14 Stücken kein bedeutendes Werk in der Gesichte deutschen Rapgutes.

Yassir rappt wacker und bemüht sich über die gesamte Spieldauer, den Hörer an seinen Geschichten teilhaben zu lassen, was dank seiner stimmlichen Präsenz auch gut funktioniert. Auch die Instrumentale wirken rund, wenngleich sie einen nicht aus dem Hocker hauen. Stellenweise findet man sogar kleine Überraschungen wieder, wenn Yassir etwa über Liebe spricht („Edel und rein“) oder mit „Hier im Dschungel“ sein Feature Hiltrop toll in der Hook unterbringt, während „Was ist Knast“ authentischer wirkt, als alles, was man von Konsorten und Kollegen so kennt. Der Grundton des Albums ist gewohnt melancholisch gehalten, denn hier fühlt sich Yassir wohl. Im Vergleich zum Vorgängeralbum vielleicht etwas schwächer, aber wer auf ordentliche Texte Lust hat und bereit ist, dafür Abstriche hinsichtlich Technik zu machen, kann hier durchaus glücklich werden.




Video: Bizzy Montana - Stress



Bizzy Montana mit dem Video zu seinem Track "Stress", zu finden auf dem aktuellen Album "Gift".




Fage MC - Interview & Songausschnitte zum bevorstehenden Album "Verderb und Gedeih"

Guter Rap sollte stets Gehör finden, weshalb ich es als sinnvoll erachte, auf einen gewissen Fage MC aufmerksam zu machen, welcher dieser Tage sein lang erwartetes Album "Verderb und Gedeih" an den Start bringt. Im Folgenden findet ihr ein schönes Interview mit dem guten Mann und Ausschnitte aus Tracks, die auf dem Album erscheinen werden:



Wenn euch gefällt, was ihr hört, dann kauft euch das Album zum fairen Preis von 10 Euro (zzgl. Versand) - HIER KAUFEN

Demograffics - Cheese (Review)




Englischsprachiger Rap aus deutschen Mündern – das kann funktionieren, man denke nur einmal an Square One mit dem leider viel zu früh von uns gegangenen Rasul. Vor gut zwei Jahren betraten dann die Demograffics, bestehend aus Dexter und Maniac, das Spielfeld und legten mit „Raw Shit“ einen weiteren Beweis für schnörkellosen, geerdeten Boom Bap-Sound aus deutschen Landen hin, den man so auch ohne zögern seinen Freunden aus Übersee präsentierte, ohne dabei in Fremdscham zu versinken. So wirkt es nur logisch, dass nun mit „Cheese“ das nächste Album der beiden an den Start ging. Darauf enthalten; sechzehn Anspielpunkte für alle, die ein Faible für reges Kopfnicken und etwas gegen House-Rap-Herumgezappel haben.
An den Grundzutaten hat sich in diesen gut zwei Jahren nichts wesentliches getan. Noch immer kommen die Beats druckvoll und satt, wirken organisch und ‘handgemacht’, was in der heutigen Zeit, wo vieles wie aus der Konservendose dröhnt, durchaus etwas Besonderes ist. Maniac versteht es nach wie vor, englische Rhymes fallen zu lassen, die sich nicht nur harmonisch in das bestehende Instrumental fügen, sondern dabei auch klingen, als seien sie direkt aus den Staaten importiert – peinliches Schulenglisch sucht man hier vergeblich. Was sich hingegen etwas verändert hat, ist die Rollenverteilung. Hatte man auf dem Vorgängeralbum noch das Gefühl, es mit einem ausgeglichenen Duo zutun zu haben, bei dem Dexter produziert und Maniac die Reime bringt, scheint es, als habe sich Dexter dieses Mal sehr zurückgehalten. Ein Blick in die Credits des DigiPacks zeigt: zwei von sechzehn Stücken werden unter „prod. By Dexter“ angegeben, der übrige Rest stammt von Maniac.
Wer nun befürchtet, das Album leide unter diesem Umstand, der täuscht. Tatsächlich ist es gar so, dass das weitgehende Fehlen von Dexter kaum wahrgenommen wird, so gelungen sind die Produktionen von Multitalent Maniac. Wenn dieser dann, wie auf dem Opener „Intrography“ eine gerappte Autobiographie auf kickendem Kopfnicker-Beat zum Besten gibt, entwickelt sich dies zur eindrucksvollen One-Man-Show. Und auch das um erlesene Cuts bereicherte „Still Talking“ oder „Hold Up“ sprechen für Maniacs Beatbauer-Künste und gehen als handwerklich einwandfreie Boom Bap-Tracks durch, wie man sie aus Deutschland nur selten zu Ohren bekommt. Einzig das etwas arg hektische „Get The Job Done“ hinterlässt einen bescheidenen Eindruck und ist mit seiner schnellen, unruhigen Art das Pendant zum ungleich relaxteren „Alotastress“.
Dexter haut zumindest mit „How Long“ einen der besten Beats des Albums raus und meldet sich so zumindest kurzweilig auf der Bühne wieder, während er den Hörer daran erinnert, dass dies keine Soloshow sein soll. Dennoch kommt man nicht darum herum, Maniac für seine außergewöhnlich guten Leistungen, hier wie da, zu loben. „Take A Look“ mit Chrizondamic lässt sich gar beattechnisch schlicht als genial betiteln und wird ohne Umwege zum absoluten Höhepunkt der Platte, die ansonsten schlüssig und rund wirkt, wie man das bereits von „Raw Shit“ nicht anders gewohnt war. Warum auch an einer Formel rütteln, die sich in der Vergangenheit bereits bewährte? Eben.
„Cheese“ ist ein Album für Genussmenschen, die Rap nicht schätzen, weil er eben ‘in’ ist und zum ‘harten’ Image passt, sondern weil man in Rap bisweilen ehrliche, bodenständige Menschen wiederfindet, die gerne ganze Plattenläden nach auf schwarzem Gold gepressten Juwelen suchen und schlichte, tief gehende Liebe für etwas entwickelt haben, das mehr ist als nur Rap, nur Musik. Es handelt sich um eine ganze Kultur, die auf eine beeindruckende Geschichte zurückblicken kann. Das ist Hip Hop, werte Leser. Und „Cheese“ ist der dazugehörige Soundtrack im Jahre 2012 und ein schöner Beweis dafür, warum man liebt, was man liebt. Womit dann eigentlich auch alles gesagt wäre.
Als Appetit-Anreger sei noch die Free-EP "Butter" ans Herz gelegt.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Mittwoch, 18. April 2012

NEWS: Reviews jetzt auch für die Backspin

Verfolger unserer Facebook-Seite dürfte es bereits bekannt sein, für alle anderen nun auch hier die offizielle Info:



Künftig werden einzelne Reviews, die meiner Tastatur entsprungen sind, auch auf der Online-Präsenz der Backspin erscheinen und dafür sorgen, dass euch der Lesestoff auch in Zukunft nicht ausgehen wird. Wenn das mal keine frohen Botschaften sind.

Cr7z - Tr7nity




1. Equinox
2. Defeat (ft. Mizz Dizzy)
3. Zuviel

Es kommt nun wirklich nicht sonderlich oft vor, dass ich über Free Downloads berichte. Wenn jedoch ein echter Garant für hochklassigen Rap aus unserem Lande was raus haut, dann hat man als Fan und Verfechter qualitativ anspruchsvoller Rapkunst eigentlich keine andere Wahl, als darüber zu schreiben:

Cr7z, in meinen Augen einer der Besten im Spiel (checkt nur mal das unglaubliche "Fremd"), bringt mit "Tr7nity" ein drei Stücke umfassendes Werk, das mehr Gewicht hat, als so manches Album. Technisch dem Großteil überlegen, gelingt es Cr7z, neben blitzsauberen Reimen auch hörenswerte Inhalte mitzuliefern, wodurch kleine Gesamtkunstwerke entstehen, die man als Deutschrap-Hörer schlicht gehört haben muss. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass dieses musikalische Gold für lau zu haben ist. Von welchem es übrigens noch weitaus mehr für umsonst gibt - Runterladen ist Pflicht:

- Tr7ntiy
- Zurück zum K7nd
- Pein

Cover-Check: Part 2

Dieses Mal einen wahren Klassiker aus Übersee, der heute kaum mehr bezahlbar ist bei Preisen im dreistelligen Betrag:



Denke ich an Rap, denke ich an dieses Cover. Liegt es an den Farben, die angenehm freundlich rüber kommen, so dass man ohne zu zögern, ein, zwei Geldstücke in die Tasse werfen möchte? Oder ist es der lockere Umgang mit Rap als Kunst, das Selbstbewusstsein, welches durchdringt, wenn man das eigene Können als gut genug einschätzt, um darin Chancen zu sehen, finanziell eine Einnahmequelle zu schaffen? Ich weiß es wirklich nicht, aber dieses Cover ist retro und up-to-date zugleich. Groß.

Dienstag, 17. April 2012

Lonyen - Unter die Haut (Review)




„Unter die Haut“ – der Name ist Programm bei Oliver Lonyen, seines Zeichens hauptberuflich als Tätowierer tätig und dort einer der Besten seines Fachs, der schon so manchen bekannten Deutschrap-Künstler unter seiner Nadel hatte. Aus Trier kommend, begann der musikalische Werdegang zunächst als Drummer im Bereich des Metal und Hardcores, ehe er sich vor drei Jahren dazu entschloss, es mit Rap zu versuchen. Nicht viel Zeit, um aus einem Drummer einen Rapper zu machen, doch Freundschaften zu allerlei Prominenz sei Dank, war es möglich, in dieser Zeitspanne ein vollwertiges Album zu schustern, welches jüngst mit seinen sechzehn Tracks an den Start ging, um für ein wenig Furore zu sorgen.

Dieses Vorhaben ist, das lässt sich mit Sicherheit sagen, geglückt. Denn wie oft kommt es vor, dass auf einem Debüt Namen auftauchen wie Manuellsen, Silla, Megaloh, MoTrip oder Sido, die gemeinsam mit dem Debütant auf Hochglanzproduktionen von Phrequincy, RAF Camora, The Royals oder Sti vollen Einsatz zeigen? Nun sind eine hochkarätige Gästeliste und namhafte Produzenten noch kein Garant für ein durchschlagendes Hörerlebnis, der Aufmerksamkeit kann sich der gute Lonyen, der von den 16 Stücken lediglich 6 (Intro und Outro mal mitgezählt) im Alleingang bestreitet, jedoch sicher sein. Womit wir bereits beim ersten großen Problem von „Unter die Haut“ angelangt werden. Lonyen verfügt über ein eindringliches Organ, stellt sich nicht dumm an, wenn es ums Reimen geht und dennoch geht er auf seinem Debüt sang und klanglos unter, wenn er neben gestandenen Größen die Nebenrolle antreten muss. Und ist er doch mal alleine unterwegs und kann überzeugen, wie auf „Hoe“, dann wird man das Gefühl nicht los, dass dies vielmehr am Phrequincy-Beat liegt, als an Lonyen selbst.

Damit wir uns nicht falsch verstehen; „Unter die Haut“ steckt voller guter Songs (wenn auch thematisch wenig anspruchsvoll), einige davon sind sogar sehr gut (alleine Megaloh auf „Regen“ zu hören, ist Genuss), doch geht der eigentliche Protagonist immer etwas unter. Wenn Sido auf „Hol die Nadel raus“ von Lonyens Stichkünsten schwärmt, dann ist das beste Promo fürs Tattoostudio, trägt aber kaum dazu bei, dass man Lonyen als Rapper wahrnimmt. Was Lonyen fehlt, ist nicht fehlendes Talent, Arbeitsmoral oder der Wille, wohl aber einfach Mut. Der Mut, es allein zu versuchen, ohne die großen Namen als ‘Versicherung’. Dann beginnt der Hörer in ihm den durchaus annehmbaren Solokünstler zu sehen, der er, davon gehen wir einfach mal aus, auch sein will. Fazit: viele gute Songs, wenig vom Künstler selbst – „Unter die Haut“ bringt Lonyens Namen ins Spiel, dort muss er sich aber spätestens mit seinem nächsten Album beweisen.




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Diese Rezension ist ebenfalls zu finden auf der Online-Präsenz der Backspin.

Doppel-U - U-Quadrat (Review)



Es gibt Rapper, die muss man einfach mögen, ob man ihre Musik nun feiert oder nicht. Doppel-U etwa, ein aus Jena stammendes Multitalent, das sich seit Jahren für Rap-Musik als Kulturgut stark macht und als einer von wenigen das Potential von Rap nicht nur erkennt, sondern auch nutzt. Etwa, wenn er Schülern und Studenten mit Hilfe von Rap anspruchsvolle Dichtkunst von Goethe und Schiller näher bringt und fleißig Workshops gibt. Kurz gesagt; Doppel-U entspricht so gar nicht dem klischeebefleckten Bild eines Rappers, sondern macht vor, wie es auch gehen kann — gebildet, bescheiden, sozial und bodenständig. Nun erschien mit „U-Quadrat“ ein siebzehn Stücke umfassendes Album mit klassisch geschriebenen Texten.

Dabei muss man zunächst einmal die Aufmachung loben. Ein schickes Digipack als Verpackung kommt immer gut an, besonders dann, wenn man mit dem eigentlichen Künstler (noch) nicht so viel anfangen kann. Die Musik selbst ist ebenfalls nicht ohne. Doppel-U scheint sein Handwerk als Rapper durchaus zu verstehen und wirkt im Umgang mit den Worten routinierter als manch anderer, namhafterer Kollege und verfügt darüber hinaus über eine angenehme, helle Stimme, die auch nach längerem Hören nicht unangenehm auffällt oder gar zu nerven beginnt. Zwei dicke Pluspunkte also für den Mann, der es bis ins Guinessbuch der Rekorde geschafft hat, indem er mit über 7.500 Mitmenschen „An die Freude“ von Schiller rappte.

Tatsächlich kann man Stücken wie dem dramatisch untermalten „W!“, dem träumerischen „Engel“ oder dem etwas befremdlich klingenden „Flash ‘n deckend“ einiges abgewinnen. Auch mangelt es Doppel-U nicht an Themen, wenn er etwa die seelenverschlingende Großstadt als „das Monster“ schimpft oder auf „Schicksalsschläge“ von selbigen berichtet. Das alles ist gut gemachte Rapmusik, die unaufdringlich und fast schon handzahm den Hörer erreicht. Und hier beginnt das große Problem vom „U-Quadrat“, das recht überschaubare Tempo, gepaart mit guten, aber wenig herausragenden Stücken. Mit böser Zunge gesprochen: Musik, die — allen textlichen Bemühungen zum Trotz, eher zur entspannten Hintergrundbeschallung dienlich scheint, denn zur abendfüllenden Unterhaltung.

Hier und da versucht Doppel-U aus dem Kreis der besinnlichen Klänge auszubrechen, wenn er etwa für „Eigener Wille“ die rockigere Seite einschlägt. Scheitert dann jedoch an einer verkorksten Hook gepaart mit der Einsicht, dass sich der dichtende Denker auf ruhigerer Schiene schlicht besser macht. Man erkennt; ein Teufelskreis, der sich nur durchbrechen lässt, wenn auf interessantere Beats zurückgegriffen wird, die zumindest für etwas mehr Pepp sorgen dürften, als die hier versammelten, okayen Produktionen.

Unterm Strich kann man „U-Quadrat“ im durchschnittlichen Terrain einordnen. Ein Reinhören tut zwar nicht weh, aber wirklich viel hängen bleibt leider auch nicht. Dafür zeigt sich über die Spielzeit das eigentliche Potential von Doppel-U, der – zwingendere Instrumentals und fähigere Gastbeiträge vorausgesetzt – durchaus das Zeug dazu hat, mit künftigen Veröffentlichungen dann wirklich positiv zu überraschen. Fürs Erste bleibt dies jedoch Wunschdenken und vorliegendes Album eine kurzweilige, harmlose Angelegenheit, die noch Luft nach oben lässt.




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Diese Rezension ist ebenfalls zu finden auf der Online-Präsenz der Backspin

Freitag, 13. April 2012

Upcoming Reviews: Moka Only, PA Sports, BOZ,...

Welche Rezensionen euch in der nächsten Zeit so erwarten:

PA Sports - Vom Glück Zurück



Moka Only & Ayatollah - Bridges



BOZ - Kopfkrieg



Yassir - Wenn der Schmerz spricht

Donnerstag, 12. April 2012

Bizzy Montana - Gift (Review)



Während seiner Zeit bei ersguterjunge stets mehr der Mann im Hintergrund, war Bizzy Montana seit jeher eine, wenn nicht gar die talentierteste Persona im Hause EGJ. Das zeigte der aus Müllheim bei Freiburg kommende Rapper/Produzent nicht nur auf den drei Labelsamplern, sondern auch in der Zusammenarbeit mit Chakuza („Blackout“) und durch seine dreiteilige „Mucke aus der Unterschicht“-Reihe, die ihm einen treuen Hörerkreis bescherten, welche zuletzt vor gut einem Jahr in den Genuss einer Veröffentlichung gekommen war, ein Mixtape namens „Ein Hauch von Gift“. Nun steht das erste waschechte Album an, welches auf den Namen „Gift“ hört, fünfzehn Stücke umfasst, auf Gastfeatures größtenteils verzichtet und ohne die Marke ersguterjunge auskommt. Fragt sich nur, wie gut ihm dieser wichtige Schritt in seiner musikalischen Karriere geglückt ist.

Fakt ist jedenfalls, dass Bizzy nie einer derer war, die man auf ein bestimmtes Metier reduzieren konnte. Knallt er in der ersten Minute noch auf kraftvollen Synthie-Beats allerlei lockere Sprüche und Punchlines heraus, kann er nur wenig später auf klassischen Piano-Instrumentals den Geschichtenerzähler geben, der über den Ernst des Lebens spricht, ohne dabei in Heulsuselei zu verfallen. Fakt ist, nachdem man „Gift“ gehört hat, auch, dass sich an dieser Tatsache bis heute nichts geändert hat und er noch immer etwas Unberechenbares an sich hat, das ihn auszeichnet und für das ihn das Groß seiner Hörer schätzt und liebt. Es scheint gar, als fiele es ihm mit der Zeit immer leichter, zwischen den Welten zu pendeln und je nach Situation mal Backpfeifen und mal Aussagen zu verteilen.

Exemplarisch für die geradlinige, härtere Gangart seien hier „Bozz im Bizz“ und „Die perfekte Welle“ genannt. Auf ersterem Track begeistert er mit einem drückenden Synthie-Brett, das auch Azad gut stehen würde, welches Bizzy gekonnt nutzt für eine beachtliche Flow-Abfahrt. „Die perfekte Welle“ kommt mit einem nicht minder bösen Instrumental daher und auch hier bekommt man die Reime geradezu um die Ohren gehauen, während es kracht und pocht. Handwerklich gibt es hier nichts zu meckern und wer Inhalt sucht, wird diesen zu genüge in anderen Stücken des Albums finden, die sich überwiegend mit alltäglichen Themen beschäftigen, mit denen sich jeder identifizieren kann.

„Stress“ handelt so, der Titel verrät es bereits, von den Beschwerlichkeiten des Alltags, die jeder schon einmal kennen gelernt haben dürfte. „Was du willst“ ist ein Motivationsspender, in dem Herr Montana dazu aufruft, die Ketten zu brechen und einfach mal zu tun, was man tun möchte. „Engel“ ist entgegen erster Vermutung keine Liebesschnülze, sondern eine Hommage an die verstorbenen Helden und „Fliegen Lernen“ äußert Kritik am Status Quo, wirkt in der Hook jedoch etwas unglücklich. Besser macht es da „100.000 Kilometer“ mit Jonesmann, der seine Qualitäte als Sänger wieder einmal für einen Refrain zur Schau stellt und den sehr bildlich textenden Bizzy wohlwollend unterstützt.

„Gift“ ist ein rundes Album geworden, welches in angenehmen Sphären existiert. Textlich wurde die goldene Mitte aus Inhalt und Egospiel getroffen und beattechnisch aus Piano-Beats und Synthie-Sounds ein abwechslungsreicher Klangteppich erschaffen, der stellenweise gar an alte EGJ-Tage erinnert. Stärken werden hervorgehoben, Schwächen werden – sofern überhaupt vorhanden – gekonnt überspielt und die dargebotene Qualität rangiert über die gesamte Spielzeit hinweg auf einem überdurchschnittlichen Niveau. „Gift“ kann sich durchaus sehen und hören lassen und macht Lust auf weitere Veröffentlichung aus dem persönlichen Giftschrank des Bizzy Montana.




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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Baba Saad - Abgelehnt (Review)



2012 ist das Jahr nach EGJ – ähnlich wie der ehemalige Label-Mate Bizzy Montana, ist auch Baba Saad nicht mehr unter dem einstigen Vorzeigelabel und geht seinen eigenen Weg mit dem eigens gegründeten Label Halunkenbande. Kein Jahr später folgte mit „Abgelehnt“ nun Album Nummer Zwei, welches bereits vor geraumer Zeit aufgenommen, zur damaligen Zeit von ersguterjunge jedoch nicht veröffentlicht, abgelehnt, wurde – daher der Albumtitel. Ob diese Entscheidung seinerzeit gerechtfertigt war oder nicht, soll nun die Hörerschaft selbst entscheiden und bekommt zu den 12 Stücken noch vier Bonustracks geliefert, die für zufriedene Ausdrücke in den Gesichtern der Käufer sorgen sollen.

Nun, es erübrigt sich, noch große Worte über einen Künstler zu verlieren, der lange Jahre an der Seite von einem der bekanntesten (und erfolgreichsten) deutschen Rapper verbrachte und in dieser Zeit selbst Erfolge verbuchte, von denen viele ihr Leben lang nur träumen können. Weshalb es sogleich ans musikalische Eingemachte geht, welches von der Grundessenz vieles mit vorherigen Veröffentlichungen gemein hat. Saad ist noch immer der, der er schon immer war. Mit charismatischem Akzent in der ohnehin schon wieder erkennbaren Stimme und einen gut bekömmlichen Mix aus Straßenproletariat und melancholisch erzählenden Stücken, wie das einläutende „BKA“ bestens beweist.

Was im Vergleich zu den ‘großen’ Veröffentlichungen fehlt, sind lediglich die namhaften Feature und die hochwertigen Produktionen. Diese haben zwar auch auf „Abgelehnt“ noch ein durchaus überdurchschnittliches Niveau, schaffen es jedoch nicht, sich über einen längeren Zeitraum in das Gedächtnis der Hörer zu brennen. So gefällt der Straßengottesdienst „Lieber Gott“ oder das etwas zu oberflächlich in die Kritik gehende „Herr Abgeordneter“ durchaus auf Anhieb, aber spätestens am Ende der Spielzeit kann man sich kaum mehr erinnern, was denn vom eben gehörten Album gut war und was nicht. Daran ändern auch das textlich wirklich gute „Das Volk“ nicht viel, wenngleich man diesem das Prädikat ‘Nettes Ding’ anhängen kann.

Für Kopfschütteln sorgt Baba Saad dennoch nur selten. „Bei den Gangsters“ oder „Meine Fans“ sind zwar nicht berauschend, in ihrer Machart zwischenzeitlich vielleicht sogar altbacken bis altmodisch, trüben den ansonsten ordentlichen Eindruck des Albums kaum. Lediglich „Untergrund“ fällt überaus negativ auf und verwirrt mit einem aus komischen Gedudel bestehendem Beat, der in eine zäh ins Ohr gehende Hook übergreift und so zum beispiellosen Negativhighlight der gesamten Spielzeit wird. Hinzu kommt der Umstand, dass thematisch nichts wirklich Zwingendes zur Sprache gebracht wird. Textliche Raffinessen sucht man hier zumindest vergebens.

Interessant wird es dann noch einmal am Ende des Albums, wenn die Bonushäppchen ins Spiel kommen. Dem achtbaren Banger namens „Halunkenparty“ folgt das richtig gut gehende „Mehr als verdient“ mit dem dieser Tage so umtriebigen wie begeisternden MoTrip, der den Song erst auf sein letztliches Niveau anhebt. „Es tut mir Leid“ mit einem unrund wirkenden Refrain von einer gewissen Marcella McCrae kann da nicht ganz mithalten, taugt aber und räumt den Weg für das abschließende Großfeature mit einer vielzahl Bremer Nachwuchskünstler, betitelt nach bavarischen Edelkarosse BMW.

„Abgelehnt“ ist ein mittelprächtiges Album, das über kurz oder lang vergessen werden wird. Schuld daran ist der Mangel an eindeutigen Argumenten. Die Instrumentale sind weitgehend gut, Saad gibt sich spürbar Mühe, um zumindest auf technisch akzeptablem Level zu reimen und trotzdem vermisst man Neuerungen, Entwicklungen, irgendetwas, das in großen Lettern für dieses Album spricht. Einer Erfolgschmiede wie EGJ war dies wohl zu wenig, weshalb die Entscheidung, vorliegendes Album nicht zu veröffentlichen, zumindest nachvollziehbar macht. Freunde von Saad und dessem Stil sollten sich davon jedoch nicht abhalten lassen und es nehmen, wie es ist: mittelprächtig.



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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Dienstag, 3. April 2012

Ruste Juxx - Homicide Niggas (ft. Reek)




Upcoming: Reks - Straight No Chaser



Jetzt, wo der Release seines neuen Albums "Straight No Chaser" immer näher kommt (VÖ ist der 20.04.2012), soll euch einer meiner Lieblingstrack des letzten Albums noch einmal ein klein wenig mehr Vorfreude schenken. "This Or That", auf brillantem Statik Selektah-Beat:



Jetzt "Straight No Chaser" vorbestellen:

Montag, 2. April 2012

Cover-Check: Part 1

Seit jeher finde ich großen Gefallen daran, neben der Musik selbst auch den Rest des Endproduktes zu begutachten. Eine hübsche Verpackung, ein aufwändig gestaltetes Inlay und ein ansprechendes Cover sind Punkte, die nicht einfach zur Nebensache verkommen sollten. Weshalb ich in Zukunft einfach auch mal Cover unter die Lupe nehme. Den Anfang macht:



Ich muss fairerweise gestehen, dass ich dieses Album bis zum heutigen Tag nicht gehört habe. Das Cover finde ich jedoch großartig. Natürlich, der Fokus liegt bei der Zurschaustellung der Oberarm-Muckis. Aber die Idee, einen meiner Lieblings-Filme aus den 80ern als Inspirationsgrundlage zu nehmen, finde ich einfach grandios. Und in meinem Falle zeigt sich; das Cover funktioniert. Die Musik nie gehört, das Cover aber in bester Erinnerung. Viel besser, als diese 0815-Poser-Cover. Daher: Daumen hoch für dieses hier.


Gang Starr - Half & Half (ft. M.O.P.)




Childish Gambino - Camp



Schauspieler wird Rapper – das kennt man bereits und ist als solches nichts grundlegend Neues, man denke nur an einen gewissen Drake, der diesen Schritt recht erfolgreich unternommen hat. Nun folgt Childish Gambino, den man eventuell bereits durch den ein oder anderen Free Release kennen mag und der, ebenfalls als Schauspieler und Autor bekannt geworden, nun sein erstes Studioalbum veröffentlichte, welches auf den Namen „Camp“ hört. Der Name weckt nicht nur Kindheitserinnerungen, sondern auch das Inlay, welches aus reizenden Bildern, voller Natur und kindischer Freude, besteht. Doch so wirklich eine Ahnung hat man vor dem ersten Hören nicht, wohin die Reise gehen könnte. Und dies ändert sich auch nach dem ersten Hörgang nicht wesentlich, so viel sei vorab verraten.

Kommen wir also zu den ersten Eindrücken, die eher den Eindruck erwecken, es mit einer – man entschuldige meine Ausdrucksweise – Billigproduktion zu tun zu haben. Bilder von der Natur schön und gut, aber sonst? Ein paar Zeilen des Dankes, das war es. Keine Credits, keine Songtexte, nicht mal ein Verweis auf eine Internetseite. Und ebenso schlicht auch die Rückseite der CD – das hier die Titel notiert sind, ist auch schon so ziemlich alles. Soll aber alles nicht weiter stören, schließlich zählt die Musik und die klingt zumindest viel versprechender, als man es annehmen mag. Bereits der Opener „Outside“ ist ein unerwartet opulenter Beginn und hat mehr zu bieten, als der 08/15-Song, Chorgesänge und ein wahrhaft großer Refrain (Hook wäre an dieser Stelle wohl untertrieben).

Es folgen Stücke, die so unterschiedlich wie gut sind. Mal auf pumpendem Beat mit rockigem Verschnitt und einem Childish Gambino auf Höchstform (die erste Single „Bonfire“), im nächsten Moment bereits verträumt in Gedanken („All The Shine“), nur um wenig später mit „Heartbeat“ ein Ding raus zu hauen, das singletauglicher wohl nicht sein könnte dank allerlei Elektroelemente – ob Letzteres nun positiv oder negativ zu bewerten ist, muss hierbei wohl jeder für sich selbst entscheiden. Schön auch, wenn wunderbare Streicherklänge „LES“ einleiten und auf „Hold You Down“ nicht nur das Piano ausgepackt wird, sondern auch ein Hauch Bruno Mars. Kurzum ist auf „Camp“ jede Menge los, so wie man es eben einst vom Sommerzeltlager her nicht anders kennt.

Kommen wir noch einmal auf dieses Schauspieler wird Rapper-Ding zurück. Gambino erklärte einst, er habe lange vor seinem Schaffen als Schauspieler/Autor mit der Musik begonnen und diese Leidenschaft stets nebenbei fortgeführt. Klingt natürlich nach Einheitsbrei, wie man ihn so oft hört (wie oft hört man denn schon mal ein ehrliches „Ich hatte nie Bock Musik zu machen, jetzt aber dann doch mal“?), ist in diesem Falle aber wohl wahr. Denn wie sonst ist es zu erklären, dass der gute Kerl auf „Sunrise“ eine Performance abliefert, die an die Qualitäten eines B.o.B. Erinnert und im Refrain – wie schon zu Beginn des Albums - erneut ungeahnte Energien freiwerden lässt. Hier ist spürbar deutlich, das da jemand weiß, was er tut und vor allem wie er dies tut.

Einzig negativer Aspekt dieser ganzen Sache ist dann eigentlich einzig der Umstand, dass bei all den vielen Eindrücken, die uns Childish Gambino vermitteln will, der Hörer über kurz oder lang überfordert wird. Wer nur selten einen Ausflug in Rapgefilde macht, dem wird dies nicht weiter stören. Wer sich jedoch öfters mit Rap beschäftigt, der bemängelt die fehlende, klar erkennbare Linie. Dreizehn Stücke (auf der Limited Edition gar 17) und dennoch hat man am Ende keine rechte Ahnung, wohin man „Camp“ stecken soll. Wenn es dem Künstler hier noch gelingt, mit seinen folgenden Werken eine etwas klarer Richtung einzuschlagen oder sich zumindest eine Nische zu schlagen, dann darf man sich jedoch auf noch so manch unterhaltsamen Momente mit dem Multitalent freuen. Vielseitig, vielschichtig, aber noch nicht vollends ausgereift. Hat Potential.