Aggro Berlin liegt lange hinter uns und nicht wenige sahen im Untergang des Labels auch das Ende der betroffenen Künstler. Fler konterte derlei Aussagen schnell mit jede Menge Veröffentlichungen und haut seither Langspieler im Jahresrhythmus raus. Fans freut diese vorbildliche Arbeitsmoral, während unparteiische Gelegenheitshörer nach Aussage und Notwendigkeit neuer Werke fragen. Solche Diskussionen werden auch mit „Blaus Blut“ erneut aufkommen, denn auf 16 bzw. 20 Stücke auf der Blue-Magic-Edition gibt es strenggenommen nichts, was es so nicht schon einmal gab. Nicht selten sogar ein gutes Stück besser. Kann man den Stücken „Produkt der Umgebung“ und „Meine Farbe“ noch ein klein wenig abgewinnen und diese als halbwegs brauchbar betiteln, scheint dies beim Großteil des Rests schlicht nicht möglich. Inhaltlich festgefahrenen im tiefsten Straßenrap-Szenario um Ghetto, Geld und überlebensgroße Egos, gibt es einfallslose Reime auf Synthie-Beats, die allenfalls Mittelmäßigkeit zum Ausdruck bringen.
Das wesentlich schwerwiegendere Problem von „Blaues Blut“ ist jedoch die Art und Weise, wie Fler seine Texte zum Besten gibt. Technisch nie einer der Besten gewesen, präsentiert er sich erschreckend ausdruckslos und vermittelt den Eindruck, auf allen Stücken stets dasselbe zu sagen. Untermauert wird dies durch Gast-Spitter Animus, der beim selben Themenspektrum immerhin einen Hauch von Wortwitz miteinbringt. So gibt man sich mit einfacher Kost wie einem knallenden Beat auf „Mut Zur Hässlichkeit“, das in Richtung JBGler geht, bereits zufrieden und attestiert dem Album einen insgesamt sehr belanglosen Charakter, der allenfalls treuen Anhängern ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Der übrige Rest hat sich sattgehört und sieht in „Blaues Blut“ denn künstlerischen Stillstand Flers.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen