Montag, 2. April 2012

Childish Gambino - Camp



Schauspieler wird Rapper – das kennt man bereits und ist als solches nichts grundlegend Neues, man denke nur an einen gewissen Drake, der diesen Schritt recht erfolgreich unternommen hat. Nun folgt Childish Gambino, den man eventuell bereits durch den ein oder anderen Free Release kennen mag und der, ebenfalls als Schauspieler und Autor bekannt geworden, nun sein erstes Studioalbum veröffentlichte, welches auf den Namen „Camp“ hört. Der Name weckt nicht nur Kindheitserinnerungen, sondern auch das Inlay, welches aus reizenden Bildern, voller Natur und kindischer Freude, besteht. Doch so wirklich eine Ahnung hat man vor dem ersten Hören nicht, wohin die Reise gehen könnte. Und dies ändert sich auch nach dem ersten Hörgang nicht wesentlich, so viel sei vorab verraten.

Kommen wir also zu den ersten Eindrücken, die eher den Eindruck erwecken, es mit einer – man entschuldige meine Ausdrucksweise – Billigproduktion zu tun zu haben. Bilder von der Natur schön und gut, aber sonst? Ein paar Zeilen des Dankes, das war es. Keine Credits, keine Songtexte, nicht mal ein Verweis auf eine Internetseite. Und ebenso schlicht auch die Rückseite der CD – das hier die Titel notiert sind, ist auch schon so ziemlich alles. Soll aber alles nicht weiter stören, schließlich zählt die Musik und die klingt zumindest viel versprechender, als man es annehmen mag. Bereits der Opener „Outside“ ist ein unerwartet opulenter Beginn und hat mehr zu bieten, als der 08/15-Song, Chorgesänge und ein wahrhaft großer Refrain (Hook wäre an dieser Stelle wohl untertrieben).

Es folgen Stücke, die so unterschiedlich wie gut sind. Mal auf pumpendem Beat mit rockigem Verschnitt und einem Childish Gambino auf Höchstform (die erste Single „Bonfire“), im nächsten Moment bereits verträumt in Gedanken („All The Shine“), nur um wenig später mit „Heartbeat“ ein Ding raus zu hauen, das singletauglicher wohl nicht sein könnte dank allerlei Elektroelemente – ob Letzteres nun positiv oder negativ zu bewerten ist, muss hierbei wohl jeder für sich selbst entscheiden. Schön auch, wenn wunderbare Streicherklänge „LES“ einleiten und auf „Hold You Down“ nicht nur das Piano ausgepackt wird, sondern auch ein Hauch Bruno Mars. Kurzum ist auf „Camp“ jede Menge los, so wie man es eben einst vom Sommerzeltlager her nicht anders kennt.

Kommen wir noch einmal auf dieses Schauspieler wird Rapper-Ding zurück. Gambino erklärte einst, er habe lange vor seinem Schaffen als Schauspieler/Autor mit der Musik begonnen und diese Leidenschaft stets nebenbei fortgeführt. Klingt natürlich nach Einheitsbrei, wie man ihn so oft hört (wie oft hört man denn schon mal ein ehrliches „Ich hatte nie Bock Musik zu machen, jetzt aber dann doch mal“?), ist in diesem Falle aber wohl wahr. Denn wie sonst ist es zu erklären, dass der gute Kerl auf „Sunrise“ eine Performance abliefert, die an die Qualitäten eines B.o.B. Erinnert und im Refrain – wie schon zu Beginn des Albums - erneut ungeahnte Energien freiwerden lässt. Hier ist spürbar deutlich, das da jemand weiß, was er tut und vor allem wie er dies tut.

Einzig negativer Aspekt dieser ganzen Sache ist dann eigentlich einzig der Umstand, dass bei all den vielen Eindrücken, die uns Childish Gambino vermitteln will, der Hörer über kurz oder lang überfordert wird. Wer nur selten einen Ausflug in Rapgefilde macht, dem wird dies nicht weiter stören. Wer sich jedoch öfters mit Rap beschäftigt, der bemängelt die fehlende, klar erkennbare Linie. Dreizehn Stücke (auf der Limited Edition gar 17) und dennoch hat man am Ende keine rechte Ahnung, wohin man „Camp“ stecken soll. Wenn es dem Künstler hier noch gelingt, mit seinen folgenden Werken eine etwas klarer Richtung einzuschlagen oder sich zumindest eine Nische zu schlagen, dann darf man sich jedoch auf noch so manch unterhaltsamen Momente mit dem Multitalent freuen. Vielseitig, vielschichtig, aber noch nicht vollends ausgereift. Hat Potential.


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