Es gibt Tage, da weiß man nicht wohin
mit seiner Zeit. Rezensionsexemplare bleiben aus und man macht sich
geradezu Sorgen darum, wie man seine Leser bei der Stange halten
kann. Und dann gibt es Zeiten, da weiß man nicht recht wohin mit all
der Musik, die auf eine Besprechung wartet. So auch derzeit, weshalb
ich mir einmal die Freiheit herausnehme und zwei Kurzreviews
präsentiere:
Moka Only kennt man. Als einen der wohl
bekanntesten kanadischen Rapper, der als Teil der Swollen Members
Karriere machte und seit geraumer Zeit ein beeindruckendes Pensum an
Arbeitswillen an den Tag legt und Soloalben im gefühlten Monatstakt
raushaut. Dieses Mal hat er sich mit dem amerikanischen Produzenten
Ayatollah zusammen getan, der schon so manch krachenden Beat für
Größen wie Mos Def oder Talib Kweli anfertigte und nun seine teils
düsteren Beats an Moka Only weitergibt, der diese aus der Sicht
seines Alter Egos Ron Contour berappt, was sich als durchweg
unterhaltsame Angelegenheit erweist.
Ein straighter Banger a la „Fishgills“,
das von einem wahrlich erhabenen Instrumental getragene „For The
Country“, der entspannte Titeltrack oder die tolle Samplekunst auf
„Everything“ sind wunderbare Stücke. Moka wirkt zwar
stellenweise, etwas übertrieben formuliert, ersetzbar und auch
Ayatollah verpasst es, hier und da seinen Produktionen mehr Vielfalt
zu verleihen. Aufgrund der Tatsache, dass kaum ein Track über drei
Minuten geht, lässt sich das aber verschmerzen. Kein Must-Have, aber
für Liebhaber von Ayatollahs Art of Producing definitiv eine schöne
Sache.
Ich kann mich noch gut an „Paragraph
31“ erinnern, ein überraschend gutes Album von einem technisch
doch sehr eingeschränkten Menschen, der in seinem Leben das erlebt
hat, worüber viele seiner Kollegen nur rappen, den Knast aus
nächster Nähe. Wie schon bei seinem Vorgängerwerk ist auch
vorliegendes Album mit seinen 14 Stücken kein bedeutendes Werk in
der Gesichte deutschen Rapgutes.
Yassir rappt wacker und bemüht sich
über die gesamte Spieldauer, den Hörer an seinen Geschichten
teilhaben zu lassen, was dank seiner stimmlichen Präsenz auch gut
funktioniert. Auch die Instrumentale wirken rund, wenngleich sie
einen nicht aus dem Hocker hauen. Stellenweise findet man sogar
kleine Überraschungen wieder, wenn Yassir etwa über Liebe spricht
(„Edel und rein“) oder mit „Hier im Dschungel“ sein Feature
Hiltrop toll in der Hook unterbringt, während „Was ist Knast“
authentischer wirkt, als alles, was man von Konsorten und Kollegen so
kennt. Der Grundton des Albums ist gewohnt melancholisch gehalten,
denn hier fühlt sich Yassir wohl. Im Vergleich zum Vorgängeralbum
vielleicht etwas schwächer, aber wer auf ordentliche Texte Lust hat
und bereit ist, dafür Abstriche hinsichtlich Technik zu machen, kann
hier durchaus glücklich werden.
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